Samstag, 13. Juni 2015

Lieder zu denen ich beerdigt werden will



Samstag, 13. Juni 2015




Im Radio läuft Everybody hurts von REM. Das ist – wie du Nadine so oft gesagt hast – eins der vier Lieder, die du auf deiner Beerdigung hören willst. Das heißt, du willst sie nicht hören, weil du sie ja dann wahrscheinlich nicht mehr hören kannst, sondern du willst, dass sie gespielt werden. Aber von wem, jetzt, wo Nadine weg ist. Scheiße, daran hatte ich noch gar nicht gedacht! Wer spielt denn jetzt auf deiner Beerdigung die vier Lieder deines Lebens. Das ist wahrhaft eines deiner brennendsten Probleme, besonders im Moment.

Aber damit sie nicht aufhören zu lesen, weil sie so depressiv sind, dass sie jetzt erstmal nichts mehr von Trennung, Tod und Trauer hören wollen und deshalb zum Modelleisenbahnen- oder Barbiepuppenblog wechseln, hier erstmal die vier Lieder:

1)      November Rain von Guns’n’Roses (das Beziehungslied schlechthin, also reden wir lieber nicht drüber…)

2)      Perfect Day von Lou Reed (Das traurig-schönste aller Zeiten. Das mit dem perfekten Tag ist durchaus ironisch-ernst gemeint: drink sangria in the park, feed animal s in the zoo and later, when it gets dark, we go home – was gibt es Traurog-Schöneres!)
Und dann, wenn die paar Leutchen, die Sargträger und der Pfarrer noch immer nicht heulen oder schreiend die Flucht ergriffen haben, kommt es:

3)      Everybody hurts REM. Das ist glaub ich selbstredend! Hören Sie es sich an und sie wissen, was ich meine.

Das vierte und letzte Lied hab ich vergessen, aber ich bin ja schließlich auch noch nicht tot. Nur halbtot, wie alle anderen auch. Vielleicht ein bisschen mehr als alle anderen, aber eben noch nicht zu 100%. Das fällt mir bestimmt noch, ich hab ja noch hoffentlich ein bisschen Zeit. Und wenn nicht, ist auch egal.

Andererseits: Jetzt heißt es schnell sterben! Sonst hast du keinen, der auf deiner Beerdigung die Lieder für dich spielt. Ach, Scheiße, den hast du ja auch so nicht mehr, jetzt, wo sie für immer weg ist.

Wer früher stirbt ist länger tot.

Hoooold on…

…cause everybody hurts…

…don’t let yourself go…

Da kommen auch Latinos vor, in dem Video. Die sitzen in einem der Autos in dem Stau. Du hasst alle Latinos. Früher hast du sie geliebt…

Bis sie wieder da ist?

Hoooooold on…

Solange kann ich mit dem Sterben weiß Gott nicht warten.

Dienstag, 9. Juni 2015

Träume und leere Flaschen



Dienstag, 9. Juni 2015





Ich träume davon, wie ich sie küsse. Wie jeden Tag. Wie ich im Bad mit ihr darüber streite, wer putzt, wie ich langsam auf sie zugehe, sie in den Arm nehme und sie küsse.

Mehr ist nicht übrig von meinem Traum. Das ist alles, was mir geblieben ist.

Für sie waren Träume immer sehr wichtig.

Ob sie von mir träumt?

Sie konnte mir nie richtig sagen, warum.

Wahrscheinlich träumte sie immer von wildem Sex mit fremden Männern. Oder auch nicht: Denn sie war manchmal auch sehr schreckhaft, nachts. Wenn ich sie aufweckte. Aber geredet hat sie nie darüber. Auch nicht im Schlaf.

Ich träume davon, wie ich mit ihr schlafe, in sie eindringe, wie ich ihr hastig die Unterhose runterziehe – wie ich immer früher getan habe-, ihr das Oberteil hochschiebe, bis ihre Brüste zum Vorschein kommen.

Wie mich ihre fleischige, feuchte Muschi anguckt.

„Am Donnerstag gehe ich raus!“ sagt sie heiter. „Dann hast du dein Frankreich!“
keine Ahnung, was sie meint

Ob sie auch von mir träumt?

Ich habe mir heute Morgen schon einmal einen runtergeholt. Da hab ich nicht an sie gedacht.
Selber schuld.

Unter der Decke nehme ich meinen steifen, harten Schwanz in die Hand, reibe aber nicht an ihm. Rubbel mir keinen. Ich will den Moment genießen. Zwischen schlafen und wach sein. Bevor dich die Realität mit voller Wucht trifft. Die Realität deines Lebens.

Ich träume immer noch fast jeden Tag von ihr, unbewusst bestimmt sogar jede Nacht mehrmals.
Ich streichle meine vernachlässigte Eichel.

Ihr fleischiges Loch. Ich denke daran oder träume davon, wie ich es ihr in den Arsch mache (meine Mutter meint, deswegen hat sie sich von mir getrennt – ich glaube das nicht). Wie ich sie voll stark eincreme vorher und dann in sie eindringe, von hinten.

Vielleicht wird sie ja lesbisch nach dir, wie diese Freundin von ihr, die mit diesem alten Knacker verheiratet war. Vielleicht ist sie ja lesbisch, liegt gerade mit einer Frau im Bett.
geil

Warum hat ihr diese Freundin aus Ecuador sonst auf Facebook „Te quiero“ geschrieben? Ich liebe dich. Warum schreiben sich Frauen untereinander „Te quiero“? Ist das normal? Ist es normal, dass du ihr Facebook-Konto knackst, um ihre Aktivitäten zu lesen?

Vielleicht hatten die ja in Ecuador was miteinander, ham sich von deinem Geld vergnügt. Toll, eh.
Du machst ja auch dauernd Witze darüber, wie es wäre, schwul zu sein. Dann hättest du nicht diese Probleme wie mit den Frauen. Dann hättest du fünf Männer in einer Nacht und der Liebeskummer wär ganz schnell vorbei. Mit einem Schwanz im Arsch hast du keinen Liebeskummer. 

Wahrscheinlich nicht, ne?! So viele Sexualpartner wie du willst, wann du willst. Das ist viel einfacher, bei denen. Wahrscheinlich ist es das auch nicht, aber so stellst du dir das zumindest vor.

„Wahre Liebe gibt es nur unter Männern!“ hat dein Vater immer gesagt. Das war einer seiner Sprüche.

Genau wie: „Was ist schon pervers?! Etwas, das von der Norm abweicht. Aber keiner kann die Norm bestimmen!“

Aber leider bist du nicht schwul. Sonst hättest du jetzt auch keinen Liebeskummer mehr.



***



Auf dem Klo sitzend trinke ich den Rest aus der Wasserflasche, die meine Tochter bei ihrer hastigen Flucht aus meiner Wohnung letztens hier vergessen hat.

Flasche fast leer.

Da kann man wirklich nicht mehr sagen, die ist halb voll. Auch nicht mit viel Fantasie. Mit viel positiver Energie, die ich im Moment eh nicht habe.

Diese Flasche ist definitiv fast leer. Wie ich


Wenigstens habe ich so 25 Cent mehr, wenn ich mein Leergut zurückbringe