Sonntag, 21. August 2022

Balatonfüred



Du sitzt todmüde auf der Arbeit, vor deinem Laptop. Es ist noch kein Kunde da. Zum Glück. Und plötzlich denkst du an Ungarn. An Anikó. Damals. Wie lange ist das jetzt her? Zu lange. Wie unschuldig du damals warst, wie jung. Wie jung du damals warst, wie unschuldig. Du googelst Havanna Utca. Ds war die Straße, in der sie wohnte. Damals, welches Jahr das auch immer war. Du denkst zurück. 1990 warst du mit deinen Eltern definitiv noch in Jugoslawien. Da war noch kein Krieg. Und Deutschland wurde Weltmeister. Das habt ihr damals in Jugoslawien geguckt. Als es das noch gab. Da, wo die immer Werbung während des Spiels eingeblendet haben, was es in Deutschland nie gegeben hätte. Danach war Krieg in Jugoslawien und ihr konntet nicht mehr da hinfahren. Das muss 91 gewesen sein. Oder 92. Ich weiß es nicht mehr. Das ist mittlerweile so lange her. So viele Jahre. All die Jahre, all die Beziehungen, all die Momente, all die Zeit, deine Tochter, deine Frau, deine Ex-Frau. Das war alles noch davor. So lange her. Deine Eltern fuhren mit dir nach Ungarn. Weil sie nicht mehr nach Jugoslawien konnten. Das war das Jahr, wo das Dream-Team zum ersten Mal gespielt hat. Ja, genau, das war’s. Jetzt weißt du’s. Und das kann man nachgucken. 1992! Das grße Dream-Team. Mit Michael Jordan, Magic Johnson, Larry Bird … Wahnsinn …

1992. Da trafst du sie. Im Urlaub. Im Urlaub am Balaton. Am Bodensee. Es war Sommer und dein Vater kriegte sich nicht mehr ein, weil eine junge Frau da mit Tange auf dem Fahrrad fuhr. Sagte so was wie: „Der kann man ja bis zum Essen hochgucken." Oder war das deine Mutter. Verächtlich. Gleichzeitig hörte er diese wunderschönen, wunderschön-melancholischen Lieder. Ich glaube, das waren die Bee Gees, aber ich weiß es nicht mehr.

Auf jeden Fall lernte ich am Strand am Balaton, am Bodensee Anikó kennen. Die kein Deutsch und auch kein Englisch konnte. Und ich natürlich auch kein Ungarisch. Wir verständigte uns wortwörtlich mit Händen und Füßen. Und plötzlich saß ich nicht mehr bei meinen Eltern auf der Matte, sondern neben ihr. Die hatte Glocken, war einen dunkle Schönheit. Dunkelbraun. Auf diesem einzigen Foto, das was weiß ich wo verschwunden ist. Alles ist verschwunden. So viel ist weg. Sie in diesem schwarzen Bikini, mit 15 Jahren. 15 Jahre, Wahnsinn! Wie jung wir damals waren. Sie war glaub ich genauso alt wie ich. 15 Jahre. Und mein Vater (Gott hab ihn selig!) machte, immer wenn er das Foto sah, einen Kommentar, dass DA EIN GANZES Heer durchpasste, zwischen den Abstand unserer beiden Matten am Strand des Balaton. Das hat mich immer ein bisschen geärgert, aber macht e mich gleichzeitig auch stolz. Denn ich saß neben ihr, neben Anikó, die in diesem schwarzen Bikini echt toll aussah. Typische Beuteschema. Ich weiß. Braun, nicht zu groß und südländisch.

Havanna Utca. Bocks, nur Blocks. Wie in der DDR. Plattenbauten, imma wigga. Da wohnte die? Ich war nie bei ihr zu Hause. Ihre Freundin war blond und konnte ein bisschen Englisch. Über sie haben wir uns rudimentär verständigt. Die Sonne schien auf uns herab, es war heiß, wir waren heiß. Ich schrieb ihr einen Brief. Sie schrieb sogar zurück. 15 Jahre Schrieb, dass sie nie gedacht hätte, dass ich all diese Gefühle hatte.

Dieser Laubengang am Ufer. Da trafen wir uns nachmittags. Alleine. Gingen spazieren. Ich gab ihr meine Hand. Gab ich ihr meine Hand? Oder war das irgendjemand anderes? Später. Ich weiß das noch genau. Wir setzten uns auf eine dieser Bänke am Ufer, durch die Bäume vom Rest der Welt abgeschirmt. Nebeneinander. Und ich küsste sie. Auf den Mund. Zuerst auf den Flaum auf ihrer Wange und dann auf den Mund. Oder war das Inga, die ich zuerst auf den Flaum geküsst hatte? Das war eine schlabbrige Angelegenheit. Und sie erwiderte den Kuss auch nicht so richtig. Vielleicht hatte sie nicht damit gerechnet. Mein erster Kuss. Vielleicht wusste sie ja auch nicht, wie sie reagieren sollte. Vielleicht war es ja auch ihr erster Kuss. Auf jeden Fall funktionierte das nicht so richtig. Aber wo hätte das auch hinführen sollen? Das war glaub ich ihr letzter Tag am Bodensee. Und das machte mir überhaupt keine Sorgen. Ich dachte an nichts. Nicht viel machte mir Sorgen. Ich lebte sowieso wie hinter einem Schleier, damals. Wie jung wir waren. Ach, Anikó, was wohl aus dir geworden ist? Ob du immer noch in Budapest lebst. Wie du wohl jetzt lebst.

