Sonntag, 31. Juli 2016

Traumdeutung: Alpträume und Spinnen am Morgen










Letzte Nacht, nachdem du zuerst ewig lang nicht einschlafen konntest, hattest du diesen komischen Alptraum. Du bist irgendwann nachts oder am frühen Morgen (du warst erst um drei im Bett) aufgewacht, oder auch nicht, und hast gesehen, dass der Rucksack, den du am Fuß des Bettes abgestellt hattest, plötzlich nach oben bewegte, so als wäre er lebendig. Der kam plötzlich zu dir, dessen Kopf keine 30 Zentimeter entfernt lag. Dein Arm – du schläfst immer auf der Seite und quetschst mit deinem Kopf deinen nach vorne gestreckten Arm ein – lag sogar mit der Hand auf dem Rucksack, berührte diesen

…während er sich bewegte…

…während er anfing, sich zu bewegen…

Du hast aber nichts gesehen, keinen Kopf darunter oder so was. Aber irgendwie hattest du im Dunkeln das Gefühl, dass da ein Kopf drunter war, unter dem Rucksack, der nach oben zu kommen schien, sich nach oben zu schiebenschien…

Aber trotzdem, obwohl der Rucksack sich in deinem Traum (oder in der Realität) definitiv bewegte, nahmst du deine Hand nicht weg, nicht runter vom Rucksack. Keine Ahnung warum, aber du hast sie einfach auf dem Rucksack gelassen, obwohl du vorher vor Angst hochgeschreckt warst.

 Und irgendwann bin ich dann wieder eingeschlafen...

Als sich der Rucksack nicht mehr bewegte...

 

Das ist schon komisch


Am Morgen danach läuft im Fernsehen (Auf „Weltuntergangs-TV“, also N24!) eine Reportage über Spinnen, tödliche Spinnen. Und Ameisen, die  Gemeinschaftstiere sind, gemeinschaftlich jagen gehen. Und die Spinne kann ihnen nicht entkommen. Oder doch: Nur dadurch, dass sie sich tot stellt. Dass sie scheinbar leblos, komplett regungslos liegenbleibt, während die Ameisen über sie drüberklettern und irgendwann die Lust verlieren und denken, dass sie nur ein Stein, eine Pflanze oder was auch immer sei…





Nächster Traum: Fotos
Vorheriger Traum: Traumdeutung (Folge 2398)










Nächtlicher Horror









Nachts um kurz vor zwei kommt er nach Hause. Als er vor seinem Haus ankommt, merkt er, dass das Tor zum kleinen Hof auf ist. Und das nachts. Nur einen Spalt, einen dunklen Spalt breit, aber…

…das ist schon komisch. Heute ist María wieder in Deutschland und schon ist nachts das Tor einen Spaltbreit auf…

Ob sie hier war…

…hier ist…

Oder hat er heute Nachmittag, beim Gehen, vergessen, das Tor richtig zu schließen. Das klemmt manchmal bei Hitze, dann geht es nicht richtig zu, Kann ja sein, dass es heute Nachmittag tatsächlich geklemmt hat und nicht richtig zuging und dann heute Abend, als es kühler wurde, aufgegangen ist…

Wer weiß…

Trotzdem: Das hat er eigentlich noch nie gehabt, dass das Tor abends einen Spaltbreit aufstand. Wenn er so drüber nachdenkt. Selbst bei der größten Hitze nicht…

Er tritt in den Innenhof. Alles ist dunkel. Wie immer. Der Kleiderständer, der unter dem kleinen Unterstand im hinteren Teil des Hofs steht, hängt auch noch voller Klamotten. Der Klamotten, die er schon vor etlichen Tagen gewaschen hat. Es scheint alles wie immer zu sein…

