Posts mit dem Label Einsamkeit werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Einsamkeit werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 8. Februar 2018

Herzlichen Glückwunsch!













 
An meinem Geburtstag, einem kalten Tag im Februar, werde ich von meiner Tochter geweckt, die sich in der Küche Buttergemüse von Aldi für die Schule macht. Und einen Bagel, im Ofen. Meine Tochter, die irgendwas sagt, nuschelt, das ich nicht richtig verstehe.

Donnerstag, 1. Februar 2018

In guten wie in schlechten Zeiten





"Den späten Zustand der Zivilisation charakterisiere:
  • das Greisenhafte statt des Jugendlichen, Geschichtslosigkeit,
  • Künstlichkeit und Erstarrung aller Lebensbereiche,
  • Herrschaft der anorganischen Weltstadt anstelle des lebensvollen bäuerlich geprägten Landes,
  • kühler Tatsachensinn anstelle der Ehrfurcht vor dem Überlieferten,
  • Materialismus und Irreligiosität,
  • anarchische Sinnlichkeit, panem et circenses, Unterhaltungsindustrien,
  • Zusammenbruch der Moral und Tod der Kunst,
  • Zivilisationskriege und Vernichtungskämpfe,
  • Imperialismus und die Heraufkunft formloser Gewalten."
(Quelle: Der Untergang des Abendlandes – Wikipedia-Eintrag)








Im Morgenmagazin läuft ein Bericht über Pflegekräfte in Deutschland.

Den Alltag bewältigt seine 75-jährige Frau alleinI

„Wir haben das gemacht, mit guten und schlechten Zeiten und es bleibt dabei. Wenn ich mal nicht gar nicht mehr kann, dann ist das was anderes, dann muss man das sehen, aber solange ich noch kann…“, sagt die selbst fast blinde alten Dame, die ihren lungenkrebskranken Mann pflegt, der beide Beine verloren hat…

Montag, 29. Januar 2018

Yin und Yang













Der Wunsch zu heulen, einfach loszuheulen ist so stark, so ausgeprägt, so drängend, dass du nicht weißt, ob du es schaffst, ihm zu widerstehen. Du willst einfach nur losheulen, aber du tust es nicht. Nicht hier, nicht jetzt, obwohl du so gerne würdest…

Dienstag, 23. Januar 2018

Heiligabend (im Wechselmodell)














Schon um neun Uhr irgendwas klingelt es. Fast schon Sturm. Auf jeden Fall nicht nur einmal. Nein, keine Angst, die können   dich nicht gepfändet haben, haha. Und die Polizei ist es, soweit ich weiß, auch nicht. Also   muss es wohl María sein.    Und du hattest noch gar keine Zeit, dir jetzt schon einen anzuzwitschern.   Obwohl ich schon wach bin, schon seit kurz nach acht. Obwohl ich  gestern erst um halb vier ins Bett gekommen bin. Nach der Arbeit war ich zwar schon um  zwei zu Hause, aber da ich heute frei hatte, dachte ich: Dann kannst du ja noch was machen.   Dann kannst du ja noch was fernsehen.    Beziehungsweise Pornos im Internet gucken, immer auf der    Suche nach dem perfekten Porno.

Sonntag, 24. Dezember 2017

Einen Tag vor Heiligabend: Na dann Prost!



Last Christmas, I gave you my heart
But the very next day you gave it away
This year, to save me from tears
I'll give it to someone special…
(Wham! - Last Christmas)
  