Es war ein komisches Gefühl, dieser erste Kuss. So als hätte ich mehr machen können. Aber was schon? Sie da verführen, in dem Laubengang am Ufer des Balatons?

 

 

Eigentlich könnte ich ja jetzt aufhören, ich könnte es ja jetzt lassen, weil solche Momente, Momente solcher Unschuld wie unser Kuss, kommen nie wieder … und selbst wenn ich sie finde, wir sind nicht mehr die Gleichen, wir werden nie wieder zurückkehren können, die Vergangenheit ist ein schwarzer Spiegel.

Sonntag, 10. Oktober 2021

Tochter


"There are many things I would like
to say to you, but I don't know how..."

Oasis - Wonderwall


“There is only one thing children find harder to hold back than tears, and that is joy.”

Karl Ove Knausgard - A Time for Everything


"He felt a sense of loss, as though she had become a person he would no longer recognise ..."

Chimamanda Ngozi Adichie - Americanah





Deine Tochter hatte mit allem Recht, denkst du, als du am Sonntag Richtung Villiprott läufst und Tony Robbins hörst. Mit dem Tee, den Beeren, dem roten Fleisch, den Cheat Days und Nights, haha...den Purge Nights, in denen alles erlaubt ist...auch Bohnen, Knoblauch und Dosenfisch auf Ciabatta-Brot nachts um halb drei...

Also, warum kannst du dich dann nicht mit ihr versöhnen, deinen Frieden mit ihr machen? Vielleicht genau deswegen, weil es einen Zacken aus deiner Krone brechen würde. Weil du deine Prinzipien hast. Oder weil du jetzt deine Prinzipien hast.

Natürlich könnte ich sie kontaktieren. Habe sie ja immer noch in meinen WhatsApp-Kontakten. Aber ich tue es nicht. Aus einer Mischung aus Trotz und Angst, Angst und Trotz ...

Mit allem hatte sie Recht, außer mit den Sachen, die sie nicht wissen konnte, nicht wissen sollte. Obwohl, laut Tony Robbins gibt es diese Sachen gar nicht. Oder besser gesagt ...


Und nun habe ich es doch getan: Ich habe geschrieben.

Hi, ich hoffe, es geht dir gut...




Sie hat das Buch dabei ...


OOO

Ich verstehe sie ja. Ich weiß ja, wie sie sich fühlt. Ich weiß, dass die Leute Arschlöcher sind. Meint sie, zu mir wären die nicht so gewesen, dass ich nicht in Deutschland aufgewachsen wäre. Ich weiß auch, dass dieses Leben ein Arschloch ist, dass dich langsam fickt, jeden Tag ein bisschen mehr. Aber was willst du machen?! Da mähste nix. Sie ist genau wie du. Du warst auch anständig, ruhig, hast nur geguckt, mit deinen großen Augen. Und nichts gemacht, weil du dachtest, dass man das nicht macht. Ich glaube, keiner versteht sie so wie du. Genau wie sie warst du. Ruhig, hast alles in dich reingefressen, was dir diese Welt vor die Füße geworfen hat, wie Dreck.du kannst – genau wie sie – bis heute nicht verstehen, wie manche Menschen so sein können, so frech, so respektlos, so unanständig, so arschlöchrig. Richtige Wichser. Richtige Wichser eben. Aber so ist diese Welt eben. Es gibt keine zweite. Wir haben keinen zweiten Planeten. Du hast dich auch dein ganzes Leben mit Arschlöchern rumgeschlagen. Präpotente Arschlöcher, die dachten, dass die Welt ihnen gehört. Aber egal, was willst machen. Jeder geht halt mit dieser Situation anders um.

Und sie wird das auch einsehen, wird das auch schaffen, insoweit man das schaffen kann, insoweit man dieses Leben überhaupt bewältigen kann. Sie ist jetzt schon weiter als du damals, Viel weiter. Du warst so richtig caído del nido, in ihrem Alter. Du kannst stolz auf sie sein. Bist du auch. Bin ich auch! Und wie ...

wie du ...


Sie hat so viel schon erreicht: ihre Ausbildung geschafft, Abitur gemacht, einen Halbmarathon absolviert, sie war ein Jahr alleine in Australien ...

Wahnsinn!

Und selbst wenn sie dies alles nicht gemacht hätte, wäre sie immer deine Tochter, deine einzige Tochter. Blut ist eben dicker als Wasser ..

Sie wird auch lernen, den Arschlöchern Feuer zu geben, wenn sie zu arschlöchrig werden. so wie du das gelernt hast. Das man selbst ein Arschloch sein muss in dieser Welt. Manchmal. Das ist halt ein Prozess. Aber sie ist weiter als du, also wird sie ihn schneller durchlaufen ...

Sie ist jünger, fitter und sieht besser aus als du. Das ist wie in dieser spanischen Serie, die du guckst. Wo der Vater zu dem Sohn sagt, dass er ihn beneidet, dass er neidisch auf ihn ist. Weil er mehr .Möglichkeiten hat und jünger ist.


