Ich weiß noch, wie ich sie
heimlich mit nach Hause brachte. Keine Ahnung, wie lange ich da schon mit ihr
zusammen war. Bestimmt nicht sehr lange. Ich hatte sie ja noch nicht mal meinen
Eltern vorgestellt – als meine offizielle „Freundin“.
Keine Ahnung, was damals in
mich gefahren war. Keine Ahnung. Stellen Sie sich mal vor, meine Eltern hätten
mich erwischt. Meine Mutter, die sowieso alles merkte. Das Haus war ihr
„Revier“ und sie wachte darüber wie ein kleiner, fieser, hessischer Kampfhund.
Sie merkte eigentlich alles. Sie hatte ein Gespür für kleine Veränderungen. Kleine
Veränderungen, die ihre Stellung als Hausherrin, als absolut absolutistische Herrscherin, als
Sonnenkönigin über diese 140 m² Wohnraum – wenn sie auch sonst nichts in ihrem
Leben beherrschte – bedrohten. Komisch, dass sie das nicht gemerkt hat. Später,
als wir zusammen baden gegangen waren, in der Badewanne meiner Eltern
(eigentlich, wenn ich so drüber nachdenke, hatte ich ja einen Grund „bah“ zu
sagen!), und Nadine danach versucht hat, diese zu putzen, hat meine Mutter das
direkt gemerkt. Direkt. Ohne Umschweife. Die war keine fünf Minuten Zuhause und
ich hatte keine fünf Minuten so getan, als ob nichts passiert wär, da sagte sie
schon irgendwas, ob ich baden gewesen wär. Sie war da noch nie sehr subtil
gewesen, wenn es um ihr kleines Reich ging. Heil Hitler! Dann wurde sie zur
Furie. Und was sollte ich auch sagen?! Ne, das stimmt nicht. Bei der ihrem
Riecher eines Bluthundes, eines Leichenhundes. Die hätte Maddie gefunden, wenn
die bei uns in der Wohnung verschwunden wär.
Oder in Schottland, wo wir
in diesem Hotel waren, wo ich davor, an Weihnachten, schon alleine mit Nadine gewesen war. Da hatten
wir auch meine Eltern einquartiert, als sie mich kurz vor meinem Abschluss
besuchten. Dieses kleine Familienhotel mit dem vielen Plüsch und den vielen
alten Bildern du Ornamenten – wie man sich so ein typisches englisches (pardon:
schottisches, meine ich natürlich) B & B halt so vorstellt.
Traditionsbewusst, ein bisschen verstaubt, aber auch sehr heimelig. Mit
Frühstück, das direkt von den Besitzern zubereitet wird. Das hatte sogar eine
kleine Saune. Die ich aber nie mit Nadine ausprobiert hab. Anders, ganz anders als das Bad auf der
zweiten Etage. Oder war es die dritte? Keine Ahnung. Auf jeden Fall eine Etage
über dem Zimmer meiner Eltern. Wir hatten María bei ihnen gelassen und waren
alleine ein bisschen rausgegangen. Keine Ahnung, was wir genau gemacht hatten,
aber als wir zurückkamen, ins Hotel, um María abzuholen, hatte ich plötzlich
eine Idee. Im Eingangsbereich, gab ich Nadine einen langen, heißen, feuchten
Kuss auf ihre vollen Lippen und wahrscheinlich packte ich sie auch fest an
ihren Arsch und/oder zart oder vielleicht sogar ebenso fest an ihre Titten.