Ich hätte richtig Bock an Heiligabend ein bisschen Alkohol zu trinken. Um zu vergessen. Vergessen, dass meine Frau nicht mehr da ist (Tschuldigung, meine Ex-Frau meine ich natürlich). Um zu vergessen, dass sie, meine Tochter, nur den halben oder noch nicht mal den halben Tag da ist, an Heiligabend! Dass sie später den Leuten ins Gesicht lächeln wird, die deine Ehe auf dem Gewissen haben, die dich kaputtgemacht haben und jetzt alles haben, während du nichts hast. Nur eine Tochter, und auch die nur die Hälfte des Tages (wenn überhaupt). Dass die ihr schmierig, kokett ins Gesicht lächeln werden, der Schwager zum Beispiel und wer weiß wer sich sonst noch bei denen rumtreibt, an Heiligabend. Heiligabend. Ihre Familie war ihr nicht heilig, soviel ist sicher. Obwohl: ihre Familie schon. Meine, unsere nicht… Und María liegt dazwischen. Ich hätte echt Bock, aber ich kann nicht. Das kannst du nicht bringen! Dir vor ihr an Heiligabend, diesem heiligsten Abend im Jahr, einen anzuzwitschern. Obwohl du noch Alkohol da hast. Zwei Flaschen, die du seit anderthalb Jahren nicht angerührt hast. Du bist also kein Alkoholiker. Du magst die Scheiße noch nicht mal richtig. Alkohol schmeckt dir nicht. Du könntest nie ein Alkoholiker sein, werden. Aber trotzdem wäre das ein Tabubruch…und würde auch von deiner Tochter als solcher aufgenommen. Also wirst du nüchtern alles ertragen und danach – wie jedes Jahr seit der Trennung – in den Wald gehen, alleine, ganz alleine, der letzte Mensch auf der Welt…

Samstag, 23. Dezember 2017

Ich will...


Du
Du hast
Du hast mich
Du hast mich
Du hast mich gefragt
Du hast mich gefragt
Du hast mich gefragt und ich hab nichts gesagt


Willst du bis der Tod uns scheidet
Treue sein für alle Tage

Nein
(Rammstein  "Du hast")









Ich stehe an der Bahnhaltestelle (ich glaube, mittlerweile verbringe ich gut und gerne mein halbes in oder an der Bahn) und denke darüber nach, was Herr Baden damals gesagt hat.

Du hörst ihn immer noch sagen: „Was willst du vom Leben?“


Freitag, 15. Dezember 2017

Ihre kleine Seele



Hey, man
How come you treat your woman so bad?
That's not the way you do it
No, no, no, you shouldn't do it like that
I could show you how to do it right
I used to practice every night on my wife, now she's gone
Yeah, she's gone
You see, her mother and me
We never got along that well, you see

 (Pulp - "A little soul")
  








Ich habe ihre kleine Seele auch verletzt. Vielleicht habe ich das ja alles verdient, was mir passiert ist. Die Trennung, die Scheidung, die finanziellen Probleme…

…als ich damals ihre Freundin angemacht habe… Wie hieß die noch mal? Keine Ahnung. Lydia? Nein, das war die Schwarze, bei der wir unser erstes Mal hatten. Sylvia? Nein, das war die Sexbombe, die eigentlich Informatikerin war, aus dem Dschungel kam und aussah…wie eine Sexbombe halt so aussieht… Die mit dem alten Typen zusammen war, mit diesem Santa Ruseño. Der aus dem gleichen Dorf kam wie Nadine. Und mindestens zwanzig Jahre älter war als dieser kleine, perfekte Schoko-Sahne-Schnitte aus dem Dschungel, die dich fast zum Tiger hat werden lassen…wenn sie nicht mit diesem alten Gockel zusammen gewesen wäre…


Mittwoch, 5. Juli 2017

Dé­jà-vu












Vielleicht wär genau jetzt – jetzt, wo Nadine bei den Irländern auf Abschlussfahrt ist –, vielleicht wär genau jetzt der richtige Moment für Nadine, mich zu besuchen. Einfach hier vorbeizukommen. Mit mir zu reden. Mit mir zu schlafen. Eine Nacht bei mir zu verbringen, von der María nichts mitkriegen würde. Die sie nicht wieder in das Gefühlschaos unserer Trennung/Scheidung stürzen würde, denkt er, als er im Bett wie immer vor dem Laptop liegt und schreibt und denkt und rummacht…

Samstag, 17. Juni 2017

Grüne Lämpchen am Ende des Tunnels













In M. steigt er extra ganz hinten aus der Bahn aus. Dann brauch er nicht so weit zu laufen. Nur diesen langen Weg an den Gleisen entlang und dann über die Schranke. Die um diese Zeit sowieso nicht mehr zu geht. Neben ihm, hinter ihm steigen auch diese zwei Typen aus der Bahn. Ausländer, Araber glaub ich, keine Ahnung, ob das Flüchtlinge sind. So zwei junge Typen Anfang zwanzig, wenn überhaupt, mit Muskelshirts, aber ohne die dazugehörigen Muskeln. Aber das ist ja egal, in diesem Alter. Am Anfang will er sogar extra hinten rum gehen, durch die Unterführung, nur um denen aus dem Weg zu gehen, weil die ihm komisch vorkommen. Aber dann entscheidet er sich doch dafür, an ihnen vorbeizugehen. Die Faulheit siegt also am Ende. Oder die Dummheit?