OOO


Irgendwo da draußen läuft meine Tochter, denke ich als ich mit der U-Bahn durch Bonn fahre. Lebt ihr Leben, ihren Alltag, parallel zu meinem, ohne dass sich unsere Leben jemals überschneiden würden, ohne dass sie sich kreuzen, außer in diesen mageren, kurzen WhatsApp-Nachrichten, die die einzigen Fäden sind, oder zu sein scheinen, die mich noch mit ihr verbinden.

Ist das eigentlich immer so, zwischen Vätern und Töchtern? Ist das innige Verhältnis, was man so oft im Fernsehen sieht, nur eine Verfälschung der Realität, die die männlichen Zuschauer darüber hinwegtäuschen soll, dass die Realität mehr so ist, wie das hier.

Wie es auch bei dir war. Aber du bist wenigstens bei deinen Eltern vorbeigegangen ...
... jedes halbe Jahr, wenn es hoch kam, und immer mit einem mehr oder weniger mulmigen, sogar wütenden Gefühl in der Magengrube.

Wahrscheinlich denkt sie genau wie du damals ... und genau deswegen versteht ihr auch nicht so gut, wie sie sich mit ihrer Mutter versteht. Aber vielleicht versteht sie sich ja im Alltag auch gar nicht so gut mit ihrer Mutter, wie du denkst. Ist auch oft von ihr genervt, schimpft mit ihr ...


Genau wie du, kann sie, will sie nicht verzeihen ...
 
Fortsetzug folgt...









Mittwoch, 17. Februar 2021

Eis am Stiel

 

for me dad

and for me, of course

R.I.P.

For the heart, life is simple: it beats for as long as it can. 

Then it stops.

Knausgard



Eis am Stiel 

 

Im Fernsehen läuft Eis am Stiel 2. Das heißt, eigentlich auf dem Laptop auf der Arbeit, aber das hält ihn ja nicht davon ab, das zu gucken. Ich wollte auch so sein, denkt er...die erste Liebe...der Dicke, der immer Prügel kriegt...der romantische Dünne, wie der wollte ich sein...mich verlieben, in eine schöne Frau, etwas erleben...wie diese Tammy, eine vernünftige, schöne Frau...das ist so lange her; als der Film rauskam, war ich gerade geboren...das ist ein Kultfilm, ein Kultfilm in der Tat...dieser Benny...auf Partys gehen...die einzige Party, auf die mich mein Vater gefahren hatte, mein Vater, der jetzt tot ist, tot...den Blues tanzen, ganz eng, die wollten alle damals den Blues tanzen...Freunde haben...ein schüchternes Mädchen...meine Eltern hatten das alles auf Video...wo bin ich gelandet, mit all diesen Träumen von damals...das mit dem Hausflur hatte ich später auch, aber nur mit einer Frau, in der Altstadt...Steiner - Das Eiserne Kreuz hatte mein Vater auch...hatte sein Leben einen Sinn und Zweck? Hat er was davon gehabt? Hat irgendein Leben einen Sinn und Zweck - außer natürlich sich fortzupflanzen, diesen sinnlosen Tanz fortzusetzen, die Art zu erhalten...Bowle trinken, wie auf dieser Kirchenfahrt...mit dieser Frau; die war ein paar Jahre älter als ich und hatte einen Freund...einen gut aussehenden, jungen, sportlichen. Aber ich war damals auch dünn, vielleicht nicht sportlicher, aber dafür jünger. Vielleicht auch besser aussehend, wer weiß das schon? Welche Zeiten waren das in Eis am Stiel? Unbeschwerte Zeiten...all das Leben...jeder hat das irgendwann, und es geht verloren...at one time, you've got it, then you lose it, and then it's gone forever...never to return...like your dad...wo er jetzt wohl ist? Es ist egal, was wir tun, wirklich egal, es macht wirklich keinen Unterschied, one way or the other...denen passieren all diese Abenteuer, aber es passiert ihnen nichts, es passiert nichts...nichts außer ein bisschen Herzschmerz...das spielt in den Fünzigern, jetzt sehe ich es, nach dem Zweiten Weltkrieg, nach dem Zweiten Weltkrieg in Israel...wie die sich küssen, so unschuldig...junge Liebe, unschuldig, unschuldig und rein, ja, vielleicht nicht rein, aber unschuldig...ernst, ohne Spielchen, das erste Mal... Nicht wie später...wie die Karnickel...lo hacíamos cada rato, como los conejos...der Sex wird weniger ernst und irgendwann wird er vom Leben abgelöst, in seiner Ernsthaftigkeit überholt...diese einsetzende Melancholie, die mit dem Sex kommt, der pequeño mort, der kleine Tod des Orgasmus...tell Laura I love her...tell **** I loved her, and ******* too, and *****, and...my love for her will never die...and ****** of course too...dieser Rock 'n' Roll, sie liebte das, wenn es lief, ging voll darin auf...vergaß alles, sogar mich, haha...und dann der Selbstmordversuch...ach ne, die begeht gar keinen Selbstmord, das war ein anderer Film...und am Ende kommen sie zusammen und der Abspann läuft...Tammy und Benny...und noch eine Folge Eis am Stiel, dabei bin ich schon fast überdrüssig...schon fast gesättigt...hat eh alles keinen Sinn. Trotzdem gucke ich weiter, bis zum bitteren Ende...wieder fahren sie Boot, diesmal mit einer anderen, die frecher ist als die erste...aber auch nicht bumsen will...Benny hat aber auch Pech...die Szene mit dem Penis im Popcorn...



