Montag, 29. Februar 2016

Geborgenheit


27.02.16





Am Samstagabend sitze ich nach der Arbeit im Bus nach Hause und höre Taylor Swift. Ist schon komisch, dass ich seit der Trennung fast nur Frauen höre. Zuerst Adele (die für Trennungsschmerz natürlich wie geschaffen ist – wer schon, wenn nicht sie?) und jetzt Taylor (die Adele in nichts nachsteht). Ich sitze auf dem Vierer im vorderen Bereich des Busses, weil mir irgend so ein Spasti den Einzelplatz gegenüber vom Fahrer weggeschnappt hat. So ein komischer Typ mit hoher Stirn und Mantel. Und rosa Sporttasche. Geil, ne?! Ein Vogel eben.

Und so muss ich mit dem Vierer Vorlieb nehmen, wo sich bestimmt gleich irgendjemand mir gegenüber hinsetzt. Irgendein Arschloch. Nie die Sexiest Woman Alive. Immer irgendein Arschloch. So ist das eben im Leben. Ich drehe den MP3-Player lauter, dann wieder leiser. Nicht, dass die das hören können. Dass ich hier Taylor höre. Aber ihre Musik ist einfach zu gut. Und ihre Texte…

…Trennungsschmerz pur! A bitter sweet symphony!

Und schon ist es passiert. Erst setzt sich ein Mädchen – ein Mädchen – mir gegenüber hin und dann folgt auch noch ihr Freund. Beide Emos. Oder Goths oder wie auch immer man die heute nennt. Im Sofa, dem Club neben dem Busbahnhof war heute auch irgend so was. Darkest Night Ever oder irgend so ein Scheiß. Keine Ahnung, wie die Scheiße heißt, aber das hast du eben, auf dem Weg zum Bus, schon gesehen. Alles schwarze Gestalten. Da warst du auch mal, direkt nach der Trennung. Das passte damals zu deiner Stimmung. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Nur, dass du da nicht mehr hingehst. Da hatte ich eh keine Chance. Und nachdem ich an Neujahr fast mein Leben ausgekotzt und gekackt habe, hab ich da im Moment auch keinen Bock mehr. Vielleicht versuche ich es noch mal in zehn Jahren. Wer weiß.

Und jetzt sitzt dieses junge Emo-Pärchen mir gegenüber. Egal. Immer noch besser als irgendwelche „Ich-schwöre-bei-Gott-Besoffenen“. Wenigstens können die Emos sich benehmen, egal wie die nach außen hin aussehen. Du hast dich sowieso schon immer gefragt, ob das bei denen nur Schau ist oder ob die Emos wirklich das Leben und den Tod schärfer sehen als andere und sich deswegen so kleiden. Oder ob es eben nur eine Mode ist. Er hat eine grüne Bierflasche – Becks wahrscheinlich – in der einen Hand und legt den freien Arm um sie. Sie ist total fertig. Keine Ahnung, ob das der Alkohol ist oder ob sie Drogen genommen hat.

Oder der Typ hat der was ins Glas getan, in der Disko, und fährt die jetzt zu sich nach Hause, wo er dann über sie herfällt.

Nein, Mann, was denkst du denn schon wieder?

Das ist der Sexentzug.

Oder sie ist krank.

Sie hustet.

Scheiße, sie hustet. Genau in meine Richtung. Wo soll sie auch anders hin husten, wenn ich ihr genau gegenüber sitze?!

Ich drehe meinen Kopf leicht zur Seite – in einem verzweifelten Versuch, einer weiteren Hustenattacke aus dem Weg zu gehen. Es grassiert schließlich im Moment die Grippe. Nicht, dass sie nicht unter Drogen steht oder müde ist, sondern krank. Er sagt irgendwas wie „Du zitterst ja“ und ich horche erst recht auf. Drehe meinen Kopf noch weiter zur Seite. Aber wie weit kann man seinen Kopf schon drehen. Auf jeden Fall keine 180 Grad. Das wär jetzt echt das Beste. Aber so geht nur eine 90 Grad Drehung zur Seite. Hoffentlich hört sie auf zu husten.

