Freitag, 19. August 2016

Vater werden ist nicht schwer...






 
"...da verändert sich was, vom Gefühl her..."






„Meine Frau ist schwanger…“, sagt sein Kollege, als er ihn nachts nach Hause fährt.

„Hey, Herzlichen Glückwunsch!“

„Danke.“

„Dann muss die sich auch schonen, ne.“

„Ja.“

„Im wievielten Monat ist die denn?“

„Im dritten.“

„Ach so, dann ist das ja noch früh…aber trotzdem… Daran erinnere ich mich gar nicht mehr, wie meine Frau schwanger. Nur, dass sie einen dicken Bauch hatte. Das ist so lange her, mittlerweile. Sieht man denn schon was?“

Er nickt. „Am Anfang war das schwierig, mit den Stimmungsschwankungen. Da war die morgens so schlecht drauf. Und ihr war immer schlecht. Aber jetzt geht das.“

„Und, wie lange arbeitet sie noch…?“

„Bis zum 6., 7. Monat Ja, und die hat ja auch ihr eigenes Geschäft und einen Auszubildenden.“

„Ok.“

„Da geht das nicht so einfach. Da kann die nicht so einfach Urlaub nehmen.“

„Klar. Das ist ja bei meiner Schwester so ähnlich. In den USA. Da musste die ihren kompletten Jahresurlaub nehmen, nach der Geburt. Da gibt es keinen Mutterschutz, nichts. Danach musste die direkt wieder arbeiten. Zum Glück arbeitet der Freund abends in einem Restaurant – der ist nur der Freund, wegen dem Haus. Da sehen die sich auch nicht so oft…“

„Ist halt so.“

„Dann hast du auch Stress, wenn das Baby kommt…“

„Ja, aber das ist ok. Das ist anderer Stress als jetzt. Positiver Stress.“

„Meine macht in zwei Jahren schon Abitur…“

„Dann hast du das ja alles schon hinter dir…deine Tochter ist ja schon groß. Dann ist das ja einfacher, mit den Problemen als bei kleinen Kindern.“

„Das sagst du so. Das ist nie einfach…Kinder zu haben. Wenn die dann in die Pubertät kommen und aufhören mit dir zu reden…das ist auch nicht einfach. Nur weil sie schon groß ist, heißt das nicht, dass das einfacher wird, mit der Verantwortung. Aber meine Tochter war eigentlich kein schwieriges. Die hat nie so richtig Probleme gemacht.“

Bei ihr waren eher die Eltern schwierig.

„Da verändert sich was, glaub mir das, wenn du erst mal ein Kind hast, wenn du Vater bist…das ist nicht mehr das Gleiche. Vom Gefühl her allein schon. Dann hast du Verantwortung. Das ist ein anderes Gefühl…“

so was wie Liebe

Ja, ich weiß.

„…das ist nicht so, wie die das im Fernsehen sagen, der ganze Scheiß, dass die Väter nichts mit ihren Kindern zu tun haben wollen. Dass die noch nicht mal den Unterhalt zahlen, mit dem Führerschein weg und der ganze Scheiß, das stimmt voll nicht. Das ist voll der Schwachsinn. Vatersein ist wichtig. Denke ich zumindest. Familie ist wichtig. Besonders im Moment. Besonders heute, in der heutigen Gesellschaft. Aber vielleicht bin ich da auch zu sehr Italiener, klinge schon fast wie Don Corleone...“

„Ne, aber das stimmt schon. Da stimme ich voll mit dir überein.“

„Obwohl ich mit meinen Eltern keinen Kontakt mehr pflege, heute. Da ist zu viel passiert…“

„Bei mir genauso. Aber wie mein Vater gestorben ist, kurz davor, da haben wir uns wieder gut verstanden…“

„Ach so, ist dein Vater gestorben?“

„Ja, an Krebs.“

„Meiner auch fast. Der hat einen doppelten Bypass. Aber selbst im Krankenhaus hatten wir noch Ärger. Ich komm jeden Tag da hin, den besuchen und an einem Tag war meine Frau dabei und da hat die gelacht, noch nicht mal über ihn, und er hat direkt wieder Ärger gemacht. Da besucht man ihn jeden Tag und dann das… Ich bin ja mit 19 schon Zuhause raus. Weil ich immer Ärger hatte…“

„Ich mit 17. Ich bin mit meinem Stiefvater nicht klargekommen. Die haben sich getrennt und dann hatte meine Mutter diesen Neuen –“

„Ach so, waren die getrennt?“

„Ja, und mit meinem neuen Stiefvater bin ich nicht klargekommen. Da hatte ich keinen Bock drauf. Das ging nicht.“

„Bei mir und meinen Eltern auch nicht.“