Posts mit dem Label Familie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Familie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 29. März 2018

Buena muerte









…das war dieses Jahr, wo wir gegenüber von diesem Fitnessstudio gewohnt haben. Wo die mitten in der Nacht immer den Müll abgeholt haben, was Nadine unglaublich störte und was ich lustig fand. Wie oft habe ich damals mit ihr geschlafen?! Ohne es zu schätzen zu wissen. Heute schläfst du mit niemandem mehr. Und deine Eier tun weh. Und damals dachtest du, das würde ewig dauern, das würde nie enden, mit euch. Was ließ dich das denken? Weil sie die Erste war?

Geburtstag. Heute ist ihr Geburtstag. Und ich habe es nicht gemerkt. Habe es noch nicht mal gemerkt. Ich habe ihren Geburtstag vergessen. Wie peinlich ist das denn?! Ist das jetzt gut oder schlecht, dass du ihren Geburtstag vergessen hast? Heute am Gründonnerstag hat sie Geburtstag und du guckst dir das Hotel in Barcelona an, wo ihr vor Jahren, Jahrzehnten wart und merkst es noch nicht mal. Findest es sogar. Wie letztens das Restaurant in Sevilla. Wo ihr wart, abends, in der lauen andalusischen Nacht.

Warum dachtest du, es würde ewig halten?

Das ist mir gar nicht aufgefallen… Heute ist ihr Geburtstag! Und du guckst die Osterprozessionen in Málaga (da wart ihr auch…) und merkst nichts…

…la congregación de la buena muerte…

…ob sie auch an dich denkt…

Hostal Apolo

du wusstest sie nicht zu schätzen, ihre Präsenz in deinem Leben, hast sie als selbstverständlich angesehen und zu spät gemerkt, dass sie es nicht war

de la buena muerte

Deswegen ist María zweimal weg. Jetzt verstehst du das auch, jetzt verstehst du das erst.

Soll sie doch…

ob sie auch an dich denkt, nur einen Augenblick lang, einen Geistesblitz lang













Donnerstag, 8. Februar 2018

Herzlichen Glückwunsch!













 
An meinem Geburtstag, einem kalten Tag im Februar, werde ich von meiner Tochter geweckt, die sich in der Küche Buttergemüse von Aldi für die Schule macht. Und einen Bagel, im Ofen. Meine Tochter, die irgendwas sagt, nuschelt, das ich nicht richtig verstehe.

Donnerstag, 1. Februar 2018

In guten wie in schlechten Zeiten





"Den späten Zustand der Zivilisation charakterisiere:
  • das Greisenhafte statt des Jugendlichen, Geschichtslosigkeit,
  • Künstlichkeit und Erstarrung aller Lebensbereiche,
  • Herrschaft der anorganischen Weltstadt anstelle des lebensvollen bäuerlich geprägten Landes,
  • kühler Tatsachensinn anstelle der Ehrfurcht vor dem Überlieferten,
  • Materialismus und Irreligiosität,
  • anarchische Sinnlichkeit, panem et circenses, Unterhaltungsindustrien,
  • Zusammenbruch der Moral und Tod der Kunst,
  • Zivilisationskriege und Vernichtungskämpfe,
  • Imperialismus und die Heraufkunft formloser Gewalten."
(Quelle: Der Untergang des Abendlandes – Wikipedia-Eintrag)








Im Morgenmagazin läuft ein Bericht über Pflegekräfte in Deutschland.

Den Alltag bewältigt seine 75-jährige Frau alleinI

„Wir haben das gemacht, mit guten und schlechten Zeiten und es bleibt dabei. Wenn ich mal nicht gar nicht mehr kann, dann ist das was anderes, dann muss man das sehen, aber solange ich noch kann…“, sagt die selbst fast blinde alten Dame, die ihren lungenkrebskranken Mann pflegt, der beide Beine verloren hat…

Montag, 29. Januar 2018

Yin und Yang













Der Wunsch zu heulen, einfach loszuheulen ist so stark, so ausgeprägt, so drängend, dass du nicht weißt, ob du es schaffst, ihm zu widerstehen. Du willst einfach nur losheulen, aber du tust es nicht. Nicht hier, nicht jetzt, obwohl du so gerne würdest…