Er stellt seine Sachen (seinen Rucksack, die Stofftasche mit dem Hobbit und die Computertasche) vor der Haustür ab, aber schließt nicht direkt auf. Stattdessen geht er zum Briefkasten, um zu gucken, ob er Post hat. Keine Ahnung, warum er das macht. Er hat selber keine Ahnung. In letzter Zeit waren da immer nur Briefbomben drinnen. In Form von Formularen, Scheiße von der Krankenkasse, Scheidungspapieren, netten Briefchen der Finanzvergewaltigung, etc. Oder gähnende, nicht gerade beruhigende Leere…denn die nächste Briefbombe kommt bestimmt! Vielleicht ist es sein Sadomasochismus, der ihn im Dunkeln noch mal zum Briefkasten am Tor gehen lässt. Das jetzt ganz sicher zu ist – er hat es mit einem Knall einrasten lassen. Er will  ja nicht, dass hier nachts noch Leute reinkommen… Und seine saubere Unterwäsche klauen. Vielleicht ist es ja gar nicht so sehr sein Masochismus, der ihn noch mal nachts zum Briefkasten gehen, fast schleichen lässt. Sondern das, was Psychologen „Vermeidung“ nennen. Auf Deutsch gesagt: Er geht zum Briefkasten, um noch nicht reingehen zu müssen. Wo vielleicht María auf ihn wartet. Ja, bestimmt, die ist direkt vom Flughafen hier hingekommen, um heute in ihrem Zimmer zu übernachten. Und nicht bei ihrer Mutter in der WG – wo sie natürlich auch ein eigenes Zimmer hat. Klar, klingt absolut logisch. Aber vielleicht brauchte sie ja ein paar ihrer Klamotten…(die du aus Frackigkeit vor ihrem Abflug extra nicht mehr gewaschen hast)…und ist gleich hiergeblieben…(obwohl du ihr gar keinen Schlüssel zu ihrem Zimmer auf der anderen Seite des Flurs, hinter der Küche, dagelassen hast?! Du öffnest die Klappe des Briefkastens. Das metallische und in der Stille der Nacht doch ziemlich laute Geräusch lässt dich aufschrecken. Aber im Briefkasten ist nichts. Nur gähnende Leere. Aber auch keine Briefbombe. Und keine Werbung. Komisch, sonst kommen doch samstags immer diese komischen Postwurfsendungen. Diese Scheiße, die keine Sau braucht und die wahrscheinlich nur nicht als Werbung durchgeht, weil sie eingeschweißt ist und eine 5-blättrige Fernsehzeitung beinhaltet. Also machst du die Klappe wieder zu – ein bisschen lauter als nötig. Wie das Tor eben. Wie hat T.S. Eliot das einst gesagt: Die Welt endet nicht mit einem Knall, sondern mit einem Wimmern… Du gehst also wieder zur Tür zurück…solange das Licht, das du schon von draußen angemacht hast und das sich über der Eingangstür befindet, noch an ist. Wenn das ausgeht und du plötzlich im Dunkeln stehst, dann wird dir immer ganz anders zumute. Also schnell rein! Du schließt die Tür auf und betrittst den kleinen Flur. Auch hier ist alles wie immer. Wie du es heute Nachmittag hinterlassen hast. Keine Schuhe außer denen, die auch schon heue Nachmittag da waren, keine Spuren eines Eindringlings… Links die Schiebetür zur Küche und zu Marías Zimmer und rechts die Tür zu deinem Schlaf- und Wohnzimmer und zum Badezimmer. Dazwischen, halb links, die Tür zum Keller, die auch verschlossen ist. Die ist zwar relativ unscheinbar und neueren Datums, wirkt aber immer ein bisschen unheimlich, besonders, wenn du abends nach Hause kommst. Die führt zu dieser Luke, die in den Keller führt. Zu diesem kleinen, dunklen Raum unter der Treppe. Wo dich nachts keine zehn Pferde reinbringen würden…du beobachtest die Tür aus dem Augenwinkel. Da, wo du letztens diese komische Trainingshose gefunden hast. Vom FC Valencia. Komisch. Die hing da im Dunkeln. Leblos. Wie zwei Beine… Darunter waren diese komischen Stiefel. Wie Arbeiterstiefel, aber kleiner. Die müssen zu einem ziemlich kleinen Mann gehören. Wie Rafael. Du hast die Hose genommen, sie María gezeigt, aber die hat nur genervt gesagt: Häng die doch wieder hin. Vielleicht war die ja von dem Arbeiter, der oben die Wohnung wieder hergerichtet hat. Da wo früher die Schwarzen gewohnt haben. Diese Frau mit ihrem Bruder. Die aber schon lang ausgezogen sind. Seit Weihnachten ungefähr. Seitdem ist da keiner mehr eingezogen. Komisch. Obwohl der Vermieter schon öfter da war, um zu streichen und alles Mögliche da oben zu machen. Der Vermieter der aussieht wie ein Totengräber mit Detektivmütze. So einer von Kangol. Die trägt er immer. In der Mitte wohnt auch keiner. Da wohnt zwar offiziell jemand, aber die Frau kriegt immer nur Post und kommt nie hierhin. Er legt dann die Post in den Flur, auf das kleine Schränkchen und die oder ihr Typ kommt die abholen. In letzter Zeit war aber keiner mehr da, die Briefe von den ganzen Inkasso-Büros und Ämtern abholen. Also bist du ganz alleine. Ganz allein. Wirklich? Manchmal hast du das Gefühl, das du es nicht bist. Dieses komische Gefühl, dass da jemand ist, noch jemand, hinter einer dieser Türen. Jemand von dem du nichts weißt. Dass du beobachtet wirst. Du blickst auf den dunklen Aufgang, wo die Treppe nach oben führt, aber nicht lange… Stellst deine Sachen ab und schließt die Küchentür auf. Öffnest sie. Die Holztür mit Glaseinsatz, die zu Marías Zimmer führt, ist zu. Dahinter ist alles dunkel. Ist aber auch klar, das warst du selbst, heute Nachmittag, als du gegangen bist, hast du die zugemacht. Du gehst zu ihr und machst sie auf. Und wenn jetzt María wirklich da ist, dann weckst du sie auf, mitten in der Nacht, noch müde von der Reise. Egal. Du öffnest die Tür.

