Der Wunsch zu
heulen, einfach loszuheulen ist so stark, so ausgeprägt, so drängend, dass du
nicht weißt, ob du es schaffst, ihm zu widerstehen. Du willst einfach nur
losheulen, aber du tust es nicht. Nicht hier, nicht jetzt, obwohl du so gerne
würdest…
Ein Blog über das Leben, die Liebe, Beziehungen, Verlust, Angst, Spaß, die Lust, die Lust am Schreiben,Südamerika, Musik, südamerikanische Frauen, die Liebe, Spanisch, Englisch, Schottland, Spanien, Deutschland, dat Rheinland, Kinder, Literatur, Vergänglichkeit, Arbeit, Politik, die Mafia, Urlaub, Gewalt, Verbrechen, Sex, große und kleine Gefühle und vieles, vieles, vieles mehr ...
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Montag, 29. Januar 2018
Yin und Yang
Labels:
Depression,
Dunkelheit,
Einsamkeit,
Familie,
Leere,
Leiden,
Liebe,
Schwarze Löcher,
Trennung,
Vater-Tochter-Beziehung,
Vatersein,
Wahnsinn,
Wald,
Wetter,
Wut
Montag, 18. Dezember 2017
German Beauty (Respektabilität, Ordnung und Uniformität)
Du willst das, du willst
dieses Leben. Mit dem Reihenhaus, ordentlich eingereiht (eins wie das andere)
und eingerichtet, die Schuhe ordentlich in einer Reihe vor der Tür, nachts in
der Kälte (brrrh…), die Fahrräder links davon, hinter diesem kleinen
Holzgeländer, der 500-Zoll-Fernseher (so
einen großen hast du fast noch nie gesehen, außer vielleicht bei Media-Markt,
die Designer-Stühle (oder zumindest sehen sie für dich danach aus, und sogar
die bunt bemalten Latten, die die Treppe nach oben vom Wohnzimmer abschirmen
sollen und dem ganzen eine raue Authentizität verleihen sollen, sehen in dieser
Umgebung perfekt aus. Alles ist ordentlich, immer ein bisschen abgedunkelt (was
du hasst wie die Pest, was aber bei all diesen Leuten so ist, diesen Leuten,
die Geld haben), so als hätte man sogar die Dunkelheit befriedet. Das einzige Lebendige
die Katze, bei der gefragt wird, ob sie dich stört (nein, tut sie nicht,
definitiv nicht, das arme Tier). Du willst das: Respektabilität, versinken in
der Konformität und Uniformität dieses Lebens. Du bist zu alt, um den Rock
& Roll zu leben, den du ohnehin nie richtig gelebt hast.
Montag, 13. März 2017
Nicholas Sparks - Two by Two
Als er durch den
Wald zur Arbeit läuft (er muss endlich wieder fit werden, er ist in den letzten
Wochen echt fett geworden), hört er Two
by Two von Nicholas Sparks. Als Hörbuch. Und plötzlich, als Emily, eine der
Hauptfiguren in dem Roman, über ihren Ex-Mann
spricht, fällt dieser Satz. Den er heute extra gesucht hat, für den er sich
extra noch mal alle Gespräche zwischen Emily und Russ, Emilys Ex-Freund, der
seinerseits von seiner Frau Vivian für ihren Chef verlassen wurde. Auf Englisch lautet der Satz: …evidence of ending the marriage and losing
me mattered not at all to him…
Sonntag, 19. Februar 2017
Glühwürmchen
Ich weiß noch, damals, als
wir noch in Bonn-Hardtberg gewohnt haben (nein, nicht auf dem Brüser Berg,
sondern in Finkenhof!), da haben wir im Sommer abends immer zusammen unsere
Runde gedreht (mit wem drehst du eigentlich jetzt „unsere“, äh, „deine“
Runde?!). Hoch zum Verteidigungsministerium, am Hardtberg-Bad vorbei, durch den
Wald um das Ministerium herum, an der Tennis- und der Basketshalle vorbei und
