Sonntag, 26. Juni 2016

Buddha und Joyce









Morgens schleppt er sich müde aus dem Bett, geht pissen und macht den Fernseher an. Er hat heute eine „Betriebsversammlung“. An einem Sonntag. Um 11 Uhr. Dabei war er erst um drei Uhr im Bett. Mannomann.

Im Fernsehen läuft ein Gottesdienst. Es wird immer besser.

Er will den Videotext einschalten, um zu gucken, wie viel Uhr es ist, aber die scheiß verfickte Fernbedienung geht immer noch nicht richtig. Wie soll sie auch, wenn er das Ladegerät für die Akkus in der Bahn vergessen hat. Toll, ey

Dann schafft er es doch. Es ist noch Zeit. Zum Glück. Wenigstens das funktioniert. Sein Zeitmanagement. Er ist jetzt 39 und hat noch ungefähr zwanzig Jahre, wenn nicht sogar weniger. Sag ich ja, sein Zeitmanagement funktioniert bestens. Er liest: Zitat des Tages. Geil.

Trotzdem geht er auf die Seite. Da steht:

Jedes Leben hat sein Maß an Leid. Manchmal bewirkt eben dieses unser Erwachen.

Er denkt: Wie schaffen die das bloß; immer den Nagel auf den Kopf zu treffen. Dann sieht er von wem das Zitat ist. Von Buddha! Ach, du Scheiße! Von Buddha!

Ach, du Scheiße. Buddha. Hatte der eine Frau? Hatte der eine Latina? Hat der sich jemals von der getrennt?

Das ist wie das, was Joyce gesagt hat. Wie ging das noch mal? Irgendwas mit: War Gott jemals verheiratet? Nein! Also kann er mich auch nicht verstehen. Nein, das ging anders. Ich hab’s gleich: Jesus war ein Junggeselle und hat nie mit einer Frau gelebt, was so mit das Schwierigste ist, was es auf dieser Welt gibt.

Aber James, du musst bedenken: Ohne sie ist auch nicht einfacher. So als Junggeselle…

Außerdem warst du nur mit einer Irin zusammen...

Aber irgendwie stimmt das Buddha-Zitat schon: Sein Leiden hat auch heute schon sein Erwachen bewirkt. Er ist aufgewacht und leidet schon wieder.