Freitag, 25. Dezember 2015

Der alte Mann und ich



25.12.15





Auf der Arbeit rede ich geschlagene zwei Stunden mit dem alten Mann und schon geht es mir besser. Wir brauchen beide menschliche Nähe. Wir sind beide einsam.

Er sagt: „So ist das System.“

Ich sage: „So ist das Leben.“

Er wundert sich, dass wir uns nicht weiterentwickelt haben seit 2000 Jahren.

Ich wunder mich über gar nichts mehr.

Nicht mehr dieses Jahr.

Ich will ihm nicht sagen, dass das wahrscheinlich am Tod liegt, dass wir nicht auslernen. Darüber weiß er in seinem Alter bestimmt auch mehr als ich, ich hab ja die Wahrheit nicht gepachtet. Aber ich glaube, das mit den Kriegen, den Verbrechen und der Gewalt lässt sich schon so ein bisschen auf den Tod zurückführen.

Am Ende reden wir drei Stunden. Über alles: Dass er an Heiligabend bei Argentiniern war (verdächtig), dass das ganz anders war als bei Deutschen (glaub ich nicht), das sein Bruder in Kolumbien lebt (höchst verdächtig!), dass er damals mit nichts da hingegangen ist und heute als Lehrer oder so arbeitet. Dass oder so wahrscheinlich auch irgendwas mit Drogen zu tun hat (kein Witz, und der ist wirklich zu alt, um mir so etwas nur zu erzählen, um damit anzugeben, dass sein Bruder da mit Verbrechern am Tisch sitzt (die ganze Zeit denke ich: Nicht, dass der Nadine kennt oder gar von ihr geschickt wurde), dass es einen großen Unterschied zwischen Köln und Bonn (endlich, ich wusste es, das liegt nicht 100% an mir!), dass man von irgendeinem Dorf in der Nähe von Bonn den Kölner Dom sehen kann, Und so baut er mich wieder, nur damit ich morgen von Nadine wieder runtergezogen werde. Trotzdem tut mir das Gespräch gut. Er ist wie der Opa, den ich nie hatte. Mit dieser Generation vertrage ich mich eh besser als mit der meines Vaters. Den so genannten 68ern. Diese Horrorgeneration, die von Freiheit so weit entfernt war wie Köln von Bonn. Mehrere Male verschiebt er sogar seine Raucherpause, weil wir und wieder in irgendwas verzettelt haben.

Aber schon 10 Minuten nachdem er gegangen ist, wird mir so noch schmerzlicher klar, wie einsam ich eigentlich seit der Trennung von Nadine bin. Man investiert so viel in eine Beziehung, nur um am Ende mit nichts dazustehen. Das mache ich nie wieder. Das nächste Mal wird höchstens gefickt und dann war es das. Keine Beziehung mehr. Nie wieder.
Im Radio läuft With Or Without You

I can’t live…

…with or without you…

***

Sie kann dich in den Grundfesten deines Wesens erschüttern, aber sie kann dich nicht töten. Nur du kannst das…

***

All die Scheiße, die sie jetzt macht, all die Gemeinheiten, all das Schweigen, all das wird dir helfen, sie zu überwinden. Denn das ist nicht die Frau, die du geliebt hast. Das ist eine komplett andere Frau. Das ist ein Monster.

Aber das ist gut so: Denn so hilft sie dir nur, noch schneller über sie hinwegzukommen, denn so gibt es definitiv keine Zukunft mehr für euch. Sie hat eine Grenze überschritten. Definitiv.

It’s the power of love…

…feel the power of love!