Sonntag, 28. Januar 2018

Atomkrieg, Bob Dylan und Selbstmord














Nachts fährt mich mein Kollege Sascha zum Bahnhof. Ich mag Sascha und Sascha mich glaub ich auch. Wir unterhalten uns, wie immer:

„Hast du das von Hawaii gehört. Mit den falschen Alarmmeldungen… Wo die dachten, die werden mit Atomwaffen angegriffen…“

„Ja, krass, ne?!“

„Nur weil da einer aus Versehen auf den Knopf gekommen ist… Dass so was überhaupt möglich ist… Dass so was überhaupt von nur einer Person ausgelöst werden kann… Boah, ich wär so ausgetickt…“

Dienstag, 23. Januar 2018

Heiligabend (im Wechselmodell)














Schon um neun Uhr irgendwas klingelt es. Fast schon Sturm. Auf jeden Fall nicht nur einmal. Nein, keine Angst, die können   dich nicht gepfändet haben, haha. Und die Polizei ist es, soweit ich weiß, auch nicht. Also   muss es wohl María sein.    Und du hattest noch gar keine Zeit, dir jetzt schon einen anzuzwitschern.   Obwohl ich schon wach bin, schon seit kurz nach acht. Obwohl ich  gestern erst um halb vier ins Bett gekommen bin. Nach der Arbeit war ich zwar schon um  zwei zu Hause, aber da ich heute frei hatte, dachte ich: Dann kannst du ja noch was machen.   Dann kannst du ja noch was fernsehen.    Beziehungsweise Pornos im Internet gucken, immer auf der    Suche nach dem perfekten Porno.

Mittwoch, 17. Januar 2018

Ich kann es ihr nur nicht sagen















Das rechne ich ihr hoch an, sage ich zu meiner Chefin. Dass sie geblieben ist. Auch wenn es nur dreieinhalb Tage die Woche sind (viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass sie bald eh aus dem Haus geht). Das rechne ich ihr hoch an: Dass sie nicht gesagt hat, ich bleibe ganz bei Mama.

Ich kann es ihr nur nicht sagen







Freitag, 12. Januar 2018

Der Knoblauch fällt nicht weit...














Auf dem Weg zur Arbeit muss ich darüber nachdenken, wie ähnlich wir uns doch sind, ich und meine Tochter. Letzte Woche war sie ein bisschen krank und da hat sie sich doch tatsächlich eine Knoblauchbrühe mit Ingwer gemacht. Wie der Papa!


Letztens hast du ihr das sogar gesagt: „Wir kriegen uns nur so oft in die Wolle, weil du mir so ähnlich bist!“

„Ich bin dir nicht ähnlich. Ich bin dir ganz bestimmt nicht ähnlich!“, kam es natürlich gleich postwendend zurück.

„Doch, und genau deswegen kloppen wir uns auch immer so! Zwei von mir sind einfach zu viel!“

Dienstag, 9. Januar 2018

Die Wahrheit

"But at the length truth will out"
William Shakespeare

"Wer kann die Wahrheit schon ertragen?"
Marius Müller Westernhagen









Nachts wache ich auf und will die Wahrheit. Ich hab eh kaum geschlafen. Erst lief da die SOKO Leipzig mit so einem spannenden Prostitutionsfall und dann ein ein wenig verwirrender dänischer Film mit einem Typen, der von dem früheren Mafia-Klienten seines Vaters, der wie er Anwalt war, verfolgt wird.

Aber selbst danach kann ich noch nicht schlafen. Und selbst nachdem ich mir mit Mühe und Not einen runtergeholt habe, klappt es nicht. Ich drehe und wende mich, aber die Hüfte oder die Eier tun mir weh und so finde ich keine richtige Position.

Sonntag, 7. Januar 2018

Der Bergdoktor

„Der liebt diese Frau abgöttisch…“ (Der Bergdoktor)









Abends läuft der Bergdoktor im Fernsehen. Guckst du sonst nicht (kann man dich förmlich mit jagen, mit dem Scheiß). Aber heute ist nichts anderes drauf und du hast auch keinen Bock auf spanisches oder englisches Fernsehen. Also guckst du den Bergdoktor. In der Not guckt der Teufel auch den Bergdoktor.

