Posts mit dem Label Leben werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Leben werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 27. Januar 2025

Das ist doch nicht normal, oder?!



Irgendwas stimmt mit dir nicht, sagt der Typ kurz vor Feierabend.

Und du denkst nur: Hast du dich jetzt verhört oder hat der das gerade echt gesagt. Nein, das kann ja nicht sein, kann ja gar nicht sein.

Aber dann wiederholt er: Irgendwas stimmt mit dir nicht, sagt es nochmal, nachdem du beim ersten Mal nur gesagt hast: Danke, ich stehe auf Komplimente.

Er nuschelt irgendwas mit Komplimenten und sagt: ... irgendwas stimmt mit dir nicht.

Sonntag, 29. Dezember 2024

Wie alles begann II




Du fragst dich: Wie fing das alles an?

Denkst zurück. Siehst sie, wie sie hinten an einem Automaten spielt, in einem dicken Pullover. C. Hättest du eine Chance gehabt, wenn du es anders angegangen wärst? Bestimmt. 

Sie ist Latina, das weißt du. Wie deine Ex. Wahrscheinlich sogar aus Ecuador, aber das weißt du zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Du beobachtest sie, wie sie spielt, findest sie da schon irgendwie attraktiv - wenn du wüsstest, was noch alles kommen sollte ...

Siehst sie ein paar Male, immer allein, nie mit irgendjemand am reden, immer nur leise am spielen.

Und irgendwann, als du ihren Ausweis kontrollierst, sagst du dann: "Hablas español?" Sprichst du Spanisch?

All das, was du jetzt fühlst, hättest du dir sparen können, wenn du damals nur nichts gesagt hättest. War es das wert?

Ich weiß es nicht, das wird Gott entscheiden, wenn du einmal tot bist.


Aber du sagtest was. Keine Ahnung warum. ein zögerlicher spanischer Satz und dein Schicksal war besiegelt.

¿Eres español?




Ich liebe dich, sagst du, sagt er leise, fast gehaucht, als er vom Klo kommt. Ich liebe dich.

Auf dem Klo hat er auf dem Handy sein heutiges Horoskop gelesen. Er wollte das eigentlich nicht mehr machen, da sie ja eh nicht mehr hier ist und das nichts mehr ändert, eh nichts mehr ändert. In seiner Hochzeit, in ihrer Hochzeit hat er sogar immer ihr Horoskop mitgelesen. Waage, sie ist eine Waage, war eine Waage.

Da steht: Drei Sternzeichen starten im Januar ein ganz neues Leben. Oder starten im Januar richtig durch. Er weiß es nicht mehr, findet den Artikel nicht mehr.

Wasserman (21. Januar - 19. Februar)

Im Januar könntest du das Bedürfnis verspüren, alte Gewohnheiten und Beziehungen loszulassen, um Platz für neue Erfahrungen und Menschen zu schaffen. Dies könnte bedeuten, dass du dich von toxischen Freundschaften oder einer unerfüllten beruflichen Situation trennst. Du bist nun bereit, Risiken einzugehen und neue Wege zu erkunden, um dein volles Potential zu entfalten. 

Na hoffentlich

Ich brauche das, ich brauche Veränderung


Du, er kommt sich vor wie ein Archäologe der Liebe, oder der desamor, er weiß nicht, wie er das ins Deutsche übersetzen soll, manchmal ist das Spanische halt besser, was Liebe angeht, was diese Dinge angeht.

Das Spanische ist die schönste Sprache der Welt ... (die romantistische).

Er legt Lage für Lage alter Gesteinsschichten, alter Geschichten frei. Sozusagen seine eigene kleine präkolumbianische Vorgeschichte. Oder ihre. Sie hasste das immer, wenn er sie liebevoll longa nannte, was in Ecuador ein (leicht) despektierlicher Begriff für die indianische Urbevölkerung ist, die indigene Bevölkerung. Er liebte das, sie zu ärgern, liebte sie ... 

