An meinem Geburtstag, einem
kalten Tag im Februar, werde ich von meiner Tochter geweckt, die sich in der
Küche Buttergemüse von Aldi für die Schule macht. Und einen Bagel, im Ofen. Meine
Tochter, die irgendwas sagt, nuschelt, das ich nicht richtig verstehe.
Ein Blog über das Leben, die Liebe, Beziehungen, Verlust, Angst, Spaß, die Lust, die Lust am Schreiben,Südamerika, Musik, südamerikanische Frauen, die Liebe, Spanisch, Englisch, Schottland, Spanien, Deutschland, dat Rheinland, Kinder, Literatur, Vergänglichkeit, Arbeit, Politik, die Mafia, Urlaub, Gewalt, Verbrechen, Sex, große und kleine Gefühle und vieles, vieles, vieles mehr ...
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Donnerstag, 8. Februar 2018
Herzlichen Glückwunsch!
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Donnerstag, 1. Februar 2018
In guten wie in schlechten Zeiten
"Den
späten Zustand der Zivilisation charakterisiere: 
- das Greisenhafte statt des Jugendlichen, Geschichtslosigkeit,
- Künstlichkeit und Erstarrung aller Lebensbereiche,
- Herrschaft der anorganischen Weltstadt anstelle des lebensvollen bäuerlich geprägten Landes,
- kühler Tatsachensinn anstelle der Ehrfurcht vor dem Überlieferten,
- Materialismus und Irreligiosität,
- anarchische Sinnlichkeit, panem et circenses, Unterhaltungsindustrien,
- Zusammenbruch der Moral und Tod der Kunst,
- Zivilisationskriege und Vernichtungskämpfe,
- Imperialismus und die Heraufkunft formloser Gewalten."
(Quelle: Der Untergang des Abendlandes – Wikipedia-Eintrag)
Im Morgenmagazin läuft ein
Bericht über Pflegekräfte in Deutschland.
Den Alltag bewältigt seine
75-jährige Frau alleinI
„Wir haben das gemacht, mit
guten und schlechten Zeiten und es bleibt dabei. Wenn ich mal nicht gar nicht mehr
kann, dann ist das was anderes, dann muss man das sehen, aber solange ich noch
kann…“, sagt die selbst fast blinde alten Dame, die ihren lungenkrebskranken
Mann pflegt, der beide Beine verloren hat…
Montag, 29. Januar 2018
Yin und Yang
Der Wunsch zu
heulen, einfach loszuheulen ist so stark, so ausgeprägt, so drängend, dass du
nicht weißt, ob du es schaffst, ihm zu widerstehen. Du willst einfach nur
losheulen, aber du tust es nicht. Nicht hier, nicht jetzt, obwohl du so gerne
würdest…
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Dienstag, 23. Januar 2018
Heiligabend (im Wechselmodell)
Schon um neun Uhr
irgendwas klingelt es. Fast schon Sturm. Auf jeden Fall nicht nur einmal. Nein,
keine Angst, die können   dich nicht gepfändet haben, haha. Und die Polizei ist
es, soweit ich weiß, auch nicht. Also   muss es wohl María sein.    Und du hattest
noch gar keine Zeit, dir jetzt schon einen anzuzwitschern.   Obwohl ich schon
wach bin, schon seit kurz nach acht. Obwohl ich  gestern erst um halb vier ins
Bett gekommen bin. Nach der Arbeit war ich zwar schon um  zwei zu Hause, aber da
ich heute frei hatte, dachte ich: Dann kannst du ja noch was machen.   Dann
kannst du ja noch was fernsehen.    Beziehungsweise Pornos im Internet gucken,
immer auf der    Suche nach dem perfekten Porno.
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Sonntag, 24. Dezember 2017
Einen Tag vor Heiligabend: Na dann Prost!