Sonntag, 31. Dezember 2017

...sagt meine Tochter... (Silvester 2017)















Eigentlich wäre ich ja morgen in Urlaub geflogen.“

„Wohin?“

„Weiß nicht. Irgendwo anders hin. Wo es warm ist. Was Billiges. Einfach nur weg.“

„In Spanien ist jetzt auch kalt.“

„Nein, Türkei oder so. Alleine …“, sagt, nein, nicht er, sondern sie. Seine Tochter! An Silvester!


Dienstag, 26. Dezember 2017

Zahltag: Eine Rachegeschichte



Warnung: Die folgenden Zeilen sind natürlich - wie im Übrigen alles hier - rein ficktiv und geben nicht die Meinung des Autors wieder. Jegliche Ähnlichkeiten mit (noch) lebenden Personen ist ebenfalls rein ficktiv und purer Zufall!









Ihr kann ich nichts tun. Sie bedeutet mir zu viel. Noch immer. Aber du, du bist etwas ganz anderes. Du bedeutest mir NICHTS. Du bist nur Scheiße.

Für das Arschloch von Vermieter, für die zwei Umzüge, für das ganze Geld, das ich verloren habe.

Du wirst leiden. Für all die Scheiße, die du mir angetan hast, die andere mir jemals angetan haben. Für alles. Für meine Eltern, für Ivan, José, Christoph, für all die Leute, die mich ignoriert haben, mich hinter meinem Rücken beleidigt haben, die mich geschnitten haben, mein ganzes Leben. So ist das Leben: Wir bezahlen immer für die Sünden anderer… Musste ich auch, amigo. Enemigo…

Ich weiß, du bist nicht an allem schuld, was in meinem Leben schiefgelaufen ist, aber…

…dich habe ich erwischt. Du stehst für SIE. Für sie, für sie alle. Alle, die mich jemals verarscht haben, alle, die mich jemals betrogen haben, mich abgezogen haben. An dir werde ich ein Exempel statuieren. Das ist Pech für dich. Aber so ist das Leben. Nicht immer gerecht.

Zuerst sagt er nichts, aber dann fängt er an, irgendwas zu murmeln, das ich nicht verstehe. Oder nur halb. Muss wohl an dem Klebeband liegen. Das ich noch vom letzten UMZUG übrig habe. Oder noch von früher, wo ich noch mit IHR zusammen war. Ich verstehe ihn nicht. Will ihn nicht verstehen. Was für einen Unterschied würde das jetzt noch machen, jetzt, wo er hier auf dem Boden liegt. Und weg muss. Keinen! Also ist es egal. Er ist jetzt nicht mehr der große Mann, der er einst war… Der er einst dachte zu sein…

…heute bezahlst du für alle Leute, die dir jemals selbstgefällig ins Gesicht gelacht haben (for all the fucking smug smiles I’ve had to endure), das ganze Leid, die ganze Scheiße, die ganze Beziehungsscheiße (all the relationshit), Jetzt bist du nicht mehr so groß. Für all die Tränen, die nicht gekommen sind, nicht mehr gekommen sind, all die Wochenenden, an denen ich meine Tochter nicht gesehen habe, die ganzen Streitigkeiten mit IHR, die ganze Scheiße. Du musst das auch verstehen. Es ist bestimmt nicht schwer zu verstehen, mit all dem Blut im Mund. Ist doch verständlich?! Sonst müssen wir immer alles verstehen. Was ihr macht. Aber jetzt nicht mehr. Ich will endlich mal nicht verstehen, nur handeln, einfach nur handeln.

Er macht komische Geräusche. Keine Ahnung, was er mir damit sagen will. Aber ich muss das auch nicht verstehen, nicht mehr, jetzt nicht mehr…

Sage leise, aber bestimmt: „¡Te callas! ¡Hijo de puta, hijo de la gran puta! ¡Hijo de mierda! ¡Háblame en español, en castellano, no esta mierda de longos!“, sage ich mit einem spanischen Akzent, den ich mir angewöhnt habe, damit ich nicht mehr rede wie SIE, nicht mehr reden muss, wie sie…

