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Sonntag, 28. Januar 2018

Atomkrieg, Bob Dylan und Selbstmord














Nachts fährt mich mein Kollege Sascha zum Bahnhof. Ich mag Sascha und Sascha mich glaub ich auch. Wir unterhalten uns, wie immer:

„Hast du das von Hawaii gehört. Mit den falschen Alarmmeldungen… Wo die dachten, die werden mit Atomwaffen angegriffen…“

„Ja, krass, ne?!“

„Nur weil da einer aus Versehen auf den Knopf gekommen ist… Dass so was überhaupt möglich ist… Dass so was überhaupt von nur einer Person ausgelöst werden kann… Boah, ich wär so ausgetickt…“

Dienstag, 23. Januar 2018

Heiligabend (im Wechselmodell)














Schon um neun Uhr irgendwas klingelt es. Fast schon Sturm. Auf jeden Fall nicht nur einmal. Nein, keine Angst, die können   dich nicht gepfändet haben, haha. Und die Polizei ist es, soweit ich weiß, auch nicht. Also   muss es wohl María sein.    Und du hattest noch gar keine Zeit, dir jetzt schon einen anzuzwitschern.   Obwohl ich schon wach bin, schon seit kurz nach acht. Obwohl ich  gestern erst um halb vier ins Bett gekommen bin. Nach der Arbeit war ich zwar schon um  zwei zu Hause, aber da ich heute frei hatte, dachte ich: Dann kannst du ja noch was machen.   Dann kannst du ja noch was fernsehen.    Beziehungsweise Pornos im Internet gucken, immer auf der    Suche nach dem perfekten Porno.

Sonntag, 21. Januar 2018

Samstagnachts halb zwei in Deutschland II












Mein Freund war wieder sehr sozial. Der hat den ersten Preis für das Kostüm gewonnen. Das hat er dann einem Mädchen geschenkt, weil die so traurig war. Der ist so süß!“

„Fährt der erst um neun?“

„Ja.“

Donnerstag, 18. Januar 2018

Duermen los pollitos...
















Nachts, allein im letzten Zug, in der letzten Voreifelbahn, die ihn jetzt nicht mehr nach Hause nach Bonn-Finkenhof bringt, sondern nach Meckenheim, denkt er an früher, wo er noch mit Nadine zusammen war. Damals würde er jetzt mit ihr im Zug sitzen, entweder neben ihr oder ihr gegenüber, aber immer ganz nah. Er würde müde sein, aber trotzdem lachen. Sie würden lachen, lachen und reden, er würde sie berühren, umarmen, küssen, vielleicht sogar sie ihn. 

Sonntag, 14. Januar 2018

Samstagnachts halb zwei in Deutschland













Ich glaube, du würdest da genauso reagieren…“

„Das war aber am Anfang, da warst du generell eifersüchtig.“

„Mmh, auf jeden Fall!“

„Nein.“

„Ohne dass du dich wieder angegriffen fühlst…“

Donnerstag, 28. Dezember 2017

So ein Gefühl...








Plötzlich, während ich gerade im Bett liege und Coronation Street gucke (zwei geile Weihnachtsfolgen a 45:33min!), klingelt das Telefon. Ich springe aus dem Bett hoch wie von der Tarantel gestochen und renne in die Küche. Das ist bestimmt María. Mari. Ich weiß es einfach. Aber wo ist das verfickte Telefon bloß wieder hin? Immer die gleiche Scheiße! Die ganze Zeit suchst du nach irgendwelchem Scheiß. Mannomann. Zuerst gucke ich in der schwarzen Hose nach, die vor dem Herd liegt, aber da ist es nicht. Scheiße, Mann! Aber es hat doch hier geklingelt… Ja, es liegt auf dem Tisch. Und klingelt immer noch. Oder vibriert zumindest. Ein kurzer Blick auf das Display: Ja, Mari!

„Hi.“

„Hi. Ich komme ein bisschen später. So um neun oder zehn. Ich bin noch in Köln.“

„Okay… Du weißt ja, der letzte Zug fährt um 00:39!“

„Ja, aber solang brauch ich nicht.“

„Willst du denn noch was zum Essen? Soll ich noch was holen oder willst du morgen früh.“

„Das kann ich auch morgen früh.“

„Okay, aber gib nicht dein ganzes Geld aus, in Köln. Du musst sparen, für deinen Führerschein, du weißt das.“

„Ich habe nichts gekauft. Ich muss sparen. Ich war nur essen.“

„Essen kostet auch… Du musst den Führerschein machen, der ist wichtig. Ich weiß, wie das ist, ohne Führerschein.“

„Du hast doch einen Führerschein.“

„Ja, ich weiß: Aber ich weiß nicht, wo der ist und ich kann nicht fahren und ich habe kein Auto… Das ist wichtig. Aber wir schaffen das schon. Ich werde das Geld schon irgendwo herbekommen. I’m gonna rob a bank to get you the money.“

„Ja.“ Sie lacht. Oder lacht sie nicht.

