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Samstag, 28. Oktober 2017

Visionen

"Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen." Helmut Schmidt






   
Am Maritim steigt eine Frau in die Bahn ein, die von hinten voll aussieht wie Nadine. Wie Nadine früher aussah, als sie noch Locken und einen Pferdeschwanz hatte, vor Jahren…

Hey, nicht dass das Nadine ist!, denkt er.

Montag, 3. Juli 2017

Anruf aus dem Nichts












Auf einmal klingelt das Telefon. Ich habe gerade keine Schüler, also kann ich drangehen. Eigentlich kann das ja nur einer sein. Eine. Ich krame das Handy aus der engen Hosentasche und gucke auf das Display. Da steht es: Mari. Mari! Ja! Result! 

Samstag, 8. April 2017

Juckt's dich...dann ist es Liebe
















Er sitzt auf der Arbeit auf dem Klo und endlich schafft er es sein Häufchen zu machen. Obwohl er heute Morgen eigentlich schon „groß“ war. Aber das ist die Nachhut, die er sonst eigentlich auch immer hat. Die Hose hängt zwischen seinen Füßen, darüber die Unterhose, die auch ihre beste Zeit schon hinter sich hat. Die sieht fast aus wie ein männlicher Tanga, mit ihren Stoffstreifen, die sich auf beiden Seiten vom Hauptteil gelöst haben. Siehst du, ich kann das auch nachvollziehen, was die letztens über allzu knappe Damenunterwäsche gesagt haben…, denkt er,…dass die dünnen Stoffstreifen oft scheuern, zwischen den Beinen  und an anderen Stellen, zwischen anderen Körperteilen. Dass das unangenehm ist. Ja, ihm ist das auch unangenehm, dieses Scheuern. Und wie das wehtut! Er läuft schon extra wie ein Roboter, breitbeinig, aber selbst das lindert den Schmerz nur minimal. Wie der Dalek. Er hat sich heute Morgen wieder mal einen Wolf gelaufen, als er im Wald unterwegs war. Einen Wolf zwischen den Beinen. Aus dem Wald mitgebracht.


Freitag, 17. Februar 2017

Roma 2012 (Teil II)





Just a perfect day
Drink Sangria in the park
And then later
When it gets dark, we go home

Just a perfect day
Feed animals in the zoo
Then later
A movie, too, and then home

(Lou Reed - Perfect Day)






Aber obwohl ich mich daran erinnere, dass ich in diesem Jahr, und vielleicht sogar in diesem Urlaub, angefangen habe, ernsthaft Rammstein zu hören, so war doch das Lied dieses Sommers nicht etwa Mein Teil, Dalai Lama, Los oder Keine Lust – obwohl du diese Lieder und besonders Los oder Keine Lust auch richtig geil fandest, während María mehr auf Amerika stand (bis heute kann sie sogar Du hast mitsingen, keine Ahnung warum…).

Rammstein war zwar cool unter der Sonne Italiens und im Supermarkt beim Pizza-Kaufen, aber das Lied dieses Sommers war eindeutig Tranquilize von den Killers. Das heißt, nicht nur von den Killers, sondern von dem Killers im Duett mit Lou Reed, von dem ich ebenfalls sein komplettes Best-of-Album auf meinem Mp3-Player hatte. Ein paar Jahre beziehungsweise bestimmt schon mehr als ein Jahrzehnt nach Trainspotting wollte ich in diesem Jahr wissen, ob alle Lieder von Lou Reed so geil sind wie Perfect Day, was, wie ich Nadine immer wieder versicherte, eins der vier Lieder war, die ich auf meiner Beerdigung hören wollte. Ok, vielleicht nicht mehr selber hören, sondern gespielt haben wollte.

„Dafür bist du dann zuständig. Zuerst will ich Everybody hurts von R.E.M. hören, dann November Rain von Guns N‘ Roses, dann Nightswimming (ebenfalls R.E.M.) und am Ende Perfect Day. Von Lou Reed, hörst du...?“ Nicht, dass sie Lou Reed oder irgendeine der anderen Gruppen kannte oder meine Begeisterung für Perfect Day jemals teilte, das ich manchmal sogar laut sang.