Gräbst wie ein impotenter Casanova mit einem Stock in der Asche deiner verglühten Liebe. Deiner längst verglühten Liebe. Suchst nach Zeichen, nach versteckten, übersehenen Botschaften, dass da doch mehr war 

Da muss doch noch was gewesen sein, bevor du zum ersten Mal Hablas español? gesagt hast. 

aber das kann ja gar nicht sein, das kann ja gar nicht sein. Wie sollst du denn vorher etwas mit ihr gemacht haben, mit ihr geredet haben, bevor du sie das erste Mal angesprochen hast?! Das kann ja gar nicht sein ...

...das ist wieder nur deine Einbildung deine Fantasie, wie immer. Das war alles nur deine Einbildung, deine Fantasie.

Aber da war was, da war irgendwas. Auch wenn es nicht das war, was du gerne gehabt hättest, wenn es nicht deinen Wunschvorstellungen entsprochen hat (wilder Sex mit ihr, sie zieht zu dir und ihr treibt es Tag und Nacht, bis diese anfängliche, wilde Verliebtheit langsam in reife, respektvolle Liebe übergeht ...

Willst es nicht wahrhaben, dass das alles war, willst es immer noch nicht wahrhaben, dass das alles war, selbst jetzt noch nicht, wo sie in Ecuador ist ...


Aber das muss danach gewesen sein. Weil du dich vage daran erinnerst, dass sie in Ecuador war. Da muss sie ja schon mit dir geredet haben. Denn woher sollst du sonst erfahren haben, dass sie in Ecuador war?


Wie jetzt


Du weißt noch wie sie dir sagte: Ich war auch schon mal 4 Monate in Ecuador. Was du damals mit Freude zur Kenntnis genommen hast. Juhu, es sind ja nur zweieinhalb Monate, die du dieses Mal in Ecuador bist! Da muss ich mir ja keine Sorgen machen, muss dich ja nicht mal vermissen …


Außerdem hast du irgendwann mit ihr über die Sicherheitslage in Ecuador gesprochen, als die junge Nachbarin deines Chefs für ein Jahr nach Peru wollte und du für ihn fragen solltest. Aber das war später, viel später, wie du gerade in WhatsApp herausgefunden hast. Und so stocherst du im Dunkeln, im übertragenen Sinne in der Zeit, bevor die Spanier nach Südamerika kamen, bevor Südamerika kolonisiert wurde. Als es noch wild war. Vermeintlich wild. Denn, ganz im Sinne der heutigen PoC-Diskussionen: Waren wir (Europäer) die Wilden oder die Naturvölker der präkolumbianischen Zeit? War sie, ist sie, das vermeintlich Dunkle, Wilde oder bist du es, warst du es? Oder war es, ist es, eine Mischung aus beidem? Wahrscheinlich Letzteres. Auch wenn du diir einbilden willst, einreden willst, dass sie die böse, dunkle Kraft in eurer Beziehung war. Und so ist in letzter Instanz, wenn es hart auf hart kommt auch diese Erzzählung, deine Erzählung, seine Erzählung, unsere Erzählung, mit Vorsicht zu genießen. Mit äußerster Vorsicht! Denn das ist, ganz im Sinne der heutigen woken Diskussion, nur die Erzählung eines mittlerweile schon ziemlich alten weißen Mannes, der sich das nicht eingestehen will, natürlich nicht …

In diesem Sinne: Proceed with caution, friends! Friendos ...

Denn das Dunkle wohnt in uns allen, nicht nur in kleinen, fiesen Frauen aus Ecuador, die es nach Deutschland verschlagen hat ...


unser Südamerika-Korrespondent


wir haben


Das hat ja was mit Erziehung zu tun. Es hat ja nicht jeder das Bewusstsein, dass Müll in den Müll gehört.


alle eine dunkle Seite


Stell dir mal vor, ich hätte die Scherben nicht aufgehoben




Hier zeigen die Brasilianer ihr einzigartiges Ballgefühl




Andere Fundstücke geben Douglas zu denken.