Aber schon ist sie wieder dran. Ein kleines, aber deutlich hörbares Hüsteln. Scheiße. Einen Moment lang überlege ich, ob ich mich doch woanders hinsetzen soll oder zumindest mir das Buch vor die Nase halten kann, so dass sie mich wenigstens nicht direkt anhusten kann. Aber dann lasse ich es. Und sie kriegt sich auch ein, hustet nicht mehr und versucht stattdessen zu schlafen. Der Typ legt die Hand ohne Bier um sie. Er hat ein fettes Tattoo auf dem Handrücken. Scheiße, Mann. Seine blonden etwas längeren Haare sind auf einer Seite seines Schädels komplett kahl rasiert. Zwischen seinen Beinen steht eine Gitarre in ihrer schwarzen Tasche. Liebevoll breitet er ihr einen Schal als Kissenersatz aus. Männer sind eben die wahren Romantiker, während Frauen…nur an Geld denken. Und gegen mein Knie stoßen, während sie ihren Körper hin und herschieben, um die richtige Schlafposition zu finden.

Einen Moment lang denkst du: Nicht, dass die mir gleich noch in den Schoß kotzt. Das wär dann doch zu viel des Guten. Sie riecht schon ein bisschen nach Alkohol.

Die Alte ist besoffen. Eindeutig.

Am Ende entscheidet sie sich dann dafür, dass der Platz unter seinen der bequemste ist und schließt sogar die Augen. Muss Liebe schön sein…

Er nimmt seine Hand, an deren Mittelfinger ein schwerer Metallring prangt, streichelt zärtlich ihr Haar, während der Bus den Venusberg hinauffährt (der heißt übrigens wirklich so, das ist keine Metapher). Ich kann gar nicht hingucken, tue es aber trotzdem. Wie er ihre Haarsträhnen zwischen den Fingern durchgleiten lässt, immer und immer wieder. Männer sind die wahren Romantiker. Und als wollte er meine These bestätigen, küsst er sie genau in diesem Moment zärtlich auf die Stirn. Sie erwidert seinen Kuss im Halbschlaf.

Du guckst nach draußen. Das kannst du nicht mehr ansehen. Schrecklich. Diese Zärtlichkeit, diese Geborgenheit. Und trotzdem versäumt er es nicht, sich auch noch einen Schluck aus seiner Bierflasche zu gönnen. Draußen ist alles dunkel. Von den Lichtern der Stadt ist fast nichts mehr zu sehen, hier oben im Wald. Dir bleibt nur die Dunkelheit, während er immer wieder ihre Haare streichelt. Fast rhythmisch. Das hast du früher auch so gemacht, bei Nadine. Wie du ihr damals immer über das Gesicht gestrichen bist, mit der Hand. Immer wieder. Du konntest nicht genug von ihrer Zuneigung kriegen. So viel, dass es ihr schon fast lästig wurde. Lästig war. Am Valentinstag. Das weißt du noch, das wirst du jetzt ein ganzes Leben lang mit dir rumschleppen. Als Ballast. Du hast ja breite Schultern. Jetzt, wo du zum Zuschauen verdammt bist, hier im Bus. Wo du dasitzt und nur zusehen kannst ein anderer, fremder Mann einer anderen, fremden Frau die Geborgenheit, die Berührung schenkt, die dir so fehlt. Es ist nicht der Sex, es ist die Berührung, die Liebkosung. Der Sex natürlich auch. Aber auch das Miteinander. Das Füreinander-Dasein.

