Donnerstag, 31. August 2017

Mind Games (Das Pubertier II)







The games are always, repeat, always being played. 
But nobody plays the games like me... (Irvine Welsh - Filth)
 










Um vier Uhr wache ich auf und der Kühlschrank läuft schon wieder nicht. Dieser verfickte Kühlschrank! Was für eine Scheiße! Scheiße, habe ich schon wieder vergessen, den wieder einzuschalten… Du bist es ja selber schuld. Wie immer. Verschlafen stolpere ich aus dem Bett auf den Kühlschrank zu (nein, ich falle nicht über irgendwas, heute nicht!), schalte ihn an und stoße mich (ja, seht ihr!) an der verfickten Tür.

Dienstag, 29. August 2017

Traumdeutung: Ein feuchter Traum
















Komm schon!“, sagst du lautlos im Traum zu ihr. 

„Komm schon, ****!“
Sie will nicht, doch dann zieht sie sich das Nachthemd über den Kopf und legt sich nackt vor dir ins Bett. Sie ist fett, ihre Muschi behaart, ihre Titten schwabbelig, aber das hält dich nicht ab. Eher das Gegenteil. „****!“ Du legst dich auf sie und pumpst so lange, bis du kommst

Montag, 28. August 2017

Meine Kleine...














Das Telefon klingelt. Eindeutig: ein Anruf! María! Ich springe aus dem Bett nach oben, stütze mich auf meinem eigenen Oberschenkel ab, nur mit einer Unterhose bekleidet (es ist so scheißheiß hier!), renne zum Esszimmertisch.

Scheiße, wo ist das verdammte Telefon?

Montag und die Tür zu einer anderen Welt














In der Unterführung steht „Ihr Fotzen“ an der Wand. In kleinen, fiesen Buchstaben. Und direkt daneben „Kurdistan“. Der Typ, der aus der Bahn aussteigt trägt ein T-Shirt, auf dem „The Good Die Young“ steht. In silberner  Glitzerschrift! Kaum ist er ausgestiegen, da zündet er sich auch schon eine Zigarette an. So jung ist er ja schließlich auch nicht mehr… Du auch nicht. Und du hast es schließlich auch noch nicht hinter dir, genau wie er. Dieses Leben, diese Hölle, dieser Ritt auf dem…ach, leckt mich doch! Dafür, dass er jung sterben will, verschwindet der aber noch relativ schnell in der Gasse. Mit seinem Lederarmband und seinem Drei-Tage-Bart. Er geht an der Polizei vorbei. Polizeiwache Rheinbach. Ich werd das denen nie verzeihen denkt er. Die sind für mich gestorben. Die Staatsmacht. Seit damals… Was für Arschlöcher. Aber es gibt keinen anderen Weg als an der Wache vorbei. Durch den Raiffeisen-Tunnel hindurch zum Bücherschrank, vor dem ein Buch auf dem Boden liegt. Er hebt es auf, aber keine zehn Sekunden später fällt es fast wieder runter. Was für eine Scheiße!

Sonntag, 27. August 2017

Angst vor dem Tod












Nach der Arbeit, als er an der Bushaltestelle auf den Bus wartet, der ihn nach Hause bringen wird, denkt er plötzlich, wie aus heiterem Himmel: Das ist schon komisch. Seit ich getrennt/geschieden bin, muss ich gar nicht mehr an den Tod denken. Das heißt, ich denke immer noch an den Tod, aber…