Das ist ein Döschen mit Drogen


Ihr habt langsam angefangen, nicht mit dem Gespräch über ihren Mann, ihren Ex, ihren Mann. *** *****, *** *** *** ************ ******.


Damals, am Anfang, dachtest du noch sie sei ledig, sie hätte keinen Partner. Das hättest du dir eigentlich auch denken können, dass so eine Frau, obwohl sie natürlich nicht mehr die Jüngste war, einen Partner hat und nicht allein lebt. Eigentlich.


Und uneigentlich?


Uneigentlich maltest du dir aus, wie es wäre, bei ihr zu übernachten. Nach der Arbeit in der Halle direkt zu ihr zu gehen, bei ihr zu klingeln, sie lässt dich rein, ist im Nachthemd, sagt müde, aber glücklich hola zu dir.

Hola

Hallo

Hola, querida

Hallo, meine Liebe                                       

¿Qué haces?

Und, was machst du? 

Nada, durmiendo …

Nichts, ich war am schlafen ...

(esperándote a ti …)

(auf dich am warten ...)

Sie sagt dir, dass du auf dem Sofa schlafen kannst. Da.

Schön …

Ich bringe dir eine Decke.

Ok, wunderbar. Das ist schön, dass ich hier übernachten kann. (Geil!) Da waren noch Kunden und jetzt fährt nichts mehr nach Meckenheim. Keine Busse, nichts mehr, lügst du. Dann müsste ich laufen. Gut, dass ich jetzt jemand hier kenne. Wie geil ist das denn?!


No pasa nada, no te preocupes ...



Damals kannte ich ihre Wohnung noch nicht, wusste also noch nicht, wie alles angeordnet ist.


Wusste auch noch nicht, dass sie (noch) verheiratet war.


Am nächsten Morgen frühstücken wir zusammen, sie noch im Nachthemd. Du erhaschst einen Blick ihrer ... Glocken. Unter dem locker sitzenden Nachthemd. Ding-dong!


Sie kommt nachts zu dir, legt sich zu dir aufs Sofa, kriecht unter deine Decke, sagt, dass sie so allein ist, dass es ihr kalt ist, dass sie nicht schlafen kann, oder was auch immer ...

Irgendeine Ausrede ...

Irgendeine Ausrede wird ihr schon einfallen ...


Wenn sie wirklich will



Und dann? Ja, was? Was stelltest du dir eigentlich vor, was dann passieren würde ...? 

Dass sie mir näherkommen würde, irgendwie, dass ich ihre Hand nehmen würde, dass ich immer öfter bei ihr übernachten würde, bis das schon fast zur neuen Normalität werden würde

Dass sie sich morgens vor mir umziehen würde, ich mit ihr duschen würde, sie auf dem Sofa ...

...dass sie sich nachts zu mir legt, weil ihr kalt ist, wir kuscheln und dann langsamen Kuschels.. haben.

Zusammen duschen und dann glücklich und frisch geduscht zur Arbeit gehen ...

... wie die frisch gef... Eichhörnchen ...


Vamos, ich dachte an ihre T€#@en, die so schön groß und rund waren

wie sie wohl im BH aussahen

sich zu mir aufs Sofa legte und wir kuschelten, sie unter meine Decke schlüpfte 


Aber das waren noch keine richtigen W...fantasien, keine ausgewachsenen W...fantasien, weil ich das nie mache, wenn ich jemanden attraktiv finde, mir zu ihnen einen runter zu holen. 


Ah, du gibst es also zu, hörst du sie sagen. Dass du mich damals schon attraktiv fandest. Ich wusste es! Du Lügner!


Du Nice Guy!