Dir bleibt nur die dunkle Nacht. So warst du auch mal, mit Nadine. Früher. Nur, dass sie fast nie so betrunken oder so groggy war wie die. Nur einmal, an Neujahr, wenn man mal von der Hochzeit in Ecuador absieht (nein, nicht deine!). Damals hatte sie Streit mit dir. An Neujahr. Eurem Jahrestag. Keine Ahnung der wievielte das damals war. Auf jeden Fall hat sie sich damals aus irgendeinem Grund so richtig zugekippt. Dafür brauchte sie nicht viel Alkohol. Bei 1,50 m. und 48 Kilo. Das hat sie sonst nie gemacht, keine Ahnung, warum sie damals so die Kontrolle verloren hat. Vielleicht war sie ja genauso frustriert wie du. Bestimmt. Du musstest sie sogar nach Hause tragen hattest Angst, dass sie in den Bus kotzt. Soweit ist die Emo-Tante dir gegenüber noch lange nicht, soweit wie Nadine damals. Dieses eine Mal war sie besoffen, dann warst du es, der sich jedes Mal, wenn ihr zusammen rausgegangen seid, einen hinter die Binde gekippt hat. Jedes Mal. Besser wurde es dadurch nicht. Im Gegenteil. Denn allmählich wurde ihr dein dauerndes Frustsaufen zu viel.

Wann ist die Zärtlichkeit verloren gegangen? Die Liebe? Bei dir noch immer nicht. Bis heute nicht. Aber bei ihr.

Du guckst dir das Mädchen genauer an. Wie sie da sitzt, an seine Schulter gekuschelt. Diese Geborgenheit. Diese Geborgenheit, die du nicht mehr hast. Du, der du auf die zu einem stumm leidenden Beobachter degradiert worden bist. Ein Zuschauer in ihrer Welt. Ein Spanner. Wirst du sie je wieder selbst spüren, diese Geborgenheit, mit irgendeiner Frau, nachdem deine dir so das Herz gebrochen hat? Sie trägt einen dicken, schwarzen Mantel. Ihre Haare sind schwarz gefärbt und ihr Gesicht ist ganz weiß. Ich weiß nicht, ob sie sich so geschminkt hat oder nicht, aber die Haare sind auf jeden Fall gefärbt. Echt sind die nicht. Ihr Gesicht ist schön, jung, verletzlich…so verletzlich, ihre Gesichtszuge sanft. Sie sieht eigentlich richtig gut aus unter ihrer harten Emo-Schale, ihren pechschwarz gefärbten Haaren, ihrem Mantel, den ganzen Schnallen, die die immer haben. Und einem ebenfalls schwarzen Minirock. Du traust dich gar nicht hinzugucken, tust es aber trotzdem und siehst ihre Strumpfhose. Ob du ihr unter den Rock gucken könntest? Und was sehen würdest? Zwischen all dem Schwarz? Geil! Vielleicht. Ihren Slip. Die ist bestimmt rasiert. Aber der Typ hält weiterhin schützend seine Hand über sie. Dafür sind Männer ja auch da. Oder nicht?! So romantische Männer wie der und er.

Wer wohl jetzt seinen Arm schützend über Nadine hält? Jetzt, genau in diesem Moment. Oder liegt sie mit Nadine im Bett, warm neben ihr, mit diesem Körper, der so unglaublich warm ist. Nur mit einer Unterhose bekleidet, aus der an der Seite neckisch ihr Schamhaar rausguckt. Diese eine Strähne, die sie hatte. Und nicht auf dem Kopf.

Und dann reißt dich das Tattoo des Typen aus dienen Gedanken. Dieses fette Tattoo, das fast seinen gesamten Handrücken bedeckt. Krass. Das sieht fast aus…als wär das ihr Gesicht. Als hätte der sich ihr Gesicht auf den Handrücken tätowieren lassen. Krass. Du hast immer nur davon geredet, dir Tattoos von deiner Frau und deine Tochter auf verschiedene Körperteile tätowieren zu lassen. Das könnte echt sie sein. Geil! Was für ein Mann! Und sie so schön, so verletzlich, wie sie schläft.

Mittlerweile sind wir schon fast in Ippendorf. Hoffentlich steigen die vor dir aus, du willst sie auf keinen Fall wecken. Aus ihren süßen Träumen. Wer weiß.