Die beiden bleiben an den Gleisen, unter dem Pfeiler der geschlossenen Fußgängerbrücke stehen. Als er an ihnen vorbeigeht, macht der eine so Affengeräusche. Wie ein Tier. Scheiße. Wenn die ihm jetzt nachgehen…

Bis zum Bahnübergang sind es ungefähr 200 Meter. Kein anderer nimmt diesen Weg. Nur er. Scheiße. Wenn die mir jetzt hinterherkommen. Hier hört dich keiner schreien. Wenn du überhaupt dazu kommst zu schreien. Mit deinem Laptop und deinem dicken Portemonnaie, dass du auch noch dummerweise in der Gesäßtasche deiner Hose hast. Dafür sterbe ich, für den Laptop… Hast du letztens auf der Arbeit gesagt. Zu Yasir. Ganz großspurig. Aber auf der Arbeit hast du auch einen Alarmknopf. Und ein funktionierendes Telefon. Bist du auf dem alten Telefon deiner Tochter (das du bis auf weiteres mit dir führen musst, weil du blank wie der Arsch von Kim Kardashian bist) die Nummer der Polizei gewählt hast, bist du schon lange tot – es sei denn, du kannst sie zum Warten überreden. Hold on a sec, mate… Hier nicht, hier in freier Wildbahn, wo diese beiden menschlichen Tiere deine Angst förmlich riechen können. Dann musst du eben kämpfen, dich verteidigen. Du guckst du der leeren Bierflasche in der Seitentasche deines Rucksacks. 8 Cent sind 8 Cent. Vielleicht könntest du dich ja damit verteidigen. Vielleicht hat Gott dich die ja extra mitnehmen lassen. Vielleicht hat Gott ja einen Plan mit dir. Oder ist alles nur Zufall, nur ein einziger, brutaler Zufall? Du gehst schnell, extra schneller, damit du einen Vorsprung hast, sollten sie doch noch hinter dir herkommen. Im Moment tut sich zwar nichts, aber du weißt, dass sie dich im Ernstfall einholen würden. Du bist nicht dünn und wendig wie sie, du bist ein Brecher; der am Ende seinen Mann stehen und sich verteidigen muss. Du bist jetzt fast an der Schranke, fast am Bahnübergang und traust dich gar nicht, dich umzudrehen, um nachzugucken, ob die noch immer da stehen, unter den Stahlpfeilern, in sicherer Distanz? Das Einzige, was du machen kannst, ist, in die Nacht hineinzuhorchen. Wie ein Hase, mit seinen langen Ohren. Du gehst über die Schranke, über die breite Landstraße und, auf der anderen Seite angekommen, denkst du: Wenn die jetzt kommen und Ärger wollen, dann kriegen sie den ganzen Frust der letzten zwei Jahre, was sag ich, der letzten zehn Jahre, ab. Aber es ist leichter, das auf der Arbeit zu sagen, wo du gut behütet bist, da ist es leichter zu sagen: „Der soll ruhig kommen. Dann kriegt er die ganze Wut, die ganze Frustration ab, die sich in mir aufgestaut hat. Soll er ruhig kommen!“ Wahrscheinlich denkst du das eh nur, weil du jetzt ziemlich sicher sein kannst, dass sie dir nicht gefolgt sind. Kannst du das? Du bist mittlerweile beim Penny-Markt angekommen, gehst an dem Parkplatz entlang, denkst: Hier sind überall Häuser. Wenn die dir jetzt doch noch hinterherkommen, dann schreist du einfach wie bekloppt. Darin hast du ja Übung: Das hast du schließlich deine gesamte Jugend Zuhause gemacht. (Was sollen denn die Nachbarn denken – mir doch scheißegal! Ahhhhhhhh…) Dann gehst du irgendwo rein, in einen dieser Hauseingänge und klingelst an allen Klingen Sturm – solange, bis dir jemand aufmacht. Oder schreist mitten auf der Straße wie am Spieß. Aber meinst du, dass dir wirklich jemand aufmachen würde, hier, in dieser Seitenstraße, mitten in der Nacht in M.? Vielleicht würdest du gar nicht dazu kommen, hier Sturm zu klingeln… Du gehst an einer Toreinfahrt vorbei und denkst: Scheiße, hier könnte ich gar nicht klingeln. Wenn die jetzt kommen würden müsste ich erst mal zum nächsten Haus laufen. Mitsamt Laptop und Rucksack. Oder eben…kämpfen… Komm schon, du könntest das, nachdem du eben diesen feurigen Hähnchen-Döner vom Türken. Den Griechen gibt es ja nicht mehr. Der hatte richtig Feuer dahinter. Da fingst du an zu schwitzen wie ein Tier, in der Bahn. Das war dir schon peinlich, obwohl keiner bei dir auf/im Sechser saß. Wie ein Tier! Sollen sie doch kommen! Trotzdem gehst du zügig über die Hauptstraße unterhalb des Kreisels. Guckst dich noch ein letztes Mal um, siehst aber niemanden. Selbst im Schein der Straßenlaterne auf der Ecke nicht. Puh, das wäre geschafft!, denkst du, als du am Netto vorbeikommst. Die Jugendlichen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Hier in M. Keine KKM! KK-Mafia, mein fetter Arsch!