Aber Tranquilize hörte ich überall. Morgens auf dem Weg zum Strand in der U-Bahn, nachmittags auf dem Rückweg und abends im Dunkeln die lauen Straßen Roms entlang schlendernd. Immer und immer wieder. Manchmal sogar zweimal hintereinander. Keine Ahnung warum. Irgendwas gab mir dieses Lied. Das hatte irgendwas mit meinem Leben zu dem Zeitpunkt zu tun. Mit meiner Rolle als Vater und Ehemann, nicht nur hier in Rom, sondern auch in Deutschland. Das hatte so etwas Abgeklärtes, wie Lou Reed (und das ist hundertprozentig Lou Reed) die letzten Zeilen des Liedes singt):

'Cause I don't care where you been
And I don't care what you seen
We're the ones who still believe
And we're looking for a page
In that lifeless book of hope
Where a dream might help you cope
Where the Bushes and the bombs
Uh huh, tranquilize

Ich hatte diesen Traum auch noch, den Lou Reed da besingt, trotz meiner Erfahrung hatte ich diesen Traum noch. Aber es war ein vager Traum, ein Traum, der mehr ein Gefühl war als ein Ziel. Und natürlich dachte ich immer noch vage an damals, an Aberdeen, an Concha, Conchita, wünschte mir…keine Ahnung was…

Diesen Traum von…

…mehr Leben, mehr Liebe, mehr Geld, Mehrwert…keine Ahnung…

…oder überhaupt von leben. Leben können. Sein können…

…und dieses Lied und besonders seine letzten Zeilen drückten sowohl meine Hoffnungslosigkeit aus, diese Dinge jemals erreichen zu können (in diesem Leben, auf dieser Welt), geschweige denn festhalten zu können. Gleichzeitig drückte das Lied aber auch meine Sehnsucht aus, dass irgendwo, irgendwie, irgendwann ein anderes, möglicherweise besseres Leben möglich wäre…
Das war wie bei Perfect Day. Diese eigentümliche Mischung aus Depression und Sehnsucht, Traum und Wirklichkeit, die Lou Reed, zumindest in diesen beiden Liedern perfekt zum Ausdruck brachte

…und von der ich heute weiß, dass es sie nicht gibt. Depressionen sind nicht sexy und Angst hilft uns nicht, unsere Träume zu verwirklichen

Aber damals hatte ich den Glauben noch nicht verloren

Weil mir Nadine noch Hoffnung gab? Und María?

Aber egal: Ich wollte mehr als ich mit ihr und María hatte. Mehr. Ich wollte mehr. Ich war mit dem bisschen Hoffnung, das sie mir gab, dass sie mir gaben, nicht zufrieden. (Ich weiß, das hört sich scheiße an und ist es vielleicht auch, aber die Wahrheit ist halt oftmals nichts anderes als das: nämlich Scheiße).

Wir sind nie zufrieden mit dem, was wir haben. Und zufrieden war ich in diesem Jahr ganz sicher nicht. Das heißt, zufrieden war ich vielleicht, aber eben nicht glücklich (aber was ist schon Glück?). Zufrieden war ich, doch: Denn ich war nicht in Deutschland, was mich noch unglücklicher machte als ein Urlaub mit Nadine, in dem ich nicht leben konnte, nicht leben durfte, nicht zu leben wusste? Stattdessen Lou Reed hörte. Diese alten Drogenlieder, keine Ahnung aus welchem Jahr, ich glaube sogar fast noch aus den 70ern. Vielleicht sogar noch aus dem Ende der 60er. Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass ich sogar das ganze Album hörte. Ein paar Mal. Nicht oft, denn das war dann doch zu…düster…exotisch…anders…unmodern als ich es von dem Sänger von Perfect Day (dem Schlusslied meiner Beerdigung – wer das dann da auflegt, jetzt, wo Nadine weg ist, ist eine andere Frage) erwartet hatte. Keine Ahnung warum. Ich mochte Drogen-Lieder, ich mochte Trainspotting, aber Lou Reed war schon…anders. Eine andere Generation als Irvine Welsh. Oder Welsh war jung geblieben, keine Ahnung. Auf jeden Fall hörte ich das, wie wir im Zoo waren. Im Zoo von Rom. Im Zoo der ewigen Stadt. Weil wir irgendwie nicht mehr wussten, was wir sonst noch machen sollten (nach Neapel wollte ich nicht und sie wollte nicht mehr an den Strand). Zusammen. Und doch nicht zusammen. Und weil wir was für María machen wollten. Etwas, das auch ihr gefiel. Und Tiere sind immer süß, für Kinder. Obwohl mir Zootiere noch nie gefallen haben: Wie sie in ihren Käfigen dahinvegetieren. Niemals den Duft der Freiheit riechen werden. Der freien Wildnis. Der freien Wildbahn. Mir hatten die immer leidgetan, diese Tiere. Ich hatte mir immer leidgetan. So eingesperrt wie die waren. So eingesperrt wie ich war. Mein inneres Tier. Ohne eine Chance jemals auszubrechen.