Es ist niemand da. Wie du schon gedacht hast. War ja klar. Was machst du dir eigentlich für Illusionen?! Was hast du dir eigentlich für Illusionen gemacht?! In deiner blühenden Fantasie. Dunkle Triebe werfende Fantasie. Dir fällt dieser Satz ein. Aus The Revenant, dem Rückkehrer, der vor kurzem mit Leonardo DiCaprio verfilmt wurde. Wo der Rückkehrer nach langer, beschwerlicher Reise an diesem Fort in der Wildnis Amerikas ankommt, nur um festzustellen, dass das Fort keiner mehr da ist. Dass die zwei Männer, an denen er Rache nehmen will, weil sie ihn einfach so in der Wildnis zurückgelassen haben, nicht mehr da sind. Und er zu sich selbst sagt: You’re chasing a mirage. Du jagst einem Hirngespinst hinterher. Du bist wie der Revenant, der Rückkehrer. Nur du willst nicht Rache, sondern Liebe. Du kommst da an, an dem verlassen Fort mitten in der Wildnis, auf der Suche nach Liebe und stellst fest, dass du die ganze Zeit einer Illusion aufgesessen, hinterhergejagt bist und dass die Liebe, die du suchtest gar nicht (mehr) existiert. Während der Rückkehrer merkt, dass die Rache, die er suchte, nicht mehr real ist. Vielleicht solltet ihr tauschen: Du solltest die Suche nach Liebe aufgeben und endlich Rache nehmen und er sollte den Wunsch nach Rache an den Nagel hängen und nach Liebe, Zuneigung suchen. Vielleicht…Aber vielleicht ist das auch viel zu einfach. Es gibt keine einfachen Antworten in diesem Leben. Und dann wiederum denkt er manchmal: Es gibt nur einfache Antworten in diesem Leben. Alles, was kompliziert ist, ist es nicht wert, dass ihm hinterherrennt. María ist auf jeden Fall nicht da, wie er feststellen muss, als er die Tür zum Wohn-/Schlafzimmer öffnet. Warum sollte sie auch? Du jagst einer Illusion hinterher. Sie kommt erst Montag. Obwohl du gesagt hast, dass, wenn sie schon zwei Wochen mit ihrer Mutter im Urlaub ist, sie wenigsten die ganze darauffolgende Woche bei dir verbringen kann.

„Ok…“, hat sie wenig überzeugend und leicht genervt gesagt. Okay…

Du steckst den Stecker für den Fernseher in die Steckdose und er geht an. Auf „Weltuntergangs-TV“, wie du N-24 immer nennst.  Denn wenn wir dem was da läuft Glauben schenken würde, dann gäb es die Menschheit schon lange nicht mehr. Dann wären wir entweder von einem Asteroiden getroffen worden, durch eine  Insektenplage oder Naturkatastrophe vernichtet worden oder durch die biblische Vorsehung und die Sieben Siegel dem Untergang geweiht worden. Darauf hast du jetzt wirklich keinen Bock. Denn deine kleine, persönliche ist schon lange untergegangen. Und zwar genau an dem Tag, an dem sie dich verlassen hat, um genau zu sein. Und jetzt, das sind nur noch die Nachbeben. Dass María dich nicht angerufen hat, obwohl sie bestimmt schon zurück ist. Dass sie dir nur ein paar knappe, nichtssagende Mails aus dem Urlaub mit ihrer Mutter geschickt hat (was du ja auch nicht anders wolltest, weil was willst du schon hören, wie schön es im Urlaub ohne dich ist, nur um dich noch mehr zu quälen). Dass keine Sau sich dafür zu interessieren scheint, wie beschissen es dir geht.

Du schaltest aufs Erste, aber da läuft nur Scheiß. Irgendein Militärfilm. Ein alter noch dazu, Schrott. Und auf dem Zweiten läuft Columbo. Ach, du Scheiße. Den musst du dir jetzt echt nicht antun, dass der kein Deutscher ist, so langweilig und korrekt er immer rüberkommt, das wundert dich schon lange. Aber vielleicht läuft er genau deswegen immer noch in diesem Land. Zwar im Nachprogramm, aber… Aber auf die Privaten traust du dich erst gar nicht, um die Uhrzeit. Da läuft eh nur Scheiß. Karatefilmchen. Action-Scheiße. Dafür bist du zu alt. Und außerdem geht die Batterie der Fernbedienung nicht mehr richtig. Dann kannst du nachher nicht mehr umschalten. Und musst wieder aufstehen, aus dem Bett. Das ist auch Scheiße. Also der komische Film auf dem Ersten. Dieser Scheiß, der von einem versunkenen U-Boot handelt, dessen Besatzung gerettet werden soll, werden muss…

…wie passend, ey…

Anstatt endgültig den Geist aufzugeben, versuchen die die zu retten, tun alles…

…und am Ende…

…keine Ahnung, was am Ende passiert, denn davor schläfst du schon ein. Nachdem du dich wie immer eine halbe Stunde im Bett hin und her gewälzt hast, dich auf den Rücken gelegt hast, dich bis auf die Unterhose ausgezogen hast, gefühlte zehn Mal wieder aufgestanden und dich wieder hingelegt hast und dir die Eier gekrault hast – was auch nichts gebracht hat…