„Ok, bis dann. Viel Spaß!“

„Bis dann.“

Ich weiß, wie das ist. Ich hätte auch gerne ein Auto, besonders hier draußen. Aber dann müsste ich wieder Fahrstunden nehmen und mir ein Auto kaufen und die Versicherung bezahlen… Kurz gesagt: Nicht drin. Außer ich verkaufe meine Seele an die italienische Mafia. Hier an der Eisdiele um die Ecke. Wo die jeden Tag, Sommer wie Winter draußen sitzen. Oder bei dem Italiener in Rheinbach. Den kennst du sogar von früher. Das war vielleicht eine Hassliebe… Oder ich gewinne im Lotto, haha.


Aber irgendwie gefiel mir das Gespräch nicht: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie mehr zu ihrer Mutter will, heute Abend, anstatt zu mir. Dass sie keinen Bock hat, nach Köln noch nach Meckenheim rauszufahren. Aber sie war ja schon gestern und vorgestern bei ihrer Mutter. Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag! Weil ich arbeiten war, weil ich nicht anders konnte, nicht anders wollte, vergessen wollte, nicht feiern wollte, mit niemandem… Und da ist Arbeit immer noch das Beste. Und was soll sie denn auch alleine hier sitzen, am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag, während ich auf der Arbeit bin. Außerdem brauche ich nach der Scheidung mehr als jemals zuvor das Geld. Ich bin im mittleren Alter und brauch das Geld!

Vielleicht will sie ja mehr zu ihrer Mutter, ganz zu ihrer Mutter…das ist ja auch Stress für sie, dieses dauernde Hin und Her…

Ach, Quatsch


Dann muss sie mir das sagen. Ich werd den Teufel tun…


Wenn ich auf meine Gefühle hören würde…


Vielleicht will ihre Mutter sie ja auch mehr sehen… Vielleicht geht es ihrer Mutter ja auch nicht gut, dieses Jahr an Weihnachten…


Wenn ich auf meine Gefühle hören würde…






Dienstag, 26. Dezember 2017

Lieber würde ich...
















Du sitzt auf der Arbeit und denkst: Wie gerne würde ich ihr jetzt schreiben, dass ich sie vermisse, wie sehr ich sie vermisse, wie ich mich danach sehne, dass sie da ist, bei mir zu Hause…

Samstag, 25. November 2017

Anruf seines Vaters














Auf einmal, im Bus, hat er ein komisches Gefühl. Er greift sich an die Hose. Ja, das ist sein Handy: Da ruft ihn jemand an… Er guckt auf das Display und kann seinen Augen kaum glauben. Da steht Bert. Scheiße, was ist das denn? Warum ruft der denn an? Er guckt noch mal auf das Display, um sich ganz sicher zu sein, aber natürlich ist er es. Scheiße. Es klingelt noch ein paar Mal (das heißt, es klingelt ja gar nicht, sondern vibriert nur) und dann ist Ruhe. Tatsache! Das war sein Vater! Was will der denn?! Keine Ahnung, aber da geh ich ganz sicher nicht dran. Vor allen Dingen nicht hier, im Bus. Eigentlich nirgendwo, nicht nach dem letzten Mal. Ich bin doch nicht blöd. 

Donnerstag, 31. August 2017

Mind Games (Das Pubertier II)







The games are always, repeat, always being played. 
But nobody plays the games like me... (Irvine Welsh - Filth)
 










Um vier Uhr wache ich auf und der Kühlschrank läuft schon wieder nicht. Dieser verfickte Kühlschrank! Was für eine Scheiße! Scheiße, habe ich schon wieder vergessen, den wieder einzuschalten… Du bist es ja selber schuld. Wie immer. Verschlafen stolpere ich aus dem Bett auf den Kühlschrank zu (nein, ich falle nicht über irgendwas, heute nicht!), schalte ihn an und stoße mich (ja, seht ihr!) an der verfickten Tür.

Montag, 28. August 2017

Meine Kleine...














Das Telefon klingelt. Eindeutig: ein Anruf! María! Ich springe aus dem Bett nach oben, stütze mich auf meinem eigenen Oberschenkel ab, nur mit einer Unterhose bekleidet (es ist so scheißheiß hier!), renne zum Esszimmertisch.

