Sonntag, 29. Mai 2016

Selbstgespraeche im Wald



28.05.16







Im Wald, halb humpelnd, weil dir deine Hüfte wieder Probleme macht – seit du keinen (regelmäßigen) Sex mehr hast (laber doch nicht!) denkst du, was du ihr sagen würdest, wenn sie sich wieder bei dir melden würde.

Was so wahrscheinlich ist, wie dass Schweine fliegen – wie die Spanier das so schön ausdrücken.

Komplett auf Spanisch redest du teilweise sogar laut mit dir selbst, als würdest du ein Gespräch mit ihr führen.

"Es geht nicht mehr. Ya no hay vuelta atrás. Es gibt kein Zurück mehr. Es ist vorbei

Tú me has hecho demasiado daño. Ya no te puedo confiar. Du hast mir zu sehr wehgetan. Ich kann dir nicht mehr vertrauen

"Du hast dich entschieden. Ich hab dich vor die Wahl gestellt und du hast dich entschieden. Für deine Familie. Und gegen mich. Beides geht nicht. Das hätte ich nicht noch mal mitgemacht, mit Rafael dauernd bei uns

Con tu puto cuñado, este hijo de la mierda

"Ich habe jetzt mehr als ein Jahr nur gelitten und jetzt kommst du wieder an…

"So als wär nichts passiert

Nur der Wald hört meine Worte. Nur der Wald. Und der kann schweigen. Positiv schweigen. Nicht so wie Nadine. Negativ. Nur der Wald hört mich. Worte, die nie gesprochen werden, werden

No, ya no puedo. Ich kann nicht mehr…


Vielleicht, wenn

     Quizás, si








Samstag, 28. Mai 2016

Schäm dich!










immer öfter denke ich, denkt er, dass es gut ist, dass sie weg ist. Nicht nur, weil sie dich ja eh nicht geliebt hat. Sondern auch, weil sie eh nicht so toll war, als Frau. Sie war eh nicht besonders schön, war hässlich. Und klein und alt, mit Falten im Gesicht.

Oft schämte ich mich richtig für sie. Dass die Leute mich anguckten, weil ich mit so einer alten, unattraktiven Frau durch die Straßen ging. Ich hab sie eh nicht verdient, wenn ich mich andauernd für sie schämte. Ich bin kein guter Mensch.

Eigentlich schämte ich mich immer. Dann hat man so eine gute Frau wie Nadine auch nicht verdient, wenn man sich für sie schämt. Von Anfang an. Die fünf Jahre Altersunterschied merkte man ganz schön bei uns. Zumindest am Anfang

Wenn sie meine Hand nahm

Was bin ich nur für ein Arschloch. Du hast alles verdient, was mit dir geschieht, geschehen wird. Was erwartest du denn

Es ist so schwer die Wahrheit zu sagen. Die volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst, Nadine, mit jemand, der dich so liebt, wie du bist. Der dich so lieben kann, wie du bist.

Was für ein armseliges Arschloch ich doch bin.

Eigentlich ist es ganz gut, dass es aus ist. Ihre abgeschlagenen Schneidezähne, ihr einzelnes graues Schamhaar. Aber wer bist du, sie zu kritisieren (das kommt auch noch). Aber sie hat dir auch so viel Leid zugefügt, im letzten Jahr.

Ihr Körper, der trotz seiner Schlankheit langsam seine Formen verlor.

Dafür habe ich einen richtigen Shitstorm verdient. Sie hast du nicht verdient. Aber sie ist eh weg. Und das ist gut so, für sie und für dich. Dann kannst du ihr nicht mehr weh tun und sie dir auch nicht mehr.

Aber wenigstens hattest du eine Frau. Seit frühester Kindheit war ich von meinem Vater und besonders meiner Mutter darauf trainiert worden, nicht zu viel zu verlangen, vom Leben. Von der Frau. Ich war ja auch schüchtern, hatte Angst vor Frauen. Frauen wie meiner Mutter.

Wenn man das Leben sehen könnte, wie es wirklich ist, dann würde man schreiend wegrennen. Oder verrückt werden. Oder beides. Sagt Zafón. Ohne Illusionen. Aber sie hat sie dir ja genommen, deine Illusionen. Musste sie denn auch gehen?! Ihre Schwester hatte Recht: Du warst nie der Richtige für sie. Und trotzdem hast du sie geliebt, mit all ihren Fehlern. Und sie dich, obwohl sie gespürt haben muss, dass du dich für sie schämst.

Was sind wir nur für Menschen. Ohne Menschlichkeit

Da wären wir eh nie rausgekommen, aus diesem Kreislauf, dieser downward spiral.

Ich habe Angst vor dem, was ich schreibe. Ich habe Angst

Ehrlichkeit, brutale Ehrlichkeit ist das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann. Du bist nicht schutzlos, solang du so etwas sagen, schreiben kannst, bist du alles andere als schutzlos

Eigentlich schämte ich mich immer für sie. Vielleicht ist es so besser. Vielleicht finde ich jetzt, wo sie weg ist, ja jemanden, der zu mir passt.

Wer weiß, ich bin ja noch nicht tot.

Das liegt ja auch ein bisschen an dir.

So ist das auch besser für sie. Sie braucht keinen Partner, der sich für sie schämt. Sie braucht einen, der sie so liebt, wie sie ist. Ich schäme mich für mich selbst. Aber ich habe sie auch geliebt.

Ich weiß noch, gegen Ende unserer Beziehung, beim oder nach dem Sex dachte ich, dass ihr Körper langsam an Schönheit verliert, dass sie langsam alt wird

Das ist an sich schon das Traurigste, was es gibt auf dieser Welt.