Genau wie das Kratzen an deinem Penis, an der Eichel deines Penis, an dieser einen Stelle, die schon immer nicht so ganz toll war, wo sich schon immer die Haut ein bisschen abgelöst hat…und du nie der Versuchung wiederstehen konntest, sie abzuziehen, bevor sie wahrscheinlich sowieso von sich aus abgefallen wäre, oder an dieser Stelle genau zwischen Eichel und Schaft, die beim Mann sowieso zu den empfindlichsten, erregbarsten am ganzen Körper gehört, gekratzt und geschabt hast, bis du Blut gesehen hast – vorher konntest du fast nie aufhören. Ritzen mit erotischem Nebeneffekt für Arme. So könnte man das vielleicht psychologisch nennen. Das ist aber auch geil, an dieser Stelle, wo dieses Bändchen ist, sie wissen schon. Einen Moment lang versuchst dir sogar, dir einen runterzuholen, um endlich einschlafen zu können, aber das geht auch nicht, das bringt auch nichts, egal an wen du denkst, es klappt nicht, du bist einfach zu müde, zu geschafft… Du stellst dir zwar ein halbwegs williges, halbwegs junges Opfer (haha) vor, aber das turnt dich irgendwie auch nicht an…

…wie sie aus der Dusche kommt, sich mit dem nassen Handtuch auf die Kante des Bettes setzt, in dem du liegst, ihre nassen, roten Haare auf ihrem Rücken, ihre frisch rasierte Muschi unter dem Handtuch…

Scheiße…er will einfach nicht stehen…hat keinen Bock mehr…


Und schon bald kommt das einzige Kribbeln von deinen Beinen, an denen du immer rumkratzt, weil du denkst, dass ein Insekt über sie drüberläuft. Kann ja auch sein, obwohl du gestern geputzt hast. Hier oben in der Nähe des Waldes ist das immer eine Möglichkeit. Wenn du auch den ganzen Tag das Fenster auf Kipp hast… Eine Fliege ist definitiv drinnen…hier irgendwo. Das weißt du ganz genau. Eine fette, glänzende Fliege…

Und das Ausziehen bringt auf Dauer auch nichts. Denn schon bald musst du Nießen, weil es zu kalt wird. Das ist eben die Scheiße an Deutschland. Hier kann man noch nicht mal im Sommer nackt schlafen, weil man dann morgens mit einer Erkältung aufwacht. Aber mit Klamotten geht auch nicht, weil das zu heiß ist…

Es bringt alles nichts.

Du jagst einer Illusion hinterher. Wie man es dreht und wendet

Du kratzt einer Illusion hinterher

Holst dir nur einen blutigen Penis


Und dann nachts – als du endlich eingeschlafen bist – hast du sogar noch einen Alptraum








Samstag, 30. Juli 2016

Weltmeister im Leiden










Er guckt diese spanische Serie, El ministerio del tiempo, oder auf Deutsch das „Ministerium der Zeit“. Da wo die in der Zeit rumreisen, um berühmte Persönlichkeiten der spanischen Geschichte zu retten. Don Quijote, Picasso, Dalí, Lorca, den Cid. Und in einer Folge sagt der Leiter des Ministeriums zu einem seiner Mitarbeiter, der noch immer schwer am Tod seiner Frau in einem Verkehrsunfall zu knabbern hat: „Du glaubst von dir selbst, du bist der campeón del sufrimiento, der Weltmeister des Leidens, der Weltmeister des Leides...im Leiden.

Und irgendwie ist dieser Satz hängengeblieben. Irgendwie. Kommt immer wieder hoch. Und wenn ein Satz hängen bleibt, dann ist er wichtig. Nicht nur, weil du immer noch das Ministerium der Zeit guckst. Und wenn etwas immer wieder hochkommt…dann will es raus.

Das ist so wie das, was Stephen King über das Schreiben und die Ideen für neue Geschichten gesagt hat. Er schreibt sich nie etwas auf. Selbst wenn er eine grandiose Idee hat… Erst, wenn eine Geschichte sich ihm aufdrängt, wenn er immer wieder daran denken muss, wenn sie eben „hängen bleibt", dann ist sie wichtig genug, von ihm niedergeschrieben zu werden.

Und bei dir ist das dieses Gespräch aus der Serie. Dieser Satz: „Miguel…du denkst, du bist der Weltmeister im Leiden."

Du bist auch so ein kleiner Weltmeister im Leiden. Denkst, du wärst der Einzige, der Probleme hat. Der Einzige auf dieser Welt. Der Einzige, der ein Opfer ist. Der Einzige, der Post after Post darüber schreibt, wie sehr ihn das Verlassenwerden, der Verrat seiner Ex verletzt hat. Der Einzige, der allein ist, der einsam ist, der niemanden hat, dessen Leben Scheiße ist…

Aber das bist du nicht, genau wie der Typ aus der Serie das nicht ist – obwohl er es glaubt. Du bist eigentlich gar nicht allein. So toll bist du auch nicht. Dass du der Einzige wärst. So besonders. Denn es gibt ganz viele Weltmeister im Leiden. Alle auf Platz eins. Alle ganz oben auf dem Treppchen. Alle haben eine Goldmedaille, einen Pokal, eine Urkunde…

Und alle sitzen alleine im stillen Kämmerlein.