Scheiße, wo ist das verdammte Telefon?

Montag und die Tür zu einer anderen Welt














In der Unterführung steht „Ihr Fotzen“ an der Wand. In kleinen, fiesen Buchstaben. Und direkt daneben „Kurdistan“. Der Typ, der aus der Bahn aussteigt trägt ein T-Shirt, auf dem „The Good Die Young“ steht. In silberner  Glitzerschrift! Kaum ist er ausgestiegen, da zündet er sich auch schon eine Zigarette an. So jung ist er ja schließlich auch nicht mehr… Du auch nicht. Und du hast es schließlich auch noch nicht hinter dir, genau wie er. Dieses Leben, diese Hölle, dieser Ritt auf dem…ach, leckt mich doch! Dafür, dass er jung sterben will, verschwindet der aber noch relativ schnell in der Gasse. Mit seinem Lederarmband und seinem Drei-Tage-Bart. Er geht an der Polizei vorbei. Polizeiwache Rheinbach. Ich werd das denen nie verzeihen denkt er. Die sind für mich gestorben. Die Staatsmacht. Seit damals… Was für Arschlöcher. Aber es gibt keinen anderen Weg als an der Wache vorbei. Durch den Raiffeisen-Tunnel hindurch zum Bücherschrank, vor dem ein Buch auf dem Boden liegt. Er hebt es auf, aber keine zehn Sekunden später fällt es fast wieder runter. Was für eine Scheiße!

Freitag, 11. August 2017

Der Apfel schweigt...



Lester Burnham: "Wie geht's Jane?" - Angela: "Wie meinst Du das?" 
Lester: "Ich meine wie ist ihr Leben so - ist sie ein glückliches 
Mädchen oder vielleicht unglücklich? Ich würde es wirklich gerne 
wissen, doch sie würde eher sterben als mir davon zu erzählen." 
 
"Janey ist ein ziemlich typischer Teenager, zornig, unsicher, verwirrt. 
Wie gern würde ich ihr sagen, dass das alles vorbeigeht. 
Aber ich will sie nicht belügen."
(American Beauty)







Du darfst wirklich nicht zu viel erwarten von ihr. Du warst genauso gewesen, in dem Alter. Du erinnerst dich noch, wie dein Vater dich zum Basketballtraining nach Pennenfeld gefahren hatte und ihr zusammen im Auto gesessen hattet. Keiner von beiden sagte irgendetwas, man konnte die Anspannung praktisch schneiden, so schlimm war es. Was hättest du ihm sagen sollen. Ihm von deinen Problemen erzählen sollen; das du noch immer Jungfrau warst und das dich belastete, weil du endlich eine Freundin wolltest, weil du endlich jemand haben wolltest, normal sein wolltest, wie all die anderen auf deiner Schule; dass du einsam warst, dass du kaum Freund hattest (bis auf Alex einmal die Woche zum Squash), dass du dich ungerecht behandelt fühltest...

Donnerstag, 10. August 2017

Kinder und Eltern in der Pubertät










Halt mal auf!“

Ich stehe mit der Mülltüte neben ihr, während sie sich eine Schale mit Joghurt, Apfel und Nüssen macht. Wie schön!
In der Hand habe ich die Schüssel mit ihrem Salat, mit Tomaten, Thunfisch und Gurke, die sie nicht mehr will:

Sonntag, 6. August 2017

Wie geht es dir?














Hast du den eigentlich mal gesehen?

Ja, aber nur einmal. Das ist aber schon lange her. Einmal ist der vorbeigekommen; da hab ich ihn rausgeschmissen!

Echt? Den Moussa? Rausgeschmissen? Warum das denn?

Dienstag, 4. Juli 2017

Bei den Irländern













Abends – es ist schon kurz nach zehn und ich bin gerade aus der Dusche gekommen, nachdem ich mich beim Basketball voll ausgepowert habe, fast bis zum Umfallen – klingelt das Telefon. María!, denke ich sofort. Besser spät als nie. Wenn ich das verdammte Telefon jetzt auch noch finden würde, wäre das noch besser. Wie ein kopfloses Huhn renne ich hin und her durch die gar nicht mehr ganz so chaotische Wohnung. Vom Esstisch in der Küche zum Bett, bei dem ich stehen bleibe. Das muss doch hier irgendwo sein, verdammte Scheiße! Am Ende, nachdem es schon etliche Male geklingelt hat, finde ich es dann doch, auf der Bettdecke. Kaum habe ich es in der Hand, drücke ich auch schon den Knopf, um den Anruf anzunehmen.

