An meinem Geburtstag, einem
kalten Tag im Februar, werde ich von meiner Tochter geweckt, die sich in der
Küche Buttergemüse von Aldi für die Schule macht. Und einen Bagel, im Ofen. Meine
Tochter, die irgendwas sagt, nuschelt, das ich nicht richtig verstehe.
Ein Blog über das Leben, die Liebe, Beziehungen, Verlust, Angst, Spaß, die Lust, die Lust am Schreiben,Südamerika, Musik, südamerikanische Frauen, die Liebe, Spanisch, Englisch, Schottland, Spanien, Deutschland, dat Rheinland, Kinder, Literatur, Vergänglichkeit, Arbeit, Politik, die Mafia, Urlaub, Gewalt, Verbrechen, Sex, große und kleine Gefühle und vieles, vieles, vieles mehr ...
Donnerstag, 8. Februar 2018
Herzlichen Glückwunsch!
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Montag, 5. Februar 2018
Du Pilzkopf, du!
Ich stehe nach dem
Duschen vor dem Spiegel und denke: Deine Haare sind auch wieder ziemlich lang. Ist
das wirklich schon so lange her, dass ich das letzte Mal beim Friseur war?! Aber
egal: Das ist noch okay, das ist noch nicht zu lang. Wenn es zu lang wird, gehe
ich schon wieder zum Friseur, keine Angst. Außerdem sieht es so gar nicht mal
so schlecht aus, mit den kleinen Wellungen hinterm Ohr, fast schon jugendlich. Was
bei einem mittelaltrigen Mann eben so als jugendlich durchgeht (scheiße, ich
bin nicht mehr jung, als jung kann ich mich nicht mehr wirklich bezeichnen!).
Friseure sind sowieso so eine Art rotes Tuch für mich. Ich bin noch nie gerne
zum Friseur gegangen. Für mich grenzte das immer an Körperverletzung. Das fing
schon damals an, in Kessenich, als ich zu diesem Salon auf der Ecke gegangen
bin und eine Vanilla-Ice-Frisur haben wollte (ja, ich weiß…aber ich war
Rap-Fan), die mir aber einen Skinhead verpasst haben. Wo mich dann, am nächsten
Tag in der Schule, mein Französisch-Lehrer (der den Krieg bestimmt noch
miterlebt hatte) fragte, warum ich denn so eine kurze, radikale Frisur hätte.
Radikal sagte er nicht, denn seinem Ausdruck entnahm ich, dass er das durchaus
positiv sah, mit meiner Frisur. Obwohl es mir tierisch peinlich war. Und auch
die Rap-Tante (die sitzengeblieben war und jetzt unsere Klasse terrorisierte
und die beste Freundin meiner Angebeteten aus Peru war – nochmal ja ich weiß…)
fand meine (fehlenden) Haare „geil“. Wenn ich so darüber nachdenke, war das das
einzige Mal, wo ich Ana (so hieß die Peruanerin, die voll in mein Beuteschema
passte) näher als in diesen endlosen Augenblicken, die ich mit ihr austauschte (ich
weiß gar nicht mehr, wie ich in der Mittelstufe überhaupt was mitbekam, bei all
den Blicken in ihre Richtung, in ihre Augen und vielleicht auch in ihr junges
Herz). Aber wo waren wir…
Donnerstag, 1. Februar 2018
In guten wie in schlechten Zeiten
"Den
späten Zustand der Zivilisation charakterisiere:
- das Greisenhafte statt des Jugendlichen, Geschichtslosigkeit,
- Künstlichkeit und Erstarrung aller Lebensbereiche,
- Herrschaft der anorganischen Weltstadt anstelle des lebensvollen bäuerlich geprägten Landes,
- kühler Tatsachensinn anstelle der Ehrfurcht vor dem Überlieferten,
- Materialismus und Irreligiosität,
- anarchische Sinnlichkeit, panem et circenses, Unterhaltungsindustrien,
- Zusammenbruch der Moral und Tod der Kunst,
- Zivilisationskriege und Vernichtungskämpfe,
- Imperialismus und die Heraufkunft formloser Gewalten."
(Quelle: Der Untergang des Abendlandes – Wikipedia-Eintrag)
Im Morgenmagazin läuft ein
Bericht über Pflegekräfte in Deutschland.