Und genau da liegt das Problem: Wir leiden alle allein. Wir sitzen alle im stillen Kämmerlein und leiden alleine vor uns hin. Schreiben uns unsere Sorgen vielleicht sogar auf. Führen ein Leidens-Tagebuch, ein Sorgenbuch, ein Angstbuch. Oder machen uns die ganze Zeit Gedanken. Tagein, tagaus. Denken immer wieder über alles nach. Über alles und jeden. Jede Kleinigkeit. Jedes Detail löst in uns wahre Gedankenströme aus, Gedankenfluten, die wir nicht lösen können – alleine. Und genau deswegen, weil wir es doch versuchen (obwohl wir wissen, dass wir es nicht können), kommen die Gedanken immer wieder hoch. Wir sind sozusagen psychische Wiederkäuer, jeder für sich alleine. Weil wir uns schämen, für das, was wir sind, was wir geworden sind, was wir falsch gemacht haben, einfach für alles. So sind wir. Wir campeones… campeones…! Wir trauen uns nicht, uns zu verbinden, zu anderen Leidenden, anderen Weltmeistern in Kontakt zu treten, Networking zu betreiben, wie man das Auf Neudeutsch so schön nennt.

Wir sitzen lieber alleine im stillen Kämmerlein und leiden vor uns hin. Weil man uns schon von klein auf darauf abgerichtet hat, genau das zu tun. Wir erzählen unsere Probleme niemandem. Weil wir niemanden haben (und sagen Sie nicht, man hat  immer jemanden, denn das stimmt nicht…immer). Er zum Beispiel hat niemanden und er ist bestimmt nicht der Einzige auf dieser Welt. Er ist bestimmt nicht der (einzige) Weltmeister im Leiden. Bestimmt ist er nur Durchschnitt. Kreisklasse. Regionalliga.

Nur Leute, die leiden, die reden nicht einfach so über ihr Leid, die binden das nicht jedem gleich auf die Nase, die tun so als ob, die halten die Fassade aufrecht, die schweigen lieber. Oder sie blitzen immer wieder ab, weil ihnen eh nicht zugehört wird. Weil sie unangenehm sind, aufdringlich, nicht „normal“, penetrant, nervig, zu intensiv, anstrengend, zu sensibel und weil sie einen wütend machen. Weil die Leute das nicht hören wollen. Fick die Leute! Die Leute wollen nicht hören, was sie zu sehr an ihren eigenen Leidensweg erinnert, an ihr eigenes Scheitern. Sie wollen „schöne“ Geschichten hören. „Nette“ Geschichten, am besten mit Happy End! Sie wollen den Scheiß nicht hören, das Leiden anderer Weltmeister im Leiden. Das ist so, wie das, was dein Vater dir im Krankenhaus gesagt hat, damals. Der doppelte Bypass hält ihn doch nicht davon ab, dich noch runterzumachen. Oder?! Ihn doch nicht! Auf dem Sterbebett würde er wahrscheinlich noch sagen: „Sohn, du bist nichts. Du hast niemanden. Deine Frau ist weggelaufen…und um ehrlich zu sein: Ich kann sie verstehen! Selbst deine Tochter besucht dich fast nicht mehr.“ Auf jeden Fall, damals im Krankenhaus, da sagte er wortwörtlich, mit diesem abfälligen Tonfall, den du nur allzu gut aus deiner Kindheit und Jugend kanntest: „Das will doch keiner lesen, was du schreibst. Die Leute wollen „schöne“ Geschichten. Und nicht das.“ Ein Mann, der in seinem Leben keine fünf Bücher gelesen hatte, sagte dir was gute Literatur ist. Der du tausende von Seiten auf Englisch und Spanisch gelesen hast! Sagte dir, was die Leute wollen. Als ob du ein kleines Kind wärst. Als ob du nicht Literatur studiert hättest. Und das Beste ist: Du hast es dir zu Herzen genommen. Wie so viel, was du dir nicht hättest zu Herzen nehmen sollen. Es aber getan hast. Es runtergeschluckt hast, wie eine Prostituierte Sperma, obwohl du nicht wolltest, obwohl du es hättest eigentlich besser wissen sollen…müssen.

Aber so sind wir. Wir Leider. Wir sind Masochisten. Nicht im sexuellen Sinne, wie sein Kollege, Herr Baden, das einmal hervorgehoben hat, nachdem er seine Leidensgeschichte genüsslich zu Ende gehört hatte.

