Warnung: Die folgenden Zeilen sind natürlich - wie im Übrigen alles hier - rein ficktiv und geben nicht die Meinung des Autors wieder. Jegliche Ähnlichkeiten mit (noch) lebenden Personen ist ebenfalls rein ficktiv und purer Zufall!
Ihr kann ich nichts tun. Sie
bedeutet mir zu viel. Noch immer. Aber du, du bist etwas ganz anderes. Du
bedeutest mir NICHTS. Du bist nur Scheiße.
Für das Arschloch von Vermieter,
für die zwei Umzüge, für das ganze Geld, das ich verloren habe.
Du wirst leiden. Für all die
Scheiße, die du mir angetan hast, die andere mir jemals angetan haben. Für
alles. Für meine Eltern, für Ivan, José, Christoph, für all die Leute, die mich
ignoriert haben, mich hinter meinem Rücken beleidigt haben, die mich
geschnitten haben, mein ganzes Leben. So ist das Leben: Wir bezahlen immer für
die Sünden anderer… Musste ich auch, amigo.
Enemigo…
Ich weiß, du bist nicht an
allem schuld, was in meinem Leben schiefgelaufen ist, aber…
…dich habe ich erwischt. Du
stehst für SIE. Für sie, für sie alle. Alle, die mich jemals verarscht haben,
alle, die mich jemals betrogen haben, mich abgezogen haben. An dir werde ich
ein Exempel statuieren. Das ist Pech für dich. Aber so ist das Leben. Nicht
immer gerecht.
Zuerst sagt er nichts, aber
dann fängt er an, irgendwas zu murmeln, das ich nicht verstehe. Oder nur halb. Muss
wohl an dem Klebeband liegen. Das ich noch vom letzten UMZUG übrig habe. Oder
noch von früher, wo ich noch mit IHR zusammen war. Ich verstehe ihn nicht. Will
ihn nicht verstehen. Was für einen Unterschied würde das jetzt noch machen,
jetzt, wo er hier auf dem Boden liegt. Und weg muss. Keinen! Also ist es egal. Er
ist jetzt nicht mehr der große Mann, der er einst war… Der er einst dachte zu
sein…
…heute bezahlst du für alle
Leute, die dir jemals selbstgefällig ins Gesicht gelacht haben (for all the fucking smug smiles I’ve had to
endure), das ganze Leid, die ganze Scheiße, die ganze Beziehungsscheiße (all the relationshit), Jetzt bist du
nicht mehr so groß. Für all die Tränen, die nicht gekommen sind, nicht mehr
gekommen sind, all die Wochenenden, an denen ich meine Tochter nicht gesehen
habe, die ganzen Streitigkeiten mit IHR, die ganze Scheiße. Du musst das auch
verstehen. Es ist bestimmt nicht schwer zu verstehen, mit all dem Blut im Mund.
Ist doch verständlich?! Sonst müssen wir immer alles verstehen. Was ihr macht.
Aber jetzt nicht mehr. Ich will endlich mal nicht verstehen, nur handeln,
einfach nur handeln.
Er macht komische Geräusche.
Keine Ahnung, was er mir damit sagen will. Aber ich muss das auch nicht
verstehen, nicht mehr, jetzt nicht mehr…
Sage leise, aber bestimmt: „¡Te callas! ¡Hijo de puta, hijo de la gran puta!