Montag, 3. Juli 2017

Anruf aus dem Nichts












Auf einmal klingelt das Telefon. Ich habe gerade keine Schüler, also kann ich drangehen. Eigentlich kann das ja nur einer sein. Eine. Ich krame das Handy aus der engen Hosentasche und gucke auf das Display. Da steht es: Mari. Mari! Ja! Result! 

Dienstag, 31. Januar 2017

Telefonieren nach Hause










Ich weiß noch, wie wir damals beim Bund immer miteinander telefoniert haben. Meistens hab ich sie angerufen, aber manchmal hat auch sie mich angerufen, in der Telefonzelle in der Kaserne. Da muss so ungefähr im September 1996 gewesen sein, wo ich in der Grundausbildung war und noch in Koblenz stationiert war. In der Gneisenau-Kaserne war das glaub ich. Bei den Panzergrenadieren. Ich weiß noch den Spruch, den die damals hatten: Du bist kein Mensch, du bist kein Tier, du bist ein Panzergrenadier. Manche meinten das natürlich ironisch oder als Witz, aber ich glaube manche von den Leuten da meinten das durchaus ernst. Waren stolz darauf. Da war so ein türkischer, das heißt ein deutsch-türkischer Feldwebel, der immer mit den Rekruten singend durch die Kaserne rannte. Wie in Amerika. Wie in diesen Filmen. Keine Ahnung, was der sang, aber das machte natürlich Eindruck.

Eigentlich hätte ich ja auch gar nicht dahin gemusst, denn ich war eigentlich für Hamburg vorgesehen gewesen. Für die Marine. Und zwar nicht nur für die Grundausbildung, sondern für meine gesamte Bundeswehrzeit. Womöglich noch auf einem Schiff, keine Ahnung. Aber mein Vater, der einen 2-Sterne-General kannte, dem er das Auto reparierte, hatte das so eingerichtet, dass ich in Bonn bleiben konnte. As heißt, zuerst musste ich, wie gesagt, nach Koblenz, denn in Bonn gab es keine Grundausbildung. Nur das Verteidigungsministerium und die machten keine Grundausbildung. Worin auch? Nur eine Wachausbildung. Und in Siegburg war das Wachbataillon. Was laut des Generals, der mich sogar in meinem Aushilfsjob bei Deichmann extra anrief, nicht zu empfehlen war, weil die Grundausbildung da um einiges härter wär als in Koblenz. Und man später noch ohne Ende Wache schieben musste, was im Verteidigungsministerium nicht der Fall war, denn – Sie ahnen es – da übernahm das Wachbataillon freundlicherweise die Wache für uns. Also war die nächstgelegenere Lösung Koblenz für die Grundausbildung und Bonn danach. Der wahre Grund, warum ich meinen Wehdienst in Bonn ableisten wollte, war nicht etwa, weil ich so nah wie möglich an meiner Heimatstadt oder an meinem Elternhaus sein wollte, sondern ein anderer: Denn ich wollte nicht von Nadine getrennt sein, die ich ja erst Anfang des Jahres kennengelernt hatte und mit der ich jede frei Minute verbrachte und mittlerweile auch schon Spanisch sprach wie ein Südamerikaner. Warum mein Vater dann trotzdem, obwohl er ganz genau gewusst haben muss warum, das so gedreht hat, dass ich nach der Grundausbildung nach Bonn komme, weiß ich nicht, denn eigentlich mochte er meine Freundin, meine erste Freundin nicht besonders (ich kann mich immer noch an den Whiskey erinnern, den er trank, nachdem ich sie ihm vorgestellt hatte – etwas, dass er sonst nie tat). Ich weiß nicht, was er in ihr sah, was ich nicht sah und selbst letztes Jahr, als wir uns schon getrennt hatten, drückte er sich nur sehr vage aus, als ich ihn einmal darauf ansprach, was ihn denn an Nadine so gestört hatte.

„Die war doch sowas von falsch…“

Bis heute weiß ich nicht, was er mit diesem „falsch“ gemeint hat, aber ich glaube immer noch, dass er damals schon mehr wusste oder ahnte als ich… Trotzdem ärgerte mich das irgendwie immer noch, denn ich habe bis heute nicht begriffen, wie jemand „echt“ sein kann, der in seinem ganzen Leben keine 10 Worte mit mir gewechselt hat und nicht einmal ein ernsthaftes Gespräch über irgendetwas mit mir geführt hat. Keine Ahnung, aber irgendwas war da – sonst hätte er den Whiskey nämlich im Schrank gelassen (bei den anderen 20-30 Flaschen Hochprozentiges, die ihm Kunden geschenkt hatten und die da schon seit Jahren vor sich hingammelten; meine Mutter war dem Alkohol zwar nicht ganz so abgeneigt, trank aber nur Bier, Wein und Sekt, den sie immer dezent hinter dem Sofa versteckte).

