Im Fernsehen läuft ein
Bericht über spanische Strände und ich muss fast heulen, als der Strand von
Barcelona vorgestellt wird. Der schönste Strand Europas. Oder zumindest einer
der schönsten.
Aber danach gehen sie auch
noch nach Cádiz und ich werde von einer Sehnsucht ergriffen, die fast nicht
mehr zu ertragen ist.
Das letzte Mal war ich mit
Nadine in Cádiz. Ich habe immer noch die Fotos. Wo ich ihr den ganzen Tag
hinterhergelaufen bin, um das beste Foto von ihrem Ausschnitt zu machen. Sie
hatte damals so eine Kette mit einem roten Plastikchili dran. Die zwischen
ihren Brüsten hin und herbaumelte. Sie war so schön damals, so sexy in der
Sonne Andalusiens. Fünf Tage schien nur die Sonne und es war die ganze Zeit
nicht eine Wolke am Himmel zu sehen. Unglaublich! Ich hatte zwar einen Wolf und
wir hatten auch glaub ich Streit, aber trotzdem…
…wenn ich jetzt mit damals
vergleiche, verstehe ich im Leben nicht, wie ich so schnell in diese Scheiße
hineingeraten konnte. Unglaublich
Ich dacht immer unsere
Beziehung sei für immer, aber ich musst auf die schmerzlichste Weise erfahren,
dass nichts für immer ist
La
vida da vueltas, würde Nadine jetzt sagen, wenn sie hier
wäre. Ist sie aber nicht. Sie ist bestimmt mit ihrer Familie in der Rheinaue. Glücklich.
Keinen Gedanken an mich verschwendend.
Warum sind alle glücklich
außer ich?
La
vida da vueltas. Wortwörtlich übersetzt heißt das „Das Leben
dreht Runden.“ Und ich kann mich nur verwundert und eingeschüchtert und
depressiv fragen, wann ich wieder über Start und eine neue Runde beginne.
Genau in diesem Moment, gerade
jetzt, wo ich das aufschreibe, läuft im Radio Evanescence mit My Immortal. „Evanescence“ heißt auf
Deutsch „Vergänglichkeit“. Vielleicht bin ich ja deswegen so unglücklich, weil
ich immer alles zu wortwörtlich nehme. Das war es bestimmt, unter anderem.
Meine Unfähigkeit, das Leben leicht zu nehmen – und sei es auch nur für einen
Moment. Das macht jede Beziehung kaputt. Diese Leichtigkeit, die mir komplett
fehlt. Und diese Schwere, die sie nicht kann. Inkompatibel
und trotzdem
und sag nur ein Wort
aber sprich nur ein Wort, so
wird meine Seele gesund
aber sie spricht ja nicht
mal mehr mit mir
weil es ihr zu weh tut und
sie mich vergessen will?
Amen
***
manchmal stelle ich mir vor,
wie es wäre, wenn sie noch da wäre. Wenn ich nach Hause kommen würde und sie
noch da wäre, im Bett liegen würde, friedlich schlafend, ihr Körper warm, mein
Essen würde auf dem Herd stehen, von ihr zubereitet. Ich würde ins Wohnzimmer
gehen, in unserer alten Wohnung, mich vor den Fernseher setzen, die Tür zumachen,
damit mich keiner sieht, mir den Bauch vollstopfen und mir einen runterholen. Danach
würde ich wie immer ins Bett zurückgehen, auf meine Seite des Bettes und
irgendwann vor dem Fernseher einschlafen. Am nächsten Morgen kurz von hinten
mit ihr schlafen, bevor sie zur Arbeit geht.
Man vermisst die Dinge, die
man für selbstverständlich hält immer
erst, wenn sie weg sind.
Aber dann dafür umso
schmerzlicher