Ihre Tittchen, wie wir sie immer genannt haben. Guckte ihr lange in ihre
kleinen, heißen Tieräugelchen und sagte: „¡Vamos
arriba! ¡Venga! Lass uns nach oben gehen! Komm schon!“
Sie sagte nichts, guckte
mich nur vielsagend lasziv an, indem sie die Lippen leicht öffnete un den Kopf
schüttelte. Vielleicht sagte sie ja auch „¡Loco!“
Kam aber trotzdem mit. Das
größte Problem war jetzt nicht etwa, es im Bad eines Hotels, in dem wir noch
nicht mal abgestiegen waren, zu treiben (das war kein Problem, das ging immer
irgendwie! Rein ging er immer, irgendwie!). Das größte Problem war vielmehr, wie
wir am Zimmer meiner Eltern vorbeikamen, ohne, dass der Bluthund meiner Mutter
etwas merkte. Meinem Vater wär das wahrscheinlich egal gewesen (dem war eh
alles egal – oder zumindest dachte ich das) oder vielleicht wär er sogar
insgeheim ein bisschen stolz auf mich gewesen – gezeigt hätte er das ums
Verrecken nicht! Wir schlichen also durch den beplüschten Flur nach oben,
vorbei an der Tür meiner Eltern, immer auf der Suche nach einem Ort, der für
den ehelichen Beischlaf geeignet wäre. Denn ich glaube, da wussten wir noch gar
nicht, dass da oben eine öffentliche Toilette war. Aber da war eine! Langsam
und wie Einbrecher öffneten wir die Tür. Schlossen sie hinter uns. Sie zig sich
die Hose aus, einen verstohlenen und gleichzeitig geilen Blick um sich werfend.
Ich zog meine Hose runter und sie setzte sich auf mich und begann schnell zu
pushen. Immer weiter. Einen Kamasutra-Schönheitspreis würden wir so nicht
gewinnen, das wussten wir. Besonders befriedigend würde das Ganze auch nicht
sein. Aber darum ging es gar nicht. Es ging um den Kick. Den schnellen Fick. An
einem aufregenden Ort. Nicht so sehr darum, dass sie oder ich kommen. Obwohl,
bevor ich nicht gekommen wäre, hätte ich nicht aufgehört, auch wenn es einen
Feueralarm gegeben hätte.
Und kaum hatten wir an der
Tür meiner Eltern geklopft und waren eingetreten, da fragte meine Mutter auch
schon eine ihrer eindeutig eindeutigen Fragen: „Und, war’s schön oben? Habt ihr
euch vergnügt oben?“ Direkter ging’s auch nicht, aber da die Frage (immer) so
schnell und so überraschend kam, wusste ich nicht, was ich antworten sollte.
Die beste Antwort wäre wahrscheinlich so was gewesen wie: Und, wann hast du das
letzte Mal meinen Vater so richtig durchgenudelt? Oder: Und, bläst du meinem
Vater auch einen oder magst du das nicht? Machst du das nicht? Oder: Und, wie
sitzt mit Analverkehr bei euch aus? Aber das hättest du nie gefragt.
Aber wo waren wir? Ach ja,
deine Eltern waren nicht da und du nahmst Nadine mit hoch in dein Zimmer. Keine
Ahnung warum. Keine Ahnung, was passiert wäre, wenn deine Mutter oder dein
Vater oder beide dich/euch erwischt hätten. Denn so viel ist sicher: Sobald sie
nach Hause gekommen wären, hätte es keine Entkommen mehr für Nadine gegeben.