Im Traum liegt mein Vater da und ich will heulen, sage, glaube ich, "Atme, atme", will ihm helfen, er ist doch noch so jung, hat doch nichts von seiner sauer verdienten Rente gehabt. Ich sehe sein Gesicht vor mir, das meinem eigenen so ähnlich sieht, immer ähnlicher wird         und kann nix machen. Nix. Nada. Nada. Ein Satz mit x. Das sagte er immer. Ich will, dass er atmet. Das gönne ich keinem...atme, du Arschloch   aber er liegt einfach nur da...

wie er da liegt. Wie im Krankenhaus     du konntest ihn nicht anfassen, nicht berühren  hast es nicht fertiggebracht  konntest oder wolltest nicht ...



 

Was hat er damals gedacht? Als er all diese traurigen Lieder gehört hat, immer und immer wieder. Verstanden hat er sie nicht. Zumindest nicht so wie ich. Hat er an eine andere gedacht, während er mit meiner Mutter unterwegs war, im Urlaub war? War er wirklich mit dieser Gaby zusammen, die meine Mutter ihm ständig vorhielt? Sehnte er sich nach ihr, während er mit uns durch Ungarn, durch Jugoslawien fuhr? Spürte er die Vergänglichkeit? Wie konnte er sie nicht spüren, bei diesen Liedern?! Spürte er den Sinn dieser Balladen, obwohl  er sie nicht verstand? Spürte er, wie das Leben durch seine Finger rann? Vielleicht mehr sogar als wenn er den so wie ich Text verstanden hätte? Wusste er, dass er sterben würde, dass er irgendwann sterben würde, einfach so umkippen würde, in der gleichen Straße, in der er so viel gearbeitet hatte, in der er so oft gewesen war, zu der er mich manchmal mitgenommen hatte. Zu Schmitz, dem Taxiunternehmer. Mit den zwei  rothaarigen Töchtern. Den Füsschen, wie er immer sagte. Mit denen er mich verkuppeln wollte. Gefallen die dir nicht, die sind eine gute Partie. Spürte er, dass er dort dreißig Jahre später einfach so sang und klanglos umkippen würde, nach seinem Spaziergang mit dem Chihuahua, den ihm seine Tochter dagelassen hatte, als sie nach Amerika gegangen war. Für immer …

 

Ich habe ja gebetet und gebetet, sogar eine Kerze für ihn angezündet, in der Kirche in Meckenheim, aber es ging nicht. Er wollte nicht mehr zurückkommen. Ist nicht mehr zurückgekommen. Von da, wo er hingegangen war, wo auch immer das war. Das was hier lag, war nur noch sein Körper, seine Hülle, seine fleischliche Hülle, die er hinter sich gelassen hatte. Für immer.

Und ich stand da, und dachte was? Dass ich noch immer ein bisschen Schnupfen hatte und eigentlich nicht hier sein sollte. Dass ich ih nicht anfassen, nicht wie meine Mutter am Arm streicheln konnte.

"Pack ihn doch mal an, mach schon", 

...

"Du kannst ihn anfassen ..." 

Aber ich konnte nicht, konnte es nicht, war irgendeine Sperre, irgendeine Blockade, die mich davon abhielt. dieer oder ich selbst Jahre zuvor aufgebaut hatte. Zum Schutz, wie immer. Schutz vor Enttäuschung, Schmerz, Leiden, ungewollten Gefühlen. Was natürlich nur menschlich war, nur ein Teil des Lebens, unserer Existenz auf diesem kalten, harten Planeten. womit wir beide aber nicht umgehen konnten. Wahrscheinlich, weil wir beide es nie gelernt hatten, er nicht von seinem Vater und ich nicht von meinem. Meine Tochter nicht von mir. Und so setzt sich die Reihe fort, in dieser endlosen Abfolge unser endlichen Leben. Einem Zyklus ähnlich dem von Ray Dalio ...


...wird fortgesetzt, auch über den Tod hinaus...

 

 


 

Mittwoch, 18. März 2020

Traumdeutung - die Villa

 






Ich war schon mal in diesem Haus, in dieser alten Villa. Eigentlich ist die luxuriös eingerichtet, altmodisch luxuriös, mit diesen alten Möbeln, aber dann sehe ich, dass da überall ein Kuckuck drauf ist. Überall: auf Sofas, Lampen, Tischen...

...sie ist oben. Nadine. Sie ist wieder da, aber oben. Und ich bin in einer Art Schacht, eine Art heruntergekommene Treppe, die nach oben führt. Zu ihr. Denn da will ich hin. Aber da will ich hin. Aber als ich versuche, in dem Schacht nach oben klettere, lösen sich diese Steigeisen, die nach oben führen, aus dem Sand, in dem sie befestigt zu sein scheinen und ich halte sie in der Hand. So dass ich am Ende aufgeben muss...


