Larson steht in der Spielhalle hinter der Theke und spült Tassen. Plötzlich kommt dieser Typ in die
Halle. Der Künstler... Das sagt eigentlich schon alles. Aber der ist wirklich ein
Künstler. Der hat ein Atelier gleich hier in der Nähe, in diesem Hinterhof. Er
hat ihn sogar mal dahin eingeladen, hat gesagt, er sei die ganze Nacht wach und
er könne kommen, wann er wolle; aber dann, am Ende, ist er doch nicht hingegangen.
Obwohl er am Anfang nicht abgeneigt war. Das war kurz nach der Trennung. Wo er
noch Redebedarf hatte. Akuten Redebedarf. Hat er den nicht immer noch?! Ja,
aber jetzt ist das anderer Redebedarf als damals, direkt nach der Trennung. Damals,
wo er sich von dir zwei Euro geliehen hat, die er erst vor kurzem, fast ein
Jahr später zurückgezahlt hat.
Ein Blog über das Leben, die Liebe, Beziehungen, Verlust, Angst, Spaß, die Lust, die Lust am Schreiben,Südamerika, Musik, südamerikanische Frauen, die Liebe, Spanisch, Englisch, Schottland, Spanien, Deutschland, dat Rheinland, Kinder, Literatur, Vergänglichkeit, Arbeit, Politik, die Mafia, Urlaub, Gewalt, Verbrechen, Sex, große und kleine Gefühle und vieles, vieles, vieles mehr ...
Dienstag, 9. Mai 2017
Mittwoch, 26. April 2017
Strand, Mädchen und Latin Lovers
Meine Hose ist immer noch voll nass.
„Müssen wir noch ein bisschen warten. So kann
ich mich ja nicht in den Bus setzen. Mach ich ja alles nass. Nachher muss ich
noch den Bus sauber machen. Warum gehen wir eigentlich überhaupt schon.“ Ich möchte den Strand
hinausschieben
Wir
sind an diesem Strand in der Nähe von Puerto de Santa María. In der Nähe von
Cádiz. Dieser Strand, der ein bisschen abgelegen ist, aber auch nicht zu weit
weg von der Zivilisation. Mit dem Bus gut zu erreichen. Es ist heiß, aber hier
am Atlantik, an der Atlantikküste Andalusiens, an der Costa
de Luz, geht immer ein leichter Wind. Am
Himmel ist keine Wolke zu sehen. Schon seit Tagen nicht. Wahnsinn. Im Hintergrund
das stete Rauschen der Wellen. Es ist ungefähr drei Uhr nachmittags
und Nadine will gehen. Schon lange
Samstag, 22. April 2017
Lotto und Liebe
Samstagabend kommt der Typ von dem privaten Wachdienst in
die Halle. Hallo sagen. Gucken, ob alles in Ordnung ist. Obwohl das nicht nötig
ist. Und wenn es dann einmal nötig wird…
…dann kommen die nicht. Wie immer
„Ist ja überall nichts los heute“, sagt er, als er die
leeren Automaten sieht.
„Ne, aber heute Nachmittag war voll viel los. Imma
wigga…“
Freitag, 14. April 2017
Karfreitag
Am Karfreitag liegt er wortwörtlich den ganzen Tag im
Bett. Am Anfang ist ja seine Tochter noch da, aber dann, um etwa ein Uhr geht
sie auch. Und dann beginnt sie wieder, die Leere. Die Leere in diesem Land, in
diesem Leben. Eigentlich wollte er noch in die Kirche gehen. Um drei. Das hat
er seiner Tochter groß angekündigt und ist dann keine halbe Stunde nachdem sie
weg war wieder eingeschlafen. Nur um um Punkt drei aufzuwachen. Und dann doch
noch die Oster- oder Karfreitagsmesse zu gucken. Aber im spanischen Fernsehen.
Samstag, 8. April 2017
Juckt's dich...dann ist es Liebe
Er sitzt auf der Arbeit auf
dem Klo und endlich schafft er es sein Häufchen zu machen. Obwohl er heute
Morgen eigentlich schon „groß“ war. Aber das ist die Nachhut, die er sonst
eigentlich auch immer hat. Die Hose hängt zwischen seinen Füßen, darüber die
Unterhose, die auch ihre beste Zeit schon hinter sich hat. Die sieht
fast aus wie ein männlicher Tanga, mit ihren Stoffstreifen, die sich auf beiden
Seiten vom Hauptteil gelöst haben. Siehst du, ich kann das auch nachvollziehen,
was die letztens über allzu knappe Damenunterwäsche gesagt haben…, denkt
er,…dass die dünnen Stoffstreifen oft scheuern, zwischen den Beinen und an anderen Stellen, zwischen anderen
Körperteilen. Dass das unangenehm ist. Ja, ihm ist das auch unangenehm, dieses
Scheuern. Und wie das wehtut! Er läuft schon extra wie ein Roboter, breitbeinig,
aber selbst das lindert den Schmerz nur minimal. Wie der Dalek. Er hat
sich heute Morgen wieder mal einen Wolf gelaufen, als er im Wald unterwegs war.