Und die anderen? Die, die nicht oder nur wenig leiden, die sind keine Masochisten. Wenn schon, dann Sadisten. Die sind eine Masse, ein Block. Die halten zusammen. Die haben Freunde. Die haben Familie. Die haben Bekannte. Die haben Geliebte. Die finden schnell Anschluss. Oder zumindest kommt es uns in unserem unendlichen Leid so vor. Die lachen gemeinsam, die feiern, die gehen raus, die geben sich ihre Telefonnummern, rufen sich an, die genießen das Leben. Weil sie „locker“ bleiben. Weil sie „cool“ sind. Weil sie nichts an sich heranlassen. Weil sie sich für nichts einen Scheiß interessieren. Das kratzt die einfach nicht. Egal, wie sehr wir denken, dass es sie genauso berührt wie uns, das tut es nicht! Egal, wie sehr wir denken, dass sie genauso über die Dinge nachdenken wie wir, das tun sie nicht. Oder wahrscheinlich nicht.

Und wir sind weiter alleine, ganz alleine, unverstandene Weltmeister im Leiden. Jeder für sich. Keiner weiß vom anderen, obwohl er ihm vielleicht helfen könnte. Ihn vielleicht anders als Eltern, Kinder, Freunde, Bekannte, Verwandte verstehen könnte. Und so sitzen wir da, jeder für sich, jeder in seinem Gefängnis, jeder am Leiden wie ein Weltmeister. Weil wir arm sind. In der Spaßgesellschaft. Weil wir nicht wissen, wie wir über die Runden kommen sollen…weil wir Schulden haben…keine „schöne“ Wohnung…kein Haus…keine Yacht…kein Auto…weil wir einsam sind…weil wir niemanden haben, der uns zuhört, uns tröstet, uns berührt, uns fickt…weil wir schüchtern, gehemmt, verklemmt sind… weil wir hässlich sind…oder das denken…weil wir überhaupt immer zuerst daran denken, was die anderen über uns denken könnten (ohne das natürlich genau zu wissen)…weil wir gemobbt worden…werden…ignoriert werden…nicht für „voll“ genommen werden (obwohl wir doch voller Alkohol oder Drogen sind)…weil wir Außenseiter sind…Opfer von Missbrauch…weil wir verlassen worden…viel zu früh verlassen worden…von allen guten und schlechten Geistern verlassen worden…nicht geliebt worden…weil wir ein Kindheitstrauma haben…weil wir anders sind…trauriger…depressiver…bipolarer …schizophrener…mutistischer…ach, einfach anders (und jetzt lass mich in Ruhe)…weil wir nicht dazugehören (das noch nie getan haben)…weil wir keine Freunde haben…keine netten Nachbarn…weil wir arbeitslos sind…weil wir die falsche Arbeit haben…weil wir ständig unglücklich sind (wer will schon mit „so jemandem“ zusammen sein, geschweige denn reden?!)…weil wir Arschlöcher sind…weil wir gemein sind…richtig fies…weil wir alt sind…oder werden…gebrechlich…weil wir Angst vor allen haben…weil wir Angst vor dem Tod haben.


weil wir…

…kreativer sind…

…schlauer

…schöner…

…sensibler

…intelligenter…

…feingeistiger…

…weiser…

…ehrlicher…

...nachdenklicher…


Boah, wenn wir aufhören würden zu leiden…

Wir alle…

Oder zumindest mit all unserem Leid, unseren Sorgen, unseren Ängsten nach oben kommen würden, wenn wir alle hochkommen würden aus dem stillen Kämmerlein…

…an die Oberfläche…

…an die Öffentlichkeit…

Wenn wir alle unsere Geschichte erzählen würden…

…boah…

…dann…






Freitag, 29. Juli 2016

Marina Joyce Mystery










Heute hast du frei – obwohl: von deinem Kopf hast du ja nie frei. Also stehst du um 9 Uhr auf und gehst auf Klo. Et drückt. Wenn et drückt, dann musst du…kacken (und das ist nicht witzig). Das heißt: Erst mal musst du pissen, denn Pissen kommt immer vor dem Kacken. In letzter Zeit bleibt dazwischen auch irgendwie immer weniger Zeit, denn…et drückt. Also streifst du dir die Unterhose runter, kneifst die Arschbacken zusammen, holst schnell in kleinen Trippelschritten den Laptop, und dann den Hocker, den du auf den Küchenstuhl vor der Kloschüssel stellen musst, damit der Laptop ungefähr auf Augenhöhe steht. Ich weiß, das klingt nicht so, aber das hat System! Schaffst es gerade so noch, bevor es losgeht. Ach ja, Pipi hast du übrigens schon gemacht – trotz Morgenlatte. Und noch bevor du den Computer angeschaltet hast, geht’s los (die Details erspare ich Ihnen jetzt…). Danach wischst du dir den Arsch ab und willst dich eigentlich anziehen, um Laufen zu gehen. Aber als du wieder in deine Unterhose und die dazugehörige Blümchenshorts schlüpfst, hörst du schon das Plätschern draußen. Scheiße, es pisst. Scheiße! Und das tut es wirklich…und wie… In Strömen. Das ist echt voll der Dschungel hier, in Deutschland. Also wartest du und gehst dann Laufen. Mit Regenschirm. Durch den Wald. Durch den deutschen Psychoregen (nicht genug, um den Schirm aufzumachen und zu viel um den Schirm zuzumachen). Das ist echt, als würde da oben jemand sitzen, der exklusiv dich ärgern wollte…

