Sonntag, 8. Mai 2016

Sand am Arsch








Warum soll er noch irgendetwas zurückhalten, denkt er, als er seine Notizen durchsieht, die er über die Jahre geschrieben hat. Dafür ist das Leben zu kurz und bisher hat es dir auch nichts gebracht, zurückhaltend zu sein. Mal sehen, ob das stimmt, was sein Vater damals gesagt hat: Dass das keiner lesen will, dass die Leute fröhliche Geschichten wollen. Dass das keinen interessiert. Selbst im Krankenhaus nach einer doppelten Bypass-Operation konnte er ihn noch runtermachen, seinen mittlerweile mindestens 35-jährigen Sohn. Als wär er noch immer das kleine Kind. Und er sagte nichts, schluckte alles runter, als wär er eben immer noch das kleine Kind.

Aber falls es doch eine Person auf dieser großen, weiten Erde gibt, die sich nicht von der Dauerbeschallung der „deutschen Spaßgesellschaft“ blenden lässt, die auch mal etwas Schwermütiges, Melancholisches erträgt, dann hier der doch selbst ziemlich fröhliche Ausschnitt aus einem unserer früheren, gemeinsamen Urlaube:

Zurück im Hotel sagt María direkt: „Wir gehen zuerst duschen! Ich und Mama! Du danach!“

„Ok. Ok. Wenn’s unbedingt sein muss. Eigentlich wollte ich ja, aber. Aber nicht die Dusche dreckig machen! Ja.“

Sie streifen hastig ihre Klamotten runter und rennen ins Bad. Ich lege mich erst mal aufs Bett und spiele Gameboy. DS. Fühle mich zwar ein bisschen dreckig, aber egal. Und meine Füße erst. Ich sage nur: schwarz.


María quiekt aus dem Bad.

„Aaah…heiß, Mama.“

„Ja, ja, ja. Ja, María“



„Aua.“

„Ja, wenn du nicht stillhältst.“

Die haben ihren Spaß unter der Dusche. Und ich?


Das Wasser plätschert.


„Mama. Mamaa.“


Nach einer Weile kommen sie beide mit diesen hohen Kopftüchern aus dem Bad. Das sieht voll geil aus.

„Und, seid ihr fertig? Kann ich jetzt?“




Nach dem Duschen muss Nadine sogar noch mal auf Klo.

„Bah, das ist ja eklig!“

Sie sitzt ganz nackt auf dem Klo und steht auf. Man kann ihr rasiertes Schamhaar sehen. Ob sie Sand in ihrer Vagina hat. Oder im Arsch. Im Arsch bleibt immer Sand hängen. Nicht direkt im Arschloch, aber in der Ritze.

Wird eine sandige Angelegenheit heute Abend. Vielleicht nehm ich auch einfach den Hintereingang. Aber vielleicht ist der auch sandig. vielleicht sogar noch sandiger. Wer weiß, wie gründlich sie sich gewaschen hat. Vielleicht hat sie ja irgendeine Creme da, mit der es funktioniert. Gestern hat sie schon gesagt: „Versuch doch mal.“ Aber trocken geht da gar nichts. Aber ich hab ja einen kleinen Penis, oft ist er nicht mal so steif.
 


Sie steht vom Klo auf und zieht sich ihre Blümchenshorts wieder an.

Ich hab total Verstopfung. Schon drei Tage. Was mache ich denn? Das ist nicht gut.


Ich glaube, die Option mit der Hintertür ist hiermit gestorben. Scheiße. Im wahrsten Sinne des Wortes. Scheiße. Ich glaube so geht das nicht

Ficken ist Kacke, Pisse und keine Ahnung was. Wie dieser kubanische Schriftsteller sagt, ne


Aber wer weiß. Vielleicht kann ich ihr ja sogar helfen. Rohrreinigung sozusagen



„Ich hab Sand im Arsch“, rufe ich Nadine von unter der Dusche zu. „Ich hab Sand im Arsch.“ Ich denke kurz darüber nach mir einen runterzuholen. Mit Seife als Schmiermittel. Dann ist mein Ding auch besonders sauber für heute Abend. Vielleicht funktioniert es mit den drei Spanierinnen vom Strand. Die sich da draußen mit dem Handtuch umgezogen haben. Ganz sicher funktioniert das. Die waren so geil. Ich kann ihre kleinen Brüste unter dem Handtuch fast sehen, riechen.

Ne, geht nicht. Nicht mit Nadine und María im Nebenzimmer. Nicht so. Früher mit deinen Eltern in Ungarn hat das immer geklappt. „Ich geh dann mal duschen.“ „Ich geh als Letzter.“ Jeden Tag hast du dir einen runtergeholt. Du warst so cool mit 15. Unter der Dusche. Und du warst so geil. Du hast dich richtig aufs Duschen gefreut. Immer am Ende, damit du schön viel Zeit hast. Ich weiß gar nicht mehr, was ich mir damals dabei vorgestellt habe. Deine Mutter hat nie was gemerkt. Die wär nie wieder da duschen gegangen. Oder vielleicht wusste sie es doch, hat es geahnt

Jetzt geht es auf jeden Fall nicht. Egal, ich brauche Saft für heute Abend. Sperma. Ich bin so geil. Das ist bestimmt das Wetter. Stattdessen dusche ich mich nur ganz normal, wobei mein Blick auf  einmal auf meine Füße fällt. Scheiße, die sind knallrot. Die fangen jetzt schon an zu brennen. Kacke. Ich glaub. Ich hab meine Füße beim Eincremen vergessen. Nadine hat sie vergessen. Oh, oh. Nach dem Urlaub ist wohl ein Hautkrebs-Check angesagt. Oder nur wenn sich da was verändert. Kann sich das auch an einer anderen Stelle verändern oder nur da, wo der Sonnenbrand war. Keine Ahnung. Und wenn die das Muttermal nicht findet, weil es an einer versteckten Stelle ist. Zum Beispiel an den Eiern. Ich hab ein großes Muttermal an den Eiern. Aber ich glaube das wächst nicht. Wer weiß. So genau achte ich dadrauf eigentlich nicht. Nicht an der Stelle. Es ist ja nicht so, dass ich den ganzen meiner Eier massiere. Mein Muttermal am Penis wächst täglich, hahaha. Das halbkalte Wasser tut meine geschundenen Füßen zwar noch gut, aber die sind voll krebsrot. Ich glaube, die ham auch schon angefangen leicht zu brennen. Scheiße. Die pellen sich bestimmt schnell. Und das, wo ich immer so darauf achte. Lichtschutzfaktor 50. Scheiße.

„Scheiße. Naddi, ich glaub, ich habe mir ganz schön die Füße verbrannt.“

Keine Antwort. Vielleicht. Hat sie mich nicht gehört.

Trotzdem ist der Sand an allen möglichen Körperstellen richtig geil. Sand in der Dusche. Wenn du nicht mindestens einmal im Jahr Sand in der Dusche hast, hast du nicht gelebt. Echt. Das ist so cool. Da kommt dieses Urlaubsgefühl wieder hoch. Jedes Jahr sind wir mit meinen Eltern in Urlaub gefahren. Immer irgendwo an den Strand. Jedes Jahr. Jedes Jahr hatte ich Sand am Arsch und an dieser Stelle zwischen den Beinen, wo sich immer alles ansammelt. Dreck. Gerüche und eben Sand. Die behaarte Vagina deiner Mutter. Bah
  im Badeanzug