Und schon biegt der Bus um die letzte Kurve vor der langen Geraden, auf der sich auch deine Haltestelle befindet. Jetzt wird es aber knapp. Aber sie steigen tatsächlich noch vor dir aus. Um genau zu sein: eine Haltestelle vor dir. Er weckt sie sanft, sie streift sich den Schal über, schließt ihren Mantel und erhebt sich langsam von ihrem Platz. Ein letzter Blick auf ihren Rock und sie ist weg. Verschwindet in der Hand. Ihr steigt nicht zusammen aus. Natürlich nicht. Wir steigen nicht zusammen aus. Du bist ja ohnehin nur ein stummer Beobachter des Lebens der Anderen. Derer, die noch eins haben. Während du schon lange den Geist aufgegeben hast. Sie sind weg und du hast kaum Zeit darüber näher nachzudenken, denn du musst ebenfalls an der nächsten Haltestelle raus.

Fast genau in dem Moment, in dem du aus der Tür setzt Taylor zu diesem Lied an. Never grow up. Unglaublich! Das Schicksal ist wirklich ein mieser Verräter. Ein Arschloch. Genau wie deine Kollegen, dein Chefin und diese Welt. Aber vielleicht hörst du es ja auch jetzt erst und es lief schon die ganze Zeit. Keine Ahnung. Auf jeden Fall trittst du ganz alleine in die Nacht hinaus und Taylor singt:

Take pictures in your mind of your childhood room…

Aber so schön sie das auch singt, es trifft nicht auf mich zu. Ich kann nirgendswohin zurück. Wohin denn auch? In meine Kindheit? Die war nicht so schön, dass ich dahin zurück wollte.

Diese Geborgenheit, Aufgehobenheit, Geliebtheit, ich habe sie nie gespürt, das ist mir in letzter Zeit immer klarer geworden. Und selbst Geborgenheit, die mir meine Frau gegeben hat, ist vielleicht noch nicht mal echt gewesen. Wer weiß das schon. Sonst hätte sie bestimmt nicht einfach so eiskalt gehen können. Ich bin nachts allein auf dem Weg in meine Single-Wohnung, die an vier Tagen die Woche auch zur Wohnung meiner Tochter wird. Meine Tochter hat also zwei Zuhause.

Taylor, ich hatte immer Angst vor den Schritten meines Vaters, der müde von der Arbeit nach Hause kommt, um mich für etwas zu bestrafen, das ich nicht getan habe, das ihm meine Mutter in ihrem unbedingten Willen mich und meine Aggressivität zu unterdrücken, zu unterwerfen, am Telefon gesagt hatte. Das ist keine schöne Erinnerung, Taylor, es tut mir leid. Es gibt sowieso kein Zurück. Nicht in die Kindheit und auch nicht zu der Frau, die mich verlassen hat. Aber so als könnte sie meine Gedanken lesen hat Taylor auch darauf eine Antwort.

I just realized everything I have is someday gonna be gone.

Ich weiß, Taylor. Nur die Nacht bleibt. Und die kalte, einsame Wohnung. Und niemand außermeiner Tochter, der wir gerade auch ihre Kindheit zerschossen haben, die vielleicht insgeheim die gleichen Gedanken hegt, ohne dass es ihr voll bewusst ist.

So here I am in my new apartment…

…wish I’d never grown up.