Wie war das nochmal in dem YouTube-Video? Männer brauchen nur eins von Frauen, brauchen Frauen nur für eine Sache ...? Eine Sache können sie mit ihren männlichen Freunden nicht machen ...


nämlich Sex


Was soll ich auch mit ihrer freaking Persönlichkeit, die nervt nur ...


ihr Loch


OOO



Du wirst schreiben, du wirst dich aus diesem Loch rauschreiben. So kann es nicht weitergehen … du musst was machen.



Fortsetzung in Kürze!







Freitag, 9. August 2019

Das andere Deutschland










Das andere Deutschland


"Die Gegenwiklichkeit darzustellen..." Sagen die im Literarischen Quartett, das er auf dem Laptop im Bett liegend guckt. Ok, kann ich:  

Im Wohnzimmer, das keins ist, weil die Wohnung eine Art Loft für Arme ist, steht der Korb mit der dreckigen Wäsche. Mitten im Raum. Vor dem Fenster. Aber das macht nichts. Denn die Jalousien sind unten. Immer.Außer zum Lüften. Dabei muss er sich eigentlich gar nicht schämen, besonders nicht für seine polnischen Nachbarn, die in dieser schönen, sauber eingerichteten Wohnung im Vorderhaus wohnen und für die...letzte Woche die Kripo da war. Kein Witz! Schreibe ich, als würde ich Witze machen?! Die haben morgens geklingelt, er saß auf dem Klo, das heißt, eigentlich (ich liebe dieses Wort, ein ganzes Leben im Eigentlich) hat er sich erst auf Klo gesetzt, nachdem es geklingelt hatte. Um nicht aufmachen zu müssen. Um so zu tun als ob. So tun zu können als ob. Aber die haben nicht locker gelassen. Da wusste er noch gar nicht, dass das die Polizei war. Lief halbnackt durch die Wohnung. So kann ich doch nicht aufmachen, ist bestimmt nur der Postbote. Der Briefträger, oder wie die heute heißen. Aber die ließen nicht locker. Also zog er sich das England-Trikot über und die schwarze Penny-Trainingshose an, die damals sage und schreibe 2 Euro noch was gekostet hatte, und drückte den Türknopf...

Das ist schon komisch: Beim Literarischen Quartett muss er immer an das andere Deutschland denken. Und heute läuft es schon wieder. Nein, nicht das andere Deutschland. Das läuft jeden Tag. Das läuft immer weiter. Dat lööft und lööft und lööft, un hürt jar nitt mi upp. Nein, das Literarische Quartett läuft wieder. Und er findet das eigentlich ganz toll. Eigentlich ist das voll okay. Sogar inspirierend. Dort hat er Knausgard entdeckt. Und 3600 Seiten später wusste er, dass die sogar Recht hatten. Aber irgendwie fehlt, gefällt ihm trotzdem irgendwas nicht am Literarischen Quartett. Nämlich das Menschen wie er sich dort nicht repräsentiert finden. "Menschen wie er". Wie das klingt. So als wär er...

To be continued...














Sonntag, 28. Januar 2018

Atomkrieg, Bob Dylan und Selbstmord














Nachts fährt mich mein Kollege Sascha zum Bahnhof. Ich mag Sascha und Sascha mich glaub ich auch. Wir unterhalten uns, wie immer:

„Hast du das von Hawaii gehört. Mit den falschen Alarmmeldungen… Wo die dachten, die werden mit Atomwaffen angegriffen…“

„Ja, krass, ne?!“

„Nur weil da einer aus Versehen auf den Knopf gekommen ist… Dass so was überhaupt möglich ist… Dass so was überhaupt von nur einer Person ausgelöst werden kann… Boah, ich wär so ausgetickt…“

Dienstag, 23. Januar 2018

Heiligabend (im Wechselmodell)














Schon um neun Uhr irgendwas klingelt es. Fast schon Sturm. Auf jeden Fall nicht nur einmal. Nein, keine Angst, die können   dich nicht gepfändet haben, haha. Und die Polizei ist es, soweit ich weiß, auch nicht. Also   muss es wohl María sein.    Und du hattest noch gar keine Zeit, dir jetzt schon einen anzuzwitschern.   Obwohl ich schon wach bin, schon seit kurz nach acht. Obwohl ich  gestern erst um halb vier ins Bett gekommen bin. Nach der Arbeit war ich zwar schon um  zwei zu Hause, aber da ich heute frei hatte, dachte ich: Dann kannst du ja noch was machen.   Dann kannst du ja noch was fernsehen.    Beziehungsweise Pornos im Internet gucken, immer auf der    Suche nach dem perfekten Porno.

