„Gestern lief noch ein guter
Film. Gestern Abend…“, sagt er zu María, die im Bad ist. Er hört sich
mittlerweile schon an wie seine Mutter. Wie seine Mutter, die damals – und
heute noch immer nicht – nie einschlafen konnte, nachts. Die wie eine Leiche,
eine lebende Tote, eine alte Zombiene nachts stundenlang vor dem Fernseher lag
und…über das Leben nachdachte? Tat sie das wirklich oder war das nur seine
Einbildung? Egal. Auf jeden Fall antwortet María sogar ein bisschen interessiert
mit einem fragenden „Ja?“ aus dem Bad. Die Stimme aus dem Bad. Ja, der war echt
interessant…“ „Echt?“ sagt sie. „Ja, der hieß „Jung und Schön“ und handelte von
einer Siebzehnjährigen. Aus Frankreich.“ Mehr sage ich nicht. Mehr kann ich
nicht sagen. Ohne meine Anwältin.
Denn der Film handelt zwar
von einer Siebzehnjährigen aus Frankreich – soweit, so harmlos –, die aber dann
durch einen älteren Mann, der sie – wie passend – eines Tages auf dem Schulhof
anquatscht dazu verleitet, ihren Körper über das Internet an ebenso
zahlungskräftige und betagte Herren zu verkaufen. Bis eines Tages ihre Mutter
dahinterkommt, als der ursprüngliche Freier, den die Tochter mittlerweile regelmäßig
sieht, bei einem dieser Treffen unter ihr stirbt und sie ihn in Panik einfach
im Hotelzimmer zurücklässt. Krass. „Die ist durch“, würde María sagen. Das habe
ich gestern erst gelernt, das mit dem „Die ist durch!“. Man lernt nie aus. Auch
nicht abends vor dem Fernseher. Bei den Öffentlich-Rechtlichen. Beim
Lügenfernsehen…