wieder zurück. Zu uns nach Hause. So drei-, viermal in der Woche bestimmt. Um
den Tag sacken zu lassen und ein bisschen Sport zu treiben (das dauerte schon
immer so ne Stunde oder so). sich zu unterhalten. Sie über ihre señoras, ihre „Frauen“, bei denen sie
putzte und ich über meine Schüler, meine Bücher und manchmal auch meine Filme. Manchmal,
mitten im Sommer, wenn sie eins ihrer kurzen Röckchen trug, schweiften wir auch
ein bisschen vom Weg ab und befriedigten unsere niederen Bedürfnisse entweder hinter
dem Edeka neben der Basketshalle oder auf den Holzbänken neben dem großen
Fußballplatz am Verteidigungsministerium. Ich
hatte da so meinen Fimmel, was Sex im Freien anging – da konnte ich stundenlang
in der Gegend rumlaufen und nach einem geeigneten Ort für unsere kleine sexuelle
„Notdurft“ suchen. Aber nicht an diesem Tag. Glaub ich zumindest. An diesem Tag
waren wir ganz gesittet in den Sonnenuntergang gelaufen. Und als wir auf der
anderen Seite des Waldes wieder rauskamen, war es schon dunkel. Links des Weges
lag die breite Umgehungsstraße, die am Verteidigungsministerium vorbeiführte
und rechts war der Wald. Und auf einmal, ich weiß gar nicht mehr, wer sie
zuerst bemerkte, sagte Nadine oder ich: „Guck mal da! Was ist das?“ Und wir
guckten in den dunklen Wald hinein. Und dann sahen wir es. Ich hatte so was
noch nie gesehen. Am Anfang war es auch gar nicht so leicht, etwas zu erkennen.
Sie zu sehen. Aber dann, wenn man anhielt, innehielt und sich die Augen an die
Dunkelheit gewöhnt hatten, sah man diese kleinen Lichtchen, diese kleinen
Lichtpunkte zwischen den Ästen, Zweigen und Blättern. Überall. Da waren überall
Glühwürmchen.
„Guck mal, da! Und da!“
„¡Mira!
¡Allí!“
„¡Qué
bonito!“
„Sí,
¿¡no?!“
Und wir blieben stehen und
sahen in der Dunkelheit den Glühwürmchen zu, wie sie aus und angingen. Sich
bewegten. Fasziniert. Selbst Nadine. Die damals schon schwer zu faszinieren
war. (Die Zeit, wo sie mir mit ihren kurzen, dünnen, in hautengen Leggings gekleideten
Beinchen entgegengesprungen kam, waren lang vorbei.) Selbst ich, der sich schon
damals für fast nichts mehr faszinieren konnte (außer vielleicht den Fick
hinter Edeka im Sommer). Die hatten irgendwas, diese kleinen Lichtchen im Wald.
Am Wegesrand. Irgendwie magisch. So als gäbe es eine andere Welt… Etwas anderes…
Wir machten sogar glaub ich
ein Foto, das aber nicht gelang – diese Momente lassen sich nicht so einfach
einfangen, lassen sich nicht so einfach in Pixel bannen. Sind nach dem Sommer
viel zu schnell vorbei. Waren glücklich. Vielleicht nahm ich sogar auf dem
Rückweg ihre Hand, ihre kleine, dünne Hand, küsste sie auf die Wange,
tätschelte ihr auf den Arsch, packte ihr zwischen die Beine von hinten.
„Larson!“
„¡Mira,
las lucecitas, Ahí!
„¡Mira,
tu culo! ¡Sexy! Es que tienes el culo sexy…“
“Yo
soy flaca…”
„¿¡Bonito,
eh, las lucecitas?!“
Glühwürmchen habe ich
seitdem nicht mehr gesehen. Sternchen schon, an ganz vielen Tagen, aber keine Glühwürmchen.
Seit diesem, wie ich glaube unserem letzten Sommer. Es war uns nicht vergönnt,
die Glühwürmchen im nächsten Jahr wiederzusehen.
Keine Glühwürmchen mehr. Es
wäre auch nicht mehr dasselbe.