Sonntag, 21. Januar 2018

Samstagnachts halb zwei in Deutschland II












Mein Freund war wieder sehr sozial. Der hat den ersten Preis für das Kostüm gewonnen. Das hat er dann einem Mädchen geschenkt, weil die so traurig war. Der ist so süß!“

„Fährt der erst um neun?“

„Ja.“

Sonntag, 14. Januar 2018

Samstagnachts halb zwei in Deutschland













Ich glaube, du würdest da genauso reagieren…“

„Das war aber am Anfang, da warst du generell eifersüchtig.“

„Mmh, auf jeden Fall!“

„Nein.“

„Ohne dass du dich wieder angegriffen fühlst…“

Donnerstag, 4. Januar 2018

Ich glotz TV - ein Gehirnsturm













Jeder Tag ist ein Kampf. Das fängt schon kurz nach dem Aufstehen an. Ein Kampf gegen den Hunger (ich liebe Intervallfasten), ein Kampf gegen das Schweigen deiner Tochter, ein Kampf gegen die Scheiße im Fernsehen…

Aber egal: Bring’em on! Bring the motherfuckers on!

Denn: Wer nicht kämpft, der hat schon verloren!

Sie kommt aus ihrem Zimmer, sagt nicht Guten Morgen. Du aber auch nicht. Warum solltest du, wenn sie es auch nicht tut? Also scheiß auf einen guten Morgen. Ist sowieso überschätzt.


Dienstag, 26. Dezember 2017

Zahltag: Eine Rachegeschichte



Warnung: Die folgenden Zeilen sind natürlich - wie im Übrigen alles hier - rein ficktiv und geben nicht die Meinung des Autors wieder. Jegliche Ähnlichkeiten mit (noch) lebenden Personen ist ebenfalls rein ficktiv und purer Zufall!









Ihr kann ich nichts tun. Sie bedeutet mir zu viel. Noch immer. Aber du, du bist etwas ganz anderes. Du bedeutest mir NICHTS. Du bist nur Scheiße.

Für das Arschloch von Vermieter, für die zwei Umzüge, für das ganze Geld, das ich verloren habe.

Du wirst leiden. Für all die Scheiße, die du mir angetan hast, die andere mir jemals angetan haben. Für alles. Für meine Eltern, für Ivan, José, Christoph, für all die Leute, die mich ignoriert haben, mich hinter meinem Rücken beleidigt haben, die mich geschnitten haben, mein ganzes Leben. So ist das Leben: Wir bezahlen immer für die Sünden anderer… Musste ich auch, amigo. Enemigo…

Ich weiß, du bist nicht an allem schuld, was in meinem Leben schiefgelaufen ist, aber…

…dich habe ich erwischt. Du stehst für SIE. Für sie, für sie alle. Alle, die mich jemals verarscht haben, alle, die mich jemals betrogen haben, mich abgezogen haben. An dir werde ich ein Exempel statuieren. Das ist Pech für dich. Aber so ist das Leben. Nicht immer gerecht.

