Sonntag, 1. Mai 2016

Trauer und Sorgen









Irgendwann kommst du an einen Punkt, wo du dir einfach keine Sorgen mehr machst, denkt er. Weil es nicht mehr geht. Weil du nicht mehr kannst. Weil du dir so viele Sorgen gemacht hast, dass du einen Sättigungspunkt erreicht hast. Weil eh alles scheißegal ist.

Und: Weil du sowieso sterben wirst. Weil du sowieso irgendwann nicht mehr da bist.

Irgendwann kann man sich einfach keine Sorgen mehr machen und muss mit Demut akzeptieren, dass du eh nichts ändern kannst, egal, was alle sagen

Und dann kommt postwendend wieder der nächste Gedanke: Und wenn doch…?

Und wenn du dir das nur einredest, dass du nichts machen kannst? Wenn dir die Gesellschaft das nur einredet…?


Keine zehn Minuten später hauchst du schon wieder ein leises Nadinita. Sie war die Liebe deines Lebens. Obwohl du dir das nie so richtig eingestehen wolltest. Jetzt ist es zu spät

***

Aber ich liebte sie, liebte ihre Küsse.

Obwohl ich mich ihrer schämte.

Und jetzt ist nur noch María da. Sie nicht mehr.

Ich habe gehört, dass genau das erfolgreiche Partnerschaften ausmacht. Dass man zugreift, wenn sich einem die Gelegenheit bietet. Ich habe bei ihr zugegriffen. Und es war kein Fehler.

Dass man zugreift, egal, wie hässlich oder schön man selbst ist. Egal, wie hässlich oder schön der andere ist. Dass man einfach zugreift. Das ist das Geheimnis.

Und dann nicht mehr loslässt. Bis sie loslässt

Und wer warst du schon, sie wegen ihrer Falten zu kritisieren?! Ein eingeschüchterter, kleiner Junge. Naiv, unerfahren, leichtgläubig und schüchtern. Was für eine Mischung.

„Das einzig Gute an dir sind deine Augen“, hat das Conchita damals genannt.

Recht hatte sie. Oder nicht? d hast sie verlassen, ihr habt euch verlassen. Und ihr jahrelang hinterhergetrauert, dieser kleinen Südspanierin aus der Nähe von Granada. Aus Guadix.

Und jetzt trauerst du eben jemand anders hinterher. Deiner kleinen Südamerikanerin aus Ambato, Ecuador. Wie lange wird es diesmal dauern?! Keine Ahnung. Wenn du die hättest, dann wär es schon vorbei. Du hast dein ganzes Leben mit Trauern verbracht. Farblos und dumpf. Und bald ist es auch schon vorbei. Dann ist endlich Ende mit dieser ganzen Trauer. Mit dieser ganzen Traurigkeit.