Schon um neun Uhr
irgendwas klingelt es. Fast schon Sturm. Auf jeden Fall nicht nur einmal. Nein,
keine Angst, die können dich nicht gepfändet haben, haha. Und die Polizei ist
es, soweit ich weiß, auch nicht. Also muss es wohl María sein. Und du hattest
noch gar keine Zeit, dir jetzt schon einen anzuzwitschern. Obwohl ich schon
wach bin, schon seit kurz nach acht. Obwohl ich gestern erst um halb vier ins
Bett gekommen bin. Nach der Arbeit war ich zwar schon um zwei zu Hause, aber da
ich heute frei hatte, dachte ich: Dann kannst du ja noch was machen. Dann
kannst du ja noch was fernsehen. Beziehungsweise Pornos im Internet gucken,
immer auf der Suche nach dem perfekten Porno.
Ein Blog über das Leben, die Liebe, Beziehungen, Verlust, Angst, Spaß, die Lust, die Lust am Schreiben,Südamerika, Musik, südamerikanische Frauen, die Liebe, Spanisch, Englisch, Schottland, Spanien, Deutschland, dat Rheinland, Kinder, Literatur, Vergänglichkeit, Arbeit, Politik, die Mafia, Urlaub, Gewalt, Verbrechen, Sex, große und kleine Gefühle und vieles, vieles, vieles mehr ...
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Dienstag, 23. Januar 2018
Heiligabend (im Wechselmodell)
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Alkohol,
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Einsamkeit,
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Kommunikation,
Krise,
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Trauer,
Vater-Tochter-Beziehung,
Vatersein,
Wechselmodell,
Weihnachten
Freitag, 17. März 2017
Bis morgen...
Morgens wache ich auf, als
meine Tochter ins Bad geht. Um ungefähr zwanzig nach sechs. Obwohl ich gestern
erst um zwei Uhr nach Hause gekommen bin. Sie setzt sich vor den Fernseher auf
dem alten Esszimmertisch und erzählt mir, dass ihre Lehrerin gestern nicht zu
dem Termin mit ihr gekommen ist. Wegen der Facharbeit. Dass die nicht gekommen
ist, weil die auf irgendeiner Veranstaltung war. Angeblich. Was für eine Scheiße,
sage ich. Das ist so typisch. Erst den Termin machen und dann nicht kommen.
Viel verlangen, aber nichts geben. Ist ja egal. Das was du schreibst, ist ja
gut so. Das brauchst du ja nicht noch extra von der zu hören, oder?! Mach
einfach so weiter, wie bisher. Bau vielleicht noch ein paar Zahlen ein… Sie
geht wieder ins Bad, kommt dann wieder. Erzählt dir, mir, dass sie gestern in
der Stadt war mit Jacqueline, ihrer besten Freundin. Dass sie da die Würstchen
gekauft hat, die Mettwürstchen. Die Mettwürstchen, die sie mir in die Nudeln
gemacht hat Mit Pesto. Die Nudeln, die mir immer noch schwer im Magen liegen.
Aber die Würstchen waren lecker. Richtig lecker. Das waren echt Mettwürstchen.
Zuerst wolltest du es gar nicht glauben und dachtest, sie hätte sich da vertan.