Last Christmas, I gave you my heart 
But the very next day you gave it away
This year, to save me from tears
I'll give it to someone special…
But the very next day you gave it away
This year, to save me from tears
I'll give it to someone special…
(Wham! - Last Christmas)
Ich hätte richtig Bock an
Heiligabend ein bisschen Alkohol zu trinken. Um zu vergessen. Vergessen, dass meine
Frau nicht mehr da ist (Tschuldigung, meine Ex-Frau meine ich natürlich). Um zu
vergessen, dass sie, meine Tochter, nur den halben oder noch nicht mal den
halben Tag da ist, an Heiligabend! Dass sie später den Leuten ins Gesicht
lächeln wird, die deine Ehe auf dem Gewissen haben, die dich kaputtgemacht
haben und jetzt alles haben, während du nichts hast. Nur eine Tochter, und auch
die nur die Hälfte des Tages (wenn überhaupt). Dass die ihr schmierig, kokett
ins Gesicht lächeln werden, der Schwager zum Beispiel und wer weiß wer sich
sonst noch bei denen rumtreibt, an Heiligabend. Heiligabend. Ihre Familie war
ihr nicht heilig, soviel ist sicher. Obwohl: ihre Familie schon. Meine, unsere nicht… Und María liegt
dazwischen. Ich hätte echt Bock, aber ich kann nicht. Das kannst du nicht
bringen! Dir vor ihr an Heiligabend, diesem heiligsten Abend im Jahr, einen
anzuzwitschern. Obwohl du noch Alkohol da hast. Zwei Flaschen, die du seit
anderthalb Jahren nicht angerührt hast. Du bist also kein Alkoholiker. Du magst
die Scheiße noch nicht mal richtig. Alkohol schmeckt dir nicht. Du könntest nie
ein Alkoholiker sein, werden. Aber trotzdem wäre das ein Tabubruch…und würde
auch von deiner Tochter als solcher aufgenommen. Also wirst du nüchtern alles
ertragen und danach – wie jedes Jahr seit der Trennung – in den Wald gehen,
alleine, ganz alleine, der letzte Mensch auf der Welt…
Samstag, 23. Dezember 2017
Ich will...
Du
Du hast
Du hast mich
Du hast mich
Du hast mich gefragt
Du hast mich gefragt
Du hast mich gefragt und ich hab nichts gesagt
Willst du bis der Tod uns scheidet
Treue sein für alle Tage
Nein
(Rammstein "Du hast")
Ich stehe an der
Bahnhaltestelle (ich glaube, mittlerweile verbringe ich gut und gerne mein
halbes in oder an der Bahn) und denke darüber nach, was Herr Baden damals
gesagt hat.
Du hörst ihn immer
noch sagen: „Was willst du vom Leben?“
Freitag, 15. Dezember 2017
Ihre kleine Seele
Hey, man
How come you treat your woman so bad?
That's not the way you do it
No, no, no, you shouldn't do it like that
I could show you how to do it right
I used to practice every night on my wife, now she's gone
Yeah, she's gone
You see, her mother and me
We never got along that well, you see
How come you treat your woman so bad?
That's not the way you do it
No, no, no, you shouldn't do it like that
I could show you how to do it right
I used to practice every night on my wife, now she's gone
Yeah, she's gone
You see, her mother and me
We never got along that well, you see
 (Pulp - "A little soul")
Ich habe ihre kleine Seele
auch verletzt. Vielleicht habe ich das ja alles verdient, was mir passiert ist.
Die Trennung, die Scheidung, die finanziellen Probleme…
…als ich damals ihre
Freundin angemacht habe… Wie hieß die noch mal? Keine Ahnung. Lydia? Nein, das
war die Schwarze, bei der wir unser erstes Mal hatten. Sylvia? Nein, das war
die Sexbombe, die eigentlich Informatikerin war, aus dem Dschungel kam und
aussah…wie eine Sexbombe halt so aussieht… Die mit dem alten Typen zusammen
war, mit diesem Santa Ruseño. Der aus dem gleichen Dorf kam wie Nadine. Und
mindestens zwanzig Jahre älter war als dieser kleine, perfekte
Schoko-Sahne-Schnitte aus dem Dschungel, die dich fast zum Tiger hat werden
lassen…wenn sie nicht mit diesem alten Gockel zusammen gewesen wäre… 
Mittwoch, 5. Juli 2017
Déjà-vu
Vielleicht wär genau jetzt –
jetzt, wo Nadine bei den Irländern auf
Abschlussfahrt ist –, vielleicht wär genau jetzt der richtige Moment für
Nadine, mich zu besuchen. Einfach hier vorbeizukommen. Mit mir zu reden. Mit
mir zu schlafen. Eine Nacht bei mir zu verbringen, von der María nichts
mitkriegen würde. Die sie nicht wieder in das Gefühlschaos unserer Trennung/Scheidung
stürzen würde, denkt er, als er im Bett wie immer vor dem Laptop liegt und
schreibt und denkt und rummacht…
Samstag, 17. Juni 2017
Grüne Lämpchen am Ende des Tunnels
In M. steigt er extra ganz hinten
aus der Bahn aus. Dann brauch er nicht so weit zu laufen. Nur diesen langen Weg
an den Gleisen entlang und dann über die Schranke. Die um diese Zeit sowieso
nicht mehr zu geht. Neben ihm, hinter ihm steigen auch diese zwei Typen aus der
Bahn. Ausländer, Araber glaub ich, keine Ahnung, ob das Flüchtlinge sind. So
zwei junge Typen Anfang zwanzig, wenn überhaupt, mit Muskelshirts, aber ohne
die dazugehörigen Muskeln. Aber das ist ja egal, in diesem Alter. Am Anfang
will er sogar extra hinten rum gehen, durch die Unterführung, nur um denen aus
dem Weg zu gehen, weil die ihm komisch vorkommen. Aber dann entscheidet er sich
doch dafür, an ihnen vorbeizugehen. Die Faulheit siegt also am Ende. Oder die
Dummheit? 