Ich gebe ihm einen Tritt und er hört auf zu reden. Winselt nur noch irgendwie rum. Jetzt hör schon auf, du Lutscher. Das war noch nicht mal richtig! Ich will mir ja nicht an dir noch den Fuß brechen. Außerdem tut es mir immer noch weh. Ich mag keine Gewalt. Aber irgendwann kommt jeder an einen Punkt…an dem er nicht mehr kann, an der er die Schnauze voll hat, an dem das Fass überläuft…an dem er sich nicht mehr alles gefallen lassen will…

Das ist so wie deine Kollegin das sagt. Deine Kollegin, deren Lieblingsfilm dieser eine Film mit Michael Douglas ist. Wo der ausflippt, dieser ganz normale Typ. Mit gutem Anzug, gutem Job, gutem Auto. Weil die Frau den verlassen hat. Und wie viele Frauen das nun mal machen, die Kinder gleich mitgenommen hat. Das ist der Trigger bei dem. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und im Laufe des Films sogar mit der Panzerfaust rumballert. Das ist der Lieblingsfilm meiner Kollegin. Aber die hat das nie in die Tat umgesetzt. Ihre geheimsten Wünsche und Triebe. Ich schon. Heute… die meinten ja auch, die könnten mich für immer verarschen, jeden Tag zum Essen kommen und zum Dank noch meiner Frau nachstellen. Klar… Normal… Mit ihr Fahrrad fahren wollen. ¿Quieres hacer bicicleta? Wie oft hast du das damals gefragt?! Viermal?! Heute fahre ich Fahrrad. Mit dir! Aber ohne Sattel! Hoy voy a hacer bicicleta contigo… Yo…contigo…no ella…

Manche Sachen gehen eben nur mit Gewalt… Hörst du?! „Manche Sachen gehen nur mit Gewalt!“

Das gilt für die kleinen wie für die großen Dinge des Lebens…

Sogar ein Wassermann kommt irgendwann an diesen Punkt…

Die Friedfertigkeit ist vielleicht gut für Gandhi, aber nicht für dich…

Vielleicht bin ich ja auch im Aszendenten etwas anderes…Böseres…

¡Ya te digo qué te calles, hijo de puta!

Du hast alles bekommen, immer schon, und ich hab alles verloren! Du kannst SIE sehen, sogar meine Tochter, du kannst sie schmierig anlächeln, am Wochenende, wenn sie bei ihrer Mutter ist.

Was soll ich jetzt mit dir machen?

Ich beuge mich zu ihm runter: „Was soll ich mit dir machen? Sag mir…, sag mir das…“

Er sagt nichts, guckt mich nur mit diesen großen Rehaugen an. Tieraugen.

Und dann wache ich aus dem Traum auf und es ist immer noch Weihnachten. Dieses Jahr ist Weihnachten aber auch scheißlang… Zieht sich wie Kaugummi. Geht immer wigga. Imma wigga… Mannomann, du hast echt zu viel Eminem gehört... In den letzten Tagen. Viel zu viel. Das ist nicht gut für dich. Wie hat das deine Mutter (und dein Vater) damals immer gesagt?! „Du weißt nie, wann du aufhören, wann es Zeit ist aufzuhören…“ Bis heute nicht. Ist das jetzt gut oder schlecht? Das weißt du auch nicht. Du weißt, dass du nicht viel weißt…

Oder ist er es, der aus dem Traum aufwacht. Den Traum von seiner Schwägerin (welcher?), von den Töchtern seiner Schwägerinnen (welcher?), geht mein (und sein) Alptraum etwa weiter und ich bin wirklich hier, in dieser Wohnung, mit ihm auf dem Boden, sauber getaped, eine Platzwunde an der Stirn. Wer soll das denn putzen, du machst meinen ganzen Boden dreckig. Soll ich etwa deine Schwägerin anrufen, damit sie putzen kommt, oder was?!

Scheiße, was mach ich denn jetzt mit dir…

Ich reibe mir die Augen, richte mich mühsam auf. Ich bin zu alt für diesen Scheiß. Jetzt damit anfangen. Mit Gewalt muss man früh anfangen. Erfahrung sammeln. Sonst ist es zu spät. Aber man hat nicht immer eine Wahl im Leben. Manchmal geht es einfach nicht anders, im Leben.










Sonntag, 24. Dezember 2017

Einen Tag vor Heiligabend: Na dann Prost!