Freitag, 9. August 2019

Das andere Deutschland










Das andere Deutschland


"Die Gegenwiklichkeit darzustellen..." Sagen die im Literarischen Quartett, das er auf dem Laptop im Bett liegend guckt. Ok, kann ich:  

Im Wohnzimmer, das keins ist, weil die Wohnung eine Art Loft für Arme ist, steht der Korb mit der dreckigen Wäsche. Mitten im Raum. Vor dem Fenster. Aber das macht nichts. Denn die Jalousien sind unten. Immer.Außer zum Lüften. Dabei muss er sich eigentlich gar nicht schämen, besonders nicht für seine polnischen Nachbarn, die in dieser schönen, sauber eingerichteten Wohnung im Vorderhaus wohnen und für die...letzte Woche die Kripo da war. Kein Witz! Schreibe ich, als würde ich Witze machen?! Die haben morgens geklingelt, er saß auf dem Klo, das heißt, eigentlich (ich liebe dieses Wort, ein ganzes Leben im Eigentlich) hat er sich erst auf Klo gesetzt, nachdem es geklingelt hatte. Um nicht aufmachen zu müssen. Um so zu tun als ob. So tun zu können als ob. Aber die haben nicht locker gelassen. Da wusste er noch gar nicht, dass das die Polizei war. Lief halbnackt durch die Wohnung. So kann ich doch nicht aufmachen, ist bestimmt nur der Postbote. Der Briefträger, oder wie die heute heißen. Aber die ließen nicht locker. Also zog er sich das England-Trikot über und die schwarze Penny-Trainingshose an, die damals sage und schreibe 2 Euro noch was gekostet hatte, und drückte den Türknopf...

Das ist schon komisch: Beim Literarischen Quartett muss er immer an das andere Deutschland denken. Und heute läuft es schon wieder. Nein, nicht das andere Deutschland. Das läuft jeden Tag. Das läuft immer weiter. Dat lööft und lööft und lööft, un hürt jar nitt mi upp. Nein, das Literarische Quartett läuft wieder. Und er findet das eigentlich ganz toll. Eigentlich ist das voll okay. Sogar inspirierend. Dort hat er Knausgard entdeckt. Und 3600 Seiten später wusste er, dass die sogar Recht hatten. Aber irgendwie fehlt, gefällt ihm trotzdem irgendwas nicht am Literarischen Quartett. Nämlich das Menschen wie er sich dort nicht repräsentiert finden. "Menschen wie er". Wie das klingt. So als wär er...

To be continued...














Donnerstag, 14. März 2019

Anziehungskraft - Atracción Fatal


"Con una mujer sólo se pueden hacer tres cosas: amarla, sufrirla o convertirla en literatura


Henry Miller



"Pensando, reflexionando, aprendiendo 
lentamente: Si sólo me fijo en los 
problemas de la otra persona, en
sus defectos, pierdo ese "spass" 
alemán tan existencial, esencial y 
me deprivo de lo que realmente 
quiero en esta vida:
diversión, sexo y amor..."





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Und so fuhr er zum Flughafen, um sie abzuholen. Sie erkannte ihn direkt, lächelte, als sie ihn sah. Ein bisschen schüchtern, ein bisschen verschmitzt. Doch anstatt sie zu umarmen, wie er es ihr tausendmal auf Twitter geschrieben hatte, küsste er sie. Eigentlich sollte es ja nur einer dieser Küsse auf die Wange werden, auf beide Wangen, wie man das in manchen Ländern so macht, aber irgendwie verrutschte er, oder sie, und seine Lippen landeten auf ihren. Am Anfang küssten sie sich nur zaghaft, so als müssten sie erstmal ein Gefühl für den anderen, für die Lippen des anderen finden, doch dann wurde es einer dieser leidenschaftlichen Küsse, von denen sie immer geredet hat, sie immer nur geredet haben...

Doch wie war es dazu gekommen? Das hatte alles letztes Jahr angefangen. Auf Twitter. Mit einem bösen Kommentar von ihm. Irgendwas mit Freud, und dass das Scheiße wäre, was sie schreibt. Dass sie nie mit einem Deutschen diskutieren soll. Aber diesen Tweet habe ich nicht mehr. Ich habe danach gesucht, ihn aber nicht gefunden.


Sonntag, 27. Mai 2018

Letzter Post












Das sollte sein letzter Post werden. Er hatte beschlossen, dass dies sein letzter Post werden sollte. Nachts, nach der Arbeit, auf dem langen Weg nach Meckenheim, auf dem er zuerst fast eingeschlafen wäre und dann ganz laut Lana del Rey gehört hatte. Immer wieder. Immer wieder die gleichen Lieder. Zuerst "Love", dann "Ride", die 10-Minuten-Version mit dem langen Intro, wo Lana über ihr Leben und ihre Erinnerungen redet, und dann, zum krönenden Abschluss "Young & Beautiful", das Gatsby-Lied, das ihn immer noch fast zum Weinen brachte... (Fortsetzung folgt, selbst wenn es der letzte Post sein sollte)



PS: Auf "Wie alles begann: Die Geschichte einer Ehe..." und Kindheit und Jugend: 1977-1996 geht es nach wie vor weiter (im Tempo von ein bis zwei neuen Sätzen pro Tag). Nur eben nicht in der Gegenwart. Da ist alles geschrieben, alles gesagt...zumindest bis auf weiteres...

