immer öfter denke ich, denkt
er, dass es gut ist, dass sie weg ist. Nicht nur, weil sie dich ja eh nicht
geliebt hat. Sondern auch, weil sie eh nicht so toll war, als Frau. Sie war eh
nicht besonders schön, war hässlich. Und klein und alt, mit Falten im Gesicht.
Oft schämte ich mich richtig
für sie. Dass die Leute mich anguckten, weil ich mit so einer alten,
unattraktiven Frau durch die Straßen ging. Ich hab sie eh nicht verdient, wenn
ich mich andauernd für sie schämte. Ich bin kein guter Mensch.
Eigentlich schämte ich mich
immer. Dann hat man so eine gute Frau wie Nadine auch nicht verdient, wenn man
sich für sie schämt. Von Anfang an. Die fünf Jahre Altersunterschied merkte man
ganz schön bei uns. Zumindest am Anfang
Wenn sie meine Hand nahm
Was bin ich nur für ein
Arschloch. Du hast alles verdient, was mit dir geschieht, geschehen wird. Was
erwartest du denn
Es ist so schwer die Wahrheit
zu sagen. Die volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Ich wünsche dir, dass
du glücklich wirst, Nadine, mit jemand, der dich so liebt, wie du bist. Der
dich so lieben kann, wie du bist.
Was für ein armseliges
Arschloch ich doch bin.
Eigentlich
ist es ganz gut, dass es aus ist. Ihre abgeschlagenen Schneidezähne, ihr
einzelnes graues Schamhaar. Aber wer bist du, sie zu kritisieren (das kommt
auch noch). Aber sie hat dir auch so viel Leid zugefügt, im letzten Jahr.
Ihr
Körper, der trotz seiner Schlankheit langsam seine Formen verlor.
Dafür
habe ich einen richtigen Shitstorm verdient. Sie hast du nicht verdient. Aber
sie ist eh weg. Und das ist gut so, für sie und für dich. Dann kannst du ihr
nicht mehr weh tun und sie dir auch nicht mehr.
Aber
wenigstens hattest du eine Frau. Seit frühester Kindheit war ich von meinem
Vater und besonders meiner Mutter darauf trainiert worden, nicht zu viel zu
verlangen, vom Leben. Von der Frau. Ich war ja auch schüchtern, hatte Angst vor
Frauen. Frauen wie meiner Mutter.
Wenn
man das Leben sehen könnte, wie es wirklich ist, dann würde man schreiend
wegrennen. Oder verrückt werden. Oder beides. Sagt Zafón. Ohne Illusionen. Aber
sie hat sie dir ja genommen, deine Illusionen. Musste sie denn auch gehen?! Ihre
Schwester hatte Recht: Du warst nie der Richtige für sie. Und trotzdem hast du
sie geliebt, mit all ihren Fehlern. Und sie dich, obwohl sie gespürt haben
muss, dass du dich für sie schämst.
Was
sind wir nur für Menschen. Ohne Menschlichkeit
Da
wären wir eh nie rausgekommen, aus diesem Kreislauf, dieser downward spiral.
Ich
habe Angst vor dem, was ich schreibe. Ich habe Angst
Ehrlichkeit,
brutale Ehrlichkeit ist das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann. Du
bist nicht schutzlos, solang du so etwas sagen, schreiben kannst, bist du alles
andere als schutzlos
Eigentlich schämte ich mich
immer für sie. Vielleicht ist es so besser. Vielleicht finde ich jetzt, wo sie
weg ist, ja jemanden, der zu mir passt.
Wer weiß, ich bin ja noch
nicht tot.
Das liegt ja auch ein
bisschen an dir.
So ist das auch besser für
sie. Sie braucht keinen Partner, der sich für sie schämt. Sie braucht einen,
der sie so liebt, wie sie ist. Ich schäme mich für mich selbst. Aber ich habe
sie auch geliebt.
Ich weiß noch, gegen Ende
unserer Beziehung, beim oder nach dem Sex dachte ich, dass ihr Körper langsam
an Schönheit verliert, dass sie langsam alt wird
Das ist an sich schon das
Traurigste, was es gibt auf dieser Welt.
Fortsetzung
folgt…