Die beiden bleiben an den
Gleisen, unter dem Pfeiler der geschlossenen Fußgängerbrücke stehen. Als er an
ihnen vorbeigeht, macht der eine so Affengeräusche. Wie ein Tier. Scheiße. Wenn
die ihm jetzt nachgehen…
Bis zum Bahnübergang sind es
ungefähr 200 Meter. Kein anderer nimmt diesen Weg. Nur er. Scheiße. Wenn die
mir jetzt hinterherkommen. Hier hört dich keiner schreien. Wenn du überhaupt
dazu kommst zu schreien. Mit deinem Laptop und deinem dicken Portemonnaie, dass
du auch noch dummerweise in der Gesäßtasche deiner Hose hast. Dafür sterbe ich,
für den Laptop… Hast du letztens auf der Arbeit gesagt. Zu Yasir. Ganz
großspurig. Aber auf der Arbeit hast du auch einen Alarmknopf. Und ein
funktionierendes Telefon. Bist du auf dem alten Telefon deiner Tochter (das du
bis auf weiteres mit dir führen musst, weil du blank wie der Arsch von Kim
Kardashian bist) die Nummer der Polizei gewählt hast, bist du schon lange tot –
es sei denn, du kannst sie zum Warten überreden. Hold on a sec, mate… Hier nicht, hier in freier Wildbahn, wo diese
beiden menschlichen Tiere deine Angst förmlich riechen können. Dann musst du
eben kämpfen, dich verteidigen. Du guckst du der leeren Bierflasche in der
Seitentasche deines Rucksacks. 8 Cent sind 8 Cent. Vielleicht könntest du dich
ja damit verteidigen. Vielleicht hat Gott dich die ja extra mitnehmen lassen.
Vielleicht hat Gott ja einen Plan mit dir. Oder ist alles nur Zufall, nur ein
einziger, brutaler Zufall? Du gehst schnell, extra schneller, damit du einen
Vorsprung hast, sollten sie doch noch hinter dir herkommen. Im Moment tut sich
zwar nichts, aber du weißt, dass sie dich im Ernstfall einholen würden. Du bist
nicht dünn und wendig wie sie, du bist ein Brecher; der am Ende seinen Mann
stehen und sich verteidigen muss. Du bist jetzt fast an der Schranke, fast am
Bahnübergang und traust dich gar nicht, dich umzudrehen, um nachzugucken, ob
die noch immer da stehen, unter den Stahlpfeilern, in sicherer Distanz? Das
Einzige, was du machen kannst, ist, in die Nacht hineinzuhorchen. Wie ein Hase,
mit seinen langen Ohren. Du gehst über die Schranke, über die breite Landstraße
und, auf der anderen Seite angekommen, denkst du: Wenn die jetzt kommen und
Ärger wollen, dann kriegen sie den ganzen Frust der letzten zwei Jahre, was sag
ich, der letzten zehn Jahre, ab. Aber es ist leichter, das auf der Arbeit zu
sagen, wo du gut behütet bist, da ist es leichter zu sagen: „Der soll ruhig
kommen. Dann kriegt er die ganze Wut, die ganze Frustration ab, die sich in mir
aufgestaut hat. Soll er ruhig kommen!“ Wahrscheinlich denkst du das eh nur,
weil du jetzt ziemlich sicher sein kannst, dass sie dir nicht gefolgt sind.