Zuerst sagt er nichts, aber dann fängt er an, irgendwas zu murmeln, das ich nicht verstehe. Oder nur halb. Muss wohl an dem Klebeband liegen. Das ich noch vom letzten UMZUG übrig habe. Oder noch von früher, wo ich noch mit IHR zusammen war. Ich verstehe ihn nicht. Will ihn nicht verstehen. Was für einen Unterschied würde das jetzt noch machen, jetzt, wo er hier auf dem Boden liegt. Und weg muss. Keinen! Also ist es egal. Er ist jetzt nicht mehr der große Mann, der er einst war… Der er einst dachte zu sein…

…heute bezahlst du für alle Leute, die dir jemals selbstgefällig ins Gesicht gelacht haben (for all the fucking smug smiles I’ve had to endure), das ganze Leid, die ganze Scheiße, die ganze Beziehungsscheiße (all the relationshit), Jetzt bist du nicht mehr so groß. Für all die Tränen, die nicht gekommen sind, nicht mehr gekommen sind, all die Wochenenden, an denen ich meine Tochter nicht gesehen habe, die ganzen Streitigkeiten mit IHR, die ganze Scheiße. Du musst das auch verstehen. Es ist bestimmt nicht schwer zu verstehen, mit all dem Blut im Mund. Ist doch verständlich?! Sonst müssen wir immer alles verstehen. Was ihr macht. Aber jetzt nicht mehr. Ich will endlich mal nicht verstehen, nur handeln, einfach nur handeln.

Er macht komische Geräusche. Keine Ahnung, was er mir damit sagen will. Aber ich muss das auch nicht verstehen, nicht mehr, jetzt nicht mehr…

Sage leise, aber bestimmt: „¡Te callas! ¡Hijo de puta, hijo de la gran puta! ¡Hijo de mierda! ¡Háblame en español, en castellano, no esta mierda de longos!“, sage ich mit einem spanischen Akzent, den ich mir angewöhnt habe, damit ich nicht mehr rede wie SIE, nicht mehr reden muss, wie sie…

Ich gebe ihm einen Tritt und er hört auf zu reden. Winselt nur noch irgendwie rum. Jetzt hör schon auf, du Lutscher. Das war noch nicht mal richtig! Ich will mir ja nicht an dir noch den Fuß brechen. Außerdem tut es mir immer noch weh. Ich mag keine Gewalt. Aber irgendwann kommt jeder an einen Punkt…an dem er nicht mehr kann, an der er die Schnauze voll hat, an dem das Fass überläuft…an dem er sich nicht mehr alles gefallen lassen will…

Das ist so wie deine Kollegin das sagt. Deine Kollegin, deren Lieblingsfilm dieser eine Film mit Michael Douglas ist. Wo der ausflippt, dieser ganz normale Typ. Mit gutem Anzug, gutem Job, gutem Auto. Weil die Frau den verlassen hat. Und wie viele Frauen das nun mal machen, die Kinder gleich mitgenommen hat. Das ist der Trigger bei dem. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und im Laufe des Films sogar mit der Panzerfaust rumballert. Das ist der Lieblingsfilm meiner Kollegin. Aber die hat das nie in die Tat umgesetzt. Ihre geheimsten Wünsche und Triebe. Ich schon. Heute… die meinten ja auch, die könnten mich für immer verarschen, jeden Tag zum Essen kommen und zum Dank noch meiner Frau nachstellen. Klar… Normal… Mit ihr Fahrrad fahren wollen. ¿Quieres hacer bicicleta? Wie oft hast du das damals gefragt?! Viermal?! Heute fahre ich Fahrrad. Mit dir! Aber ohne Sattel! Hoy voy a hacer bicicleta contigo… Yo…contigo…no ella…

Manche Sachen gehen eben nur mit Gewalt… Hörst du?! „Manche Sachen gehen nur mit Gewalt!“

Das gilt für die kleinen wie für die großen Dinge des Lebens…

Sogar ein Wassermann kommt irgendwann an diesen Punkt…

Die Friedfertigkeit ist vielleicht gut für Gandhi, aber nicht für dich…

Vielleicht bin ich ja auch im Aszendenten etwas anderes…Böseres…

¡Ya te digo qué te calles, hijo de puta!

Du hast alles bekommen, immer schon, und ich hab alles verloren! Du kannst SIE sehen, sogar meine Tochter, du kannst sie schmierig anlächeln, am Wochenende, wenn sie bei ihrer Mutter ist.

