Heute geht er Einkaufen. Zum
ersten Mal seit seine Tochter weg ist. Im Urlaub in Griechenland. Allein mit
ihrer Mutter. Ohne ihn.
Aber was soll er auch machen? Wenn er schon kein Leben hat? Verhungern? Wohl kaum. Also
geht er einkaufen. Wie er es sonst auch immer montags tut. Nur dann mit seiner
Tochter. Das ist eines dieser alltäglichen Rituale, über die man nur nachdenkt,
wenn etwas anders ist…
Er schnappt sich eine Gefriertüte, nimmt sich sein
Oma-Handwägelchen (das er noch aus seiner Ehe gerettet hat, watschelt zur
Haltestelle, steigt in den Bus, steigt einen Stadtteil später wieder aus, nimmt
sich einen Einkaufswagen und betritt den Aldi. Eigentlich wie immer. Eigentlich.
Heute kann er alles noch seinem Gusto kaufen. Das ist doch auch was. Keine
Kommentare: Chips?! Cola?! Frikadellen?! Leberkäse?! Keine komischen Blicke
über die Schulter oder zur Seite, bei denen er sich so fühlt, als würde er
etwas Verbotenes tun. Freiheit. Freiheit…Freiheit…ist
die Einzige, die fehlt… Nein: María…María…die Einzige, die fehlt…
Und was kauft er? Mal sehen…
Position Nr.1: Hühner Gockelchen. Das hätte jetzt schon
besagte schiefe Blicke hervorgerufen. Eigentlich ein Kindergericht. So was Ähnliches
wie Chicken McNuggets, nur in süßer Gockelchen-Form. Wie das schon klingt, „Gockelchen“.
Das lässt große Kinderherzen höher schlagen! Und die sind gut, echt nicht
schlecht. Besser als so manche andere, fettige Scheiße.
Und dann, oh Wunder, noch
mal Huhn: Diesmal sogar frische Hähnchen
Schnitzel (ja, er kocht noch – muss er ja jetzt, wo seine Tochter weg
ist, haha!).
2x Kidneybohnen – und das
obwohl die aus italienischem Mafia-Atommüll-Gebiet stammen könnten (die haben
nämlich noch immer keine Herkunftsangabe – eine Frechheit, oder um seinen Vater
zu zitieren: „Was für eine Unverfrorenheit!“). Aber sofern die nicht aus
Süditalien kommen, könnten die ja sogar halbwegs gesund sein – von wegen
Ballaststoffen!
Eiskrem gestrudelt – Boah,
mein Lieblingsposten am Montag. Aber eigentlich ist das nicht ganz korrekt.
Beziehungsweise nicht ganz vollständig (und wir sind ja Deutsche, da wollen wir
ja korrekt und vollständig sein!). Denn eigentlich sollte da stehen: „Tiramisu
Eiskrem, gestrudelt“. Oder „Eiskrem, Tiramisu, gestrudelt.“ Für die geschundene
Seele (Frau weg, Tochter temporär weg, da muss das drin sein, zumindest einmal
die Woche!). Strudeln hilft geschundenen Seelen. Die Hälfte heute und die
andere (ohne obere Schicht) morgen. Zum Frühstück. Eiskrem, gestrudelt, Tiramisu, zum Frühstück, sozusagen. Der neue
Film mit Til Schweiger und Elyas M’Barek. Das füllt wenigstens den Magen.
Eiskrem ist der Sex getrennter Männer! Von ihren Kindern zwangsgetrennter
Väter! Boah, wie er sich auf die freut, als sie im Wagen landet. Direkt auf den
Hähnchenschnitzel, damit sie dir nicht schon auf dem Weg wegschmilzt.
Und dann, vielleicht auch um
den Eiskrem-Effekt ein bisschen aufzuwiegen, auszugleichen, Bio-Möhren. Die du direkt nach der
Eiskrem im Kühlschrank verstaust und dann mindestens fünf Tage mit dem Arsch
nicht anguckst. Bis sie leicht unansehnlich werden und dein schlechtes Gewissen
parallel dazu immer schlimmer wird. Dann wartest du noch drei Tage und fängst an, sie Möhre für
Möhre zu essen. Eine Möhre am Abend und eine am Morgen. Wie das Eis eigentlich…
Dann kommt wieder was
Interessantes. Was leicht Ungesundes. Aber immerhin nicht industriell verarbeitetes,
sondern frisches. Fleisch! Hackfleisch! Was hat er eben zum Sex gesagt… Er
kauft Fleisch! Frisches Fleisch! Gemischt! Schwein und Rind gemischt! Heiß…
Fettarme
Milch 1,5 %: Ja, womit soll ich denn die Knusperflakes essen?!
Dazu Rösti-Ecken. In der
Pfanne zum Frühstück, Mittagessen und manchmal auch Abendessen gebraten. Fettig
und mit vielen ungesunden, aber leckeren Röstaromen. Wenigstens sind das
natürliche Aromen. Und keine künstlichen! Die sind echt eine Entdeckung, die
Rösti-Ecken bei Aldi (jetzt könnten die meinen Blog aber langsam echt sponsern,
oder nicht?!) Die mit Spiegeleiern oder mit Knusper Gockelchen, fucking hell! Da geht die Lotti aber ab!