…aber ich habe nicht mehr diese Panikattacken, die ich – als ich noch verheiratet war – dauernd hatte. Das ist schon komisch, aber es stimmt. Die habe ich tatsächlich nicht mehr…diese plötzlichen Angstattacken, die ich damals (trotz Nadine) dauernd hatte: beim Laufen, abends allein im Bett neben ihr und auf der Arbeit. Das war schlimm! Plötzlich ergriff mich diese vage, diffuse Angst oder Panik, dass ich irgendwann sterben würde, nicht mehr da sein würde. Einmal nachdem ich nachts nach der Arbeit im Wohnzimmer allein im Wohnzimmer diese Sendung, diesen Bericht über Mumien in den peruanischen Anden geguckt habe. Aber es waren nicht nur die Mumien, sondern auch andere Geschichtsreportagen, die dieses Gefühl hervorriefen. Und ihre schlafende Anwesenheit neben mir im Bett half bei deren Beseitigung. Denn dieses plötzliche Gefühl, diese plötzliche Gewissheit, dass ich irgendwann einmal nicht mehr da sein würde, gar nicht mehr, nie mehr, dass ich für immer tot sein würde, nie wieder zurückkehren würde, dieses Gefühl war stärker als alles andere. Man konnte nur hoffen, schnell einzuschlafen (aber selbst das war zutiefst ironisch) und wenn es einen draußen erwischte (wie einmal beim Walken in der Nähe der Universität), musste man hoffen, schnell auf andere Gedanken zu kommen. Das war ein schlimmes Gefühl. Man fühlte sich irgendwie schwerelos (so als wäre der Körper zu leicht, um auf dieser Erde zu verbleiben) und gleichzeitig wurde der Körper auf einmal so schwer wie ein Gefängnis auf Erden, wie das Gefängnis auf Erden, das er im Endeffekt ja auch war. Fast wurde ihm davon sogar schwindelig und er spürte immer diese Schwere, diesen Druck in der Brust. Das waren zwar wahrscheinlich keine Panikattacken im klassischen Sinn (was auch immer das ist), aber es waren doch im gewissen Sinne Angstattacken, eine Angststörung, diese pure, reine, kondensierte Angst, die man bekommt, wenn man merkt, dass der geliebte und zugleich verhasste Körper, das gelebte Ich irgendwann nicht mehr da sein würde, einfach weg sein würde, dass das Leben, an das man sich so klammerte, nie wieder da sein würde, einfach von einem Moment auf den anderen ausgehen würde, ausgelöscht wurde. Nicht mit einem Knall, sondern still. Dass man nicht mehr da war, nie wieder. Ich weiß, das ist der Lauf der Dinge, ich weiß, aber trotzdem machte ihm das eine Heidenangst. Immer und immer wieder. In regelmäßigen Abständen. Wie aus dem Nichts. Oft versuchte er in diesen Momenten, diesen Augenblicken des Lebens auszurechnen, wie viel Leben ihm wohl noch blieb: Er war jetzt 34, 35, 36, 37… Die Hälfte war also um, so gut wie um, ohne, dass er es gemerkt hätte. Und es würde mit fortschreitendem Alter bestimmt nicht besser werden… Man würde immer mehr Lebensqualität verlieren…Jahr für Jahr…man würde unmerklich älter werden, bis es irgendwann zu spät war…


Und heute, das hat er diese Attacken irgendwie nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Seltsam.

Einen Vorteil muss diese ganze Scheiße ja haben, denkt er. Wenigstens ist die Angst vor dem langsamen, aber sicheren Älterwerden und sterben all den Problemen gewichen, die jetzt sein Leben beherrschen, im Würgegriff haben: den Geldsorgen, den Formularen, den Sorgen um María und last but not least all dem Liebeskummer, dem Schmerz, dem unendlichen Schmerz

Einen Vorteil muss dieser ganze Scheiß, der mir passiert, ja haben! Ich denke nicht mehr (so viel) über das Älterwerden nach

über den Tod


aber ist das überhaupt ein Vorteil? Oder ist das so, weil ich innerlich schon tot bin? Hat sie mich etwa schon getötet, ohne dass ich es bemerkt hätte. Ist mein Leben schon so schlimm, dass selbst der Tod mich nicht mehr schocken kann, dass mir alles egal ist.

Oder ist es so, dass ich jetzt, trotz allem, mich nicht mehr so eingeengt fühle, nicht mehr so eingeengt bin, in einer Ehe mit einer Frau, die ich nie zu hundert Prozent geliebt habe. In einem sozialen Umfeld, in dem es um Dinge ging, die ihm letzten Endes nichts bedeuteten: Häuser, Autos, Möbel

(er weiß noch ganz genau, wie viel Ärger er an diesem Samstag hatte, an dem er mit ihrer Freundin im Auto, dass er und Nadine nicht hatte, nach Köln gefahren war, um sich Sofas anzugucken, die er nicht wollte, die eh zu teuer waren oder nur billige Notlösungen aus grobem Stoff und nicht aus schwarzem Leder wie sie ihm gefielen…als er plötzlich zu Nadine und ihrer Freundin sagte, wie aus heiterem Himmel: „Dann brauch ich mir ja nur noch einen Sarg kaufen, wenn ich das Sofa nehme, dann kann ich mir ja gleich einen Sarg kaufen…“ Was natürlich nicht gut ankam, mal ganz abgesehen, von seinem schlechten Gewissen, dem Sofa gegenüber und den Leuten, die sich Mühe gemacht hatten, es herzustellen…ja, er hatte damals tatsächlich ein schlechtes Gewissen dem Sofa gegenüber…das größer war als sein schlechtes Gewissen seiner Ehefrau oder ihrer besten Freundin gegenüber, die sich extra die Mühe gemacht hatte, sie nach Köln zu fahren


Ach, was weiß ich denn, ich weiß nicht, ob das so besser ist oder nur einfach anders, denkt er, keine Minute bevor der Bus kommt, der ihn in sein neues Zuhause, sein neues Leben zurückbringt… 









Sonntag, 20. August 2017

Kurzes Leben, langer Schwanz















Der brasilianische Koch von nebenan kommt rein. Boah, ich liebe den, der ist echt geil. Immer diese Mischung aus Melancholie und Zweckoptimismus.