Freitag, 26. Februar 2016

Sin tetas no hay paraíso

26.02.16






Ich sitze im Bus und lese, aber plötzlich sehe ich dieses Mädchen, diese Frau, dieses Mädchen. Sie hat lange schwarze Haare, die sie offen trägt, ein Gesicht wie gemalt und volle, schöne Lippen. Wie diese Asiatinnen sie immer haben. Könnte natürlich auch eine Latina sein. Manchmal kann man die nicht so gut unterscheiden. Die ist bestimmt nicht älter als deine Tochter. Bestimmt nicht. Aber das Beste an ihr ist gar nicht ihr schönes Gesicht mit diesen asiatischen oder lateinamerikanischen Gesichtszügen vollen Lippen, sondern…ihre Titten. Denn wie alt die auch immer sein mag, die hat auf jeden Fall richtig große, wohlgeformte Titten. Nicht wie bei Russ Meyer. Natürlich nicht. Aber auch nicht gerade klein. Richtig geil. Boah, ich kann mir die richtig vorstellen, wie die nackt aussieht. Im BH. So geil. Mit diesen runden Dingern. Die bestimmt nicht herunterhängen, aber schon schön groß sind. Geil. Du sieht sie förmlich vor dir. Mit diesen geilen Titten. Obenrum unbekleidet. Oder untenrum? Immer wieder starrst du zu ihr rüber. Mit deinem Röntgenblick. Ihr Oberteil hat diese neckischen Knöpfchen, genau unter ihrem Ausschnitt, der zwar nicht zu viel Haut, Fleisch!, zeigt, der aber trotzdem deine Fantasie anregt bis zum geht nicht mehr. Kein Wunder. Denn du hattest so lange keinen Sex mehr. Du stellst dir vor, wie du Knöpfchen für Knöpfchen immer mehr knackig braune Haut freilegst. Wie sich diese immer stärker wölbt, bis du, nach dem letzten Knopf, ihren BH sehen kannst. Schwarz…wie es sich gehört. Oder doch noch zartrosa? Boah, wie geil das wär mit der zu ficken. Du versuchst Augenkontakt herzustellen und sie guckt tatsächlich zu dir rüber. Geil. Und das obwohl du locker doppelt so alt bist wie sie. Locker. Das kommt auch nicht mehr so oft vor, heutzutage, dass eine zurückguckt. Eine Frau. Ein Mädchen. Noch weniger. Aber sie guckt kurz zurück, tippt etwas in ihr Handy und lächelt. Scheiße. Nicht, dass du sie kennst. Nicht, dass sie eine Freundin deiner Tochter ist. Die Nicole, diese kleine Philippinin. Nein: Dafür ist sie viel zu groß. Dafür sind ihre Titten viel zu groß. Obwohl: Hast du jemals Nicoles Titten gesehen? Ne, stimmt. Noch nie. Komisch. Darauf hast du irgendwie nie geachtet. Zumindest nicht so richtig. Bei der Körpergröße (Nicole ist keine 1,40 groß!) achtet man eben nicht so sehr auf den Oberbau.  Du musst der auf die Lippen gucken. Das ist der Trick. Dann wollen die mit dir schlafen. Wenn du denen auf die Lippen guckst. Du versuchst es und ihre Lippen sind weiß Gott voll genug, so dass du sie eigentlich gar nicht verfehlen kannst; aber trotzdem wandert dein Blick immer wieder nach oben. Du willst ihr in die Augen gucken. Aber sie guckt nicht mehr zurück. Jetzt nicht mehr. Trotzdem spürst du das Knistern, die sexuelle Energie. Immer wieder guckst du dir ihre Titten an. Unter diesem Oberteil, so geil, so perfekt gerundet. Nicht zu groß und nicht zu klein. Obwohl: Klein sind sie wirklich nicht. Boah, wie es wäre sie ausziehen, langsam, langsam einen Knopf nach dem anderen zu lösen. Ob sie rasiert ist. Ob sie dir einen blasen würde. Mit diesen Lippen. Mit diesen Lippen deinen Penis umhüllen würde, umschmeicheln, immer und immer wieder, rauf und runter. Ob sie untenrum rasiert ist. Bestimmt nicht. Aber heute weiß man das nicht. Boah, wenn du die jetzt bumsen könntest… Aber vielleicht kannst du das ja. Vielleicht hast du ja eine Chance. Wer weiß. Vielleicht hättest du ja echt eine Chance. Wenn du sie ansprichst. Sie ist bestimmt auch geil. This world is a place of plenty. Vielleicht hätte sich dann ja deine Trennung wirklich gelohnt. Du guckst von ihren Brüsten, ihrem Busen unter dem Oberteil zu ihren Füßen runter. Sie hat die Fußspitzen nach innen gedreht, fast so, als wollte sie ihre Muschi vor meinen Blicken schützen. Ihre Fußknöchel sind braun. Schön braun. Sie trägt nur kurze Socken in ihren Turnschuhen.