Nach dem Laufen jib et Frühstück. Kalte Hühnerbrühe von gestern (die kühlt ab und du schwitzt nicht so viel in die Pfanne mit den Rösti-Ecken und den restlichen Knusper Gockelchen rein. Obwohl das voll geil ist: Denn jedes Mal, wenn ein Schweißtropfen von deiner Stirn in die Pfanne fällt, zischt das Hammer…

Nach dem Essen schläfst du ein bisschen (so ungefähr zwei Stunden), wachst dann langsam auf und liest die Bild. Stößt auf diesen Artikel über Marina Joyce, diese Mode- und Schmink-YouTuberin, die in letzter Zeit so seltsam sein soll. In ihren Videos. Das musst du natürlich gleich recherchieren. Also auf zu YouTube. Und das stimmt irgendwie. Die ist schon komisch, obwohl die eigentlich voll geil aussieht. Für eine Engländerin zumindest. Wie hat das dein Kumpel Miro damals in Schottland so gewählt ausgedrückt: „Die Frauen sehen hier alle aus wie Schnitzel.“ Also, wie ein Schnitzel auf Beinen sieht die nicht so richtig aus, mit ihren riesigen, blauen Augen. Aber glücklich auch nicht, wie sie dieses Kleid im Garten dieses typisch englischen Backsteinhauses in der Vorstadt von London präsentiert. In dem Video Date Outfit Ideas. Manchmal bekommt ihr Blick so etwas Abwesendes, etwas Ängstliches, was irgendwie voll krass wirkt. So als wär sie nur halb da. Die Diskussionen um diese Videos schossen tatsächlich so ins Kraut, dass die sogar die Polizei gerufen haben. Die war dann wirklich bei der (mehrmals!), um sich zu vergewissern, dass es der wirklich gut geht. Die Polizei hat auch nichts Besseres zu tun, denkt er! Vielleicht sollte er die mal seiner Tochter empfehlen, die ist wirklich nicht schlecht. Aber schon krass, wie die guckt. Augen riesig und diesen vagen Ausdruck von Angst, Unsicherheit im Blick. Spannend! Er liest: Manche spekulieren, dass sie Drogen nimmt, weil sie auf verschiedenen Raves gesehen wurde. Andere sagen, sie sei schizophren (Hammer, auf was die Leute kommen, ohne jemanden wirklich zu kennen oder irgendwelche gesicherten Diagnosen zu haben. Krass, ne!? Dass sie misshandelt wird…von ihrem Freund, ihrer Familie, ihrer toten Großmutter, suchen Sie sich was aus. Da ham sogar welche behauptet, die sei von dem IS entführt worden und solle möglichst viele Follower an einen Anschlagsort locken. Geil, ne?! Und das Geilste ist: Wenn du das so liest, denkst du: Boah, da bin ich ja sogar noch relativ normal… Relativ. Alles ist relativ. Oder um deinen Vater zu zitieren: „Pervers ist eine Abweichung von der Norm, aber wer kann die Norm schon bestimmen?!“ Da war er immer ganz stolz drauf, auf diesen Spruch, obwohl der heute, jetzt im Nachhinein schon ziemlich gruselig daherkommt (nur so am Rande…). Du guckst dir einen fetten Typen mit undefinierbarem Akzent (ist der jetzt Engländer oder nicht?) an, der über alles Mögliche spekuliert (dass er nicht noch den Geist der toten Großmutter aus der Truhe holt, ist schon fast ein Wunder!). Aber irgendwie überzeugt dich das alles noch nicht – ist aber spannend genug, um nicht wieder einzuschlafen. Boah, früher hatte ich ein Leben! (Nein, hattest du nicht, da hast du genau das Gleiche gemacht, an deinem freien Tag! Okay…). Also guckst du dir noch ein Video von ihr selbst an (nicht von irgendwelchen fetten, undefinierbaren Kommentatoren, die sowieso nur Scheiß labern). Und dieses Video hat es in der Tat in sich. Du weißt nicht, was du davon halten würdest, wenn sich deine Tochter diese YouTuberin angucken würde – obwohl der britische Akzent so geil ist und die Alte auch nicht schlecht (Anfang 20, kleine Tittchen, tiefblaue Psychoaugen, ein hübsches Gesicht…). In dem Video, das den für Schmink- und Modetipps eher untypischen Namen Near Death Experience trägt, sitzt Marina Joyce in ihrem (?) Schlafzimmer, auf ihrem Bett (nein, das ist kein Porno-Video, eher genaue Gegenteil davon!), neben sich den Laptop. Auf dem Bett liegt eine violette Decke, die perfekt zu dem etwas helleren, aber ebenfalls violetten Wollpulli, den Marina trägt, passt. Im Hintergrund ist ein Katzenkissen, das einen mit großen Augen anzustarren scheint (ich mag Katzenmenschen, auf jeden Fall besser als Hunde!). Marina trägt eine rote Rosa hinter dem Ohr, ihre Haare sind wie immer perfekt frisiert und ihre blauen Augen werden durch die schwarze Umrandung noch blauer. Aber das ist kein Schminkvideo. Das wird dir schnell klar! Sie scheint echt aufgewühlt zu sein, redet von seltsamen, verrückten Erfahrungen, die sie vor kurzem gemacht hat, ihrem „geheimen Leben“, der Absurdität…ja, von was eigentlich! Und das ist der Trick: Das sagt sie nämlich in 9:23 nicht! Stattdessen sagt sie, dass sie im Februar geboren ist. Wassermann, wie du! Dat sinn die schlimmsten. Aber irgendwie kannst du dich auch mit dem identifizieren, was sie sagt. Marina Joyce, die Schminktante aus London! Aber wenn sie davon redet, dass sie stärker dadurch geworden ist, was sie durchgemacht hat, aber was sie nicht genau sagen will. Und zu heulen anfängt. Also: Entweder sie ist eine gute Schauspielerin oder… Das willst du dir gar nicht ausmalen, daran willst du gar nicht denken. Sie fühlt sich so alleine (genau!), da nur sie alleine weiß, wie hart diese Erfahrungen waren (I’m feeling you, Marina, I really do!). Mich versteht auch keine Sau, wie sehr ich unter der Trennung von meiner Frau gelitten habe, keine Sau, echt, so als hätten die alle keine Gefühle oder ich zu viele oder keine Ahnung. Wie hart ich kämpfe, um eine stärkere Person zu werden…wem sagst du das, Schnucki?! Ne, aber echt, ernsthaft… Du warst zwar nie, wie Marina Joyce sagt, the happiest person in the world, auch früher nicht, wo du noch halbwegs ganz warst, halbwegs whole. Wild mit den Armen gestikulierend, sagt sie mit dramatischer, tränenreicher, ja fast schon hysterischer Stimme: …das Gefühl, dass ich nicht mehr am Leben wäre... Und dich beschleicht auch so ein Gefühl: Nämlich, dass sie über den Tod redet. Und darüber, wie man sich fühlt, wenn man weiß, wenn man sich bewusst wird, dass man sterben muss, dass das Leben endlich ist. Dass man einfach irgendwann nicht mehr da ist. Das kannst du schon verstehen, selbst, wenn das nicht echt ist, wie manche Kommentatoren behaupten. Selbst dann, dann ist das schon eins der echtesten Gefühle, die es gibt, Im Leben. Also, warum sollte das nicht echt sein, warum sollte die das nicht fühlen dürfen?! Nur, weil sie Schmink-, Dating- und Modetipps gibt?! The meaning of life, sagt sie, die Bedeutung des Lebens…es ist die Kunst, die dich möglicherweise retten kann…Leute können über Depressionen, über PTSD, über Angststörungen oder Panikattacken hinwegkommen…wenn sie sehen, wie schön das Leben ist… Die Kunst kann Leute retten… Weiß nicht…aber...

