Immer wenn dieses Lied
kommt, kriegt er fast eine Gänsehaut. Das ist so wahr, was der da singt, so
wahrhaftig, das ist nicht mehr normal. Melendi in Topform! Und das Video ist
sogar noch besser. Kein Wunder, dass das rund 40 Millionen Klicks bei YouTube hat.
Klingt zwar auf dem ersten Blick nicht nach viel (verglichen mit Taylor Swift),
aber für ein spanisches ist es das schon. Ein Lied aus Spanien. Okay, die
Latino-Knaller haben noch viel mehr Klicks, aber die sind auch verlogener,
unechter unehrlicher… (soviel zum Thema Propaganda!).
Melendi hingegen ist
wenigstens ehrlich, haha, wie er da sitzt, an seinem Flügel, in diesem karg
eingerichteten Raum, der aussieht, als würde er sich in einem Abbruchhaus
befinden, und die Nachbarn belauscht, wie sie streiten. Eine Frau und zwei Typen.
Die sind aber auch kaum zu überhören, so laut wie die sind. Die Frau streitet
mit diesem Typen, den sie für den Neuen, der auch dabei ist, verlassen will,
wird, hat. Einer dieser urwüchsigen Spanier mit Vollbart, die er so unglaublich
attraktiv findet, obwohl er definitiv (leider) hetero ist. Spanier mit Bart, das
ist schon etwas Besonderes. Besonders, wenn der Bart einen leichten Rotstich
hat, so wie bei Xabi Alonso oder Sergio Ramos (der seinen, Bart meine ich
natürlich, mit Champagner pflegt). In diesem ist der Bart zwar „nur“ schwarz,
aber der Träger hat – anders als der Erzähler dieses Posts – noch kein
einziges, graues Haar. Und das obwohl die Alte den echt stresst. Warte mal ab,
wenn du erst mal ein paar Monate getrennt bist, kriegst du schon die ersten! Keine
Angst! Die fangen dann am Kinn an…da beginnt es immer, das Unheil…
Aber wir kommen vom Thema
ab: Die streiten und Melendi, der übrigens
auch eine recht attraktiven, spanischen Bart hat, hört heimlich zu, was die so
sagen (er hat ja sonst nichts Besseres zu tun!).
Dieser Typ ist voll sauer
(kann man ja auch verstehen, schließlich ist er ja der Verlassene, der
Gefickte, das Opfer…) und spuckt der Alten seine Worte förmlich ins Gesicht. So
voller Wut. So voller männlicher Urwut. Schreit immer wieder ¡vete!, ¡vete!, was auf Deutsch soviel
heißt wie: Geh doch endlich, Mann! Oder ein bisschen böser ausgedrückt: Verpiss
dich doch endlich! (was mir in Anbetracht der Umstände durchaus angemessen
erscheint).
Aber
du musst wissen, du verlässt mich nicht für den, sondern mit seinem Geld…
Anders als ihr Ex sieht sie
eher mitteleuropäisch aus. Fast schon rothaarig. Auch nicht schlecht, bei einer
Spanierin. Aber gefährlich. Fragen Sie mal Xabi Alonso!
Was
weißt du schon?! Wenigstens hat der eine Zukunft! Nicht wie du!
Du
wirst meine Entscheidung nicht mehr ändern! antwortet sie nur.
Wenn du mich einmal
gebrochen hast, dann…
In seiner Erinnerung macht
sie eine Handbewegung, so als würde sie einen Zweig zerbrechen.
Das ist wie mit meinen
Putzstellen…meinen señoras…wenn ich
nicht mehr will, keine Lust mehr habe…
Der Typ mit Bart versucht
noch immer (was für ein imbécil, was
für ein Idiot!) sie umzustimmen (genau wie er damals), sagt: Du wirst dich noch an mich erinnern…
…als der Neue, der überhaupt
nicht sympathisch rüberkommt, mit seinem schon ergrauten Kinnbart und seinem
leicht schmierigen Aussehen überhaupt nicht ironisch einwirft: …an dich an und deine Butterbrote mit Salami
(chorizo auf Spanisch, und nur am
Rande: Auf die hätte ich jetzt auch Hunger, ich weiß schon, was ich mir am
Montag von gut & günstig bei
Edeka holen werde!).
Geh doch mit seinem Scheiß-Geld! Geh doch! ¡Vete
con su puto dinero! ¡Con
su puto dinero de mierda! Mit seinem Scheiß-Geld.