Samstag, 28. Januar 2017
Ich krieg die Krise
„Ist das normal, dass man manchmal eine Krise kriegt…dass
man sich manchmal fragt, wozu mach ich das alles?“
Ist das normal, dass der mich das jetzt fragt, in der
U-Bahn, nachts um zehn nach eins? Aber er soll seine Antwort haben, direkt
nachdem ich auch mal mit den Augen gerollt habe (habe ich von meiner Tochter
gelernt, die ist darin Weltmeisterin): „Wie alt bist du? Ich dachte, du wärst
35, nicht zwanzig oder so? Bist du noch zwanzig? Da hab ich mich das auch noch
nicht gefragt…“
Als er schon fast ausgestiegen ist, probiere ich es noch mal. Bin ja
schließlich fünf Jahre älter als der. Und scheinbar Lichtjahre von ihm
entfernt, was persönliche Krisen angeht. Zuerst will ich fragen; Ist das
normal, wenn man sich das nicht fragt? Aber dann lasse ich das, fahre weiter
auf der passiv-aggressiven Schiene. Gebe ihm das Folgende mit: „Ne, eigentlich
ist das nicht normal. Bei mir läuft das eigentlich immer alles ziemlich glatt…“
(…ich stehe morgens auf, mache mir Sorgen, gehe Einkaufen, mache mir Sorgen,
geh eine Wohnung angucken, mache mir noch mehr Sorgen, laufe neun Kilometer
durch den Wald zur Arbeit, esse Dosenfisch, kacke und kotze mir die Seele aus
dem Leib [irgendwas stimmte mit dem Fisch nicht…oder war es die Kaffeesahne auf
der Arbeit], überlebe es geradeso, kriege Trinkgeld, leere Aschenbecher, mache
mir Sorgen, schmeiße den letzten Kunden hochkant raus, hetze zur Bahn und werde
gefragt, ob das normal ist…ich glaube nicht normal ist es, wenn man sich das
nicht jeden Tag ungefähr zehnmal fragt)…“dann machst du was falsch…vielleicht
machst du das nicht richtig…“
Das war eine Retourkutsche von vorhin, wo er mir gesagt
hat: „Wenn ich wollte, dann könnte ich Geld verdienen, richtig Geld zu machen
ist ja nicht schwer …so 500-600€ am Tag…“
„Meinst du?“
„Ja, locker.“
Das hat er schon mal gesagt. Und du hast dich schon
einmal gefragt: Warum machst du es dann nicht??
„Ja dann, wenn das so einfach ist…“ (ich denke an Drogen,
Prostitution, Waffenhandel) „…dann hau doch mal rein, dann sag mir doch mal,
wie das geht… Komm schon!“ (Ich krebse hier rum und werde von vorne und hinten
und manchmal sogar von der Seite gefickt und du erzählst mir, du kannst
500-600€ am Tag machen…??“
Aber er guckt mich nur mysteriös – fast schon buddhistisch
– an und lächelt. Sagt nichts. Und ich bin wieder der Dumme. Wie immer.
Schon ist er weg und ich denke: Mein Gott! Mein Gott
Freitag, 21. Oktober 2016
Spring! Life on Mars
Am Freitagabend guckt er die DVD, die er
sich ausgeliehen hat. Life on Mars. Er
liebt das Ende der Serie. Wo Sam Tyler, der Polizist aus Manchester, der nach
einem Autounfall im Jahr 1973 aufgewacht ist und jetzt wieder den Weg in die
Gegenwart gefunden hat. Aber sich dort nicht mehr zurechtfindet. Und dann, weil
er – wie er sagt – nichts mehr fühlt, vom Dach des Polizeihauptquartiers
springt. Zurück ins Jahr 1973.
Keine Ahnung, warum ihn das immer so
beindruckt hat, diese Szene. Wo er sagt: „Ich fühle nichts mehr…“ Als er
eigentlich wieder Zuhause ist bei seiner Mutter, in der Gegenwart, in seinem
alten Leben…
Wie er zu seiner Mutter sagt: „An diesem
Ort war ich lebendiger als jemals zuvor… Ein Barmann hat mir einmal gesagt,
dass man weiß, wenn man lebt…wenn man lebendig ist…und genauso weiß man auch,
wenn man nicht mehr am Leben ist…weil man nichts mehr fühlt…“
Sich während einer Besprechung im
Polizeirevier, als er gefragt wird „What
do you feel, Sam?“ mit einem Brieföffner den Finger verletzt und sagt: „I can’t feel it.“
Was fühlst du? Ich kann es nicht mehr
fühlen
Aufs Dach klettert und zu der Melodie
von Bowies Life on Mars Anlauf nimmt
und vom Dach springt.
Du hast es damals sogar Nadine
vorgespielt. Und sie hat es nicht verstanden. Was du damit meintest. Wollte es
nicht verstehen. Hat es einfach so weggewischt, wie fast alles, was du ihr
gezeigt hast, was dich zutiefst beindruckt hat…und sie kalt gelassen hat…
Was stimmt da nicht zwischen euch? Die
Chemie? Die chemische Zusammensetzung?
