Sonntag, 24. Juli 2016

Sommer-Musiktipp Melendi









Immer wenn dieses Lied kommt, kriegt er fast eine Gänsehaut. Das ist so wahr, was der da singt, so wahrhaftig, das ist nicht mehr normal. Melendi in Topform! Und das Video ist sogar noch besser. Kein Wunder, dass das rund 40 Millionen Klicks bei YouTube hat. Klingt zwar auf dem ersten Blick nicht nach viel (verglichen mit Taylor Swift), aber für ein spanisches ist es das schon. Ein Lied aus Spanien. Okay, die Latino-Knaller haben noch viel mehr Klicks, aber die sind auch verlogener, unechter unehrlicher… (soviel zum Thema Propaganda!).

Melendi hingegen ist wenigstens ehrlich, haha, wie er da sitzt, an seinem Flügel, in diesem karg eingerichteten Raum, der aussieht, als würde er sich in einem Abbruchhaus befinden, und die Nachbarn belauscht, wie sie streiten. Eine Frau und zwei Typen. Die sind aber auch kaum zu überhören, so laut wie die sind. Die Frau streitet mit diesem Typen, den sie für den Neuen, der auch dabei ist, verlassen will, wird, hat. Einer dieser urwüchsigen Spanier mit Vollbart, die er so unglaublich attraktiv findet, obwohl er definitiv (leider) hetero ist. Spanier mit Bart, das ist schon etwas Besonderes. Besonders, wenn der Bart einen leichten Rotstich hat, so wie bei Xabi Alonso oder Sergio Ramos (der seinen, Bart meine ich natürlich, mit Champagner pflegt). In diesem ist der Bart zwar „nur“ schwarz, aber der Träger hat – anders als der Erzähler dieses Posts – noch kein einziges, graues Haar. Und das obwohl die Alte den echt stresst. Warte mal ab, wenn du erst mal ein paar Monate getrennt bist, kriegst du schon die ersten! Keine Angst! Die fangen dann am Kinn an…da beginnt es immer, das Unheil…

Aber wir kommen vom Thema ab: Die streiten und Melendi,  der übrigens auch eine recht attraktiven, spanischen Bart hat, hört heimlich zu, was die so sagen (er hat ja sonst nichts Besseres zu tun!).

Dieser Typ ist voll sauer (kann man ja auch verstehen, schließlich ist er ja der Verlassene, der Gefickte, das Opfer…) und spuckt der Alten seine Worte förmlich ins Gesicht. So voller Wut. So voller männlicher Urwut. Schreit immer wieder ¡vete!, ¡vete!, was auf Deutsch soviel heißt wie: Geh doch endlich, Mann! Oder ein bisschen böser ausgedrückt: Verpiss dich doch endlich! (was mir in Anbetracht der Umstände durchaus angemessen erscheint).

Aber du musst wissen, du verlässt mich nicht für den, sondern mit seinem Geld…

Anders als ihr Ex sieht sie eher mitteleuropäisch aus. Fast schon rothaarig. Auch nicht schlecht, bei einer Spanierin. Aber gefährlich. Fragen Sie mal Xabi Alonso!

Was weißt du schon?! Wenigstens hat der eine Zukunft! Nicht wie du!

Du wirst meine Entscheidung nicht mehr ändern! antwortet sie nur.

Wenn du mich einmal gebrochen hast, dann…

In seiner Erinnerung macht sie eine Handbewegung, so als würde sie einen Zweig zerbrechen.

Das ist wie mit meinen Putzstellen…meinen señoras…wenn ich nicht mehr will, keine Lust mehr habe…

Der Typ mit Bart versucht noch immer (was für ein imbécil, was für ein Idiot!) sie umzustimmen (genau wie er damals), sagt: Du wirst dich noch an mich erinnern…

…als der Neue, der überhaupt nicht sympathisch rüberkommt, mit seinem schon ergrauten Kinnbart und seinem leicht schmierigen Aussehen überhaupt nicht ironisch einwirft: …an dich an und deine Butterbrote mit Salami (chorizo auf Spanisch, und nur am Rande: Auf die hätte ich jetzt auch Hunger, ich weiß schon, was ich mir am Montag von gut & günstig bei Edeka holen werde!).

Geh doch mit seinem Scheiß-Geld! Geh doch! ¡Vete con su puto dinero! ¡Con su puto dinero de mierda! Mit seinem Scheiß-Geld.