Last Christmas, I gave you my heart
But the very next day you gave it away
This year, to save me from tears
I'll give it to someone special…
(Wham! - Last Christmas)
  







Ich hätte richtig Bock an Heiligabend ein bisschen Alkohol zu trinken. Um zu vergessen. Vergessen, dass meine Frau nicht mehr da ist (Tschuldigung, meine Ex-Frau meine ich natürlich). Um zu vergessen, dass sie, meine Tochter, nur den halben oder noch nicht mal den halben Tag da ist, an Heiligabend! Dass sie später den Leuten ins Gesicht lächeln wird, die deine Ehe auf dem Gewissen haben, die dich kaputtgemacht haben und jetzt alles haben, während du nichts hast. Nur eine Tochter, und auch die nur die Hälfte des Tages (wenn überhaupt). Dass die ihr schmierig, kokett ins Gesicht lächeln werden, der Schwager zum Beispiel und wer weiß wer sich sonst noch bei denen rumtreibt, an Heiligabend. Heiligabend. Ihre Familie war ihr nicht heilig, soviel ist sicher. Obwohl: ihre Familie schon. Meine, unsere nicht… Und María liegt dazwischen. Ich hätte echt Bock, aber ich kann nicht. Das kannst du nicht bringen! Dir vor ihr an Heiligabend, diesem heiligsten Abend im Jahr, einen anzuzwitschern. Obwohl du noch Alkohol da hast. Zwei Flaschen, die du seit anderthalb Jahren nicht angerührt hast. Du bist also kein Alkoholiker. Du magst die Scheiße noch nicht mal richtig. Alkohol schmeckt dir nicht. Du könntest nie ein Alkoholiker sein, werden. Aber trotzdem wäre das ein Tabubruch…und würde auch von deiner Tochter als solcher aufgenommen. Also wirst du nüchtern alles ertragen und danach – wie jedes Jahr seit der Trennung – in den Wald gehen, alleine, ganz alleine, der letzte Mensch auf der Welt…

Samstag, 23. Dezember 2017

Ich will...


Du
Du hast
Du hast mich
Du hast mich
Du hast mich gefragt
Du hast mich gefragt
Du hast mich gefragt und ich hab nichts gesagt


Willst du bis der Tod uns scheidet
Treue sein für alle Tage

Nein
(Rammstein  "Du hast")









Ich stehe an der Bahnhaltestelle (ich glaube, mittlerweile verbringe ich gut und gerne mein halbes in oder an der Bahn) und denke darüber nach, was Herr Baden damals gesagt hat.

Du hörst ihn immer noch sagen: „Was willst du vom Leben?“


Donnerstag, 21. Dezember 2017

Drei Tage vor Weihnachten


  
Er hat sich direkt unterm Fenster
An einem Balken aufgehängt,
Man kann die Kirchenglocken von hier hören,
Wenn man ganz leise ist 
Ein Tagebuch liegt auf dem Tisch,
Der letzte Eintrag ist noch frisch
Nur einen Satz schrieb er groß und breit
 
„Ich bin hier und Bethlehem ist weit
Frohe Weihnacht, ich hoffe es geht euch gut,
Seid nicht böse über meine Flucht
Ich schau' euch trotzdem von hier oben beim Feiern zu“
(Die Toten Hosen - "Weihnachstmann vom Dach")

  







Hast du Geld?“

Sie steht am Kühlschrank, holt die Knusper-Gockelchen raus, die du so liebst. Die von Aldi. Deine Knusper-Gockelchen. Um sie sich zu machen. Ok, sie hat gefragt, aber… Zwei Stück! Dann ist gleich keiner mehr übrig für dich. Oder nur einer. Da lohnt sich ja fast nicht, den überhaupt zu machen. Um eins, nachdem du die 16 Stunden Intervall-Fasten hinter dich gebracht hast, um die Kilos zu verlieren, die du dir in der letzten Zeit angefressen hast. Bestimmt bist du wieder über hundert Kilo. Hundertpro. Vielleicht sogar über 110.