Den Alltag bewältigt seine
75-jährige Frau alleinI
„Wir haben das gemacht, mit
guten und schlechten Zeiten und es bleibt dabei. Wenn ich mal nicht gar nicht mehr
kann, dann ist das was anderes, dann muss man das sehen, aber solange ich noch
kann…“, sagt die selbst fast blinde alten Dame, die ihren lungenkrebskranken
Mann pflegt, der beide Beine verloren hat…
Mittwoch, 31. Januar 2018
Paranoia
Er wusste nicht,
wer oder was es war, aber es war komisch. Das wusste er. Kaum war er in die
Hauptstraße eingebogen, da sah er es. Die Scheinwerfer, die ihn anzustarren
schienen, die direkt auf ihn gerichtet zu sein schienen, obwohl das Auto auf
der anderen Straßenseite stand und nicht auf seiner. Was hätte er gemacht, wenn
es auf seiner Seite gestanden hätte? Er wusste es nicht, aber dass es komisch
war, das wusste er. Und kaum war er näher gekommen, da fuhr das Auto auch schon
los. Setzte sich in Bewegung, in seine Richtung. Trotzdem sah er keinen Fahrer.
Oder eine Fahrerin? Warum habe ich nicht darauf geachtet, sagte er sich
hinterher. Aber in dem Moment…da achtete er nur auf die Farbe und Marke des
Autos. Ein silberfarbener VW Golf. So ein alter. Wie ihn seine Frau, äh, seine
Ex-Frau gehabt hatte. Aber in rot. Nicht silbern. Kein gutes Auto.
Aber als er die
Tür war es eh schon wieder weg. Im Hausflur machte er das Licht an. Hier hatte
er auch letztens so ein komisches Gefühl gehabt. Als wär da was. Samstagabend.
Eine Präsenz? Eine Person? Als würde da jemand atmen, im Flur, unten oder oben,
was weiß ich. Aber da war was. Hastig hatte er die Tür zu seiner Wohnung im
ersten Stock aufgeschlossen und sie ebenso schnell wieder hinter sich
verschlossen. Hier in seiner Wohnung fühlte er sich sicher. Aber war er es
auch? Stimmte das tatsächlich. Er horchte in das dunkle Haus hinein, konnte aber
nichts hören. Keine Schritten, kein Atmen, nichts. Aber trotzdem war das
komisch, ein komisches Gefühl…
Montag, 29. Januar 2018
Yin und Yang
Der Wunsch zu
heulen, einfach loszuheulen ist so stark, so ausgeprägt, so drängend, dass du
nicht weißt, ob du es schaffst, ihm zu widerstehen. Du willst einfach nur
losheulen, aber du tust es nicht. Nicht hier, nicht jetzt, obwohl du so gerne
würdest…
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Sonntag, 28. Januar 2018
Atomkrieg, Bob Dylan und Selbstmord
Nachts fährt mich mein
Kollege Sascha zum Bahnhof. Ich mag Sascha und Sascha mich glaub ich auch. Wir
unterhalten uns, wie immer:
„Hast du das von Hawaii gehört.
Mit den falschen Alarmmeldungen… Wo die dachten, die werden mit Atomwaffen
angegriffen…“
„Ja, krass, ne?!“
„Nur weil da einer aus
Versehen auf den Knopf gekommen ist… Dass so was überhaupt möglich ist… Dass so
was überhaupt von nur einer Person ausgelöst werden kann… Boah, ich wär so
ausgetickt…“
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Donnerstag, 25. Januar 2018
Buddha, Gott, Virginia Woolf und Sex
Warnung: Alles nur Verarschung! Das ist doch nicht DIE REALITÄT!
Als ich unten zur Haustür
reinkomme, sehe ich, was María eben meinte. Die haben da echt einen Buddha
eingeladen, in der Massagepraxis unten im Haus. Das heißt, nicht den echten Buddha
– der ist ja wahrscheinlich schon tot oder im Walhalla oder Nirwana oder wie
auch immer das bei denen heißt –, sondern so einen buddhistischen (?) Mönch. In
orangefarbener Tracht. Während ich im Briefkasten nach der Post gucke, sehe
ich, dass links im Hausflur eine ganze Reihe Schuhe steht (unter denen auch ein
paar Turnschuhe sind). Boah, muss das bei denen stinken, wenn die alle die
Schuhe ausgezogen haben… Aber es ist nicht so, wie María das gesagt hat; denn
der Buddha sitzt da nicht mit dem Rücken zur Wand…
Dienstag, 23. Januar 2018
Heiligabend (im Wechselmodell)
Schon um neun Uhr
irgendwas klingelt es. Fast schon Sturm. Auf jeden Fall nicht nur einmal. Nein,
keine Angst, die können dich nicht gepfändet haben, haha. Und die Polizei ist
es, soweit ich weiß, auch nicht. Also muss es wohl María sein. Und du hattest
noch gar keine Zeit, dir jetzt schon einen anzuzwitschern. Obwohl ich schon
wach bin, schon seit kurz nach acht. Obwohl ich gestern erst um halb vier ins
Bett gekommen bin. Nach der Arbeit war ich zwar schon um zwei zu Hause, aber da
ich heute frei hatte, dachte ich: Dann kannst du ja noch was machen. Dann
kannst du ja noch was fernsehen. Beziehungsweise Pornos im Internet gucken,
immer auf der Suche nach dem perfekten Porno.
