Das Telefon klingelt.
Eindeutig: ein Anruf! María! Ich springe aus dem Bett nach oben, stütze mich
auf meinem eigenen Oberschenkel ab, nur mit einer Unterhose bekleidet (es ist
so scheißheiß hier!), renne zum Esszimmertisch.
Scheiße, wo ist das verdammte
Telefon?
Da, auf der Tasche!
Ich nehme es, drücke den
Knopf, nehme das Gespräch an, nachdem ich María auf dem Display gesehen habe.
Ja!
„Hoi!“
„Hi…ich bin gerade bei New
Yorker rausgekommen, habe den Zug um eine Minute verpasst…“, sagt sie freudig
aufgeregt. Das klingt doch schon mal gut. „Jetzt muss ich eine halbe Stunde
warten…immer…das passiert mir immer…“
Ich halte eine Sekunde inne,
sage nichts, dann sage ich: „Ja, ich weiß, ich kann auch nichts dafür…es gab
keine Wohnungen
„So meinte ich das doch
nicht…“, sagt sie mehr fröhlich als genervt.
Kann es wirklich sein?
Kann es wirklich sein, dass
sie sich freut, ihren Daddy, ihren abgefuckten Daddy nach dem Wochenende bei
ihrer Mutter wiederzusehen? Nach letzter Woche?
Ja, es kann…vielleicht…
„Ja, ich weiß…das ist weiter
hier…“
Dieser verfickte,
hurensöhnige Wichsbeutel von Ex-Vermieter. Was für ein Drecksack! Was für ein
Hurensohn! Was für ein Wichser! Was für ein egoistisches Arschloch! Die Pest soll
ihn holen, sein Schwanz soll ihm abfallen!
„…wann kommt denn dein Zug?“
„Um 40.“
„Also bist du um neun da?!“
„Ja.“
„Hast du schon was gegessen?“
„Ja.“
„Wenn du noch Hunger hast,
können wir ja noch was holen, bei Penny, der hat ja bis zehn auf!“
„Oder morgen…“
„Ja, oder morgen…“
Vielleicht auch besser.
„Okay, dann bis gleich…
…ich freu mich.“
ICH FREU MICH
ICH FREU MICH
ICH FREU MICH
Ja, ich weiß. Egal, was
passiert, was auch immer passiert oder passiert ist, sie wird immer meine Kleine
bleiben. Meine kleine María. Die ich gewickelt habe, die mit mir im Bus in Südspanien DS gespielt hat und die mich mein halbes Leben begleitet hat. Der ich nie richtig meine Liebe gezeigt habe, zeigen konnte...
(das Leben ist nicht fair)