Donnerstag, 29. März 2018

Buena muerte









…das war dieses Jahr, wo wir gegenüber von diesem Fitnessstudio gewohnt haben. Wo die mitten in der Nacht immer den Müll abgeholt haben, was Nadine unglaublich störte und was ich lustig fand. Wie oft habe ich damals mit ihr geschlafen?! Ohne es zu schätzen zu wissen. Heute schläfst du mit niemandem mehr. Und deine Eier tun weh. Und damals dachtest du, das würde ewig dauern, das würde nie enden, mit euch. Was ließ dich das denken? Weil sie die Erste war?

Geburtstag. Heute ist ihr Geburtstag. Und ich habe es nicht gemerkt. Habe es noch nicht mal gemerkt. Ich habe ihren Geburtstag vergessen. Wie peinlich ist das denn?! Ist das jetzt gut oder schlecht, dass du ihren Geburtstag vergessen hast? Heute am Gründonnerstag hat sie Geburtstag und du guckst dir das Hotel in Barcelona an, wo ihr vor Jahren, Jahrzehnten wart und merkst es noch nicht mal. Findest es sogar. Wie letztens das Restaurant in Sevilla. Wo ihr wart, abends, in der lauen andalusischen Nacht.

Warum dachtest du, es würde ewig halten?

Das ist mir gar nicht aufgefallen… Heute ist ihr Geburtstag! Und du guckst die Osterprozessionen in Málaga (da wart ihr auch…) und merkst nichts…

…la congregación de la buena muerte…

…ob sie auch an dich denkt…

Hostal Apolo

du wusstest sie nicht zu schätzen, ihre Präsenz in deinem Leben, hast sie als selbstverständlich angesehen und zu spät gemerkt, dass sie es nicht war

de la buena muerte

Deswegen ist María zweimal weg. Jetzt verstehst du das auch, jetzt verstehst du das erst.

Soll sie doch…

ob sie auch an dich denkt, nur einen Augenblick lang, einen Geistesblitz lang













Sonntag, 11. Februar 2018

Weiberfastnacht













An Weiberfastnacht muss ich an sie denken. Ich will nicht, aber ich muss. Bestimmt, weil heute Weiberfastnacht ist und ich noch immer, fast drei Jahre nach ihrem Weggang, Eifersuchtsanfälle kriege. Und ich dachte, ich hätte das überwunden. So kann man sich täuschen! Was sie jetzt wohl macht? Ob sie auch an mich denkt? Und ich deswegen gerade an sie denke? Bestimmt… Wahrscheinlich ist sie tanzen. Mit irgendwelchen Freundinnen. Oder ihrem Neuen. Ihrem Neuen und irgendwelchen Freundinnen. Bestimmt versteht der sich besser mit denen als ich damals. Bestimmt mögen den alle. Sogar ihre Familie. Ihre Schwestern. Ihr Schwager.

Das bringt doch nichts, jetzt noch daran zu denken, sich jetzt noch da reinzusteigern. Wie hat das dein Vater immer gesagt? „Du steigerst dich immer viel zu sehr in alles rein!“ Oder so ähnlich. Heute würde man sagen: „Du eskalierst immer gleich direkt!“ „Komm mal runter!“ Wie hat er das am Telefon gesagt, als du ihn angerufen hast, damals, als du rausgefunden hattest, wo sie wohnt, dass sie in einer WG wohnt, mit wildfremden Leuten, mit deiner Tochter, eurer Tochter: „Das ist ja nicht mehr normal!“ Er hat immer für dich bestimmt, was normal ist und was nicht normal ist. Danke, Papa! Dabei war sein Lieblingsspruch immer: „Was ist schon pervers?! Pervers ist das, was von der Norm abweicht… Aber keiner kann die Norm bestimmen… Das fand er wohl schlau und du – das musst du leider zugeben – damals auch.

Und genau deswegen hast du seinen Anruf gestern auch nicht angenommen, hast selbst als du ihn aus Versehen angerufen hast und er schon „Hallo“ sagte, nichts gesagt. Aufgelegt. Du kannst das nicht mehr, du willst das nicht mehr. Nicht nach allem, was passiert ist. Irgendwann ist es zu spät, irgendwann ist zu viel passiert. Dann will man nicht mehr. Dann kann man nicht mehr. Es kommt dieser Punkt, wo es kein Zurück mehr gibt. Hatte sie ihn auch, diesen Punkt? Bestimmt.