Kannst du das? Du bist mittlerweile beim Penny-Markt angekommen, gehst an dem Parkplatz
entlang, denkst: Hier sind überall Häuser. Wenn die dir jetzt doch noch
hinterherkommen, dann schreist du einfach wie bekloppt. Darin hast du ja Übung:
Das hast du schließlich deine gesamte Jugend Zuhause gemacht. (Was sollen denn
die Nachbarn denken – mir doch scheißegal! Ahhhhhhhh…) Dann gehst du irgendwo
rein, in einen dieser Hauseingänge und klingelst an allen Klingen Sturm –
solange, bis dir jemand aufmacht. Oder schreist mitten auf der Straße wie am
Spieß. Aber meinst du, dass dir wirklich jemand aufmachen würde, hier, in
dieser Seitenstraße, mitten in der Nacht in M.? Vielleicht würdest du gar nicht
dazu kommen, hier Sturm zu klingeln… Du gehst an einer Toreinfahrt vorbei und
denkst: Scheiße, hier könnte ich gar nicht klingeln. Wenn die jetzt kommen
würden müsste ich erst mal zum nächsten Haus laufen. Mitsamt Laptop und
Rucksack. Oder eben…kämpfen… Komm schon, du könntest das, nachdem du eben
diesen feurigen Hähnchen-Döner vom Türken. Den Griechen gibt es ja nicht mehr. Der hatte richtig Feuer dahinter. Da fingst du an zu schwitzen wie ein
Tier, in der Bahn. Das war dir schon peinlich, obwohl keiner bei dir auf/im
Sechser saß. Wie ein Tier! Sollen sie doch kommen! Trotzdem gehst du zügig über
die Hauptstraße unterhalb des Kreisels. Guckst dich noch ein letztes Mal um,
siehst aber niemanden. Selbst im Schein der Straßenlaterne auf der Ecke nicht.
Puh, das wäre geschafft!, denkst du, als du am Netto vorbeikommst. Die
Jugendlichen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Hier in M. Keine KKM!
KK-Mafia, mein fetter Arsch! 
Fast bist du sogar ein
bisschen enttäuscht, haha. Dass du keine Chance hattest, deine angeschlagene
Männlichkeit in dieser lauen Sommernacht endlich mal unter Beweis zu stellen.
Ihnen den Kopf abzureißen und in ihren Hals zu pissen, diesen…
Um etwa zehn nach zwei
schließt er endlich die Wohnungstüre auf und ist Zuhause. Endlich! Doch kaum
ist er zur Tür rein, da fängt es in seinem Körper auch schon heftig an zu
drücken. Das hat er öfters. Kaum ist er da, muss er auch schon auf Klo. Aber
vorher noch schnell die Computertasche in Reichweite bringen, den Stuhl vor der
Kloschüssel in Stellung bringen und…das Internet einstöpseln – und das alles
mit zusammengekniffenen Arschbacken. Schließlich muss er ja noch nach seinem
Blog gucken. Doch dann sieht er plötzlich, dass das mit dem Internet gar nicht
mehr nötig ist. Denn alle grünen Lämpchen am Router leuchten bereits.
Komisch…ich könnte schwören…
…dass ich das heute
Nachmittag, als ich gegangen bin, ausgemacht hab. Um Strom zu sparen. Definitiv.
Da hab ich sogar noch daran gedacht, dass sich die Uhr am Herd nicht ausstellen
lässt und dadurch Tag und Nacht Strom frisst. Zwar nur kleine Mengen, aber das
läppert sich. Er ist sich fast 100%ig sicher, dass er den Internet-Stecker
rausgezogen hat. Oder war jemand hier? In seiner Abwesenheit? Werde ich langsam
etwa bekloppt? Er guckt sich um, bemerkt aber nichts Auffälliges. Außer das
Internet. Das hat er doch ausgemacht. Aber María hat doch gar keinen Schlüssel
– zumindest nicht für die Wohnungstür. Oder? Und wenn sie ihn nachgemacht hat?
Nein, das ist doch ein Sicherheitsschlüssel, den kann man doch gar nicht so
einfach, gar nicht so ohne Weiteres nachmachen lassen. Dazu brauch man doch die
Erlaubnis des Eigentümers. Oder nicht? Keine Ahnung. 