Montag, 18. Dezember 2017

Weihnachtsscheiß












Kann diesen ganzen Weihnachtsscheiß einfach nicht mehr hören. Weihnachten hier, Weihnachten da. Aber wenn man seine Tochter nur den halben Tag lang sieht, dann ist der Rest des Heiligabends gelaufen. Am liebsten würde ich einfach abhauen. Nach Holland fahren und kiffen gehen, keine Ahnung. Irgendwas, nur nicht das! Habe ich zu Nadine auch schon gesagt: „An Heiligabend bin ich nicht da! Da fahre ich nach Holland kiffen! Da kannst du bei deiner Mutter bleiben.“ Du kannst ja dann nach Weihnachten kommen und dein Geschenk abholen. Ich weiß nicht mehr, was sie darauf gesagt hat. Wie dieser Typ, von dem du heute gelesen hast. 100 Länder, 100 Frauen. Das klingt geil. Aber das kriegst du mit deiner Bilanz von zwei Frauen in 40 Jahren eh nicht mehr hin. Aber versuchen kann ich es doch wenigstens…

Letztes Jahr war ich stattdessen im Wald. Nachdem sie weg war. Selbst Patchwork hätte ich bevorzugt, an Heiligabend. Ich und Rafael unter dem Baum. Auf der Toilette: Ich drücke seinen Kopf in der Toilette unter Wasser. Wie diese Frau in dem Viva-Suecia-Video. Mit Gewalt und zusammengebissenen Zähnen. Mein Ex-Schwager Rafael fällt die Treppe runter und seine Frau, meine Ex-Schwägerin gleich hinterher… Mari packt ihr Geschenk (wie immer Geld, alles Materialisten!) aus und ich packe ihre Mutter, mein Ex-Frau. Wir gehen ins Schlafzimmer, sie will nicht, aber was interessiert mich das. Heute ist Heiligabend. Ho, ho, ho, guck mal wie groß der Weihnachtsmann auf einmal ist! Auf einmal kommt ihre Schwester Slainté, meine Ex-Schwägerin rein und es kommt zum Showdown. Zum letzten Gefecht sozusagen, bei dem sie sich leider aus dem Fenster verabschiedet. Aber ist ja nur der dritte Stock! Die schafft das, denn wie wir ja alle wissen: Unkraut vergeht nicht! Und dann kann ich endlich, nach all den Jahren, etwas gegen mein schwarzes Weihnachtsloch tun. Nadine wehrt sich auch nicht mehr, hat eingesehen, dass diesmal der Weihnachtsmann stärker ist. Oder ihr doch ach so lang unterdrückter Wunsch, wieder mal mit mir Christkind zu spielen. Ich hole die Rute raus…

…und muss unfreiwillig an vor zwei Jahren denken: Wo Mari in der Kirche plötzlich umgekippt ist. Und danach trotzdem zu Mutter musste, wollte. Das ist so traurig. Oder letztes Jahr, wo du an Heiligabend auf dem Venusberg durch den Wald geirrt bist, um zu vergessen, dass sie weg ist, dass sie nicht mal mehr an Heiligabend da ist, dass alles verloren ist. Wenn dir da jemand begegnet wäre, dann hätte selbst die Gnade Gottes ihm oder ihr nicht geholfen. Warum tue ich mir das alles eigentlich noch an? Um Nadine zu ärgern, die María die Hälfte des Tages nicht sehen kann (was ihr nichts ausmacht, da sie eh mit ihrer Familie und ihrem Schwager und ihrem neuen Stecher beschäftigt ist. Um meine Tochter wenigstens einen halben Tag lang zu sehen (man gewöhnt sich wirklich an alles, aber an das…?), wenigstens einen Menschen an Heiligabend zu haben, der einen sehen will (viele Menschen in Deutschland haben noch nicht mal das, nachdem die 68er das Land mit ihrem unbarmherzigen, nicht, nie, niemals nie zurück blickenden Individualismus und all der Pseudo-Freiheit (die Roten oder die Blauen, mit oder ohne Kohlensäure?) verwüstet hat.