Fast bist du sogar ein bisschen enttäuscht, haha. Dass du keine Chance hattest, deine angeschlagene Männlichkeit in dieser lauen Sommernacht endlich mal unter Beweis zu stellen. Ihnen den Kopf abzureißen und in ihren Hals zu pissen, diesen…

Um etwa zehn nach zwei schließt er endlich die Wohnungstüre auf und ist Zuhause. Endlich! Doch kaum ist er zur Tür rein, da fängt es in seinem Körper auch schon heftig an zu drücken. Das hat er öfters. Kaum ist er da, muss er auch schon auf Klo. Aber vorher noch schnell die Computertasche in Reichweite bringen, den Stuhl vor der Kloschüssel in Stellung bringen und…das Internet einstöpseln – und das alles mit zusammengekniffenen Arschbacken. Schließlich muss er ja noch nach seinem Blog gucken. Doch dann sieht er plötzlich, dass das mit dem Internet gar nicht mehr nötig ist. Denn alle grünen Lämpchen am Router leuchten bereits. Komisch…ich könnte schwören…

…dass ich das heute Nachmittag, als ich gegangen bin, ausgemacht hab. Um Strom zu sparen. Definitiv. Da hab ich sogar noch daran gedacht, dass sich die Uhr am Herd nicht ausstellen lässt und dadurch Tag und Nacht Strom frisst. Zwar nur kleine Mengen, aber das läppert sich. Er ist sich fast 100%ig sicher, dass er den Internet-Stecker rausgezogen hat. Oder war jemand hier? In seiner Abwesenheit? Werde ich langsam etwa bekloppt? Er guckt sich um, bemerkt aber nichts Auffälliges. Außer das Internet. Das hat er doch ausgemacht. Aber María hat doch gar keinen Schlüssel – zumindest nicht für die Wohnungstür. Oder? Und wenn sie ihn nachgemacht hat? Nein, das ist doch ein Sicherheitsschlüssel, den kann man doch gar nicht so einfach, gar nicht so ohne Weiteres nachmachen lassen. Dazu brauch man doch die Erlaubnis des Eigentümers. Oder nicht? Keine Ahnung.

…und wenn ihre Mutter den nachgemacht hat. Und hier extra das Internet angelassen hat, um ihn in den Wahnsinn zu treiben… Wie nennt man das noch mal in der Psychologie…? Gaslighting. Ja, Gaslighting, das ist es! Das kommt von irgendeinem Film, in dem ein Verbrecher tatsächlich seine Ehefrau in den Wahnsinn treiben will oder treibt, indem er permanent an ihrer Wahrnehmung zweifelt, Dinge verstellt beziehungsweise absichtlich verlegt, ein ausgeschaltetes Router in der Abwesenheit des Ex-Mannes wieder einschaltet etc… Oder eben die Existenz des Gaslichtes, das Bella (was für ein schöner Name!) in dem Theaterstück sieht, bezweifelt. Gaslighting eben. So nennt man das in der Psychologie. Indem man dem Opfer, das wie er eh schon ein bisschen labil ist, langsam den Glauben an die Dinge, so wie sie sind, an die Realität selbst, nimmt.

