Montag, 28. August 2017

Meine Kleine...














Das Telefon klingelt. Eindeutig: ein Anruf! María! Ich springe aus dem Bett nach oben, stütze mich auf meinem eigenen Oberschenkel ab, nur mit einer Unterhose bekleidet (es ist so scheißheiß hier!), renne zum Esszimmertisch.

Scheiße, wo ist das verdammte Telefon?

Da, auf der Tasche!

Ich nehme es, drücke den Knopf, nehme das Gespräch an, nachdem ich María auf dem Display gesehen habe.

Ja!

„Hoi!“

„Hi…ich bin gerade bei New Yorker rausgekommen, habe den Zug um eine Minute verpasst…“, sagt sie freudig aufgeregt. Das klingt doch schon mal gut. „Jetzt muss ich eine halbe Stunde warten…immer…das passiert mir immer…“

Ich halte eine Sekunde inne, sage nichts, dann sage ich: „Ja, ich weiß, ich kann auch nichts dafür…es gab keine Wohnungen

„So meinte ich das doch nicht…“, sagt sie mehr fröhlich als genervt.

Kann es wirklich sein?

Kann es wirklich sein, dass sie sich freut, ihren Daddy, ihren abgefuckten Daddy nach dem Wochenende bei ihrer Mutter wiederzusehen? Nach letzter Woche?

Ja, es kann…vielleicht…

„Ja, ich weiß…das ist weiter hier…“

Dieser verfickte, hurensöhnige Wichsbeutel von Ex-Vermieter. Was für ein Drecksack! Was für ein Hurensohn! Was für ein Wichser! Was für ein egoistisches Arschloch! Die Pest soll ihn holen, sein Schwanz soll ihm abfallen!

„…wann kommt denn dein Zug?“

„Um 40.“

„Also bist du um neun da?!“

„Ja.“

„Hast du schon was gegessen?“

„Ja.“

„Wenn du noch Hunger hast, können wir ja noch was holen, bei Penny, der hat ja bis zehn auf!“

„Oder morgen…“

„Ja, oder morgen…“

Vielleicht auch besser.

„Okay, dann bis gleich…

…ich freu mich.“

ICH FREU MICH

ICH FREU MICH

ICH FREU MICH



Ja, ich weiß. Egal, was passiert, was auch immer passiert oder passiert ist, sie wird immer meine Kleine bleiben. Meine kleine María. Die ich gewickelt habe, die mit mir im Bus in Südspanien DS gespielt hat und die mich mein halbes Leben begleitet hat. Der ich nie richtig meine Liebe gezeigt habe, zeigen konnte...


(das Leben ist nicht fair)