(Und genau deswegen ist Melendi ehrlicher als viele andere, denkt er, als er das Video mental Revue passieren lässt, weil er keine Angst hat, Worte wie mierda oder puto zu benutzen, in eigentlich romantischen Liedern, anders als viele andere Sänger…)

Mit seinem Scheiß-verfickten Geld!

Aber die Alte ist eiskalt und bleibt knallhart. Bleibt eiskalt und ist knallhart, denn sie geht mit dem Neuen. Mit diesem (zugegebenermaßen reichen) Schmierer, der ebenfalls nicht aussieht wie ein typischer Spanier. Ohne zurückzugucken. Und dem Bärtigen bleibt in seiner Verzweiflung nichts anderes übrig, als seine Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen und sich in sein Schicksal zu fügen.

Und das ist wohlgemerkt erst das Intro! Melendi hat also noch keine Zeile gesungen und schon alle jemals unglücklich Verliebten auf seiner Seite…

Und genau in diesem Moment setzt das Klavier-Solo ein (oh, wie ich Klavier-Solos doch liebe!). Und Melendi Educamente te daré un consejo…Wohlerzogen wie ich bin, will ich dir nur einen Ratschlag geben… (wenn er jetzt seine Erziehung vergessen würde, würdest du ihm das – weiß Gott (und der Teufel!) – auch nachsehen können…)

Der ist so am Arsch, der Typ, wie er da sitzt, auf diesem alten Sofa, raucht und ein Bier nach dem anderen trinkt (bei dir war es Wodka!). Du kommst gar nicht drumherum, mit ihm Mitleid zu empfinden. Aber was soll er auch groß tun. Sie Stalker in ihrem neuen Zuhause, einer riesigen Villa im spanischen Stil, komplett mit Pool, Palmen, Riesengarten und Strandliegen (und diesen stacheligen Pflanzen, ich glaube, die kommen ursprünglich aus Ecuador). Also kehrt er wieder zurück in sein altes Leben, seine Job als KFZ-Mechaniker (ölverschmiert und im Unterhemd sieht er natürlich noch unverschämt (so würde seine Freundin das zumindest ausdrücken) geiler aus als vorher. Wie konnte sie den nur verlassen? Nur, weil er kein Geld hat, keine Zukunft…?!

Frauen…

…verlassen Männer eben häufiger als andersherum, das ist statistisch bewiesen…

(Ihr dachtet doch nicht, ich sage nur „Frauen…“?! Oder?!)

Und während er auf dem alten Sofa mit Überzug neben seinem Aschenbecher einschläft, Fotos aussortiert und traurig auf den Müll wirft (wenigstens verbrennt er sie nicht wie du!), lebt sie das High Life, springt im Vintage-Bikini in den Pool, hostet Cocktail-Partys in der Villa ihres Neuen und zeigt den Gästen ihren wertvollen neuen Ring zur Verlobung (oder Trauung?).

Aber es wird noch besser: Denn als der „Neue“ (diese niederste aller Tierarten) gerade auf der Party schon einer „Neuen“ sein Obergeschoss zeigt, singt Melendi in seiner unnachahmlichen Stimme (die viel kraftvoller ist als die von dem lateinamerikanischen Sänger Ricardo Arjona – seid ihr eigentlich alle taub! –, den er angeblich kopieren soll): Wenn ich so drüber nachdenke…

dann ist es vielleicht auch besser so…

was wäre schon unsere Zukunft gewesen?!

…ich hab keinen Cent und du bevorzugst Leute mit fettem Bankkonto…

…du isst nur Grünzeug…

…und ich nur rotes Fleisch…

…ich lebe in einer Fantasiewelt…

und du in einem Film von Pedro Almodóvar…

Und der Typ sieht sie mit ihrem Neuen sogar noch im Fernsehen, wie sie mit ihm über den roten Teppich schreitet, in seiner alten Stammbar sitzend, ihrer alten Stammbar, und fängt daraufhin noch Streit mit einem anderen Typen an, der ihm den Blick auf den Fernseher versperrt.

Aber das böse Ende kommt: Denn der Neue hat schon wieder eine „Neue“ und als die neue „Alte“ merkt, was sie verloren hat, ist es schon zu spät. Reumütig kehrt sie zwar in die Bar zurück, wo ihr „Alter“ sich soeben noch geprügelt hat, aber es ist zu spät

Er ist weg







Also, das war mein definitives Sommerlied, Melendi - Cheque al portamor: https://www.youtube.com/watch?v=qdySinddDHw