Aber komischerweise war das eigentlich ganz schön, an diesem Tag. Nicht nur für María. Auch für mich. Für uns. Für uns? Wir sahen sogar zwei Fütterungen. Erst die der Eisbären. Oder Braunbären? Die waren hinter einer dicken Glasscheibe und wurden mit Fischen gefüttert. Das war geil. Und dann am Ende noch die Fütterung der Robben. Ich mochte die Italiener. Die waren cool. So locker. So relaxed. Wie die alle „ecco!“ zu ihren Kindern sagten, als die Seerobben gefüttert wurden. Das erinnerte mich irgendwie…

…an meinen Schwager aus Ecuador (ja, ihren heimlichen Liebhaber) und sein dauerndes ¡héle! Der hätte sich da bestimmt wohlgefühlt, an der Seite von Nadine.

¡Héle! Meiner ist sogar größer als der der Robbe. Ach, was sage ich, ¡héle!, der des Elefanten…der Giraffe. Ich habe einen längeren als das Giraffenmännchen. Der Giraffenbulle. 






Und Nadine wär bestimmt auch froh über ein bisschen familiäre Unterstützung gewesen…

…sie hatte ja nur mich und María.

Egal: Später – und da hörte ich schon Lou Reed, das Drogenalbum, dieses Lied, wo die Kinder schreien, weil sie von ihrer heroinsüchtigen Mutter vernachlässigt werden –, später gingen wir noch in den Streichelzoo. Wo die Schweine alle faul in der Sonne lagen, die Armen. Auch mit den armen Schweinen hatte ich Mitleid

(schließlich war ich ja auch eins von ihnen, auch ein armes Schwein…nur wusste ich das damals noch nicht so klar wie heute)

Aber María gefiel der Zoobesuch. Wir kauften ihr sogar noch ein Plastiktierchen in dem Zoo-Shop. (Keine Ahnung, wo das heute ist. Ob sie das noch hat?)

Und abends bekam sogar ich Auslauf. Verschaffte mir ein bisschen Auslauf. Ich glaube zumindest, das war schon in diesem Urlaub, wo ich begann sie nachts zu verlassen. Sie im Hotelzimmer im warmen Bett zurückzulassen (bei der Rumänin!). Mich aus dem Zimmer zu schleichen wie ein Dieb, wie ein umgekehrter Einbrecher, ein Ausbrecher, der aus dem Gefängnis seiner Ehe, seiner Vaterschaft ausbricht, um in den dunklen Straßen Roms das Abenteuer zu suchen. Ganz leise. So, dass sie bloß nicht aufwacht. Und fragt: Was machst du da?

Ich brauche nur ein bisschen Luft. Es ist so heiß hier. So stickig. So eng. Ich komme gleich wieder. Aber du musst nicht warten…

Weit kam ich eh nicht, soviel kann ich schon mal vorwegnehmen. Denn schon als ich dir Tür mit meinen zwei Frauen, meinen zwei chicas hinter mir verschlossen hatte, bekam ich einen Anfall schlechten Gewissens, das mich fast daran hinderte, die Treppe zur Straße hinunterzugehen. Aber am Ende war – keine Ahnung was das für Kräfte waren, die sich da in meinem Inneren entfalteten – stärker und ich trat aus der Tür des Hauses, in dem sich die Pension befand. Eigentlich war es ja egal, was ich machte, ich war ja eh gefangen. Das bin ich heute übrigens immer noch, trotz vermeintlicher Freiheit. Obwohl María dieses Woche gesagt hat: „Was macht das schon aus, ob sie einen anderen hat?!“ Und deine Welt noch ein bisschen näher an den Abgrund gebracht hat…

…in den wir eh irgendwann alle blicken müssen


 To be continued...when the time is right...











Samstag, 10. Dezember 2016

Thunfisch, Käse und Penis



10.12.16 (noch 14 Tage bis Heiligabend und genau 21, bis dieses Jahr, dieses annus horribilis, endlich den Geist aufgibt, endlich vorbei ist)







Um zwei Uhr nachts kommst du nach Hause und gehst schnurstracks und voller Erwartung in die Küche. Die ganze Busfahrt ist dir dieser Käse, dieser Mozzarella durch den Kopf gegangen, den du noch hast.