Aber das Beste sind und bleiben immer noch ihre Titten.

Boah, du könntest die jetzt bumsen. Das wär so geil.

Da gibt es bestimmt einen Weg.

Da gäbe es bestimmt einen Weg.

Wo ein Wille ist, ist ein Gebüsch.

Ich bin so ausgedörrt, dass ich fast einen Steifen bekomme. Den hab ich nicht nur fast, sondern tatsächlich, wenn ich ehrlich bin. Einen leichten Steifen. Einen Angesteiften. Das liegt am Bus, bestimmt. Wir sind schon fast am Hauptbahnhof. Fast gleichzeitig steht ihr auf. Sie muss auch hier raus. Und du musst auch rein, in sie. Vor dir steigt sie aus dem Bus aus. Du holst sie ein und…

Donnerstag, 25. Februar 2016

Ich bin der, der...



Ich bin der, der…

…von seiner Frau verlassen wurde…

…der keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern hat…

…dessen Großeltern tot sind…

…der seine Tochter nur vier Tage die Woche sieht…

Ich bin der, der depressiv ist…

…oder aggressiv?

…oder beides…

…der, der ein Loch in der Seele hat…

…der, der immer böse guckt…

…oder komisch…

…irgendwie komisch…

…der, der Probleme hat…

…der, der Hilfe braucht…

…der zu schwach ist…

…zu stark…

…der, der abends allein in seinem Bett liegt und sich einen runterholt…

…der, der kein Geld hat…

…der keinen guten Job hat…

…der immer der Verlierer ist…

…der, der keinen Spaß hat…

(in der deutschen Spaßgesellschaft, haha)

…der, der keinen Spaß haben will…

…der, der sein Leben versaut hat…

…sich sein Leben verbaut hat…

…ich bin der, der sein ganzes Leben gekämpft…

…der von niemandem geliebt wurde…

…wird…

…werden wird.

Ich bin der, dessen Lieblingsfilm Fight Club ist...

Der, der keinen Bock mehr hat…

…aber trotzdem weitermacht…

…der, der sich seine Kräfte nicht richtig einteilen kann

(das konntest du noch nie)

…der, der zu gutmütig ist…

…zu „nett“…

…zu böse…

…zu zu…

…zu viel redet…

…zu viel nicht sagt…

…zu wenig schweigt…

…zu ernst ist…

…zu wütend…

(du mich auch!)

…zu alt…

…zu dick…

…zu dummm…

Ich bin der, der leidet…

…schon viel zu lange…

Der, der rassistisch ist…

…sadistisch…

…masochistisch…

…egoistisch…

…der, der ignoriert wird…

…nicht gegrüßt wird…

…nicht gefragt wird, wie es ihm geht…

…wie es ihm wirklich geht…

Ich bin der, der weggeworfen…

…fallen gelassen wurde…

…wie ein altes Kleid…

…das keiner mehr braucht…

Ich

bin

der

bin

ich

Ich

bin

der

…der noch da ist…

…der noch nicht tot ist…

(leider)

…der sagt „Leckt mich am Arsch!“

Leckt mich doch alle.

…der, der eine Waffe trägt…

…und auf dem Weg zu dir ist…

…zu dir nach Hause…

Ich weiß nicht, wie ich hier hingekommen bin.

Aber ich bin noch hier…

…und das ist das Problem…

…meins…

…und…

…deins.

Montag, 22. Februar 2016

Happy Birthday



07.02.16



 

...und dann sagt sie es. Sie tut es tatsächlich.