Du guckst dir die Kommentare an und findest einen, der sagt, dass sie weiß, worüber Marina redet. Nämlich, dass sie ANGST VOR DEM TOD hat (und die Großbuchstaben sind nicht von mir, sondern von der Autorin des Kommentars!). Und du denkst: Hey, stimmt! Das hast du auch gedacht, als du das gehört hast! Hey, du bist nicht der Einzige, obwohl du das immer denkst. Du bist nicht der campeón del sufrimiento, wie das letztens dieser Typ, der Leiter des „Zeitministeriums“ in der gleichnamigen spanischen Serie gesagt hat. Du bist nicht der Weltmeister im Leiden. Alle leiden. Wir alle leiden. Ihr alle leidet! Unter dem Tod, unter der Liebe, unter den Gefühlen oder dem Ausbleiben derselben. Darunter, dass wir sterblich sind, dass wir irgendwann gar nicht mehr da sind, überhaupt nicht mehr, nie wieder




Ach ja, irgendwo dazwischen, irgendwo zwischen schlafen, auf den Klo gehen, essen, laufen hast du auch noch die Mail deiner Tochter gelesen: Komme erst am Samstag, spät. Auf Deutsch: Sonntag ist auch nicht drin. Also erst Montag, wie das Wechselmodell das vorsieht. Bin begeistert. Ne, aber echt: Ich liebe es von meiner Frau und Tochter getrennt zu sein…!

Aber wenigstens hat das einen Vorteil. Du musst keine Antwort mehr schreiben…






Wenn das jetzt deine Tochter wär, Marina Joyce meine ich, dann würdest du dir echt Sorgen machen…warum machen sich die ihren Eltern eigentlich nicht?! Oder machst du dir zu viele...

Obwohl: Fürsorge ist ein klares Zeichen, das man kein Narzisst ist. Zumindest kein hoffnungsloser, haha...