Den du eigentlich auf die Pizza machen wolltest (sonntags gibt es Pizza und samstags Nudeln mit Hackfleisch und Sauce). Den du aber, wenn dich der Hunger übermannt, immer pur isst. Die ganze Packung.

Du freust dich schon richtig (in deinem anderweitig komplett freudlosen Leben ist dieser Käse einer der wenigen Lichtblicke, eine der wenigen Freuden, die dir noch geblieben sind – Essen ist eben der Käse, äh, der Sex des getrennten Mannes)

Aber dann, kaum hast du die Kühlschranktür geöffnet, musst du feststellen, dass da kein Käse ist. Scheiße! Dass er nicht mehr da ist. Hast du ihn etwa schon gegessen?! Bestimmt. Denn wo soll er auch sonst sein?! Wo soll er anders sein als im Kühlschrank?! Oder hast du ihn geistesabwesend im Wagen vergessen?! Selbst wenn: Dann ist er bestimmt nicht mehr genießbar.
Kein Käse, Mannomann! Scheiße! Nur Thunfisch (noch eine Dose). Und den wolltest du ja nicht essen. Denn der kommt ja aus dem Westpazifik. Das heißt, der könnte ja an Fukushima vorbeigeschwommen sein. Das könnte ja Atomfisch sein?! Meinst du, die kontrollieren alles, was aus Japan oder dem Pazifik kommt mit dem Geigerzähler?! Wohl kaum. Ein Bissen und du bist tot. Bist atomar verseucht. Leuchtest im Dunkeln. Verlierst deine Haare (tust du ja auch so schon stark genug).

Aber warum wäre das eigentlich so schlimm? Wenn du doch eh keinen Bock mehr hast? Keine Lust mehr auf dieses Leben. Keine Lust mehr in diesem Leben. Was macht da schon so ein bisschen Leuchten im Dunkeln?

Also machst du den Thunfisch auf. Lässt ihn abtropfen, während du das Müsli, das Nuss-Honig Müsli berkst, das María dir übriggelassen hat. Für das das Gleiche gilt wie für den Thunfisch. Denn der Zucker im Müsli ist nicht gut für deine Zähne, die du dir gerade noch auf der Arbeit geputzt hast.

Aber was interessieren dich kaputte Zähne, wenn du doch eh keinen Bock mehr hast. Wenn du doch eh irgendwann sterben wirst? Und so gibt es rohen, teilweise noch (oder schon) roten Thunfisch mit Nuss-Honig-Müsli vom Aldi. Und während der Thunfisch noch abtropft und du das letzte gekochte Ei schon verzehrt hast, kratzt du dich genüsslich an deinem Penis. Vielleich holst du dir ja sogar noch einen runter…aber erst nach dem Essen











Donnerstag, 15. September 2016

Schwulitäten














Am Vormittag ruft ihn sein Chef an. Das heißt nicht sein Chef, sondern der Leiter der Halle. Der „Hallenleiter“. Klingt irgendwie komisch. Wie Gauleiter. Aber der ist „nett“. Wirklich. Fast schon zu nett... Der weiß, was mit dir los ist. Bestimmt. Er will, dass er Sonntag einspringt. Für eine Kollegin, die krankgeschrieben ist.

„Jetzt hast du mich gestern gefragt, ob du Sonntag Dienst hast...", sagt er, "...jetzt hast du dir bestimmt schon was vorgenommen...“

Bestimmt. Wie zum Beispiel, die Wand anstarren. In Depressionen versinken. Deine Tochter (und deine Frau) vermissen. Dich erschießen. Ach so, von der Brücke springen hattest du auch noch vor. Vielleicht nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Zuerst nehme ich eine Überdosis Herztabletten, dann erschieße ich mich (mit welcher Waffe?), dann springe ich halbtot und mit Loch im Kopf (was für ein Versager du doch bist, du kannst dich doch nicht mal richtig erschießen!) und im Herzen (was für ein Versager du doch bist, du kannst das Leben noch nicht mal mehr genießen, jemand Neues finden) von der Brücke und am Ende (weil du hier natürlich auch versagst), gibst du auf und kehrst in deine leere Wohnung zurück, starrst die Wand an, vermisst deine Tochter und deine Frau, machst dir Sorgen, bis du nicht mehr kannst und versinkst dann in Depressionen (und vielleicht holst du dir noch zwischendurch einen runter, wenn du Bock hast oder geil bist oder Druck hast oder beides).


„Ne, das hat sich erledigt“, sagst du mysteriös.