Du weißt auf jeden Fall nicht, was das ist heute. Auf jeden Fall bist du schwarz vor Eifersucht. Es läuft aber auch nichts im Fernsehen. Und auf spanisches Fernsehen hast du auch keinen Bock mehr. Geschweige denn auf englisches… Und dann machst du auch noch diesen Fehler, diesen Kardinalfehler. Obwohl du weißt, dass dich das nicht weiter bringt, keinen Schritt weiter bringt. Vielleicht bin ich ja wirklich ein bisschen bekloppt, ein bisschen nicht mehr „normal“, ein bisschen besessen, ein bisschen krank, psychisch krank, was weiß ich. Aber wer kann schon bestimmen, was psychisch krank ist? Auf jeden Fall kannst du heute nicht anders, kannst einfach nicht anders. Scrollst in deinen SMS ganz nach unten. Wo du vor Tagen diese alten SMS entdeckt hast. Keine Ahnung, wieso die überhaupt noch da drauf sind. Eigentlich hast du ja ein neues Handy. Und eigentlich dachtest du, dass du auch eine neue Speicherkarte hattest. Aber dann hast du ganz am Ende deiner SMS durch Zufall diese beiden SMS entdeckt. Dachtest schon, du hättest ihre Nummer gar nicht mehr. Zur Sicherheit. Damit du sie wirklich nicht mehr, nie wieder, in irgendeinem schwachen Moment anrufst. Aber da waren sie, diese beiden SMS. Die dich jetzt so unheimlich wütend machen. So dass du deine Faust gegen die Wand schlagen könntest. Oder deinen Kopf. Wenn du könntest. Dass du am liebsten…

Lass es!

Beide sind auf Spanisch, aber ich werde sie hier direkt übersetzen:

Bitte mach es ihr nicht noch schwerer, du musst sie verstehen, für sie ist diese Situation hart, wenn du irgendwas hast, rede erst mit mir darüber.

Und das macht dich noch wütender. Weil sie nie mit dir geredet hat. Nicht ein Wort in fast zwei Jahren. Nicht über eure Tochter, über nichts. Kein einziges Wort. Und dann schreibt sie so was! Was für eine Verarschung. Vielleicht hat sie das ja auch nur für ihren Anwalt gemacht. Damit ich nicht behaupten kann, dass sie noch nicht mal bereit war, über die Angelegenheiten ihrer Tochter, unserer Tochter mit mir zu reden, nicht ein Wort. Nicht ein verficktes Wort. Was für eine Lügnerin sie doch ist, war! Und du hast das nie gemerkt, vorher. Warst geblendet. Von was? Von ihrem Arsch? Von ihrer Muschi. Aber vielleicht warst du auch zu wütend, vielleicht bist du auch zu wütend, um mit dir „vernünftig“ zu reden, reden zu können. Vielleicht bist du es ja selbst schuld. Vielleicht ist das ja so wie deine Chefin das letztens gesagt hat: Dass das immer so ist. Dass Paare die nach der Trennung/Scheidung noch „vernünftig“ nicht die Regel sind – wie du immer denkst –, sondern die Ausnahme. Sie hat da bestimmt mehr Erfahrung als du. Obwohl sie ja noch mit ihrem Mann zusammen ist. Vielleicht hast du dir da ja auch ein Idealbild aufgebaut. Wie in so vielen anderen Dingen…

Aber vielleicht ist es ja auch gut. Dass du so wütend auf sie bist. Denn so kannst du abschließen, kannst endlich diese ganze Scheiße abschließen…
                                                                                              
Während du noch hier bist, in der Nähe von Bonn, in ihrer Nähe…in NRW…in Deutschland…in Europa…auf dieser Erde…

Viel Glück!

Vielleicht siehst du so endlich, was für ein Arschloch sie war. Wut ist eine wichtige Voraussetzung, um abzuschließen. Aber noch fast drei Jahre danach?! Ist diese Wut wirklich noch „gut“? Ist die Wut dann wirklich noch gut?

Du bist echt bekloppt, besessen, krank, gestört, psychisch gestört…

Aber auch wütend, so wütend, noch immer. Weil du es ihr nie heimgezahlt hast. Aber wie auch. Aus so was entstehen Familientragödien. Die sie immer so mochte, wenn sie von ihnen im Fernsehen hörte. Oder vor ihnen Angst hatte? sie gefürchtet hat? Nicht ohne Grund wahrscheinlich… aber du stellst dir immer noch vor, dass es für sie so viel einfacher war als für dich. So viel einfacher ist. War es bestimmt nicht, in echt. Oder doch?!

Du musst abschließen damit, du musst endlich mit diesem ganzen Scheiß abschließen

Aber wie?

In der zweiten SMS steht: Und für die Klassenfahrt die Hälfte.

Hat sie nie bekommen. So sowieso nicht.






Donnerstag, 8. Februar 2018

Herzlichen Glückwunsch!













 
An meinem Geburtstag, einem kalten Tag im Februar, werde ich von meiner Tochter geweckt, die sich in der Küche Buttergemüse von Aldi für die Schule macht. Und einen Bagel, im Ofen. Meine Tochter, die irgendwas sagt, nuschelt, das ich nicht richtig verstehe.

Montag, 5. Februar 2018

Du Pilzkopf, du!














