In Bonn gibt es jemanden,
der ist sogar noch berühmter als der Bofrost Mann. Und das ist der Gyros-Mann.
Er arbeitet in einem Imbiss
in der Nähe der Stadt. Er verkauft Gyros und Pizza und Bier und es gibt sogar
einen Spielautomaten im Imbiss. Die Geschäfte laufen, soweit ich weiß, gut. Er
kann sich nicht beschweren, was das Finanzielle angeht (anders als so manche
Blogger, die ich kenne!). Das Lokal gibt es schon ewig und der Gyros-Mann ist
nicht nur mehr Deutscher als Grieche, er sieht auch so aus.
Doch der Gyros-Mann sieht
nicht glücklich aus, wie er so aus dem Bus kommt und die Treppe zur
Unterführung in die Innenstadt hinuntergeht. Oder nachts um halb eins im Bus
nach Poppelsdorf Platz nimmt. Aber vielleicht ist er das ja gar nicht und das
ist nur meine Projektion. Diese verdammte Projektion, die werd ich wohl nie
wieder los. Egal, was ich mache. Vielleicht ist er ja trotz dieses Lebens,
trotz dieses Landes glücklich.
Vielleicht hat er ja
Familie. Vielleicht hat er ja sogar jemand, der auf ihn wartet. Vielleicht hat
er ja eine Frau, die treu(doof) ist und die sich‘s nicht vom Schwager (in den
Arsch) besorgen lässt, während er weg ist, während er im Imbiss steht.
Oder er ist…
…unglücklich, gerade weil er
eine Familie hat. Weil er davon träumt einer anderen dicken oder dünnen
Griechin seinen Gyrosteller zu servieren.
Keine Sorge, Kumpel, das hab
ich alles auch durchgemacht. Und glaube mir: Es wird nicht besser. Erst, wenn
du, wenn ich, wenn wir unser Gyros mit Radieschen essen. Und dann auch nur
dann, wenn du katholisch oder islamisch oder buddhistisch oder was weiß ich
bist. Griechisch-römisch von hinten, was weiß ich schon. Ich selbst bin ja auch
nur ein
Spielhallen-Mann. Das ist
auch nicht besser. Glaub mir das. Vielleicht reden die in Tannenbusch ja auch so
von mir. Da ist der
Spielhallen-Mann. In
gewisser Hinsicht sind wir Brüder. Männer in den schlechtesten Jahren, ohne
Ziel, gefangen in der Gastronomie dieser kleinen Großstadt. Bestimmt reden die
auch so von mir, in Tannenbusch.
„Guck mal, da ist der Spielhallen-Mann!
Der wurde gerade vor eine Jahr von seiner
Frau verlassen will sich das nicht eingestehen, dass sie weg ist, dass sie für
immer weg ist. Dabei macht die schon lange mit anderen rum. Ich habe sogar
gehört, die soll ein Verhältnis mit ihrem Schwager haben. Mit dem
ecuadorianischen und dem deutschen. Mit beiden Schwägern. Ach ne, der deutsche
Schwager steht auf jüngere Frauen. Sehr viel jüngere Frauen, wenn du weißt, was
ich meine?!“
Sie lachen. Über den Spielhallen-Mann.
„Wallah?!“
„Wallah! Ich schwöre! Bei
den Eiern des…“
„Auf deine Mutter…?“
„Ne, auf deine! Und deine
Schwester!“
Genau wie der Spielhallen-Mann
ist der Gyros-Mann so etwas wie eine kleine Berühmtheit in Bonn. In Ermangelung
echter Berühmtheiten…
…nimmt man hier halt den
Gyros-Mann.
Beethoven ist ja auch schon
ein paar Hundert Jahre tot.
Letztens stieg der in den
Nachtbus ein und setzte sich gegenüber von ihm (dem Spielhallen-Mann) auf einen
Zweier. Direkt hinter dem Fahrer, während der Spielhallen-Mann immer auf dem
Behindertensitz neben der Tür sitzt. Keine Ahnung warum.
Und plötzlich stiegen so
zwei halbbesoffene Hühner ein –, die auch er selbst nicht von der Bettkante
gestoßen hätte. Und sagen, einfach so, trocken wie der Typisch deutsche Humor
(der trotz gegenteiliger Meinungen existiert): „Guck mal, da ist der Gyros-Mann!“
Und die andere: „Der Gyros-Mann!“
So als wären die Fans von
dem. Groupies.
Pizza gegen…
…Oralsex, Analsex,
Normalsex.
„Ok, aber dann mit Getränken
für mich und meine Freundin. Die guckt auch zu, da stehst du doch so drauf.“
Boah, was der Spielhallen-Mann
doch für eine kranke Fantasie hat. Das liegt bestimmt an der Philippinin gestern.
Die mit dem genau richtig fetten Arsch. Die ist dir nicht gut bekommen, da
kommen dir wieder diese ganzen komischen Projektionen auf andere, unschuldige
und bestimmt glücklichere Bürger als du. Die hast du noch nicht verdaut, diese
Philippinin.
Hättest ein Gyros hinterherschieben
sollen. Vom Gyros-Mann.
„Nein, ich bezahle in bar…“