Einen Wolf zwischen den Beinen. Aus dem Wald mitgebracht.
Donnerstag, 30. März 2017
Geile Fotos
Das
war bestimmt die Sonne, die mir damals zu Kopf gestiegen ist. Bestimmt. Ein
blauer Himmel bis zu den Sternen. Keine Wolke. Nur Wind. Viel Wind. Aber ohne
jegliche Wolken. Fast magisch. Ein blauer Himmel, der einen bis zu den Sternen
hätte hinauf schauen lassen, hätte ich auch nur einen Moment meinen Blick von ihrem
Dekolleté lösen können. Auch María regte sich schon auf. War eifersüchtig. Aber
ich war einfach nur…glücklich (warum merkt man das eigentlich immer erst
hinterher? Warum ist das Leben so kompliziert, so beschissen kompliziert,
kostet so viel Arbeit, wenn es auch einfach ginge…[vielleicht, weil wir
sterben, weil wir sterben müssen – eine andere Erklärung fällt mir auch nicht
ein, aber ich habe ja eh keine Ahnung]). Und fotografierte ahnungslos weiter.
Mittwoch, 29. März 2017
Begegnung der dritten Art
Er steigt in
den Bus ein, setzt sich, weil alle anderen Sitze
besetzt sind, auf einen dieser drei seitlich angebrachten Sitze ganz hinten im
Bus, vor der Rückbank. Im 90-Grad-Winkel beziehungsweise quer zur Fahrtrichtung.
Will gerade sein Buch rausholen oder sein Hörbuch anmachen, als er von
der Seite angequatscht wird.
„Hola.“
Samstag, 25. März 2017
Nett böse
Um halb zwölf kommt der Koch
zu ihm in die Halle. Der aus dem brasilianischen Restaurant nebenan. Der Koch und Philosoph. Er mag ihn, aber manchmal
ist er ihm zu negativ, zu…keine Ahnung. Er hat Feierabend und will noch Geld
wechseln. Für Zigaretten (traue nie einem Raucher).
Donnerstag, 23. März 2017
Bah, Liebe!
„Und, was bekommt deine
Tochter zum Geburtstag? Hast du dir schon was Besonderes überlegt?“, fragt dich
Victorija, deine Schülerin.
Im ersten Moment weißt du
gar nicht, wie du reagieren sollst. Stimmt, sie hat recht. Der ist ja am
Sonntag, der Geburtstag deiner Tochter. Hatte ich ja fast schon vergessen, bei
all dem Stress. Der 18. (!) Geburtstag deiner Tochter. Dann ist sie erwachsen,
denkst du, und greifst auf eine Standard-Antwort zurück:
Das Herz eines Boxers
Auf dem Weg zum Lidl sagt er
sich: Es kann noch schlimmer kommen. Es kann immer schlimmer kommen. Du
könntest zum Beispiel sterben…
…am Ende kommt es immer noch
schlimmer.
Es wird immer noch schlimmer
kommen
Es kann immer noch schlimmer
kommen.
Am Ende kommt immer das
Schlimmste…
Mittwoch, 22. März 2017
Das erste Mal von hinten
Ich weiß noch, wie ich sie –
das muss ganz am Anfang unserer Beziehung gewesen sein – zum ersten Mal von
hinten genommen habe. Das war sogar noch bei meinen Eltern. Ob das immer noch in meinem alten Kinderbettchen,
äh, Jugendbett meine ich natürlich, gewesen ist, weiß ich nicht mehr. Passend
wär es auf jeden Fall gewesen, aber ich glaube, da hatte ich schon mein
schwarzes Futon, dass ich danach, als wir schon lange verheiratet waren, von
Wohnung zu Wohnung geschleppt habe, bis es schließlich (das war bestimmt erst
in Duisdorf) unter meiner immer größer werdenden Last den Geist aufgab. Und wir
uns dieses vornehm aussehende, schwarze Bett mit den Füßen kauften, aber das
ist eine andere Geschichte…
Samstag, 18. März 2017
Traumdeutung: Traum-Fragmente
"These fragments I have shored against my ruins"
T.S. Eliot, The Waste Land
um mich zu beruhigen. Oder
weil sie mich immer noch liebt. Wie dem auch sei, ich sehe sie unter mir. Nackt.
Sie ist komisch rasiert, ihre Muschi, wie die aus dem Video. Ich dringe in sie
ein, sie ist voll feucht. So wie sie es früher manchmal war. Manchmal. Nicht
immer. Ich liebe sie. Doch dann habe ich keinen Bock mehr, obwohl sie deutlich
erregt ist. Sie ist richtig feucht, aber ich gehe wieder raus aus ihr
Freitag, 17. März 2017
Bis morgen...
Morgens wache ich auf, als
meine Tochter ins Bad geht. Um ungefähr zwanzig nach sechs. Obwohl ich gestern
erst um zwei Uhr nach Hause gekommen bin. Sie setzt sich vor den Fernseher auf
dem alten Esszimmertisch und erzählt mir, dass ihre Lehrerin gestern nicht zu
dem Termin mit ihr gekommen ist. Wegen der Facharbeit. Dass die nicht gekommen
ist, weil die auf irgendeiner Veranstaltung war. Angeblich. Was für eine Scheiße,
sage ich. Das ist so typisch. Erst den Termin machen und dann nicht kommen.