Wie der springt. Alles hinter sich
lässt. Weil er nichts mehr fühlt, in seiner Gegenwart. Das ist heute aktueller
als jemals zuvor…
Zu seiner großen Liebe – einer
Polizistin aus 1973 – zurückfindet
und man weiß trotzdem bis zum Ende
nicht, ob das nicht doch alles eine Illusion ist, als das Kind den Fernseher
ausschaltet
für immer
er wollte immer auch springen, die
Freiheit spüren, die man einen Moment vor dem Aufprall spüren muss
alles vergessen
Aber stattdessen schläft er nur ein, vor
dem Fernseher, in dem wieder mal ein deutscher Krimi läuft, zu müde, um sich
einen runterzuholen…
Montag, 17. Oktober 2016
Alltag, Gyros Pita und Grundstimmung
Am Montag stehe ich um 13:05 auf. Ich
habe schließlich frei. Obwohl ich viel lieber arbeiten würde… Im Fernsehen
läuft schon das Mittagsmagazin. Kaiser’s Tengelmann geht unter, die Deutsche
Bank auch, in Dresden läuft wieder Pegida, aber ansonsten besteht die
Spaßgesellschaft noch (vielleicht auch weil Pegida an ihrem „zweiten Geburtstag“
weniger Mitglieder versammelt hat. Heute habe ich eine ******************* (zensiert, die Feindin hört mit!). Geil.
Ich freue mich jetzt schon. Aber erst um 19:30. Also muss ich vor 16:00 nicht
daran denken, mich zu duschen und zu rasieren. Und zu bügeln (scheiße, ich muss
noch bügeln).
Auf dem Klo sitzend – ich konnte es
gerade so noch einhalten, habe es gerade so noch geschafft, schnell den Laptop ins
Badezimmer zu schaffen, während es schon ganz schön heftig drückte – denke ich
darüber nach, was an einer „negative Grundstimmung“ (haben die im Fernsehen
gesagt) eigentlich so schlimm sein soll. Warum wehren sich die Deutschen so gegen
negative Gefühle? Fast schon beharrlich. Warum muss immer alles positiv sein?
Ohne negative Gefühle kann es schließlich keine Veränderung geben. Denn wenn alle
glücklich und zufrieden und comfortable sind,
wird sich nie was ändern. Wo hat er das noch mal gelesen? Gestern, irgendwo.
Keine Ahnung. Ein Hoch auf die moderne Mediengesellschaft. Manchmal kommt er
sich in Deutschland schon ein bisschen so vor wie in Brave New World oder Schöne neue Welt, dem Buch von Aldous Huxley. Alles ist wunderbar. Alle sind zufrieden.
Unser tägliches Soma gib uns heute. Wie Herr Baden das damals zu ihm gesagt
hat, das mit der „negativen Grundstimmung“, da hat er sich instinktiv gesagt:
Dir geht’s doch auch nicht besser, du tust nur so. Du bist doch auch nicht
glücklich. Nur, weil du einmal die Woche zu deiner Prostituierten gehst. Und
ein bisschen mehr Geld auf dem Konto hast als ich. Deswegen soll es dir besser
gehen?! Deswegen sollst du glücklicher sein?! Unglück ist der beste Motor zur
Veränderung…
Außerdem: Was ist schon Glück? Wann
waren Sie, lieber Leser, liebe Leserin, das letzte Mal „richtig glücklich“? genau
Aber wie immer hat er nichts gesagt. Wie
immer. Es ging ja auch nicht um Herrn Badens Leben, sondern um seins. Das
verkorkst, versaut, getrennt und atomisiert war.
ist?
Er denkt darüber nach, dass, wenn das
Fernsehen wirklich eine „positivere“ „Grundstimmung“ haben wollte, warum zeigt
es uns dann all den Scheiß, der in der Welt und in diesem Land passiert. Außer
dem FC (Köln diesmal), dem „Effzeh“ gibt es nämlich kaum positive Nachricht im
Mittagsmagazin. Nur Flüchtlinge, Krieg und Krise. Wenn sich eine positivere
Grundstimmung einstellen soll, warum ist das Fernsehen dann nicht positiver? Kehrt
mehr unter den Teppich. Tut es ja schon. Aber eben nicht genug.
Außerdem: Es gibt ja auch dunkle Materie. Es muss ja schließlich auch dunkle Materie geben.
Außerdem: Es gibt ja auch dunkle Materie. Es muss ja schließlich auch dunkle Materie geben.
