Lester Burnham: "Wie geht's Jane?" - Angela: "Wie meinst Du das?"
Lester: "Ich meine wie ist ihr Leben so - ist sie ein glückliches
Mädchen oder vielleicht unglücklich? Ich würde es wirklich gerne
wissen, doch sie würde eher sterben als mir davon zu erzählen."
"Janey ist ein ziemlich typischer Teenager, zornig, unsicher, verwirrt.
Wie gern würde ich ihr sagen, dass das alles vorbeigeht.
Aber ich will
sie nicht belügen."
(American Beauty)
Du darfst wirklich nicht zu
viel erwarten von ihr. Du warst genauso gewesen, in dem Alter. Du erinnerst
dich noch, wie dein Vater dich zum Basketballtraining nach Pennenfeld gefahren
hatte und ihr zusammen im Auto gesessen hattet. Keiner von beiden sagte
irgendetwas, man konnte die Anspannung praktisch schneiden, so schlimm war es. Was
hättest du ihm sagen sollen. Ihm von deinen Problemen erzählen sollen; das du
noch immer Jungfrau warst und das dich belastete, weil du endlich eine Freundin
wolltest, weil du endlich jemand haben wolltest, normal sein wolltest, wie all
die anderen auf deiner Schule; dass du einsam warst, dass du kaum Freund
hattest (bis auf Alex einmal die Woche zum Squash), dass du dich ungerecht behandelt fühltest...
War das bei ihm genauso
gewesen? Hatte er auch bis zu einem gewissen Punkt mit dir geredet und dann irgendwann
aufgehört, aufgegeben, weil du zu verschlossen warst, weil er dich einfach
nicht verstand und auch nicht verstehen wollte. So wie du jetzt.
Du hättest dir lieber die
Zunge abgehackt oder rausgeschnitten als ihm irgendetwas von deinen Problemen,
deinen Sorgen zu erzählen. Und jetzt verstehst du das gleiche Verhalten in
deiner Tochter nicht?! Das heißt ja nicht, dass du damals nicht irgendeine Zuneigung
für ihn gespürt hast, dass du ihn nicht auf irgendeine obskure Weise als Sohn
geliebt hast, nur weil du mit ihm nicht reden konntest…
Es heißt auch nicht, dass in
dir nichts vorging, dass du dir keine Gedanken machtest (das war auch schon bei
N. dein großer Fehler!). Aber er kam mit dir genauso wenig klar wie du jetzt
mit deiner Tochter. Was war passiert? Ich weiß es nicht. Du hast irgendwann
einfach aufgehört, mit ihm zu reden, hast dich in dir verkrochen, hast es alles
mit dir selbst ausgemacht, sahst nur noch in deinem Zimmer und hast ein
Rap-Video nach dem anderen geguckt oder auf Video aufgenommen, Basketball auf
dem „roten Platz“ gespielt und Spiele mit dir selbst gespielt. Weil du keinen
hattest, der mit dir spielt. Zumindest die meiste Zeit nicht. Hat er sich
damals auch diese Gedanken gemacht, all diese Gedanken oder war es ihm
irgendwann egal und er hat nur noch geschwiegen. Genau wie du. Hat er auch
irgendwann gedacht, dass in dir nichts „steckt“ und dich aufgegeben? Ist das
vielleicht sogar der natürlich Lauf der Dinge? Obwohl so viel in dir vorging,
so viele Gedanken, so viele Gefühlen, du konntest sie ihm nur nicht sagen. Weil
du sie keinem sagtest, auch nicht Mario oder so (dem sowieso nicht!).
Aber du konntest es nicht so
gut wie er. Du brauchtest immer Aufmerksamkeit…Anerkennung, die du (fast) nie bekamst.
Von ihm nicht und auch von sonst niemandem. In der Schule warst du ein „Geist“.
Du nahmst zwar teil, aber auch wieder nicht. Warst physisch da, anwesend, aber
mit anderem beschäftigt. Mit den Augen von Mara, Christina, Susanna usw. Aber
auch bei ihnen warst du als komischer „stiller“, „schüchterner“ Einzelgänger verschrien.
Und du willst deine Tochter nicht verstehen? Kannst oder willst nicht? Solltest
du eigentlich. Aber vielleicht verstehst du sie genau deswegen nicht, weil das
dir zu vertraut, weil das dich zu sehr an deine eigene Geschichte erinnert,
weil es too close to the bone ist. Too fucking close…
Wenn ich groß bin, wenn ich
einmal Vater bin, mache ich alles anders. Besser…
Klar