Heute, wo ich bei Nicholas
Sparks etwas über die fireflies, also
den Glühwürmchen, die es in den
Südstaaten der USA in Hülle und Fülle geben soll, gelesen habe, habe ich mich
an diesen Tag erinnert. Diesen einen besonderen Tag damals. In einer langen
Reihe (vermeintlich) grauer Tage. Diesen einen Tag als wir noch eine Familie
waren. Ein Ehepaar.
Diesen Tag, an dem ich das
Gefühl hatte, ihr einmal was bieten zu können. Was Besonderes. Was anderes als
unseren im Gleichtakt mit unseren Haaren immer grauer werdenden Alltag. Und
wenn es nur Glühwürmchen sind
Freitag, 30. Dezember 2016
Der dunkle Wald deiner Seele
Abends komme ich um ungefähr Viertel vor
zehn nach Hause. Ich komme aus dem Wald, wo ich Laufen war. In Dunkeln. „Im
Dunkeln“ ist eigentlich noch untertrieben. In kompletter Dunkelheit wäre wohl passender. Der kompletten Dunkelheit meiner Seele, haha. Voller
Angst, aber immer weitergehend. Immer tiefer hinein in den stockdunklen Wald. Was
für ein Hobby. Letztes Jahr hat mich eine Frau gesehen, wie ich gerade dabei
war in diese dunkle Röhre, die in den Wald hineinführt, einzutauchen und hat zu ihrer Kollegin gesagt: "Also, ich würd da nicht reingehen. Freiwillig."
Würdest du schon, habe ich nur gedacht: Wenn du keine Hobbys, keine Freunde und
heute 2 Eier, 2 Hähnchenschnitzel, 2 Hühnergockelchen von Aldi, jede Menge
Salat und 1 Tüte Frit-Sticks gegessen hättest. Dann würdest du da reingehen. Um
den Kopf und den Bauch freizukriegen. Obwohl das am Ende, hinter dem
Tannenwald, in den ich mich heute Abend nicht begeben habe (weil man da am Tag
schon wenig seht und ich Angst hatte, Angst habe vor den dichten Tannen), obwohl
das am Ende schon irgendwie komisch war. Denn da waren irgendwelche Tiere oder
irgendwas in den Büschen neben dem Weg, das sich bewegt hat und das mich dann
doch zum Zurückgehen bewegt hat. Einem Wolf oder Fuchs oder Wildschwein wollt
ich dann doch nicht begegnen. Das ist dann doch zu viel des Abenteuers. Also
machte ich kehrt und watschelte langsam in Richtung Zuhause, in Richtung I.
zurück.
Wobei ich, wie immer, über alles nachdachte.
Dass ich ein komisches Gefühl habe. Dass da irgendwas nicht stimmen konnte. Mit
María, mit Nadine.
Irgendwas stimmt da nicht, ich spüre
das. Im Moment sogar besonders stark.
Aber willst du wirklich dein ganzes
restliches Leben darüber nachdenken, darüber rätseln, was da nicht stimmt? Irgendwann muss es auch mal gut sein. Du kannst nicht alles
kontrollieren. Es ist normal, dass María dir nichts erzählt. Sie ist eben ein
typischer Teenager. Du hättest dir damals auch lieber die Zunge rausgeschnitten
als deinen Eltern irgendwas zu erzählen. Obwohl, das mit Nadine hast du ihnen
direkt erzählt. In der gleichen Nacht noch, in der du sie Silvester 1995
kennengelernt hast.
Warum eigentlich?
Weil du stolz warst, dass du auch mal
Glück gehabt hattest, dass du auch mal eine Frau kennengelernt hattest. Ein
Mädchen.
Wahrscheinlich.
Aber jetzt musst du auch abschließen
können. Noch nicht einmal mehr in einem Monat bist du geschieden (auf einmal
geht das so schnell) und dann siehst du sie – außer durch Zufall – nie wieder.
All das denkst du immer noch vage, als
du in die Straße einbiegst, die nach einer Kurve zu deiner Straße führt.