Er steht vom Klo auf, denkt kurz über
Frikadellen bei Edeka nach, dann über Nudeln, dann über Mandeln, dann über
Suppe, dann über Ciabatta-Brötchen (ebenfalls bei Edeka) und isst dann doch
nichts. Du hattest gestern Nacht einen erst ein Gyros. Im City Pick. Das war
sooooo lecker. So lecker. Das brauchte er gestern Nacht einfach. Auch wenn es
vier Euro gekostet hat. Aber der Marokkaner hat ihn ja auch so früh schon in
die Stadt gefahren. Und eine halbe Stunde Hauptbahnhof ohne Pita ist schwer
möglich. Ein Leben ohne Pita wäre möglich, aber nicht erstrebenswert. Also,
heute gibt es kein Fleisch und kein Fett! Ja, mein Über-Ich! Jawohl, mein Über-Ich!
(Der war auch gut, der Marokkaner. Wie
der gesagt hat: „Dein Chef hat schon ein Talent dafür, Psychos einzustellen… Und
überhaupt: WARUM FÄHRST DU MICH DANN IN DIE STADT, DU PSCHO????)
Er kommt vom Klo (war heute wieder
irgendwie dünn – das ist die Trennung und die damit verbundene Ernährungsumstellung,
oder das Gyros) und fängt an, aufzuräumen. Die Express vom Wochenende wegzuschmeißen
– neben verschiedene anderen Papierchen. Gespült ist (geil!), also stellt er
die Schuhe raus. In den Flur. Legt die zweite Decke – die er im Moment weiß
Gott nicht braucht – zusammen und tut sie in den Schrank, guckt in den
Briefkasten (Achtung, Briefbomben...puh, heute nicht!). Zählt die noch vollen
Wasserflaschen. Holt die Wäsche rein. Legt die Wäsche zusammen. Räumt die
Handtücher und Geschirrhandtücher weg. Legt Marías Wäsche auf ihr Bett, in
ihrem Zimmer. Stellt die Bücher in den Schrank, den Wäschekorb nach draußen…
…und beginnt zu schreiben…
Das ist doch schon mal was Positives!
Freitag, 14. Oktober 2016
Phönix aus der Asche
Irgendwann hörst du auf, noch daran zu glauben. Nach
mehr als anderthalb Jahren. Das ist ja auch normal. Wer glaubt denn nach so
einer langen Zeit noch daran, dass sie zurückkommt. Das ist ja auch gut so. Das
Leben muss ja weitergehen. Du kannst ja nicht ewig in der Trauer um eine Frau
gefangen sein, die nicht tot ist, sondern die dich einfach nur nicht mehr liebt. Oder
nicht genug. Oder was auch immer. Irgendwann sagt dir dein Körper, dein Kopf
das Schluss ist, das es jetzt reicht
Und du gibst die Hoffnung auf
Das Leben muss weitergehen
Aber zuerst fällst du in ein richtig
schwarzes Loch, ein richtig tiefes Loch. Denn dieser verlorene Glauben ist zwar
notwendig, sogar gut, um abzuschließen, endlich abzuschließen mit der
Vergangenheit, aber am Anfang fühlst es sich nur an, wie ein weiteres Stück
Leben, das wegbricht, das nicht mehr da ist.
Und das Loch ist tief, glauben Sie mir.
Und es lässt sich weder mit Pornos mit asiatischen Massagen noch mit Essen
stopfen. Auch die Arbeit vermag es nicht zu stopfen.
Du fällst, um irgendwann wieder
aufstehen zu können. Hoffentlich wieder aufstehen zu können. Deinen Kopf, dein
Haupt wieder erheben zu können. Dich langsam erst nur auf die Knie zu stützen
und dann langsam, ganz langsam dich wieder zu erheben. Wie Phönix aus der
Asche. Nur, dass es sich nicht so glorreich anfühlt wie sich das anhört. Weiß
Gott nicht.
Sie hat dich nicht geliebt. Das ist
Scheiße. Aber das hat deine Mutter auch nicht. Und dein Vater auch nicht. Aber
trotzdem bin ich noch da. Alive and
kicking, wie der Engländer das nennt. Vivo
y coleando, wie man auf Spanisch sagt. Coleando,
nicht culiando, denn das heißt etwas komplett anderes, in Ecuador
Du musst ja auch weitermachen. Was gibt
es denn sonst. Nichts. Wir müssen immer weitermachen. Es gibt ja keine
Alternative. Denn dieses Leben werde ich für sie nicht früher verlassen.
Dieses Leben ist zwar nicht toll, aber
es ist alles, was ich habe
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