Dann wär sie in der Falle gewesen. Aber daran dachtest du nicht, als du ihr
(oder sie dir) die Treppe hinauf folgtest. Dir ihre Leggings oder ihre
Lederhose (die sie damals noch hatte) von oben oder von unten angucktest. Du
hattest damals noch nicht mal mit ihr geschlafen, warst noch eine Jungfrau. Ein
Jungmann, was weiß ich. Das Schlimmste, was ein Junge mit 18 noch sein kann. Gingst
mit ihr die schmale Hühnerleiter einer Treppe ins Obergeschoss hinauf. Durch
den Vorraum, in dem der ganze Plunder deiner und der Kindheit deiner Schwester
stand. Alles, was eigentlich niemand mehr brauchte, was aber auch zu schade zum
wegwerfen war. Sagtest „Hier!“ und öffnetest ihr die alte Holztür zu deinem
Zimmer, deinem kleinen Reich, Damals hattest du glaub ich sogar noch dein altes
Kastenbett, mit dem Kopfteil mit den ganzen Aufklebern deiner Kindheit und
Jugend. Felix Magath (wo er noch Fußball-Spieler bei Bayer Uerdingen war!) und
die „Komm-näher-Sticker“, wo dann unten drunter stand: „Jetzt bist du zu
nah…Verpiss dich!“. Irgendwie symptomatisch. Meine alten Schulhefte aus der
Grundschulzeit (!), meine mehr oder weniger gelungen Modelle einer deutschen
Tornado und einem amerikanischen „Warzenschwein“, meine
Überraschungsei-Figürchen, meine Autochen, meine Gesellschaftsspiele, die
keiner mit mir spielte. Oder meine Schwester vielleicht noch, bis sie zu alt
dafür wurde. Meine Mickymaus-Heftchen. Alles in schöner beigefarbenen (holzfarbenen?) Echtholzoptik gehalten.
Eigentlich kein Zimmer, in dem man seine 5 Jahre ältere erste Freundin
mitnimmt, aber das war mir egal. Ich hatte so lang auf diesen Moment gewartet,
da war mir das allesherzlich egal. Ich dachte nur an das, was passieren würde.
Um es kurz zu machen: Ich war geil. Wie
ich später (wo es schon zu spät war?) feststellte, hatte Nadine sehr wohl das
allzu Kindliche meines Zimmers bemerkt und zog mich sogar manchmal damit auf
(als unsere Beziehung schon sauer geworden war, als sie schon über ihr
Verfallsdatum hinausgegangen war, oder vorher im Guten?). Auf jeden Fall hielt
es sie nicht davon ab, sich auf mein „Jugend- oder gar Kinderbett“ zu legen und
mich wie wild zu küssen. Ich war ebenso entfesselt – auf diesen Moment hatte
ich ja schließlich gut und gerne drei Jahre gewartet. Als eiserne Jungfrau (ich
war damals auch schon lange über mein Sex-Verfallsdatum hinaus) –, küsste sie
wie wild und begann ihr unter ihren Pullover (es war noch Winter (ich glaub
sogar noch Januar, denn ich hatte sie ja an Neujahr kennengelernt). Wir redeten
darüber, was mir an ihr gefiel oder irgend so was und ich sagte aus
Verlegenheit: „Deine Nase, ich mag deine Nase“, damals schon in passablem
Spanisch (das ging ganz schnell bei mir mit dem Spanisch).
„¡Me gusta tu nariz!“
Das stimmte tatsächlich, ich
mochte ihre Indio-Nase, die ein bisschen so war wie die Nase einer Schwarzen,
nur in braun. Aber ihre Nase war auch das Erste und das Einzige, was mir
einfiel. Ich hätte ja schlecht „deine Titten“ oder „dein Arsch“ sagen können.
