Freitag, 6. Mai 2016

Spanische Strände








Im Fernsehen läuft ein Bericht über spanische Strände und ich muss fast heulen, als der Strand von Barcelona vorgestellt wird. Der schönste Strand Europas. Oder zumindest einer der schönsten.

Aber danach gehen sie auch noch nach Cádiz und ich werde von einer Sehnsucht ergriffen, die fast nicht mehr zu ertragen ist.

Das letzte Mal war ich mit Nadine in Cádiz. Ich habe immer noch die Fotos. Wo ich ihr den ganzen Tag hinterhergelaufen bin, um das beste Foto von ihrem Ausschnitt zu machen. Sie hatte damals so eine Kette mit einem roten Plastikchili dran. Die zwischen ihren Brüsten hin und herbaumelte. Sie war so schön damals, so sexy in der Sonne Andalusiens. Fünf Tage schien nur die Sonne und es war die ganze Zeit nicht eine Wolke am Himmel zu sehen. Unglaublich! Ich hatte zwar einen Wolf und wir hatten auch glaub ich Streit, aber trotzdem…

…wenn ich jetzt mit damals vergleiche, verstehe ich im Leben nicht, wie ich so schnell in diese Scheiße hineingeraten konnte. Unglaublich


Ich dacht immer unsere Beziehung sei für immer, aber ich musst auf die schmerzlichste Weise erfahren, dass nichts für immer ist

La vida da vueltas, würde Nadine jetzt sagen, wenn sie hier wäre. Ist sie aber nicht. Sie ist bestimmt mit ihrer Familie in der Rheinaue. Glücklich. Keinen Gedanken an mich verschwendend.

Warum sind alle glücklich außer ich?

La vida da vueltas. Wortwörtlich übersetzt heißt das „Das Leben dreht Runden.“ Und ich kann mich nur verwundert und eingeschüchtert und depressiv fragen, wann ich wieder über Start und eine neue Runde beginne.

Genau in diesem Moment, gerade jetzt, wo ich das aufschreibe, läuft im Radio Evanescence mit My Immortal. „Evanescence“ heißt auf Deutsch „Vergänglichkeit“. Vielleicht bin ich ja deswegen so unglücklich, weil ich immer alles zu wortwörtlich nehme. Das war es bestimmt, unter anderem. Meine Unfähigkeit, das Leben leicht zu nehmen – und sei es auch nur für einen Moment. Das macht jede Beziehung kaputt. Diese Leichtigkeit, die mir komplett fehlt. Und diese Schwere, die sie nicht kann. Inkompatibel

und trotzdem

und sag nur ein Wort

aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund

aber sie spricht ja nicht mal mehr mit mir

weil es ihr zu weh tut und sie mich vergessen will?

Amen





 ***


manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn sie noch da wäre. Wenn ich nach Hause kommen würde und sie noch da wäre, im Bett liegen würde, friedlich schlafend, ihr Körper warm, mein Essen würde auf dem Herd stehen, von ihr zubereitet. Ich würde ins Wohnzimmer gehen, in unserer alten Wohnung, mich vor den Fernseher setzen, die Tür zumachen, damit mich keiner sieht, mir den Bauch vollstopfen und mir einen runterholen. Danach würde ich wie immer ins Bett zurückgehen, auf meine Seite des Bettes und irgendwann vor dem Fernseher einschlafen. Am nächsten Morgen kurz von hinten mit ihr schlafen, bevor sie zur Arbeit geht.

Man vermisst die Dinge, die man für selbstverständlich hält  immer erst, wenn sie weg sind.

Aber dann dafür umso schmerzlicher