Oder ist das doch nur ParanoiaParanoia hervorgerufen durch die Realität seiner Trennung, die sich nicht mit seinem Wunschdenken, seinen Sehnsüchten in Einklang bringen lässt Es kann ja auch sein, dass er tatsächlich vergessen hat, das Router auszuschalten, obwohl er sich felsenfest sicher war, es ausgeschaltet zu haben. Um Strom zu sparen. Weil er Strom sparen will. Weil er Strom sparen muss. Vergisst man dann so etwas? So etwas Wichtiges? Wenn man die ganze Zeit daran denkt? Wenn man sogar noch an die ständig tickende Uhr im Herd denkt?

Ich werd bekloppt, ich werd langsam echt bekloppt, denkt er als er die grünen Lämpchen des Routers im Dunkeln leuchten sieht.

Das ist ja hier fast schon wie im großen Gatsby, wie das grüne Licht, das Gatsby meint auf der anderen Seite des Sundes wahrzunehmen und das er mit seiner Geliebten, aber für immer verlorenen Daisy assoziiert. Genau wie mit den beiden Typen eben. War das etwa auch nur die Sehnsucht nach Gewalt, nach einem Befreiungsschlag – im wahrsten Sinne des Wortes –, der Licht in das Dunkel seines Leben bringt…


…Morgen laufen wir schneller, strecken die Arme weiter aus und einen schönen Tages, so kämpfen wir weiter, wie Boote gegen den Strom. Und unablässig treibt es uns zurück in die Vergangenheit…






Sie ist noch geblieben, während ‒‒‒‒‒‒‒ schon weg ist.












Samstag, 8. April 2017

Juckt's dich...dann ist es Liebe
















Er sitzt auf der Arbeit auf dem Klo und endlich schafft er es sein Häufchen zu machen. Obwohl er heute Morgen eigentlich schon „groß“ war. Aber das ist die Nachhut, die er sonst eigentlich auch immer hat. Die Hose hängt zwischen seinen Füßen, darüber die Unterhose, die auch ihre beste Zeit schon hinter sich hat. Die sieht fast aus wie ein männlicher Tanga, mit ihren Stoffstreifen, die sich auf beiden Seiten vom Hauptteil gelöst haben. Siehst du, ich kann das auch nachvollziehen, was die letztens über allzu knappe Damenunterwäsche gesagt haben…, denkt er,…dass die dünnen Stoffstreifen oft scheuern, zwischen den Beinen  und an anderen Stellen, zwischen anderen Körperteilen. Dass das unangenehm ist. Ja, ihm ist das auch unangenehm, dieses Scheuern. Und wie das wehtut! Er läuft schon extra wie ein Roboter, breitbeinig, aber selbst das lindert den Schmerz nur minimal. Wie der Dalek. Er hat sich heute Morgen wieder mal einen Wolf gelaufen, als er im Wald unterwegs war. Einen Wolf zwischen den Beinen. Aus dem Wald mitgebracht.


Donnerstag, 12. Januar 2017

Innerer Monolog










bei mir muss eh keiner zuhören

interessiert ja eh keinen, was ich sage

aber wann soll ich denn was sagen? Wenn ich von der Brücke gesprungen bin? Wenn ich unter der Erde liege? Oder jetzt?!