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Sonntag, 21. Januar 2018
Samstagnachts halb zwei in Deutschland II
„Mein Freund war wieder sehr
sozial. Der hat den ersten Preis für das Kostüm gewonnen. Das hat er dann einem
Mädchen geschenkt, weil die so traurig war. Der ist so süß!“
„Fährt der erst um neun?“
„Ja.“
Freitag, 19. Januar 2018
Anal Retentive
anal retentive - A term used to refer to a
person who feels a need to be in control
of all aspects of his or her
surroundings. Or, in other words, an anal
retentive person "can't let go of shit.""
Als ich klein war,
legte ich überall, wo ich auf Klo ging (und ich ging, weiß Gott, nicht überall
auf Klo, aber manchmal musste ich halt), erst einmal die Klobrille mit
Klopapier aus. Keine Ahnung warum. Weil ich das so blank irgendwie dreckig fand.
Wo sich die anderen mit ihrem Arsch drauf gesetzt hatten... Meine Tante mit ihren
kurzen Beinen und ihrem fetten Hintern zum Beispiel. Oder noch schlimmer:
jemand Fremdes!
Donnerstag, 18. Januar 2018
Duermen los pollitos...
Nachts, allein im letzten
Zug, in der letzten Voreifelbahn, die ihn jetzt nicht mehr nach Hause nach
Bonn-Finkenhof bringt, sondern nach Meckenheim, denkt er an früher, wo er noch
mit Nadine zusammen war. Damals würde er jetzt mit ihr im Zug sitzen, entweder
neben ihr oder ihr gegenüber, aber immer ganz nah. Er würde müde sein, aber
trotzdem lachen. Sie würden lachen, lachen und reden, er würde sie berühren,
umarmen, küssen, vielleicht sogar sie ihn.
Mittwoch, 17. Januar 2018
Ich kann es ihr nur nicht sagen
Das rechne ich ihr hoch an, sage ich zu meiner Chefin. Dass sie geblieben ist. Auch wenn es nur dreieinhalb Tage die Woche sind (viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass sie bald eh aus dem Haus geht). Das rechne ich ihr hoch an: Dass sie nicht gesagt hat, ich bleibe ganz bei Mama.
Ich kann es ihr nur nicht sagen
Sonntag, 14. Januar 2018
Samstagnachts halb zwei in Deutschland
„Ich glaube, du würdest da
genauso reagieren…“
„Das war aber am Anfang, da
warst du generell eifersüchtig.“
„Mmh, auf jeden Fall!“
„Nein.“
„Ohne dass du dich wieder
angegriffen fühlst…“
Samstag, 13. Januar 2018
Sogar die Mona Lisa zerfällt
Es gibt Sachen, die gehen
kaputt und die bleiben kaputt. Die bleiben dann auch kaputt. Als ich daran
denke, werde ich traurig. So ist das Leben nun mal: Man kann nicht alles
kitten. So sehr du es auch versuchst, es geht nicht. Da kannst du machen, was
du willst. Man kann sie wieder zusammenkleben, die Vase, aber die Risse bleiben
sichtbar.
Freitag, 12. Januar 2018
Der Knoblauch fällt nicht weit...
Auf dem Weg zur
Arbeit muss ich darüber nachdenken, wie ähnlich wir uns doch sind, ich und
meine Tochter. Letzte Woche war sie ein bisschen krank und da hat sie sich doch
tatsächlich eine Knoblauchbrühe mit Ingwer gemacht. Wie der Papa!
Letztens hast du
ihr das sogar gesagt: „Wir kriegen uns nur so oft in die Wolle, weil du mir so
ähnlich bist!“
„Ich bin dir nicht
ähnlich. Ich bin dir ganz bestimmt nicht ähnlich!“, kam es natürlich gleich
postwendend zurück.
„Doch, und genau deswegen
kloppen wir uns auch immer so! Zwei von mir sind einfach zu viel!“
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