Komisch. Da steht ein Wagen mit Blaulicht oder einem gelben Licht. Ne, das ist
keine Polizei, das ist der ADAC, wie du dem Schrift an der Seite des Wagens
entnehmen kannst. Komisch. Hier oben. Du gehst an dem Wagen vorbei, hinter dem
ein Mechaniker sich um einen roten Golf kümmert. Einen roten Golf?
Einen roten Golf…
Dann guckst du hoch, siehst die Person,
die Frau, die an der anderen Seite des Motors steht, an der der Mechaniker am Arbeiten
ist. Eine kleine Frau, eine sehr kleine Frau. Ausländisch…
Scheiße
Scheiße
Schon bist du vorbei, siehst im Vorbeigehen
noch den Aufkleber, der hinten an dem roten Golf klebt. Einer dieser typischen
Aufkleber. Du guckst zurück, siehst sie nicht mehr richtig, im Dunkeln. Die
kleine Frau, die da an der Seite des Motors steht, dich mitleidig anguckt. Oder
bildest du dir das nur ein?
Sie? Sie! Sie?
Quatsch, du wirst langsam bekloppt. Du
wirst langsam echt bekloppt. Was sollte sie schon hier machen? Außer ihre
Tochter mit dem Auto zurückbringen. Nach Hause zurück. In der einen Hälfte
ihres neuen Zuhauses. In ihrem Zuhause 2.0, sozusagen. Und dann ist ihr das
Auto hier auf der Ecke liegen geblieben. Genau hier, wo du jetzt langkommst.
Haha
Du willst zurückgehen, gehst aber
weiter.
Kann das Zufall sein? Zweimal, so
kurz hintereinander. Wenn sie das überhaupt war
Wenn du jetzt deinem Gefühl folgen
solltest, deinem Bauchgefühl, wie die das immer sagen, dann…
…ist die Sache eindeutig…
Und als du bei dir Zuhause vor dem Tor
stehst, fällt dir noch was auf. Denn das Licht ist an. Das Licht draußen und im
Flur. Ohne dass du den Knopf über den Klingeln gedrückt hast. Und da du im
Moment alleine hier wohnst, kann das nur María gewese…
…oder sie?
Oder bildest du dir das nur ein, hast
selber den Knopf gedrückt…
…ohne es zu merken…
Oder ist sie gerade gegangen?
Nein, das hieße ja…
…das sie hier ist, wenn du nicht da
bist.
(das glaube ich nicht)
Ja, klar…, hörst du María abfällig
sagen. Aber was verbirgt sich hinter dieser Verachtung…?
Warum hat sie dich auch heute gefragt,
ob du arbeiten gehst?! Zweimal sogar.
Und wenn sie nicht mit ihrer Freundin
Jacqueline ausgegangen ist – die eh einen „strengen“ Vater hat –, sondern…
…mit ihrer Mutter
Skandalös!
Sie ist schon in ihrem Zimmer, als du
die Haustür aufschließt, hat schon abgeschlossen. Du klopfst trotzdem, unter
dem Vorwand, noch eine Cola zu wollen. Nachdem du noch ein paarmal geklopft
hast, tut sich endlich was und sie macht auf. Sie hat sich einen Morgenmantel
über ihre Straßenkleidung gezogen.
„Hi. Ich brauche noch eine Cola…“
…
„Und sonst? Alles klar?“
„Ja.“
„Das ist komisch…“, sagst du am Ende.
…
„Bist du gerade erst gekommen?“
„Ne, ich bin schon länger hier. Ich war
im Bett…“
„Ach so. I could have sworn that the woman
whose car broke down just around the corner looked vaguely familiar…” Keine
Ahnung, warum du das auf Englisch sagst. Etwa damit sie es nicht versteht?
Aber sie versteht – glaub ich – alles,
sagt nichts, guckt nur komisch.
Sagt aber auch nicht: „Was redest du
da?!“ Wie sie es sonst immer tut.
„Ok, gute Nacht.“
Du gehst in dein Schlafzimmer und
plötzlich geht dir ein Licht auf: Wenn sie das war, dann geht es ihr auch nicht
gut. Genau
wie dir.
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