für mich muss sich ja eh keiner interessieren

alles, was ich sage, prallt ungehört ab. Denken die eigentlich alle, ich bin so stark, dass ich schon damit klarkommen werde? Irgendwie? Irgendwann? Oder denken die gar nichts

oder denken die, dass ich so dumm bin

wahrscheinlich Letzteres

das war mein ganzes Leben lang so…ich kenne das ja gar nicht anders. Wer als Kind schon auf Außenseiter geeicht

kein Wunder, dass ich mit mir selbst rede

ich hab mich das schon oft gefragt, warum das so ist: Ist das nur so, weil die Leute eh alle gleichgültige Arschlöcher sind, die sich für niemanden außer sich selbst interessieren; oder ist das wegen mir so                        weil mich keiner will oder muss

denkt nur alle weiter, ihr könnt sowieso nicht helfen, sowieso nichts tun

bei den Leuten im Fernsehen, in den Serien fühlt man mit, aber bei den echten Personen im wahren Leben ist das zu viel verlangt

irgendwann hörst du auf zu reden. Weil dir ja eh keiner zuhört      wenn du keine Komödie mehr spielst            wenn du es ernst meinst

hilft ja eh nichts

warum sollte sich das jemals ändern

vielleicht wollen die ja, dass ich kaputtgehe

vielleicht wollen die mich ja leiden sehen

vielleicht genießen die das ja. Und denen geht es umso besser je schlechter es mir geht

warum bin ich es nicht wert, dass man was für mich tut

einmal was für mich tut






Samstag, 10. Dezember 2016

Thunfisch, Käse und Penis



10.12.16 (noch 14 Tage bis Heiligabend und genau 21, bis dieses Jahr, dieses annus horribilis, endlich den Geist aufgibt, endlich vorbei ist)







Um zwei Uhr nachts kommst du nach Hause und gehst schnurstracks und voller Erwartung in die Küche. Die ganze Busfahrt ist dir dieser Käse, dieser Mozzarella durch den Kopf gegangen, den du noch hast.

Den du eigentlich auf die Pizza machen wolltest (sonntags gibt es Pizza und samstags Nudeln mit Hackfleisch und Sauce). Den du aber, wenn dich der Hunger übermannt, immer pur isst. Die ganze Packung.

Du freust dich schon richtig (in deinem anderweitig komplett freudlosen Leben ist dieser Käse einer der wenigen Lichtblicke, eine der wenigen Freuden, die dir noch geblieben sind – Essen ist eben der Käse, äh, der Sex des getrennten Mannes)

Aber dann, kaum hast du die Kühlschranktür geöffnet, musst du feststellen, dass da kein Käse ist. Scheiße! Dass er nicht mehr da ist. Hast du ihn etwa schon gegessen?! Bestimmt. Denn wo soll er auch sonst sein?! Wo soll er anders sein als im Kühlschrank?! Oder hast du ihn geistesabwesend im Wagen vergessen?! Selbst wenn: Dann ist er bestimmt nicht mehr genießbar.
Kein Käse, Mannomann! Scheiße! Nur Thunfisch (noch eine Dose). Und den wolltest du ja nicht essen. Denn der kommt ja aus dem Westpazifik. Das heißt, der könnte ja an Fukushima vorbeigeschwommen sein. Das könnte ja Atomfisch sein?! Meinst du, die kontrollieren alles, was aus Japan oder dem Pazifik kommt mit dem Geigerzähler?! Wohl kaum. Ein Bissen und du bist tot. Bist atomar verseucht. Leuchtest im Dunkeln. Verlierst deine Haare (tust du ja auch so schon stark genug).

Aber warum wäre das eigentlich so schlimm? Wenn du doch eh keinen Bock mehr hast? Keine Lust mehr auf dieses Leben. Keine Lust mehr in diesem Leben. Was macht da schon so ein bisschen Leuchten im Dunkeln?

Also machst du den Thunfisch auf. Lässt ihn abtropfen, während du das Müsli, das Nuss-Honig Müsli berkst, das María dir übriggelassen hat. Für das das Gleiche gilt wie für den Thunfisch. Denn der Zucker im Müsli ist nicht gut für deine Zähne, die du dir gerade noch auf der Arbeit geputzt hast.

Aber was interessieren dich kaputte Zähne, wenn du doch eh keinen Bock mehr hast. Wenn du doch eh irgendwann sterben wirst? Und so gibt es rohen, teilweise noch (oder schon) roten Thunfisch mit Nuss-Honig-Müsli vom Aldi. Und während der Thunfisch noch abtropft und du das letzte gekochte Ei schon verzehrt hast, kratzt du dich genüsslich an deinem Penis. Vielleich holst du dir ja sogar noch einen runter…aber erst nach dem Essen