„Ist schon klar, warum dich deine Frau verlassen hat.“

Vor María. Vor ihrem Enkelkind. Aber Familie zählt ja in Deutschland nicht.

Er sagt geschockt irgendwas, irgendeinen Scheiß, irgendwas wie „Du hörst jetzt besser auf zu reden.“

Aber sie hört nicht auf. Das wär ja noch schöner.

„Ich kann schon verstehen, warum dich deine Frau verlassen hat.“

Mit einem Lächeln. Mit ihrer Schlabberfresse. Wenn ich jetzt eine Waffe hätte…

Vor María.

Er hatte wirklich gedacht, dass sich etwas geändert hätte. Boah, bin ich blöd.

¡Imbécil!

¡Imbécil!

Du hast es wirklich nicht anders verdient.

Er hatte echt gedacht, etwas ändert sich. Aber der Frau ist alles egal.

Das ist genau das, was er gedacht hatte: „You can’t teach an old dog new tricks“, sagt er auf Englisch. Extra. Das kann sie nämlich nicht. Und weil ihm das deutsche Sprichwort nicht einfällt. Das ist genau das, was er gedacht hatte.

„So viel ist deine Entschuldigung also wert…“

Einen Dreck. Einen abgefickten Dreck. Mehr nicht. Nichts. Luft. Scheiße. Ach, leck mich doch!

„Ok, dann siehst du mich eben die nächsten zehn Jahre nicht“, sage ich, während ich mich vom Sofa erhebe.

Hoffentlich brennt diese ganze Scheiße nieder, diese ganzen Möbel, die mehr wert sind als ein Sohn. Dieser ganze tote Scheiß ist mehr wert als du. Deutschland eben. Klar, dass sich Nadine von mir getrennt hat…

„Pöh“, sagt sie ungerührt, macht diese abfällige Handbewegung über die Schulter. Boah, wie ich das hasse, denkt er. Wie ich sie hasse. Diese Leute, die immer cool bleiben, die immer ruhig bleiben. Was muss eigentlich passieren, damit sich bei der noch was rührt.

Dann fällt es ihm ein.

Klar!

Der Tod!

Aber danach rührt sich dann wirklich für immer nichts mehr!

„Dann pisse ich auf dein Grab!“

Soll er noch sagen „Dann kacke ich auf dein Grab“? Ne, das ist dann doch zu viel des Guten.

Sie macht eine abfällige Handbewegung, so wie immer, so als wär ihr das sowas von scheißegal. Ist es wahrscheinlich auch – dann.

Das bringt ihn so auf die Palme, diese Gleichgültigkeit, diese Abgebrühtheit, diese Kaltschnäuzigkeit. Also legt er nach (keine gute Idee, aber leider unvermeidbar): „Dann pisse ich in die Urne. Mir doch egal.“

„Kein Wunder, dass deine Frau dich verlassen hat.“

„Mir ist das auch scheißegal. Ich bin nicht mehr der verzweifelte Ehemann von vor ein paar Monaten, den du rumschubsen kannst. Dass dir das klar ist!“

Er steht auf. Dann geh ich eben. Ich muss mir diesen Scheiß nicht antun, an meinem Geburtstag. Ich muss mir diesen Scheiß nicht geben, an meinem Geburtstag. Von meinen Eltern. Eltern? Was sind schon Eltern?! Ein Dreck. In Deutschland ist alles einen Dreck wert.

„Klar, dass wir überrannt werden, von den Arabern. Wenn wir keine Werte mehr haben…“

Wenn die Familie nichts zählt. Was für eine abgefickte Generation, diese 68er. Was für eine tote, unnütze Generation. Ich hasse sie.

Er steht auf und geht zur Tür. María folgt ihm. Ich muss mir das nicht gefallen lassen. An meinem Geburtstag mir so einen Scheiß sagen zu lassen.

Mittlerweile hat er sich seine Schuhe wieder angezogen und ist in der Küche. Er kocht vor Wut.