Alles hat sich erledigt. Wie bei Raquel in Nosotras no somos como las demás von Lucía Etxebarria ist der Job auch für dich das Einzige, was dir noch geblieben ist. Raquel, deine literarische Lieblingsfigur. Eine Göttin, eine Heldin, eine Kämpferin der modernen Literatur. Die, die nach der Trennung von dem verheirateten Mann, mit dem sie eine kurze, aber intensive Affäre hatte, bei ihrem letzten Treffen zu ihm sagt (frei übersetzt): „Ich will wenigstens einen Kompromiss. Ich will, dass wenn man mich schon verlässt, man wenigstens dafür bezahlt; wenn man mir schon Leid zufügen muss, wenn man mich belügt und betrügt, wenn man mich verachtet, dass man wenigstens dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Ich habe die Nase voll davon, dass die Leute denken, ich sei nichts wert, dass ich nicht das Recht hätte, irgendwelche Forderungen zu stellen, dass es normal ist, dass man mir Versprechungen macht, die man nicht halten kann. Ich habe die Nase davon voll, immer den anderen recht zu geben. Ich werde nicht einfach so aufgeben, ohne mich zu wehren. Ohne, dass man mich wenigstens angehört hat. Du hattest nicht das Recht. Du hattest nicht das Recht...“

Und an einer anderen Stelle weiter unten noch hinzufügt: „Doch, Liebster, ich glaube, dass es dir gut geht, Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass du so viel geheult hast wie ich.“


Das hattest du dir sogar ausgedruckt und an die Tür gehängt. Mit gelbem Maler-Kreppband, da du kein Tesafilm hattest oder es im Chaos deiner Wohnung, deines Lebens nicht gefunden hast. Nicht gleich gefunden hast und aufgeben hast. Dann wieder abgehängt. Wegen deiner Tochter. Ist ja schließlich ihre Mutter, die Frau, die versucht, dich zu vernichten.


„Bringt das dich auch wirklich nicht in irgendwelche Schwulitäten?“, sagt Rudi am Telefon.


Schwulitäten?? Das wäre es jetzt. Ein schöner, entspannender Arschfick. Sich von fünf BBCs nehmen lassen. Sich fallen lassen. Wie Freddie Mercury in I want to break free. Oder selbst in haarige Ärsche eindringen. Näh! Bah! Lieber schon in unhaarige weibliche! Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen.


„Ich versuche mich eigentlich aus Schwulitäten rauszuhalten“, antwortest du.


Lesbitäten wären vielleicht was, was ich in Betracht ziehen würde…aber…

…von Frauen habe ich irgendwie die Schnauze voll. Woran das wohl liegt?!


„Das ist Sonntag früh, ne?!“


Die Kollegin hat nur Früh-Dienste. Aber selbst das ist ihm seit der Trennung sowas von egal.

„Ja.“

„Ne, ok, mache ich. Kein Problem.“

In fact, es würde mich in Schwulitäten bringen, wenn ich den Sonntag nicht machen würde. Dann hätte ich nämlich frei. Wäre frei. Vogelfrei. Die Arbeit ist das, was mir Leben gibt. Und Geld! Was mich am Leben hält. Während ich darauf warte, dass etwas passiert.  Ein Atomkrieg zum Beispiel. Oder eine Revolution. Oder der Tod deiner Ex (nur für den Anwalt: Das bin nicht ich, der das sagt, das ist mein fiktives Alter-Ego! Mein ficktives Alter Ego, hören Sie?! Schließlich ist das ganze Leben nicht viel mehr als eine Fiktion. Frei nach dem Motto: Wir machen uns was vor, manchmal ein ganzes Leben lang, und dann sterben wir.)

Dann meldet sich sogar noch meine Kollegin, übernimmt in ihrer vollkommen undominanten Art das Telefon und sagt: „Danke!“

„Kein Problem. Gute Besserung!“

Nichts zu danken. Ich habe zu danken. Sonst müsste ich die Wand anstarren, meine Frau und Tochter vermissen, mir Sorgen machen, bis es nicht mehr geht und am Ende doch (wieder) an Selbstmord denken. Da sind doch so ein paar Spielgäste die reinste Erholung…

„Mach ma sehn Euro!“

„Gerne!“

„Den kannst du auch gleich machen den Kaffee…lass dir Zeit.“

„Ne, den mach ich natürlich direkt!“

Schließlich bin ich getrennt. Von Frau und Tochter.

Von allen guten und nicht ganz so guten Geistern verlassen…