Sonntag, 10. April 2016

Scheidung, Härtefall und Clooney

 10.04.16




Er möchte zu seiner Anwältin sagen: Haben sie diesen Film gesehen? Den mit George Clooney? Wie heißt der nochmal? Ein unerwarteter Härtefall? Nein, ein unmöglicher Härtefall. Oder irgend so was. Ist ja auch egal.

Den, wo der diesen überaus erfolgreichen Scheidungsanwalt, oder wie man im Deutschen sagt, Familienanwalt, spielt und sich dann in die Prozessgegnerin verliebt. Wo der vor Gericht sitzt und sagt…wissen Sie, was der sagt? Haben Sie den gesehen?

Wo der, nonchalant und gelangweilt vor Gericht sitzend und sagt: „In unserer heutigen Kultur wollen alle nur Kompromisse eingehen. Keiner will mehr sein Gegenüber schlagen, sein Gegenüber vernichten. Siegen. Ich will keine Kompromisse.“

So ungefähr drückt der sich aus.

Und wissen Sie was, liebste Frau Hamm. So möchte ich, dass sie agieren…

Das möchte ich von ihnen hören…

Den Gegner (meine noch immer heiß geliebte, kleine süße, noch nicht ganz Ex-Frau) vernichten. Zerstören. Bis aufs letzte Hemd ausziehen. Und dann…

Warum klappt das bei den verlassenen Frauen immer so gut und bei den Männern nie? Dass sie ihren Ex so richtig fertigmachen? Ausziehen. Und dann…

Ich will nur Gerechtigkeit, Rache.

Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt genießt. Bin ich etwa schon kalt genug, um meine Rache zu konsumieren. Meine Rache zu vollziehen, wie du unsere Ehe vollzogen hast, abgewickelt hast, wie ein marodes Unternehmen.

Einfach nichts gesagt hast, außer das, was du gesagt hast. Und das hat gesessen. Wie war das nochmal?

„Das ist wie mit meinen Putzstellen, wie mit meinen „Frauen“. Wenn ich einmal keine Lust mehr habe, ist Schluss, ist das für immer. Dann gehe ich nicht mehr zurück!“

Das hat gesessen.

Und auch deshalb, liebste Frau Hamm, will ich doch nur eine gerechte Rache. Eine für alle gerechte Rache.

Bei der niemand benachteiligt wird. Und alle kriegen, was sie verdienen. Alle ihr Fett wegkriegen. Bei der ich meine mehr als einjährige Leidenszeit anrechnen kann – sozusagen als „fiktives Gehalt“ – auf den emotionalen Unterhalt, den du mir schuldest. Den du mir schuldig bist und den ich noch nicht mal einklagen kann.

„Boah, bin ich verbittert!“ sagt er zu seiner Tochter, die nichts dazu sagt. Was soll sie denn auch groß sagen?! Sie hat ja auch Einbußen erlitten, genau wie ich.

Nur du nicht…