…und wenn ihre Mutter den
nachgemacht hat. Und hier extra das Internet angelassen hat, um ihn in den
Wahnsinn zu treiben… Wie nennt man das noch mal in der Psychologie…? Gaslighting. Ja, Gaslighting, das ist es! Das kommt von irgendeinem Film, in dem ein
Verbrecher tatsächlich seine Ehefrau in den Wahnsinn treiben will oder treibt,
indem er permanent an ihrer Wahrnehmung zweifelt, Dinge verstellt
beziehungsweise absichtlich verlegt, ein ausgeschaltetes Router in der
Abwesenheit des Ex-Mannes wieder einschaltet etc… Oder eben die Existenz des
Gaslichtes, das Bella (was für ein schöner Name!) in dem Theaterstück sieht,
bezweifelt. Gaslighting eben. So
nennt man das in der Psychologie. Indem man dem Opfer, das wie er eh schon ein
bisschen labil ist, langsam den Glauben an die Dinge, so wie sie sind, an die
Realität selbst, nimmt.
Oder ist das doch nur Paranoia. Paranoia hervorgerufen durch die Realität seiner Trennung, die
sich nicht mit seinem Wunschdenken, seinen Sehnsüchten in Einklang bringen
lässt Es kann ja auch sein, dass er tatsächlich
vergessen hat, das Router auszuschalten, obwohl er sich felsenfest sicher
war, es ausgeschaltet zu haben. Um Strom zu sparen. Weil er Strom sparen will.
Weil er Strom sparen muss. Vergisst man dann so etwas? So etwas Wichtiges? Wenn
man die ganze Zeit daran denkt? Wenn man sogar noch an die ständig tickende Uhr
im Herd denkt?
Ich werd bekloppt, ich werd
langsam echt bekloppt, denkt er als er die grünen Lämpchen des Routers im
Dunkeln leuchten sieht. 
Das ist ja hier fast schon
wie im großen Gatsby, wie das grüne Licht, das Gatsby meint auf der anderen
Seite des Sundes wahrzunehmen und das er mit seiner Geliebten, aber für immer
verlorenen Daisy assoziiert. Genau wie mit den beiden Typen eben. War das etwa
auch nur die Sehnsucht nach Gewalt, nach einem Befreiungsschlag – im wahrsten
Sinne des Wortes –, der Licht in das Dunkel seines Leben bringt…
…Morgen
laufen wir schneller, strecken die Arme weiter aus und einen schönen Tages, so
kämpfen wir weiter, wie Boote gegen den Strom. Und unablässig treibt es uns
zurück in die Vergangenheit…
Sie ist noch geblieben,
während ‒‒‒‒‒‒‒ schon weg ist.
Samstag, 8. April 2017
Juckt's dich...dann ist es Liebe
Er sitzt auf der Arbeit auf
dem Klo und endlich schafft er es sein Häufchen zu machen. Obwohl er heute
Morgen eigentlich schon „groß“ war. Aber das ist die Nachhut, die er sonst
eigentlich auch immer hat. Die Hose hängt zwischen seinen Füßen, darüber die
Unterhose, die auch ihre beste Zeit schon hinter sich hat. Die sieht
fast aus wie ein männlicher Tanga, mit ihren Stoffstreifen, die sich auf beiden
Seiten vom Hauptteil gelöst haben. Siehst du, ich kann das auch nachvollziehen,
was die letztens über allzu knappe Damenunterwäsche gesagt haben…, denkt
er,…dass die dünnen Stoffstreifen oft scheuern, zwischen den Beinen  und an anderen Stellen, zwischen anderen
Körperteilen. Dass das unangenehm ist. Ja, ihm ist das auch unangenehm, dieses
Scheuern. Und wie das wehtut! Er läuft schon extra wie ein Roboter, breitbeinig,
aber selbst das lindert den Schmerz nur minimal. Wie der Dalek. Er hat
sich heute Morgen wieder mal einen Wolf gelaufen, als er im Wald unterwegs war.
Einen Wolf zwischen den Beinen. Aus dem Wald mitgebracht. 
Donnerstag, 12. Januar 2017
Innerer Monolog
bei mir muss eh keiner zuhören
interessiert ja eh keinen, was ich sage
aber wann soll ich denn was sagen? Wenn ich von der
Brücke gesprungen bin? Wenn ich unter der Erde liege? Oder jetzt?!
für mich muss sich ja eh keiner interessieren
alles, was ich sage, prallt ungehört ab. Denken die
eigentlich alle, ich bin so stark, dass ich schon damit klarkommen werde?