In Volle Kanne läuft das Spiel mit dem Weihnachtsmann. Wo Zuschauer anrufen müssen und sagen müssen, wie oft sie den Weihnachtsmann in der Sendung gesehen haben. „Wie oft war der Weihnachtsmann heute da?“, fragt der Moderator Ingo Nommsen. Einmal…und er hat es nicht überlebt, möchtest du ihm ins Gesicht schreien. Sein Kopf hat die Kloschüssel nicht überlebt. Aber das kannst du ja nicht. Denn an Heiligabend läuft volle Kanne nicht. Weil Nommsen mit seiner Familie feiern muss. Während du im Wald umherläufst und versuchst, ein Wildschwein mit bloßen Händen zu erlegen. Oder dich von einem Wildschwein erlegen zu lassen, was immer auch zuerst passiert. Du weißt noch, wie du die Dartscheibe im Keller gegen die Wand gehauen hast, immer und immer wieder, bis sie ganz verbogen war und du innerlich geweint hast. Du weißt noch, wie Mari letztes Jahr nicht wollte, dass du sie zum Bahnhof begleitest, an Heiligabend, nach der Kirche, keine Ahnung warum. Weil sie nicht wollte, dass du nachher noch mitkommst und es Ärger. Du weißt noch, wie der Pfarrer in der Kirche davor, von der Frau geredet hat, die von ihrem Mann verlassen wurde (was für ein Witz), die nicht mehr ein noch aus wusste, heulend vor ihm saß, während ihr Mann den Weihnachtsmann mordete, die Tanne in kleine Stückchen hackte und marodierend durch den Wald streifte, auf der Suche nach einem Licht, nach einem Stern in dieser dunklen, der ihm den Weg in sein altes Leben zurück wies. Aber da war nichts, nur Dunkelheit, keine Sterne… du weißt noch, wie du extra für María ein Steak gekauft hast, im Edeka, weil sie das wollte, wie du mit ihr gekocht hast, während im Hintergrund die Toten Hosen liefen, mit Weihnachtsmann vom Dach:

Hört mir irgendjemand zu?
Der Weihnachtsmann ist hier bei uns!
Er hängt auf dem Dachboden rum,
Ich glaube er braucht Hilfe und ist in Not

„Frohe Weihnacht, ich hoffe es geht euch gut,
Seid nicht böse über meine Flucht“

Langsam schwingt er hin und her
Als wehte ein leichter Wind,
Im Rhythmus mit dem Kerzenlicht,
Das in der Ecke brennt

Er hat sich direkt unterm Fenster
An einem Balken aufgehängt,
Man kann die Kirchenglocken von hier hören,
Wenn man ganz leise ist

Ein Tagebuch liegt auf dem Tisch,
Der letzte Eintrag ist noch frisch
Nur einen Satz schrieb er groß und breit
„Ich bin hier und Bethlehem ist weit

Frohe Weihnacht, ich hoffe es geht euch gut,
Seid nicht böse über meine Flucht
Ich schau' euch trotzdem von hier oben beim Feiern zu“


Du weißt noch…oder wie Johnny Cash so ominös sagt: „I remember everything…“

Ach, scheiß doch drauf, dieses Weihnachten fahre ich nach Holland und gehe kiffen…












Freitag, 15. Dezember 2017

Ihre kleine Seele



Hey, man
How come you treat your woman so bad?
That's not the way you do it
No, no, no, you shouldn't do it like that
I could show you how to do it right
I used to practice every night on my wife, now she's gone
Yeah, she's gone
You see, her mother and me
We never got along that well, you see

 (Pulp - "A little soul")
  








Ich habe ihre kleine Seele auch verletzt. Vielleicht habe ich das ja alles verdient, was mir passiert ist. Die Trennung, die Scheidung, die finanziellen Probleme…

…als ich damals ihre Freundin angemacht habe… Wie hieß die noch mal? Keine Ahnung. Lydia? Nein, das war die Schwarze, bei der wir unser erstes Mal hatten. Sylvia? Nein, das war die Sexbombe, die eigentlich Informatikerin war, aus dem Dschungel kam und aussah…wie eine Sexbombe halt so aussieht… Die mit dem alten Typen zusammen war, mit diesem Santa Ruseño. Der aus dem gleichen Dorf kam wie Nadine. Und mindestens zwanzig Jahre älter war als dieser kleine, perfekte Schoko-Sahne-Schnitte aus dem Dschungel, die dich fast zum Tiger hat werden lassen…wenn sie nicht mit diesem alten Gockel zusammen gewesen wäre…