Was soll ich jetzt mit dir machen?

Ich beuge mich zu ihm runter: „Was soll ich mit dir machen? Sag mir…, sag mir das…“

Er sagt nichts, guckt mich nur mit diesen großen Rehaugen an. Tieraugen.

Und dann wache ich aus dem Traum auf und es ist immer noch Weihnachten. Dieses Jahr ist Weihnachten aber auch scheißlang… Zieht sich wie Kaugummi. Geht immer wigga. Imma wigga… Mannomann, du hast echt zu viel Eminem gehört... In den letzten Tagen. Viel zu viel. Das ist nicht gut für dich. Wie hat das deine Mutter (und dein Vater) damals immer gesagt?! „Du weißt nie, wann du aufhören, wann es Zeit ist aufzuhören…“ Bis heute nicht. Ist das jetzt gut oder schlecht? Das weißt du auch nicht. Du weißt, dass du nicht viel weißt…

Oder ist er es, der aus dem Traum aufwacht. Den Traum von seiner Schwägerin (welcher?), von den Töchtern seiner Schwägerinnen (welcher?), geht mein (und sein) Alptraum etwa weiter und ich bin wirklich hier, in dieser Wohnung, mit ihm auf dem Boden, sauber getaped, eine Platzwunde an der Stirn. Wer soll das denn putzen, du machst meinen ganzen Boden dreckig. Soll ich etwa deine Schwägerin anrufen, damit sie putzen kommt, oder was?!

Scheiße, was mach ich denn jetzt mit dir…

Ich reibe mir die Augen, richte mich mühsam auf. Ich bin zu alt für diesen Scheiß. Jetzt damit anfangen. Mit Gewalt muss man früh anfangen. Erfahrung sammeln. Sonst ist es zu spät. Aber man hat nicht immer eine Wahl im Leben. Manchmal geht es einfach nicht anders, im Leben.










Montag, 18. Dezember 2017

German Beauty (Respektabilität, Ordnung und Uniformität)













Du willst das, du willst dieses Leben. Mit dem Reihenhaus, ordentlich eingereiht (eins wie das andere) und eingerichtet, die Schuhe ordentlich in einer Reihe vor der Tür, nachts in der Kälte (brrrh…), die Fahrräder links davon, hinter diesem kleinen Holzgeländer,  der 500-Zoll-Fernseher (so einen großen hast du fast noch nie gesehen, außer vielleicht bei Media-Markt, die Designer-Stühle (oder zumindest sehen sie für dich danach aus, und sogar die bunt bemalten Latten, die die Treppe nach oben vom Wohnzimmer abschirmen sollen und dem ganzen eine raue Authentizität verleihen sollen, sehen in dieser Umgebung perfekt aus. Alles ist ordentlich, immer ein bisschen abgedunkelt (was du hasst wie die Pest, was aber bei all diesen Leuten so ist, diesen Leuten, die Geld haben), so als hätte man sogar die Dunkelheit befriedet. Das einzige Lebendige die Katze, bei der gefragt wird, ob sie dich stört (nein, tut sie nicht, definitiv nicht, das arme Tier). Du willst das: Respektabilität, versinken in der Konformität und Uniformität dieses Lebens. Du bist zu alt, um den Rock & Roll zu leben, den du ohnehin nie richtig gelebt hast.

Samstag, 9. Dezember 2017

Auf Linie bringen/Dann stirb doch!




Es ist nie zu spät für eine Diät!
(meine Mutter)
  






Heute mache ich Diät! Heute will ich es diesem Körper zeigen! Es kann ja nicht sein, dass mein Körper mich kontrolliert. Die Kontrolle über meine Gedanken übernimmt. Mir sagt, dass ich immer mehr essen soll. Nein, heute breche ich den Willen meines Körpers! Fange schon um 14 Uhr damit an, nicht mehr zu essen. Heute werde ich den absoluten Weltrekord an Stunden ohne Essen brechen! 17 Stunden 42 Minuten. Wenn ich ab 14:00 nichts mehr esse, erreiche ich das schon morgen um 8 Uhr Morgen früh! Und wenn ich dann weitermache… 

Samstag, 25. November 2017

Ist es das wert?