(Und genau deswegen ist
Melendi ehrlicher als viele andere, denkt er, als er das Video mental Revue
passieren lässt, weil er keine Angst hat, Worte wie mierda oder puto zu
benutzen, in eigentlich romantischen Liedern, anders als viele andere Sänger…)
Mit seinem Scheiß-verfickten Geld!
Aber die Alte ist eiskalt
und bleibt knallhart. Bleibt eiskalt und ist knallhart, denn sie geht mit dem
Neuen. Mit diesem (zugegebenermaßen reichen) Schmierer, der ebenfalls nicht
aussieht wie ein typischer Spanier. Ohne zurückzugucken. Und dem Bärtigen
bleibt in seiner Verzweiflung nichts anderes übrig, als seine Hände über dem
Kopf zusammenzuschlagen und sich in sein Schicksal zu fügen.
Und das ist wohlgemerkt erst
das Intro! Melendi hat also noch keine Zeile gesungen und schon alle jemals
unglücklich Verliebten auf seiner Seite…
Und genau in diesem Moment
setzt das Klavier-Solo ein (oh, wie ich Klavier-Solos doch liebe!). Und Melendi
Educamente te daré un consejo…Wohlerzogen
wie ich bin, will ich dir nur einen Ratschlag geben… (wenn er jetzt seine
Erziehung vergessen würde, würdest du ihm das – weiß Gott (und der Teufel!) – auch
nachsehen können…)
Der ist so am Arsch, der
Typ, wie er da sitzt, auf diesem alten Sofa, raucht und ein Bier nach dem
anderen trinkt (bei dir war es Wodka!). Du kommst gar nicht drumherum, mit ihm
Mitleid zu empfinden. Aber was soll er auch groß tun. Sie Stalker in ihrem
neuen Zuhause, einer riesigen Villa im spanischen Stil, komplett mit Pool,
Palmen, Riesengarten und Strandliegen (und diesen stacheligen Pflanzen, ich
glaube, die kommen ursprünglich aus Ecuador). Also kehrt er wieder zurück in
sein altes Leben, seine Job als KFZ-Mechaniker (ölverschmiert und im Unterhemd
sieht er natürlich noch unverschämt (so würde seine Freundin das zumindest ausdrücken)
geiler aus als vorher. Wie konnte sie den nur verlassen? Nur, weil er kein Geld
hat, keine Zukunft…?!
Frauen…
…verlassen Männer eben
häufiger als andersherum, das ist statistisch bewiesen…
(Ihr dachtet doch nicht, ich
sage nur „Frauen…“?! Oder?!)
Und während er auf dem alten
Sofa mit Überzug neben seinem Aschenbecher einschläft, Fotos aussortiert und
traurig auf den Müll wirft (wenigstens verbrennt er sie nicht wie du!), lebt sie
das High Life, springt im Vintage-Bikini in den Pool, hostet Cocktail-Partys in
der Villa ihres Neuen und zeigt den Gästen ihren wertvollen neuen Ring zur Verlobung
(oder Trauung?).
Aber es wird noch besser:
Denn als der „Neue“ (diese niederste aller Tierarten) gerade auf der Party schon
einer „Neuen“ sein Obergeschoss zeigt, singt Melendi in seiner unnachahmlichen
Stimme (die viel kraftvoller ist als die von dem lateinamerikanischen Sänger Ricardo
Arjona – seid ihr eigentlich alle taub! –, den er angeblich kopieren soll): Wenn ich so drüber nachdenke…
…dann
ist es vielleicht auch besser so…
…was wäre schon unsere Zukunft gewesen?!
…ich
hab keinen Cent und du bevorzugst Leute mit fettem Bankkonto…
…du isst nur Grünzeug…
…und
ich nur rotes Fleisch…
…ich lebe in einer Fantasiewelt…
…und
du in einem Film von Pedro Almodóvar…
Und der Typ sieht sie mit
ihrem Neuen sogar noch im Fernsehen, wie sie mit ihm über den roten Teppich
schreitet, in seiner alten Stammbar sitzend, ihrer alten Stammbar, und fängt daraufhin noch Streit mit einem
anderen Typen an, der ihm den Blick auf den Fernseher versperrt.
Aber das böse Ende kommt: Denn
der Neue hat schon wieder eine „Neue“ und als die neue „Alte“ merkt, was sie
verloren hat, ist es schon zu spät. Reumütig kehrt sie zwar in die Bar zurück,
wo ihr „Alter“ sich soeben noch geprügelt hat, aber es ist zu spät
Er ist weg
Also, das war mein definitives
Sommerlied, Melendi - Cheque al portamor: https://www.youtube.com/watch?v=qdySinddDHw