Am Montag stehe ich um 13:05 auf. Ich
habe schließlich frei. Obwohl ich viel lieber arbeiten würde… Im Fernsehen
läuft schon das Mittagsmagazin. Kaiser’s Tengelmann geht unter, die Deutsche
Bank auch, in Dresden läuft wieder Pegida, aber ansonsten besteht die
Spaßgesellschaft noch (vielleicht auch weil Pegida an ihrem „zweiten Geburtstag“
weniger Mitglieder versammelt hat. Heute habe ich eine ******************* (zensiert, die Feindin hört mit!). Geil.
Ich freue mich jetzt schon. Aber erst um 19:30. Also muss ich vor 16:00 nicht
daran denken, mich zu duschen und zu rasieren. Und zu bügeln (scheiße, ich muss
noch bügeln).
Auf dem Klo sitzend – ich konnte es
gerade so noch einhalten, habe es gerade so noch geschafft, schnell den Laptop ins
Badezimmer zu schaffen, während es schon ganz schön heftig drückte – denke ich
darüber nach, was an einer „negative Grundstimmung“ (haben die im Fernsehen
gesagt) eigentlich so schlimm sein soll. Warum wehren sich die Deutschen so gegen
negative Gefühle? Fast schon beharrlich. Warum muss immer alles positiv sein?
Ohne negative Gefühle kann es schließlich keine Veränderung geben. Denn wenn alle
glücklich und zufrieden und comfortable sind,
wird sich nie was ändern. Wo hat er das noch mal gelesen? Gestern, irgendwo.
Keine Ahnung. Ein Hoch auf die moderne Mediengesellschaft. Manchmal kommt er
sich in Deutschland schon ein bisschen so vor wie in Brave New World oder Schöne neue Welt, dem Buch von Aldous Huxley. Alles ist wunderbar. Alle sind zufrieden.
Unser tägliches Soma gib uns heute. Wie Herr Baden das damals zu ihm gesagt
hat, das mit der „negativen Grundstimmung“, da hat er sich instinktiv gesagt:
Dir geht’s doch auch nicht besser, du tust nur so. Du bist doch auch nicht
glücklich. Nur, weil du einmal die Woche zu deiner Prostituierten gehst. Und
ein bisschen mehr Geld auf dem Konto hast als ich. Deswegen soll es dir besser
gehen?! Deswegen sollst du glücklicher sein?! Unglück ist der beste Motor zur
Veränderung…
Außerdem: Was ist schon Glück? Wann
waren Sie, lieber Leser, liebe Leserin, das letzte Mal „richtig glücklich“? genau
Aber wie immer hat er nichts gesagt. Wie
immer. Es ging ja auch nicht um Herrn Badens Leben, sondern um seins. Das
verkorkst, versaut, getrennt und atomisiert war.
ist?
Er denkt darüber nach, dass, wenn das
Fernsehen wirklich eine „positivere“ „Grundstimmung“ haben wollte, warum zeigt
es uns dann all den Scheiß, der in der Welt und in diesem Land passiert. Außer
dem FC (Köln diesmal), dem „Effzeh“ gibt es nämlich kaum positive Nachricht im
Mittagsmagazin. Nur Flüchtlinge, Krieg und Krise. Wenn sich eine positivere
Grundstimmung einstellen soll, warum ist das Fernsehen dann nicht positiver? Kehrt
mehr unter den Teppich. Tut es ja schon. Aber eben nicht genug.
Außerdem: Es gibt ja auch dunkle Materie. Es muss ja schließlich auch dunkle Materie geben.
Außerdem: Es gibt ja auch dunkle Materie. Es muss ja schließlich auch dunkle Materie geben.
Er steht vom Klo auf, denkt kurz über
Frikadellen bei Edeka nach, dann über Nudeln, dann über Mandeln, dann über
Suppe, dann über Ciabatta-Brötchen (ebenfalls bei Edeka) und isst dann doch
nichts. Du hattest gestern Nacht einen erst ein Gyros. Im City Pick. Das war
sooooo lecker. So lecker. Das brauchte er gestern Nacht einfach. Auch wenn es
vier Euro gekostet hat. Aber der Marokkaner hat ihn ja auch so früh schon in
die Stadt gefahren. Und eine halbe Stunde Hauptbahnhof ohne Pita ist schwer
möglich. Ein Leben ohne Pita wäre möglich, aber nicht erstrebenswert. Also,
heute gibt es kein Fleisch und kein Fett! Ja, mein Über-Ich! Jawohl, mein Über-Ich!
(Der war auch gut, der Marokkaner. Wie
der gesagt hat: „Dein Chef hat schon ein Talent dafür, Psychos einzustellen… Und
überhaupt: WARUM FÄHRST DU MICH DANN IN DIE STADT, DU PSCHO????)
Er kommt vom Klo (war heute wieder
irgendwie dünn – das ist die Trennung und die damit verbundene Ernährungsumstellung,
oder das Gyros) und fängt an, aufzuräumen. Die Express vom Wochenende wegzuschmeißen
– neben verschiedene anderen Papierchen. Gespült ist (geil!), also stellt er
die Schuhe raus. In den Flur. Legt die zweite Decke – die er im Moment weiß
Gott nicht braucht – zusammen und tut sie in den Schrank, guckt in den
Briefkasten (Achtung, Briefbomben...puh, heute nicht!). Zählt die noch vollen
Wasserflaschen. Holt die Wäsche rein. Legt die Wäsche zusammen. Räumt die
Handtücher und Geschirrhandtücher weg. Legt Marías Wäsche auf ihr Bett, in
ihrem Zimmer. Stellt die Bücher in den Schrank, den Wäschekorb nach draußen…
…und beginnt zu schreiben…
Das ist doch schon mal was Positives!