Donnerstag, 30. Juni 2016

Schwache Väter, starke Kinder










Obwohl Töchter seit Anbeginn unserer Zeit von ihren Müttern als Waffe gegen ihre Väter eingesetzt werden, hat sie sich nicht vereinnahmen lassen. Weder von ihrer Mutter noch von ihm. Sie steht ihre junge Frau zwischen allen Stühlen und man sollte sich ein Beispiel an ihr nehmen. Schwache Väter haben eben starke Kinder. So ist das eben im Spiel der Generationen. Wäre er ein starker Vater, wäre sie wahrscheinlich schwach. Sie ist halt gut erzogen. Wenn er nichts im Leben zu Stande gebracht hat, seine Tochter ist trotzdem ein gut erzogenes Mädchen geworden. Man(n) darf eben nur nicht durch überhastete Aktionen die Restfamilie sprengen. Das wäre auf jeden Fall ein Fehler.


Sie hat den ganzen Vormittag geackert, hat aufgeräumt, gesaugt und sogar das Nötigste fürs Mittagessen geholt, damit sie später für dich kochen kann. Weil du es gestern nicht mehr geschafft hast, einkaufen zu gehen. Weil du Fußball geguckt hast. Und jetzt spielen wir gegen Italien. Das hast du jetzt davon! Sie kocht natürlich auch für sich selbst, weil sie Hunger hat. So sagt zumindest sie das immer, wenn du mal wieder sagst: „Du musst aber nicht jeden Tag kochen. Ich kann ja auch mal kochen.“ Und es dann doch nicht tust. Weil du keine Zeit hast? Weil du keine Lust hast?


Warum tut sie das?, fragt er sich, auf dem Bett liegend, Fernsehen guckend. Warum macht sie das für dich? Immerhin bist du nicht gerade pflegeleicht als Vater. Und als Mensch erst recht nicht. Warum tut sie es also? Für dich? Oder für sich? Um sich selbst besser zu fühlen? In ihren eigenen vier Wänden? Immerhin ist das auch ihre Wohnung. Oder weil du gestern diesen dummen Witz gemacht hast? Wo du gesagt hast: „Wenn du Morgen frei hast, dann könntest du ja…saugen, putzen, die Duschkabine reinigen und….Scheiße, hab ich vergessen, den Rest, aber da war noch was…“


Vielleicht liest sie das ja irgendwann und versteht dann besser, wie ich mich fühle, gefühlt habe, denkt er. Hoffentlich nicht allzu bald, denn manches in diesem Blog ist, glaub ich, noch nicht allzu gut geeignet für sie. Obwohl sie nächstes Jahr achtzehn wird.


Du musst kein schlechtes Gewissen haben. Mach jetzt bloß keinen doofen Kommentar, nur weil du ein schlechtes Gewissen hast. Wie du es bei Nadine früher immer gemacht hast. Sie tut es ja auch für sich. Damit sie sich besser fühlt. Du musst auch delegieren können. Außerdem tust du ja auch genug für sie. So ist das in einer (halben) Familie.


Und obwohl sie bei allem, was sie tut, schweigsam ist, musst du das akzeptieren. Sie ist nun mal eine Jugendliche und nabelt sich langsam von dir ab. Von euch. Von jedem einzeln. Außerdem ist sie halt so. Von Natur aus. Nicht wie ihre Mutter, die den ganzen Tag redet und redet und dich dann verlässt. Sie ist noch da, viermal die Woche, hat dich nicht verlassen. Und bringt sogar für dich deine Wohnung auf Vordermann. Sie ist nicht gegangen, obwohl es, weiß Gott, in letzter Zeit nicht immer einfach für sie war. Du warst genauso als Jugendlicher. Du wärst eher gestorben als deinen Eltern zu sagen, was du denkst. Dass du frustriert warst, weil du noch immer keine Freundin hattest und dich nach nichts mehr gesehnt hast. Dass du dachtest, dass du nie eine Freundin finden würdest. Und, was hat das dir eingebracht, diese Verschwiegenheit?

Nadine.


Vielleicht ist María ja doch wie du... 

Natürlich ist sie wie du, schließlich ist sie ja deine Tochter! 

Früher, als ihr bei Nadines Freundinnen wart, ist sie auch immer zu dir gekommen, saß bei dir, während ihre Mutter anderweitig beschäftigt war. Mit ihren Freundinnen. Es bringt doch was, ein guter Vater zu sein! Mit der Frauenrolle ändert sich halt eben auch die Männerrolle. Das ist immer ein Geben und Nehmen.