Sie ist so eine gute Tochter. Sie geht sogar mit mir einkaufen. In ihrem Alter! Das hast du alles nicht gesehen, die ganze Zeit über. Weil du nur eingesperrt warst, in deinem Schmerz, deinem Leid. Sie ist ein gutes Kind. Weil sie dein Kind ist. Aber du bist kein guter Vater. Du gibst ihr nicht das, was sie wert ist. Was sie braucht. Diese verfickte Welt. Nein, DU! DU! DU musst was tun! Und was? Eine Bank überfallen? Du musst den Arsch hochkriegen. Aber das ist so scheiß schwer, wenn du keinen Bock mehr hast



Donnerstag, 9. November 2017

The time of our lives - Die Zeit unseres Lebens




IV. DEATH BY WATER
 
Phlebas the Phoenician, a fortnight dead,

Forgot the cry of gulls, and the deep seas swell

And the profit and loss.

                          A current under sea
Picked his bones in whispers. As he rose and fell

He passed the stages of his age and youth

Entering the whirlpool.

                          Gentile or Jew

O you who turn the wheel and look to windward,
 320
Consider Phlebas, who was once handsome and tall as you.


T.S. Eliot, The Waste Land 















Vanity of vanities, says the Preacher,
    vanity of vanities! All is vanity.
What does man gain by all the toil
    at which he toils under the sun?
A generation goes, and a generation comes,
    but the earth remains forever.

Ecclesiastes 1, 1-3
 









Als ich so abends, an diesem dunklen, kalten, nassen Novemberabend, durch Bonn-Duisdorf haste, um meinen Zug nach Meckenheim noch zu bekommen, vorbei an der Videothek an der Haltestelle am Rathaus, vorbei an Domino’s Pizza, vorbei am Ärztehaus (und vor allen Dingen vorbei an unserer alten Wohnung), muss ich plötzlich denken: All diese Zeit, die weg ist, einfach so weg ist. Nicht nur unsere gemeinsame Zeit hier, sondern all Die Zeit. Die Zeit in Großbuchstaben. Kapitälchen, die ihr zusätzliches Gewicht verleihen, das sie gar nicht braucht, so schnell, wie sie verfliegt, wie sie an einem vorbeifliegt, einem durch die Finger rinnt.


Freitag, 27. Oktober 2017

Fast-Begegnung der dritten Art II



“Sometimes memory can be real bitch.” 

Lourd Ernest H. de Veyra, The Best of This Is A Crazy Planets

 






In der Bahn von Rheinbach höre ich auf einmal eine spanische Stimme. Zuerst denke ich, das ist eine Spanierin, aber dann muss ich feststellen, dass das definitiv eine südamerikanische Stimme ist. Aus Kolumbien oder so. Sie redet ziemlich laut und ich verstehe alles. Obwohl ich nur mit einem halben Ohr hinhöre und eh nur die eine Hälfte des Gesprächs mitbekomme. Aber es zieht mich immer mehr in den Bann, je weiter wir fahren. 

Dienstag, 24. Oktober 2017

Adler-Olsen, Chigurh und das Schwarze Buch






Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, 
blickt der Abgrund auch in dich hinein
Friedrich Nietzsche 







Ich gucke Adler-Olsen im Zweiten. Habe ich letzte Woche auch schon gemacht. War auch letzte Woche schon geil. Keine Ahnung, welche Folge besser war. Die heutige hieß Erlösung. War wieder krass. Und ich frage mich: Wie kriegen die das hin? Wie kriegen die das nur hin, die Skandinavier. Immer so nah an den menschlichen Abgrund zu gehen…