Mittwoch, 26. Oktober 2016

Online-Dating











Er stellt sich das Foto vor, das sie auf dieser Plattform hat. Diesem Dating-Portal. Dieser Partner-Börse. Oder was auch immer das war. Das war verschlüsselt. Ok, nicht verschlüsselt, aber "privat". Nicht öffentlich zugänglich. Erst, nachdem sie es freigibt, nachdem man ihr eine E-Mail-Anfrage geschickt hatte, die sie gutheißen musste, damit der betreffende…Mann (sagen wir es doch einfach so wie es ist)/Interessierte sich dann das Foto angucken konnte. Ihr privates Foto…

…was auch immer darauf zu sehen war…

Das war kurz vor ihrer Trennung. Am Freitag vor dem Sonntag, der den Tag Null markiert. Oder ist erst der Montag der Tag Null. Der erste Tag seines getrennten Lebens oder der Tag, an dem ihre Beziehung implodiert ist. Explodiert. Sich in Rauch aufgelöst hat. In Nebel. The day the shit finally hit the fan…

An dem Freitag – seinem einzigen freien Tag in der Woche –, wo er ihr E-Mail-Konto geknackt hat. Geknackt ist vielleicht zu viel gesagt. Er ist ja kein Hacker. Er hatte es ja damals auch für sie eingerichtet und da war seine Mailadresse eben noch als Absicherung vorhanden. Damit war es ein Leichtes, das Passwort zu ändern und sich Zugang zu verschaffen. Zwar würde sie das merken – also war das eher eine ziemlich unsubtile Holzhammermethode –, aber er konnte einfach nicht mehr. Nachdem er am Morgen bemerkt hatte, dass ihre Papiere nicht mehr da waren. Sie hatten schon die ganze Woche getrennt geschlafen und sie hatte ihn schon darauf hingewiesen, dass er sich eine Wohnung suchen solle, eine eigene Wohnung, da sie in zwei Monaten ausziehen würde…aber er – naiv wie Männer nun mal sind, sah die Schrift an der Wand immer noch nicht. Schließlich waren sie ja 19 Jahre zusammen gewesen. 17 Jahre verheiratet. Und das wirft man doch nicht einfach so weg. Oder?! Dachte er. Während sie wahrscheinlich schon lange innerlich Schluss gemacht hatte. Abgeschaltet hatte. Auf Durchzug. Wie das – wie er später schmerzhaft erfahren musste – Frauen häufiger machen als Männer (und jetzt kommt mir nicht mit Sexismus, immerhin sind es in 70% der Fälle die Frauen, die die Scheidung einreichen).

Da lag er also im Bett, nicht mehr ganz so seelenruhig (wozu hatte sie ihre Papiere sonst mitgenommen?!), und verschaffte sich Zugang zu ihrem Konto. Nicht die feine englische Art, ich weiß, aber ist es die feine englische Art einfach so abzuhauen, wenn man ein gemeinsames Kind hat. Einfach so von einem Tag auf den anderen, ohne jemals wieder ein Wort zu verlieren, sich aus dem Leben seines Ehemannes abzuseilen?! Die Tochter erst mal vorsorglich mitzunehmen (mach dir keine Sorgen, ich komme morgen)?! I don’t think so!

Und er wurde fündig. Und glauben Sie mir: Wie gerne wäre er es nicht geworden?! Aber da waren, neben verschiedenen anderen Mails mit Quatsch, auch ein paar von dieser Dating-Seite. Von Männern, Typen, was weiß ich. Arschlöchern. Einer von denen war sogar erst 28. So ein Alternativer. Wie dieser Tilo früher in der WG. Oder der Spastian (auch in der WG), der damals vor Nadine und vor ihm damit prahlte, dass er als Aktmodell in der Kunsthochschule, wo er studierte, sich ein bisschen Geld dazu verdiente. Was für Arschloch! Was für ein Hurensohn! So einer war da dabei. Es fehlten nur noch die Rastas – die hatte der Wichser sich wahrscheinlich erst vor zwei Wochen abgeschnitten.

Und ein 41-jähriger Physiotherapeut aus Köln. Mit Foto, das echt aussah (su seiner Schande muss er zugeben, dass der gar nicht so schlecht aussah). Natürlich guckte er direkt in ihrem „Gesendet“-Ordner, um zu sehen, ob sie irgendeinem von diesen Spastis schon zurückgeschrieben hatte, aber er fand nichts. Dann nahm er sich die Dating-Seite selbst vor. Und da fand er wieder was, was ihm nicht gefallen konnte. Seine Frau kam also aus Sankt Augustin (oder war es Troisdorf?) und war ledig. Aber ihr Alter war echt. Moment mal…sie war was?! Ja, Sie haben richtig gehört: Sie war ledig. Sie waren also schon geschieden oder nie verheiratet gewesen. Ein Wunder war geschehen. Er war nie nach Ecuador geflogen um sie zu heiraten, nachdem sie zum zweiten Mal aus Deutschland ausgewiesen worden war. Nein, er hatte nie existiert. Und wer war dann bitteschön der Vater ihrer gemeinsamen Tochter?! Und sie hatte sich nicht erst vor zwei Wochen da angemeldet, wie er erfuhr, als er auch ihr Passwort auf dem Dating-Portal änderte (was machte das jetzt schon noch für einen Unterschied). Er fand zwar keine Nachrichten an irgendwelche Typen, aber die Tatsache alleine, dass sie sich da angemeldet hatte, reichte ihm schon voll und ganz Ihr Foto war auch geheim, daran konnte er nichts machen

(Warum eigentlich nicht? Wenn er doch ihre Mail-Adresse hatte?! Oder wollte er nichts dran machen? Wollte er es vielleicht gar nicht sehen?! Weil er Angst davor hatte, was er entdecken würde…?)


Wie dem auch sei, heute erinnert er sich an das Foto. Das private Foto. Was wohl darauf zu sehen war? War sie da etwa nackt drauf abgebildet? Oder war das nur eins ihrer üblichen Facebook-Fotos? Lächelnd, aber nichts verratend? Oder zeigte es sie wirklich nackt? Vielleicht nur ihren Oberkörper , ihre kleinen, aber schönen Titten. Oder ihren ganze Körper. Nackt. In der Badewanne liegend. Sich den Schaum aus den Schamhaaren wischend, damit der Kunde auch besser sehen konnte, was er für sein Geld bekam. Nein,. ich meine natürlich den Typen aus dem Dating-Portal, das mit dem Kunden ist natürlich Quatsch, das nehme ich zurück. Die Typen aus dem Dating-Portal. Konnten die es ihr besser besorgen als er? Auch das nehme ich zurück. Warum machte sie überhaupt so was?

Oder war ihr Foto eins dieser vulgären Fotos. Die von unten direkt ihre Muschi zeigen. Wo sie praktisch, abgesehen von ihren Schamhaaren (denn voll rasieren tat sie sich nicht) direkt alles zeigten. Die fleischfressende Pflanze. Um Männer anzulocken.

Er kriegt fast einen Steifen, wenn er nur dran denken muss…

Wie gerne hätte er diese Muschi zurück. Aber was für eine Liebe wäre das, wenn es nur um Sex ginge?!


Trotzdem bleibt das Bild ihres Nacktfotos auf dieser Dating-Seite