¡Hijo de mierda! ¡Háblame en
español, en castellano, no esta mierda de longos!“,
sage ich mit einem spanischen Akzent, den ich mir angewöhnt habe, damit ich
nicht mehr rede wie SIE, nicht mehr reden muss, wie sie…
Ich gebe ihm einen Tritt und
er hört auf zu reden. Winselt nur noch irgendwie rum. Jetzt hör schon auf, du
Lutscher. Das war noch nicht mal richtig! Ich will mir ja nicht an dir noch den Fuß
brechen. Außerdem tut es mir immer noch weh. Ich mag keine Gewalt. Aber irgendwann
kommt jeder an einen Punkt…an dem er nicht mehr kann, an der er die Schnauze
voll hat, an dem das Fass überläuft…an dem er sich nicht mehr alles gefallen
lassen will…
Das ist so wie deine
Kollegin das sagt. Deine Kollegin, deren Lieblingsfilm dieser eine Film mit Michael Douglas ist. Wo der ausflippt, dieser ganz normale Typ. Mit gutem Anzug,
gutem Job, gutem Auto. Weil die Frau den verlassen hat. Und wie viele Frauen
das nun mal machen, die Kinder gleich mitgenommen hat. Das ist der Trigger bei dem. Im wahrsten Sinne des
Wortes. Und im Laufe des Films sogar mit der Panzerfaust rumballert. Das ist
der Lieblingsfilm meiner Kollegin. Aber die hat das nie in die Tat umgesetzt.
Ihre geheimsten Wünsche und Triebe. Ich schon. Heute… die meinten ja auch, die
könnten mich für immer verarschen, jeden Tag zum Essen kommen und zum Dank noch
meiner Frau nachstellen. Klar… Normal… Mit ihr Fahrrad fahren wollen. ¿Quieres hacer bicicleta? Wie oft hast
du das damals gefragt?! Viermal?! Heute fahre ich Fahrrad. Mit dir! Aber ohne Sattel! Hoy voy a hacer bicicleta contigo… Yo…contigo…no ella…
Manche Sachen gehen eben nur
mit Gewalt… Hörst du?! „Manche Sachen gehen nur mit Gewalt!“
Das gilt für die kleinen wie
für die großen Dinge des Lebens…
Sogar ein Wassermann kommt
irgendwann an diesen Punkt…
Die Friedfertigkeit ist
vielleicht gut für Gandhi, aber nicht für dich…
Vielleicht bin ich ja auch
im Aszendenten etwas anderes…Böseres…
¡Ya
te digo qué te calles, hijo de puta!
Du hast alles bekommen,
immer schon, und ich hab alles verloren! Du kannst SIE sehen, sogar meine
Tochter, du kannst sie schmierig anlächeln, am Wochenende, wenn sie bei ihrer
Mutter ist.
Was soll ich jetzt mit dir
machen?
Ich beuge mich zu ihm
runter: „Was soll ich mit dir machen? Sag mir…, sag mir das…“
Er sagt nichts, guckt mich
nur mit diesen großen Rehaugen an. Tieraugen.
Und dann wache ich aus dem
Traum auf und es ist immer noch Weihnachten. Dieses Jahr ist Weihnachten aber
auch scheißlang… Zieht sich wie Kaugummi. Geht immer wigga. Imma wigga… Mannomann, du hast echt zu viel
Eminem gehört... In den letzten Tagen. Viel zu viel. Das ist nicht gut für
dich. Wie hat das deine Mutter (und dein Vater) damals immer gesagt?! „Du weißt
nie, wann du aufhören, wann es Zeit ist aufzuhören…“ Bis heute nicht. Ist das
jetzt gut oder schlecht? Das weißt du
auch nicht. Du weißt, dass du nicht viel weißt…
Oder ist er es, der aus dem
Traum aufwacht. Den Traum von seiner Schwägerin (welcher?), von den Töchtern
seiner Schwägerinnen (welcher?), geht mein (und sein) Alptraum etwa weiter und
ich bin wirklich hier, in dieser Wohnung, mit ihm auf dem Boden, sauber getaped,
eine Platzwunde an der Stirn. Wer soll das denn putzen, du machst meinen ganzen
Boden dreckig. Soll ich etwa deine Schwägerin anrufen, damit sie putzen kommt,
oder was?!
Scheiße, was mach ich denn
jetzt mit dir…
Ich reibe mir die Augen,
richte mich mühsam auf. Ich bin zu alt für diesen Scheiß. Jetzt damit anfangen.
Mit Gewalt muss man früh anfangen. Erfahrung sammeln. Sonst ist es zu spät.
Aber man hat nicht immer eine Wahl im Leben. Manchmal geht es einfach nicht
anders, im Leben.