Irgendwie? Irgendwann? Oder denken die gar nichts
oder denken die, dass ich so dumm bin
wahrscheinlich Letzteres
das war mein ganzes Leben lang so…ich kenne das ja gar
nicht anders. Wer als Kind schon auf Außenseiter geeicht
kein Wunder, dass ich mit mir selbst rede
ich hab mich das schon oft gefragt, warum das so ist: Ist
das nur so, weil die Leute eh alle gleichgültige Arschlöcher sind, die sich für
niemanden außer sich selbst interessieren; oder ist das wegen mir so                        weil mich keiner will oder muss
denkt nur alle weiter, ihr könnt sowieso nicht helfen,
sowieso nichts tun
bei den Leuten im Fernsehen, in den Serien fühlt man mit,
aber bei den echten Personen im wahren Leben ist das zu viel verlangt
irgendwann hörst du auf zu reden. Weil dir ja eh keiner
zuhört      wenn du keine Komödie mehr
spielst            wenn du es ernst meinst
hilft ja eh nichts
warum sollte sich das jemals ändern
vielleicht wollen die ja, dass ich kaputtgehe
vielleicht wollen die mich ja leiden sehen 
vielleicht genießen die das ja. Und denen geht es umso
besser je schlechter es mir geht
warum bin ich es nicht wert, dass man was für mich tut
einmal was für mich tut
Samstag, 10. Dezember 2016
Thunfisch, Käse und Penis
10.12.16 (noch 14 Tage bis Heiligabend
und genau 21, bis dieses Jahr, dieses annus
horribilis, endlich den Geist aufgibt, endlich vorbei ist)
Um zwei Uhr nachts kommst du nach Hause und
gehst schnurstracks und voller Erwartung in die Küche. Die ganze Busfahrt ist
dir dieser Käse, dieser Mozzarella durch den Kopf gegangen, den du noch hast. 
Den du eigentlich auf die
Pizza machen wolltest (sonntags gibt es Pizza und samstags Nudeln mit
Hackfleisch und Sauce). Den du aber, wenn dich der Hunger übermannt, immer pur
isst. Die ganze Packung.
Du freust dich schon richtig
(in deinem anderweitig komplett freudlosen Leben ist dieser Käse einer der
wenigen Lichtblicke, eine der wenigen Freuden, die dir noch geblieben sind –
Essen ist eben der Käse, äh, der Sex des getrennten Mannes)
Aber dann, kaum hast du die
Kühlschranktür geöffnet, musst du feststellen, dass da kein Käse ist. Scheiße!
Dass er nicht mehr da ist. Hast du ihn etwa schon gegessen?! Bestimmt. Denn wo
soll er auch sonst sein?! Wo soll er anders sein als im Kühlschrank?! Oder hast
du ihn geistesabwesend im Wagen vergessen?! Selbst wenn: Dann ist er bestimmt
nicht mehr genießbar.
Kein Käse, Mannomann! Scheiße!
Nur Thunfisch (noch eine Dose). Und den wolltest du ja nicht essen. Denn der kommt
ja aus dem Westpazifik. Das heißt, der könnte ja an Fukushima vorbeigeschwommen
sein. Das könnte ja Atomfisch sein?! Meinst du, die kontrollieren alles, was
aus Japan oder dem Pazifik kommt mit dem Geigerzähler?! Wohl kaum. Ein Bissen
und du bist tot. Bist atomar verseucht. Leuchtest im Dunkeln. Verlierst deine
Haare (tust du ja auch so schon stark genug).
Aber warum wäre das eigentlich
so schlimm? Wenn du doch eh keinen Bock mehr hast? Keine Lust mehr auf dieses
Leben. Keine Lust mehr in diesem Leben. Was macht da schon so ein bisschen
Leuchten im Dunkeln?
Also machst du den Thunfisch
auf. Lässt ihn abtropfen, während du das Müsli, das Nuss-Honig Müsli berkst, das María dir übriggelassen hat. Für das das Gleiche gilt wie für den Thunfisch. Denn der Zucker im Müsli
ist nicht gut für deine Zähne, die du dir gerade noch auf der Arbeit geputzt
hast. 
Aber was interessieren dich kaputte
Zähne, wenn du doch eh keinen Bock mehr hast. Wenn du doch eh irgendwann
sterben wirst? Und so gibt es rohen, teilweise noch (oder schon) roten
Thunfisch mit Nuss-Honig-Müsli vom Aldi. Und während der Thunfisch noch abtropft und du
das letzte gekochte Ei schon verzehrt hast, kratzt du dich genüsslich an deinem
Penis. Vielleich holst du dir ja sogar noch einen runter…aber erst nach dem
Essen
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