Ich weiß noch, der Mark auf
der Arbeit, wie der mal so einen Kommentar gemacht hat. Einen komischen
Kommentar. Von wegen, der **** kennt sich aus mit alten Frauen. Älteren Frauen.
Oder hat er doch „alten Frauen“ gesagt?
Du hast es einfach
runtergeschluckt, wie immer, wie du alles in deinem Leben runtergeschluckt
hast. Du hast wie immer nichts gesagt. Was sollst du auch sagen, beim Sohn vom
Chef?! Dabei hast du sie geliebt. Obwohl du dich gleichzeitig für sie geschämt
hast. Obwohl das weniger geworden ist, je älter du wurdest.
Aber nie ganz aufgehört hat.
Wie sie sich wohl gefühlt hat dabei
Aber warum konnte sie sich
nicht auch ein bisschen rausputzen, nur ein bisschen? Ein bisschen schöner
machen für mich?
Du weißt noch, wo du sie letztes
Jahr – das war schon ein paar Monate nach der Trennung – durch Zufall in der
Bahn getroffen hast. Als du von deiner Mutter aus Kessenich kamst. Wie durch
Zufall.
Das war sie, die da saß,
genau das, wo du eingestiegen bist. Aber im ersten Moment erkanntest du sie
fast nicht mehr wieder. So, wie du sie mittlerweile in deinen Gedanken an die
gute alte Zeit zu zweit idealisiert hattest. Aber das war die echte Nadine. Mit
diesem dicken Wollpullover aus Ecuador, der mit den Lamas, den du immer so
geliebt hattest und auch für dich wolltest. Obwohl es eindeutig ein
Damenpullover war und nicht für Herren. Aber egal.
Sie saß da und du sahst sie
direkt. Warst aber auch ein bisschen erschrocken. War das wirklich die Frau,
die Frau, der du nachgerannt warst, für die du dein Leben gegeben hättest, wenn
sie nur einen Tag, eine Stunde, eine Minute zu dir zurückgekommen wäre? Diese
kleine, schon älter wirkende Südamerikanerin mit der langen Nase, dem komischen,
unförmigen Topfschnitt und den deutlich sichtbaren Falten – nicht nur um die
Augen? War das wirklich, die Frau, die Conchita als deine große Liebe abgelöst
hatte? Der du jetzt so nachtrauerst, nachtrauertest, dass keine Minute verging,
in der du nicht an sie denken musst, musstest?
Irgendwie war dir das auch
ein bisschen peinlich, war sie dir auch ein bisschen peinlich, selbst jetzt
noch, wo sie weg war.
Aber trotzdem kommst du bis
heute nicht von ihr los.
Hatte ich das nicht
verdient, dass sie sich wenigstens ein bisschen zurechtmacht für mich? Nur ein
bisschen. Oder hatte sie das am Anfang und hatte dann langsam gemerkt, dass du
sie nicht so nahmst wie sie war. Dass du sie nicht so akzeptiertest wie sie
war. Klein, fünf Jahre älter, schon immer faltig. Dass sie dir insgeheim und
doch so offensichtlich immer ein bisschen peinlich war…
Es tut weh, das zu
schreiben. Aber es gehört dazu, zu deiner Wahrhaftigkeit. Zu der Wahrhaftigkeit, wie Freud das
nannte. Es gehört dazu, zu einem vollen Verständnis der Situation, eurer
Beziehung. Sonst fehlt dir was, lieber Leser. Sonst verstehst du das nicht. Sie
konnte nichts dafür.
Oder ist es nur ein billiger
Versuch, mein persönliches closet zu
säubern, meinen persönlichen Abstellraum oder Speicher oder? Mich an meinen und
ihren Leichen im Keller zu weiden wie ein „Leichenfledderer“, wie meine Mutter
das immer so morbide schön oder schön morbide ausdrückte. Ist Eminems Lied Cleaning out my closet, das er heute
nicht mehr hören kann, ohne innerlich zusammenzuzucken, wirklich eine
Seelenreinigung oder eine späte Abrechnung mit seiner Mutter? Oder beides? Hat
er durch dieses und andere Lieder eine „Katharsis“ erreicht? Oder hat es ihn
noch weiter, noch tiefer in den Dreck gezogen. In den Schmutz seines Lebens,
seiner Vergangenheit. Aber vielleicht muss ich mir auch gar keine Gedanken über
diese Fragen machen: Denn ich bin nicht Eminem und diesen Blog liest eh keine
Sau. Ich habe null Follower während Eminem wie viele hat? 200 Millionen? Ich
bin nur ein armer Wichser, während Eminem ein anerkannter Rap-Star und Künstler
ist, der weltweit Fans hat. Ich bin nur ein Riesenarschloch, während er ein
Riesenarschloch mit viel Geld, Frauen und einem tollen Job ist. Zumindest von
außen gesehen
Aber was bin ich nur für ein
feiges Arschloch. Was war ich nur für ein feiges Arschloch. Anstatt zu meinen
Gefühlen zu stehen immer nur daran zu denken, was die Leute von mir denken
Wo die Liebe hinfällt…
…da fällt auch der Hass hin.
Früher oder später.
Aber auch der Sex war gegen
Ende unserer Beziehung Scheiße. Okay, nicht ganz. Männer können Sex nie ganz
Scheiße finden, egal mit wem. Aber er war definitiv irgendwie mechanisch. So
als ob sie – oder ich? – ein Programm abspulten. Sie oben, ich unten. Wie ein
Pferd, das geritten wird. Ein gar nicht mehr so junger Ackergaul, viel zu
schwer und ungelenk, um oben zu liegen. Und genau so fühlte ich mich auch, wie
ein Tier. Sie macht oben die Bewegungen, fast schon Verrenkungen, damit ich
möglichst schnell komme und sie weiter Fernsehen gucken oder schlafen gehen
kann. Und mir ist langweilig, weil mir das alles irgendwie mechanisch vorkommt,
nicht erst in letzter Zeit. Aber Männer merken sowas nicht so schnell, wenn sie
in einer Frau drinnen stecken. Männern ist das bis zu einem gewissen Grad egal,
wenn sie nur regelmäßig ihre Muschi bekommen. die Wahrheit ist hart
Heute weiß ich das: Sex ist
immer noch besser als keiner, egal wie scheiße oder gefühlsarm er ist