Fortsetzung folgt…




Montag, 23. Mai 2016

Mierda








Den ganzen Morgen liegt er im Bett vor seinem Laptop und hört spanischen Indie-Rock, um genau zu sein. Keinen südamerikanischen. Den gibt es ja auch gar nicht. Dazu sind die ja auch gar nicht fähig, guten Indie-Rock zu machen. Außer diesem schwulen Baila-Baila-Scheiß schaffen die ja nichts. Siempre la misma salsa. Siempre la misma mierda. La misma puta mierda. Immer die gleiche Scheiße, echt.

Dieses eine Lied ist so geil. Dieses Video, in dem dieser Typ im Stile von diesem 80er-Jahre-Film (ich glaube der heißt War Games oder so) einen Atomkrieg beginnt, weil er Liebeskummer hat. Weil er Sexentzug hat. Weil er die Alte fotografiert hat, wie er noch mit der zusammen war, wie sie sich lasziv auf seinem Sofa rekelte, sich die Hand unter die knappe Shorts schob und dabei ein Gesicht machte, als würde sie gleich kommen

Wie die Raketen hinter dem Sänger aufsteigen.

So geil.

Oder dieses andere Video, wo dieser bärtige, langhaarige Indie-Sänger mit Lederjacke, weißem Hemd und Schlips (Spanier mit Vollbart sind einfach der sexyste Typ Mann, den es gibt) durch die halbe Stadt rennt und rennt und rennt und man denkt die ganze Zeit, dass er zu seiner großen Liebe rennt, bis man am Ende feststellt, dass er in Wirklichkeit vor ihr wegläuft, bis er nachts, komplett alleine und außer Puste, aber erleichtert auf einem Hügel vor den Toren Madrids ankommt, die vier Hochhäuser der Großstadt im Hintergrund.

Irgendwo in der Mitte des Liedes singt der wirklich: Con las ganas que tengo de follarte (wie sehr ich Lust hab, dich zu ******)

So geil

He sido un borracho perdido… (Ich war ein Besoffener, der verloren war… - ich auch glaub mir, da bist du nicht der Einzige!!)



Irgendwie – die Wege des Schicksals sind wahrhaft verschlungen – bringt ihn dieses und die anderen Videos auf eine Idee. Auf die Idee, worauf er wirklich, echt richtig Bock hätte.

Wie gerne würde er Nadines komplette Familie in einer Reihe aufstellen, ihre komplette beschissene Familie in einer Reihe antreten lassen und einzeln anzuschreien. Auf Spanisch. Zuerst Nadine und dann die anderen. Ungefähr so, mit diesen Worten, die ich jetzt echt nicht übersetzen werde – oder vielleicht doch, aber nur in einer Fußnote:

Si no me quieres…
… ¡QUÉ TE VAYAS A LA MIERDA!  ¡QUÉ TE VAYAS A LA MIERDA! ¡QUÉ TE VAYAS A LA PUTA MIERDA! ¿¡ME OYES, HIJA DE…?! ¿¡ME OYES?!

Ihr das voll ins Ohr zu schreien. Das wär so heilsam, dann würde ich mich echt besser fühlen. Voll ins Ohr. Bis sie taub wird.

¡QUÉ TE VAYAS A TOMAR POR CULO! ¡QUÉ TU PUTO CUÑADO DE MIERDA TE LA PONGA POR EL CULO! ¡A QUE TE DEN POR CULO!

Boah, das wär wirklich geil, jetzt. Darauf hätte ich jetzt echt Bock. So Bock. Und für ihre Schwester würde ich den Text leicht verändern. Aber nur leicht, keine Angst. Ungefähr so (immer mitten in die Ohren rein):

¡QUÉ TE DEN POR CULO TODOS LOS PERVERSOS QUE CONOCES, TODOS ESTOS GILIPOLLAS PERVERSOS QUE CONOCES EN BONN! ¡QUÉ TE LO HAGAN POR ATRÁS, BIEN RICO, COMO TE LO MERECES!

TODOS LOS PERVERSOS QUE CONOCES POR INTERNET

Und für ihren Schwager auch eine kleine Änderung:

¡AHORA TÚ, RAFAEL, CUÑADO QUERIDO! ¡AHORA ES TU TURNO, HIJO DE LA GRAN PUTA DE TU MADRE! ¡QUÉ TE CAIGA TU CHINGADA PINGA DE 3 METROS! ¡QUÉ TE DEN POR EL CULO TUS HERMANOS! ¡Y TU A ELLOS! ¡Y A TU HERMANA TAMBIÉN! ¡Y A TU MADRE, MIENTRASTU ESPOSA BAÑE DESNUDA CON TODOS LOS AMIGOS PERVERSOS DE SU HERMANA!

Boah; was würde ich geben, um diesen Traum wahr werden zu lassen.


Und am Ende noch mal für alle:

¡QUÉ SE VAYAN A LA MIERDA YA! ¡QUÉ SE VAYAN A LA PUTA MIERDA YA!





Traumdeutung (Ya es tarde - Folge 2395)








Er träumt, dass Nadine von hinten angeschlichen kommt und mich zwischen Hüfte und Rücken packt, so als wolle sie mich erschrecken. Im Traum drehe ich mich um und streife ihre Hände sanft, aber bestimmt ab.

Ya es tarde

Es ist zu spät.


Ya se acabó.


und dann ist dein Traum zu Ende



***



ich bin in einer fremden Wohnung, sitze vor dem Laptop und schreibe eine Entschuldigung für María. Auf dem Computer

Hinter dem Computer sitzt auch Nadine, sagt nichts.

Aber ist wenigstens da.

Als ich fertig will und gehen will spüre ich





Nächster Traum: Traumdeutung (Folge 2398)
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