Ich stehe nach dem Duschen vor dem Spiegel und denke: Deine Haare sind auch wieder ziemlich lang. Ist das wirklich schon so lange her, dass ich das letzte Mal beim Friseur war?! Aber egal: Das ist noch okay, das ist noch nicht zu lang. Wenn es zu lang wird, gehe ich schon wieder zum Friseur, keine Angst. Außerdem sieht es so gar nicht mal so schlecht aus, mit den kleinen Wellungen hinterm Ohr, fast schon jugendlich. Was bei einem mittelaltrigen Mann eben so als jugendlich durchgeht (scheiße, ich bin nicht mehr jung, als jung kann ich mich nicht mehr wirklich bezeichnen!). Friseure sind sowieso so eine Art rotes Tuch für mich. Ich bin noch nie gerne zum Friseur gegangen. Für mich grenzte das immer an Körperverletzung. Das fing schon damals an, in Kessenich, als ich zu diesem Salon auf der Ecke gegangen bin und eine Vanilla-Ice-Frisur haben wollte (ja, ich weiß…aber ich war Rap-Fan), die mir aber einen Skinhead verpasst haben. Wo mich dann, am nächsten Tag in der Schule, mein Französisch-Lehrer (der den Krieg bestimmt noch miterlebt hatte) fragte, warum ich denn so eine kurze, radikale Frisur hätte. Radikal sagte er nicht, denn seinem Ausdruck entnahm ich, dass er das durchaus positiv sah, mit meiner Frisur. Obwohl es mir tierisch peinlich war. Und auch die Rap-Tante (die sitzengeblieben war und jetzt unsere Klasse terrorisierte und die beste Freundin meiner Angebeteten aus Peru war – nochmal ja ich weiß…) fand meine (fehlenden) Haare „geil“. Wenn ich so darüber nachdenke, war das das einzige Mal, wo ich Ana (so hieß die Peruanerin, die voll in mein Beuteschema passte) näher als in diesen endlosen Augenblicken, die ich mit ihr austauschte (ich weiß gar nicht mehr, wie ich in der Mittelstufe überhaupt was mitbekam, bei all den Blicken in ihre Richtung, in ihre Augen und vielleicht auch in ihr junges Herz). Aber wo waren wir…

Donnerstag, 1. Februar 2018

In guten wie in schlechten Zeiten





"Den späten Zustand der Zivilisation charakterisiere:
  • das Greisenhafte statt des Jugendlichen, Geschichtslosigkeit,
  • Künstlichkeit und Erstarrung aller Lebensbereiche,
  • Herrschaft der anorganischen Weltstadt anstelle des lebensvollen bäuerlich geprägten Landes,
  • kühler Tatsachensinn anstelle der Ehrfurcht vor dem Überlieferten,
  • Materialismus und Irreligiosität,
  • anarchische Sinnlichkeit, panem et circenses, Unterhaltungsindustrien,
  • Zusammenbruch der Moral und Tod der Kunst,
  • Zivilisationskriege und Vernichtungskämpfe,
  • Imperialismus und die Heraufkunft formloser Gewalten."
(Quelle: Der Untergang des Abendlandes – Wikipedia-Eintrag)








Im Morgenmagazin läuft ein Bericht über Pflegekräfte in Deutschland.

Den Alltag bewältigt seine 75-jährige Frau alleinI

„Wir haben das gemacht, mit guten und schlechten Zeiten und es bleibt dabei. Wenn ich mal nicht gar nicht mehr kann, dann ist das was anderes, dann muss man das sehen, aber solange ich noch kann…“, sagt die selbst fast blinde alten Dame, die ihren lungenkrebskranken Mann pflegt, der beide Beine verloren hat…

Mittwoch, 31. Januar 2018

Paranoia















Er wusste nicht, wer oder was es war, aber es war komisch. Das wusste er. Kaum war er in die Hauptstraße eingebogen, da sah er es. Die Scheinwerfer, die ihn anzustarren schienen, die direkt auf ihn gerichtet zu sein schienen, obwohl das Auto auf der anderen Straßenseite stand und nicht auf seiner. Was hätte er gemacht, wenn es auf seiner Seite gestanden hätte? Er wusste es nicht, aber dass es komisch war, das wusste er. Und kaum war er näher gekommen, da fuhr das Auto auch schon los. Setzte sich in Bewegung, in seine Richtung. Trotzdem sah er keinen Fahrer. Oder eine Fahrerin? Warum habe ich nicht darauf geachtet, sagte er sich hinterher. Aber in dem Moment…da achtete er nur auf die Farbe und Marke des Autos. Ein silberfarbener VW Golf. So ein alter. Wie ihn seine Frau, äh, seine Ex-Frau gehabt hatte. Aber in rot. Nicht silbern. Kein gutes Auto.

Aber als er die Tür war es eh schon wieder weg. Im Hausflur machte er das Licht an. Hier hatte er auch letztens so ein komisches Gefühl gehabt. Als wär da was. Samstagabend. Eine Präsenz? Eine Person? Als würde da jemand atmen, im Flur, unten oder oben, was weiß ich. Aber da war was. Hastig hatte er die Tür zu seiner Wohnung im ersten Stock aufgeschlossen und sie ebenso schnell wieder hinter sich verschlossen. Hier in seiner Wohnung fühlte er sich sicher. Aber war er es auch? Stimmte das tatsächlich. Er horchte in das dunkle Haus hinein, konnte aber nichts hören. Keine Schritten, kein Atmen, nichts. Aber trotzdem war das komisch, ein komisches Gefühl…











Montag, 29. Januar 2018

Yin und Yang













Der Wunsch zu heulen, einfach loszuheulen ist so stark, so ausgeprägt, so drängend, dass du nicht weißt, ob du es schaffst, ihm zu widerstehen. Du willst einfach nur losheulen, aber du tust es nicht. Nicht hier, nicht jetzt, obwohl du so gerne würdest…