Im Radio, auf der Arbeit,
wieder auf der Arbeit, immer auf der Arbeit, laufen die Killers.
Dieses Lied
Dieses Lied
Erst weißt du nicht, wie
dieses Lied heißt. Dann fällt es dir ein: Human.
Menschen. Menschlich.
Du erinnerst dich an das
Konzert. In der Lanxess-Arena in Köln. Das letzte Konzert, auf dem du mit
Nadine warst. Und gleichzeitig das erste. Weil eure Musikgeschmäcker schon
immer diametral entgegengesetzt waren. Was nie ein Problem war. Oder doch? Du
fragst dich, ob sie sich schon damals innerlich von dir verabschiedet hatte? Wohl
kaum, aber es gibt keine Sicherheiten, im Leben. Schon lange nicht mehr. Du
fragst dich diese Scheiße immer wieder. Manchmal wütend, aber meistens in einer
Mischung aus Melancholie und Resignation. Wann hat sie sich innerlich von dir
verabschiedet? Vor dir. So viel ist sicher…
…denn du hast dich bis heute
nicht von ihr verabschiedet, äußerlich vielleicht, aber äußerlich…das ist eine
ganz andere Geschichte.
Wann hat sie begonnen,
Abschied zu nehmen...?
Abzusterben. Die Liebe zu
verlieren, die Zuneigung, einfach alles. Jegliche Emotionen. Sie ist nicht so
falsch wie dein Vater immer behauptet hat. Du bist auch nicht so ehrlich wie du
immer tust. Nur weil du hier über dein Leid schreibst. Es gibt da Punkte, über
die schreibst du nicht, die würdest du nie so leichtfertig bloßstellen wie
Dinge, die ihr Leben betreffen.
Also noch mal: Wann hast du
begonnen, dich von ihr zu verabschieden. Dieser kleinen, lieben, viel zu
lieben, viel zu guten südamerikanischen Frau, die du eigentlich immer geliebt
hast, en el fondo, obwohl du Conchita immer für deine große Liebe gehalten hast.
Weil sie dich verlassen hat, damals in Aberdeen. Weil ihr euch verlassen habt,
weil eure Beziehung implodiert ist, damals in Schottland, im kalten Frühling
Schottlands. Immer hast du Conchita nachgetrauert, all die Jahre, all die
verfickten Jahre, hast nicht gemerkt, was du hattest, wer an deiner Seite war:
deine Tochter und deine Frau. Bis es zu spät war. Bis auch sie dich verlassen
hat. Wie Conchita damals. Aus den gleichen Gründen. Weil sie…weil du zu
eifersüchtig, sie ganz für dich allein haben wolltest, weil du nie Liebe
erfahren hast, als du noch Kind warst, als Jugendlicher. Weil du immer „mehr“
wolltest. Mehr Leben, mehr Liebe
und am Ende mehr Scheiße
bekommen hast. Mehr Ärger, mehr Sorgen, mehr Probleme, mehr alles
Hast du jetzt genug? Hast du
endlich genug, du Arschloch?! Du Arschloch!
Eigentlich solltest du dich
nicht fragen, wann sie angefangen hat, sich langsam innerlich von dir zu
verabschieden, sondern, wann du ihr endgültig den Rest gegeben hattest
Aber wen interessiert, wir
sind alle eh nur kahlgeschorene Affen, kahle Weltraumaffen auf einem einsamen
Planeten, der einsam seine Bahnen um eine verfickte scheiß Sonne dreht
und jetzt willst du sie
zurück
Haha! Was für eine
Scheiß-Ironie! Was für eine scheiß, bittere Ironie des scheiß verfickten
Lebens.
Ach, leckt mich doch am
Arsch!
Schreibst Seiten über
Seiten, Posts über Posts über Liebe…und weißt noch nicht mal, was das ist?!
Typisch. Vielleicht gerade deswegen. Die lieblosesten Ehemänner schreiben am
meisten. Tun so als ob sie lieben könnten und sehen die Liebe nicht, selbst,
wenn sie jahrelang neben ihnen im Bett liegt.
Was für Arschlöcher!
Du hast gehört, ebenfalls im
Radio, dass das mit dem Trennen, mit den ganzen Scheidungen gar nichts mit der Beziehung zu tun, sondern
quasi schon in den Genen vorprogrammiert ist. Man also als Mann gar nichts
dagegen tun kann, denn die Gene der Frau wollen sich über kurz oder lang
sowieso aus der Beziehung verabschieden. Und die sind immer stärker als allzu
menschliche Konzepte und Ideale wie Liebe, Treue und der ganze Scheiß.
Are we human or are we dancers.
I’m on my knees, looking for the answer.
Ach leck mich doch, du
Arschloch!
Egal wie viel du schreibst, egal
wie viel dieser Wichser singt, egal wie viele Seiten, wie viele Zeilen, wie
viele Wörter, wie viele Buchstaben, wie viele Lieder. Du kannst das nicht
umbiegen, das mit der Trennung. Und weißt du warum? Weil sie sowieso nicht real
ist. Weil sie eine Fiktion ist. Sie existiert nur in diesen Zeilen, ist
gefangen in diesen leblosen Worten, digitalen „Nullen“ und Einsern“. Ist
Literatur. Eine Fiktion, oder wie die Engländer sagen a fiction, a fucking fiction, you bastard. A
mirage! I’m chasing a mirage! I’m chasing a fucking mirage! Sie.
Einfach alles. Alles auf dieser Welt
Are
we human or are we dancer
Eins der nächsten Lieder ist
Time of my life, aus diesem Film, Dirty Dancing. Von allen Liedern…
Time of my life, you arsehole
you motherfucker
you
cunt
(und bitte, sagen Sie jetzt nicht,
das heißt “Fotze”, heißt es in England nämlich nicht (immer)).
Time of my life, my arse
Time of my life, my fucking arse
Bastard, shit, fuck
Und danach kommt noch ein Lied, dieses Lied, wo eine Sängerin immer
wieder singt: I hate you, I love you, I
hate you, I love you, I hate you
I
love you
Das weißt du jetzt. Jetzt,
wo es zu spät ist.
Ach, dieses Scheiß-Leben.
Dieses scheiß verfickte Leben. Fick dieses Leben!
Und dann singt irgendein
Arschloch etwas über ein "past",
eine Vergangenheit.
Hört das denn nie auf…?!
Doch! Das Leben ist endlich!
Das weißt du doch
Du Arschloch!
Zum Glück
used to have it all
you fade away
Where are you now
Where are you know
Where
are you know
ich will sie zurück
und ich werde das schaffen
fading
Männer…