Damals noch nicht. Noch lange nicht. Das war noch die Honeymoon-Phase. In der
ich meine Hände aber schon unter ihrem alten, unschönen Pullover hatte und
ihren BH beiseiteschob. Keine Ahnung, wo ich dieses Wissen hernahm, ich hatte
das vorher noch nie gemacht. Aber ich glaube, das ist instinktiv in jedem Mann
vorhanden und wartet nur darauf raus gelassen zu werden. In dem Moment, das
muss ich gestehen, war ihre Nase das letzte, was ich im Sinn hatte. Ich wollte
Fleisch sehen. Aber eins viel mir noch auf, auf dem unausweichlichen Weg unter
ihren (weißen) Spitzen-BH: ihr kleines, süßes Bäuchlein, das nicht dick, aber
auch nicht wie der Rest ihres Körpers, dünn war, sondern schön/schon ein
bisschen hervorstand. Süß, dachte ich eine Nanosekunde lang und holte endlich
Titten raus. Befreite ihre Brüste, um es ein feministinnenfreundlicher zu
sagen. Aus ihrem Gefängnis aus nicht mehr ganz so weißer Spitze. Das war das
erste Mal, dass ich außerhalb von Pornos Titten, äh Brüste gesehen hatte und
die Realität gefiel mir. Machte mich geil. Immer geiler. Ich berührte sie, so
als hätte ich das schon hundertmal gemacht, wo sie in meinen Händen wie ein
Brustexperte und lutschte schließlich an ihren Nippeln, die für ihre nicht ganz
so großen Brüsten eigentlich ziemlich lang, aber nicht zu lang waren. Genau
richtig. Währenddessen stöhnte sie pflichtbewusst oder echt oder, weil sie genau
wie ich den Kick verspürte, dass meine Eltern, die glaub ich beim Einkaufen
waren, uns jederzeit erwischen konnten. Trotzdem ging ich noch tiefer und bekam
glaub ich schon damals ein paar ihrer nicht ganz so sauber rasierten Schamhaare
zwischen die Finger, die sich – wie die eines Meisterverführers natürlich nicht
mit ihrem Busen zufrieden gaben, sondern in ihre Hose wanderten, erst unter
ihre Hose und dann unter ihre Unterhose. In ihre Unterhose hinein
Aber so viel war sie dann
doch nicht geneigt, mir schon jetzt zu geben. Oder hatte sie – die immer Coole,
die immer Harte, die mit ihrem Schweigen Steine erweichen und Männer wie mich
in den Fast-Wahnsinn treiben zu treiben vermag – doch so etwas wie Angst?
Angst, dass meine Eltern sie mit heruntergelassener Hose aus dem Haus jagen
würden? Das passiert doch normalerweise nur Jungs oder Männern. Ich hatte auch
glaub ich gar keine Kondome (und damals war mir das noch wichtig!), zumindest
nicht zur Hand, den damit hatte ich nicht gerechnet, dass sie mitkommen würde.
Mit hoch, in mein Kinderzimmer. Mein Kleinjungenzimmer. Wer hätte schon damit
rechnen können?! Also packten wir irgendwann, nach noch einem bisschen Lutschen
und Lecken, ihre Brüste wieder fein säuberlich in ihr Gefängnis aus nicht mehr
ganz weißer Spitze und schlichen die Hühnerleiter von Treppe wieder runter (wie
Einbrecher) und entkamen sogar auf dem langen Hinterhof und in der Toreinfahrt
dem Auto meines Vaters, nur um an der Haltestelle umso befreiter uns anzulächeln
und weiter zu lecken, diesmal zwar weiter oben, aber immer noch wie zwei
Kletten, die nicht voneinander lassen können…
Wie ich so über diesen
Erinnerungen sitze und sie niederschreibe bin ich fast wieder glücklich…
…fühle ich mich fast wieder
wie damals…
…vergesse ich fast…
…kann ich ihr fast vergeben…
…für die ganze Scheiße, all
die gegenseitigen Kränkungen, all das Schweigen, all die Niedertracht, alles,
was sie mir und was ich ihr angetan habe im Laufe der Trennung. Und ich frage
mich: War das alles nur eine Illusion? Auch damals schon? War das nie echt? War
da nichts Echtes dran, an unserer Ehe, unserer Beziehung.
Oder ist das so, wie meine Anwältin
das sagt: „Sie werden ja auch gute Jahre gehabt haben…“
Hab ich? Hat er?
Oder sind die Liebe, die
Vergebung und gar das Leben selbst etwa nur eine einzige, große Illusion, von
der wir irgendwann aufwachen, um uns dann noch ein paar Jahre Richtung Tod zu
schleppen? Ein perverses Tauschgeschäft, eine bizarre Symbiose, die uns am Ende
allem beraubt, das wir haben, das wir einmal hatten