Auf jedem Fall war ich aus Liebe zu meiner Frau in Koblenz gelandet, von wo aus ich sie Tag für Tag von der einzigen in der Kaserne vorhandenen Telefonzelle aus anrief. Wo ich jeden Tag, direkt nach Dienstschluss, in einer langen Schlange von Soldaten wartete, um für ein paar Minuten mit ihr sprechen zu können. Ihre Stimmt hören zu können. Natürlich auf Spanisch, denn so verstand mich auch keiner. Nach einer Weile fingen die anderen sogar an, mich den Spanier zu nennen, weil ich am Telefon mit meiner Freundin immer nur Spanisch redete. Darauf war ich irgendwie stolz. Einer – ich glaube, es war der Rechte aus Düsseldorf – glaubte mir sogar noch nicht einmal, dass ich Deutscher bin und ich versuchte ihn mit einem Lächeln auf dem Gesicht davon zu überzeugen, dass ich kein Spanier bin. In Bonn geboren bin (leider) und da auch mein ganzes bisheriges Leben verbracht hatte (leider). Ich fand das cool, weil es mich anders machte. Besonders. Heute – wo ich sicher geschieden bin – und das Ganze mittlerweile über zwanzig Jahre her ist, kann ich mir kaum noch vorstellen, über was wir damals so alles geredet haben. Keine Ahnung. Haben wir uns etwa für Minuten nur te quiero oder te amo gesagt?! Oder te quiero mucho, mucho, mucho… Kann ja wohl kaum sein. Selbst wenn man noch ein paar te extraños dazu nimmt. Ich vermisse dich wirklich. Denn Männer sind treuer als Frauen und ich war nicht einmal in Koblenz abends allein weg (obwohl ich das wegen dem Zapfenstreich auch nicht gekonnt hätte). Über was haben wir so viel und so lang geredet? All die Jahre? Ich weiß es nicht. Es ist wie verflogen, wie weg, hat keine Spuren hinterlassen.

Te amo

Te quiero

Te extraño

¿Qué estás haciendo?

¿Estás pensando en mí?

El fin de semana vengo…

Ciao


Aber Inhalte? Wo sind die Inhalte hin? Ich finde sie nicht mehr in den Bruchstücken meines Lebens, meiner Vergangenheit

sie sind weg

wie sie



für immer verloren

in der Zeit






Donnerstag, 12. Januar 2017

Innerer Monolog










bei mir muss eh keiner zuhören

interessiert ja eh keinen, was ich sage

aber wann soll ich denn was sagen? Wenn ich von der Brücke gesprungen bin? Wenn ich unter der Erde liege? Oder jetzt?!

für mich muss sich ja eh keiner interessieren

alles, was ich sage, prallt ungehört ab. Denken die eigentlich alle, ich bin so stark, dass ich schon damit klarkommen werde? Irgendwie? Irgendwann? Oder denken die gar nichts

oder denken die, dass ich so dumm bin

wahrscheinlich Letzteres

das war mein ganzes Leben lang so…ich kenne das ja gar nicht anders. Wer als Kind schon auf Außenseiter geeicht

kein Wunder, dass ich mit mir selbst rede

ich hab mich das schon oft gefragt, warum das so ist: Ist das nur so, weil die Leute eh alle gleichgültige Arschlöcher sind, die sich für niemanden außer sich selbst interessieren; oder ist das wegen mir so                        weil mich keiner will oder muss

denkt nur alle weiter, ihr könnt sowieso nicht helfen, sowieso nichts tun

bei den Leuten im Fernsehen, in den Serien fühlt man mit, aber bei den echten Personen im wahren Leben ist das zu viel verlangt

irgendwann hörst du auf zu reden. Weil dir ja eh keiner zuhört      wenn du keine Komödie mehr spielst            wenn du es ernst meinst

hilft ja eh nichts

warum sollte sich das jemals ändern

vielleicht wollen die ja, dass ich kaputtgehe

vielleicht wollen die mich ja leiden sehen

vielleicht genießen die das ja. Und denen geht es umso besser je schlechter es mir geht

warum bin ich es nicht wert, dass man was für mich tut

einmal was für mich tut