Eigentlich machst du das ja
ganz gut, denkt er, als er die Rolltreppe am Juridicum, der Juristischen
Fakultät der Uni Bonn, hochfährt. Sein komischerweise ohnehin schon breites
Grinsen wird zu einem Lachen. Ok, keinem netten, freundlichen, fröhlichen
Lachen, aber einem Lachen. Laughter in
the dark. Er steht hier alleine auf dieser grauen, dreckigen Rolltreppe in
dieser grauen, langweiligen Stadt und lacht mit sich selbst. Lacht sich selbst
kaputt. Lacht sich selbst aus. Er redet mit sich selbst und lacht mit sich
selbst. Wenn sonst keiner mit ihm lacht! Dieser Gedanke bringt ihn noch mehr
zum Lachen. Das ist bestimmt das erste Anzeichen von Wahnsinn, wenn man auf
einmal ohne ersichtlichen Grund zu lachen anfängt. Aber egal. Wie sagt das Anton Chigurh in No country for old men noch mal? “If the rule you followed brought you to
this, of what use was the rule?” Seine Laune ist heute aber
echt erstaunlich gut, sein Galgenhumor frisch geschliffen. Keine Ahnung warum.
Aber wer fragt schon nach einem Warum, wenn er sich an den restlichen 320 Tagen
im Jahr beschissen fühlt?! Wie gerne würde er jetzt Nadine per Telekinese seine
Fröhlichkeit mitteilen. So wie in Carry von
Stephen King. Die würde sich im Grab umdrehen. In dem Sarg, in dem sie tagsüber
mit ihrem Schwager und wer weiß wem sonst noch verschwindet. Wegen Überfüllung
geschlossen.
Das Einzige, was ihm zu
seinem Glück jetzt noch fehlt…
…denkt er, als er langsam
wieder aus dem U-Bahn-Schacht ans gefahren Tageslicht kommt…
…ist ein Arsch. Oder eine
Muschi. Aber heute wär es glaub ich echt der Arsch.
Just for the fun of it.
Das mit dem Arsch denkt er
nicht ganz grundlos, nicht nur aus irgendeiner kranken Fantasie heraus, sondern
weil eben dieser (Arsch) gerade an ihm vorbeimarschiert. Ein junger Arsch mit
Pferdeschwanz, so halb blond, halb brünett (aber wen interessiert schon die
Haarfarbe – die der Scham- oder Arschhaare vielleicht schon eher). Jung,
bestimmt eine Studentin.
Wenn ich mit der fertig
wäre, würde die Psychologie studieren. So viel ist sicher. Wenn sie es nicht
schon jetzt tut. Heil mich, Baby, von meinen Komplexen, meinen Problemen,
meinen Neurosen, meinen Störungen!
Sie trägt eine hautenge
Jeans, die aber genau am Arsch noch ein bisschen Luft aufweist. Ein paar
Fältchen Luft. Boah, wie ich diese Fältchen liebe. Da passt gerade so noch ein
Furz durch. Bestimmt trägt die einen Tanga. Hundertprozentig. Einen roten oder
gelben oder was auch immer. Der den Arschbacken ihre Freiheit lässt. Frei
rauszuquellen an der Seite.
Boah, wie geil!
Du oder sie?
Hoffentlich ihr beiden!
Heute würde ich sogar den
Atomkrieg überleben.
Vielleicht studiert die ja
echt Psychologie. Vielleicht sind ja Psychos wie ich sogar ihr Spezialgebiet.
Wer weiß.
Gerade genug Luft, dass man
die Arschwangen noch sehen kann, denkst du während dir die Sonne auf den Pelz
scheint und du hinter ihr herhechelst.
Und dann ist sie auf einmal
weg, viel zu schnell für ihn. Egal, Ärsche gibt’s genug.
Mal sehen, was seine
Anwältin heute Nachmittag sagt. Hey, eine Frage hat er noch vergessen in seinem
langen Fragenkatalog:
„Wie viele Jahre kriege ich
für Mord im Affekt?“
„Und wie viele für
Totschlag?“
Dass muss er unbedingt noch
fragen…