„Und, wie geht’s?“, sage ich extra laut, extra provokant.

Samstag, 19. August 2017

Geister





You know nothing? Do you see nothing? Do you remember
Nothing?” T.S. Eliot - "The Waste Land"







Und, wann bist du gestorben?

Nicht lange danach. Ich hatte keinen Bock mehr.

Und du?

Ein Autounfall. Richtung Köln. Frontal in einen LKW.

Donnerstag, 17. August 2017

Sevilla, in einem anderen Leben















In einer anderen Welt, in der ich mich nicht mehr befinde, öffne ich abends um acht auf der Arbeit Google Earth Pro und suche nach diesem Hotel in Sevilla. Davor habe ich eine Stunde Antonio Orozco gehört, aber das – anders als gestern mit María im Nebenzimmer – hat nichts gebracht. (Jetzt, wo ich das sage, fällt mir auf: Hey, Antonio Orozco ist ja auch aus Sevilla! Zufälle gibt’s!)

Freitag, 11. August 2017

Der Apfel schweigt...



Lester Burnham: "Wie geht's Jane?" - Angela: "Wie meinst Du das?" 
Lester: "Ich meine wie ist ihr Leben so - ist sie ein glückliches 
Mädchen oder vielleicht unglücklich? Ich würde es wirklich gerne 
wissen, doch sie würde eher sterben als mir davon zu erzählen." 
 
"Janey ist ein ziemlich typischer Teenager, zornig, unsicher, verwirrt. 
Wie gern würde ich ihr sagen, dass das alles vorbeigeht. 
Aber ich will sie nicht belügen."
(American Beauty)







Du darfst wirklich nicht zu viel erwarten von ihr. Du warst genauso gewesen, in dem Alter. Du erinnerst dich noch, wie dein Vater dich zum Basketballtraining nach Pennenfeld gefahren hatte und ihr zusammen im Auto gesessen hattet. Keiner von beiden sagte irgendetwas, man konnte die Anspannung praktisch schneiden, so schlimm war es. Was hättest du ihm sagen sollen. Ihm von deinen Problemen erzählen sollen; das du noch immer Jungfrau warst und das dich belastete, weil du endlich eine Freundin wolltest, weil du endlich jemand haben wolltest, normal sein wolltest, wie all die anderen auf deiner Schule; dass du einsam warst, dass du kaum Freund hattest (bis auf Alex einmal die Woche zum Squash), dass du dich ungerecht behandelt fühltest...

Donnerstag, 10. August 2017

Kinder und Eltern in der Pubertät










Halt mal auf!“

Ich stehe mit der Mülltüte neben ihr, während sie sich eine Schale mit Joghurt, Apfel und Nüssen macht. Wie schön!
In der Hand habe ich die Schüssel mit ihrem Salat, mit Tomaten, Thunfisch und Gurke, die sie nicht mehr will:

Dienstag, 8. August 2017

Shakespeare und Deutschland









Nerv nicht!“


Ich stand vor ihr, in der Tür ihres Zimmers, guckte sie an, ihr Blick war auf den Bildschirm ihres Handys gerichtet und ich versuchte, ihre Worte hinter einem Lachen verschwinden zu lassen, schaffte es aber nicht

Nerv nicht.

Sonntag, 6. August 2017

Wie geht es dir?














Hast du den eigentlich mal gesehen?

Ja, aber nur einmal. Das ist aber schon lange her. Einmal ist der vorbeigekommen; da hab ich ihn rausgeschmissen!

Echt? Den Moussa? Rausgeschmissen? Warum das denn?

Vater und Sohn im Bus














Im Bus in Meckenheim setzt sich ein Typ mit Käppi und Kind gegenüber von ihm hin. Ein Vater. Sagt zu seinem Sohn, der so um die zehn ist: „Bald haben wir auch wieder ein Auto…“

Und dann: „Ist aber teuer…“


Samstag, 5. August 2017

Der Eismann



"Gatsby glaubte an das grüne Licht, an die wundervolle Zukunft, 
die Jahr für Jahr vor uns zurückweicht. 
Damals entwischte sie uns, aber was machte das schon? 
Morgen laufen wir schneller, strecken die Arme weiter aus und einen schönen Tages, 
so kämpfen wir weiter, wie Boote gegen den Strom. 
Und unablässig treibt es uns zurück in die Vergangenheit."
F. Scott Fitzgerald














Er steht vor dem Haus. Guckt hoch. Das Licht ist an. Oben. Er kann hier nicht lange stehen. Er war gerade beim Friseur, seine Haare sind wieder kurz, richtig kurz diesmal, fast wie bei einem Soldaten. Hat die gut gemacht. Da machen die das immer gut, in der Stadt. Der Stadt, die er hasst. Wie die Pest. Wie hat er das heute zu seiner Tochter gesagt: „Ich fühle mich unwohl hier. Physisch unwohl. Verstehst du?“