So, jetzt beruhigen wir uns
wieder und kaufen erst mal Sößchen. Fix
für Geschnetzeltes. Zum Hackfleisch oder zum Hähnchen Schnitzel. Denn
Soßen selber machen ist schon eine Wissenschaft für sich. Für mich zumindest.
Er hatte sich ja mal ein Buch ausgeliehen, zum Thema „Saucen“. Hat aber nicht
viel gebracht. Scheiterte schon an der selbstgemachten Brühe. Er ist schließlich
ein Mann! Zwar sind auch die meisten Sterneköche Männer, aber er ist eben ein
Mann-Mann
2x Cola. Zwar „light“, aber
Scheiße, die haben künstliche Aromen. Die man(n) daran erkennt, dass da nur
Aroma steht und nicht etwa „natürliches Aroma“! Verarschung, ne! Findet er auch
und deswegen kauft er gleich zwei! Er muss sich ja darüber hinwegtrösten, dass…und
dass…und dass…ach, Sie wissen schon was…
Dann Knoblauch. Geil, ne?!
Falls Dracula kommt, ihn vergewaltigen. Oder nur ihm Blut absaugen (wenn der Untote
hetero ist oder keinen Bock auf fetten, deutschen, Knusper-Gockelchen-Arsch
hat). Der ist gesund und er ist ja getrennt; da muss er nicht mehr so viel
küssen wie früher. Da kann er schon mal aus dem Mund nach Knoblauch stinken. Am
Wochenende auch gerne schon morgens. Das gleicht auch den Herzinfarkt (Cola,
Kaffee, Gockelchen, Hackfleisch, Knusperflakes) aus, weil das die Arterien
durchputzt. Zumindest ein bisschen…
Die stückseife muss natürlich auch sein. Für stolze 29 Cent! Er
muss sich ja schließlich waschen, nachdem Dracula da war (ob er nun durch das
Hintertürchen kam oder nicht?!).
Oh, wie süß! Babykartoffeln! Ja, die werden
gedünstet! Damit sie alle Vitamine behalten! Ja!
Die Ravioli sind für Samstag-Nacht. Nach der Arbeit. Wat soll
ich da auch machen!? Hackfleisch mit fixer Soße. Wohl kaum! Außerdem sind die
Pferde, die da drin sind auch nahrhafter als das ganze andere Schweinefleisch auf
deinem Kassenbon. So lang sie dir nicht entgegenwiehern…
Das ist doch jetzt echt mal
die perfekte Überleitung zum nächsten Posten: Butterstuten.
Sie sehen, ich mag Pferde. Am liebsten Samstag-Abend nach der Arbeit auf
fettigem, leicht süßem Brot.
Die Erbsen sehr fein (2x) hatten wir schon bei den Kidneybohnen (Hauptsache nicht Italien –
obwohl, ich liebe Italien, echt jetzt, mir reicht schon die Verfolgung durch
die Südamerika-Mafia in der Familie meiner Frau…Ex-Frau).
Mandeln
wiederum
sind gut fürs Herz! (Und das, obwohl sie fettig wie Sau sind!) Sie sehen, er
ist essenstechnisch gespalten, bewegt sich was seine Ernährung immer zwischen
Selbstzerstörung und Selbsterhaltung. Freud hätte, seine wahre Freude an ihm! Aber
sind wir das nicht alle?! Wenn wir ehrlich sind?! Nur einen Moment ehrlich?! Zu
uns selbst?! Gefangen in einem Teufelskreis zwischen Selbstzerstörung und
Selbsterhaltung, Liebe und Thanatos, Sex- und Todestrieb?! Hey, das ist Philosophische
Ernährungspsychologie! Ich sollte einen Lehrstuhl bekommen! An der Uni Bonn,
haha!
Dann kommen Billig-Nudeln
(Tschuldigung, Aldi!) und die gesunden Sachen (Broccoli,
Bananen): Ersterer muss natürlich wie die Bio-Möhren erst mal im Kühlschrank
vorrotten, aber die Bananen, die sind schon was Tägliches (Kalium fürs Herz,
Süßes für die verwundete Seele). Jeden Tag eine in den Arsch…nein…Spaß!
Zwiebelspezialitäten
sind echt zu seiner post-traumatischen Trennungsspezialität geworden. Die tut
er echt in alles rein – er muss ja nicht mehr immer so gut riechen wie früher. Sind
auch gesund! Besonders gebraten mit Spiegeleiern, Knusper Gockelchen (ich liebe
diesen Namen) und Rösti-Ecken (Selbstzerstörung!). In Kurkuma (Selbsterhaltung!).
Und last but not least die guten, alten Freiland-Eier.
(Bio ist leider jetzt nach der Trennung/vor der Scheidung ein bisschen
teuer und Käfighaltung ein bisschen billig!) Die sich – wie gesagt – mit vielem
kombinieren lassen, in der morgendlichen Pfanne…