Viel verlangen, aber nichts geben. Ist ja egal. Das was du schreibst, ist ja
gut so. Das brauchst du ja nicht noch extra von der zu hören, oder?! Mach
einfach so weiter, wie bisher. Bau vielleicht noch ein paar Zahlen ein… Sie
geht wieder ins Bad, kommt dann wieder. Erzählt dir, mir, dass sie gestern in
der Stadt war mit Jacqueline, ihrer besten Freundin. Dass sie da die Würstchen
gekauft hat, die Mettwürstchen. Die Mettwürstchen, die sie mir in die Nudeln
gemacht hat Mit Pesto. Die Nudeln, die mir immer noch schwer im Magen liegen.
Aber die Würstchen waren lecker. Richtig lecker. Das waren echt Mettwürstchen.
Zuerst wolltest du es gar nicht glauben und dachtest, sie hätte sich da vertan.
Montag, 13. März 2017
Nicholas Sparks - Two by Two
Als er durch den
Wald zur Arbeit läuft (er muss endlich wieder fit werden, er ist in den letzten
Wochen echt fett geworden), hört er Two
by Two von Nicholas Sparks. Als Hörbuch. Und plötzlich, als Emily, eine der
Hauptfiguren in dem Roman, über ihren Ex-Mann
spricht, fällt dieser Satz. Den er heute extra gesucht hat, für den er sich
extra noch mal alle Gespräche zwischen Emily und Russ, Emilys Ex-Freund, der
seinerseits von seiner Frau Vivian für ihren Chef verlassen wurde. Auf Englisch lautet der Satz: …evidence of ending the marriage and losing
me mattered not at all to him…
Sonntag, 12. März 2017
Nudeln
Erst mal keine Nudeln mehr,
lache ich laut mit mir selbst, auf der Toilette sitzend, mir den Arsch abwischend.
Erst mal keine Nudeln. Wieder muss ich über mich selbst lachen. Was hab ich
letztens gelesen? Muslime hätten keinen Alltagshumor? Dafür hab ich umso mehr
davon… Näh, aber echt. Nach zwei Tagen ungebremsten Nudelbeschuss reicht es
langsam auch mal. Eigentlich wollte ich ja heute schon Reis machen, aber…
…dann hatte ich doch keinen
Bock. Die Geschichte meines Lebens: Eigentlich wollte ich ja was machen, aber…
(sie ahnen es)
…dann hatte ich doch keinen
Bock.
Hey, das wär doch ein gutes
Motto für meinen Grabstein. Eigentlich wollte ich ja…
…but I couldn’t be bothered…in the end I couldn’t be
bothered.
Aber irgendwann ist das dann
auch genug. Mit den Nudeln, mein ich. Gestern Hackfleischnudeln, mein
traditionelles, fast schon legendäres Samstag-Rezept. Mit Bolognese-Sauce, mit
Senf, Knoblauch und Zwiebeln und Pilzen verfeinert. Keine Ahnung, was die auf
der Arbeit schlimmer fanden: den Geruch nach Knoblauch, der aus meinem Mund kam
oder den Schweißgeruch, den ich nach 90 Minuten Waldlauf verströmte. Dabei rieche ich doch sowieso schon anders, nach der Trennung/Scheidung, so sehr, dass ich mich manchmal selbst gar nicht riechen kann
Ja, es geht aufwärts. Ich laufe wieder. Läuft! Check! Bald wiege ich dann auch wieder unter 120 Kilo. Ich schwöre! Bei Gott! Du dann noch der ganze Knoblauch. Nicht, dass ich am Ende noch zu niedrigen Blutdruck bekomme. Obwohl, am Ende bekommen wir wahrscheinlich alle niedrigen Blutdruck. Blutdruck, der wie die Lebenslinie in Fight Club gegen null tendiert. Aber wo waren wir? Bei den Nudeln von gestern. Fast 500g Teigwaren! Mit Pfeffer, Paprika und Pilzen. Scharf. Und heute das Gegengewicht. Nudeln mit Buttergemüse, Ei und Spinat. Lasch. Und wenn es Morgen wieder Nudeln geben sollte, drehe ich noch durch. Aber was soll man auch sonst essen?! Kartoffeln? Viel zu kompliziert! Reis? Viel zu langweilig und angeblich Arsen-belastet. Couscous? Wo krieg ich dat denn her? Und jeden Tag Kroketten, Fritten und Kartoffelecken geht ja wohl auch nicht, oder?! Morgen gibt es erst mal wieder Bratwürstchen oder Frikadellen. Die haben wenigstens keine Kohlenhydrate. Boah, jetzt rede ich schon wie meine Tochter... Ich lache noch mal. Herzhaft. Richtig herzhaft. Wie die Nudeln,die ich gestern und heute hatte...
Ja, es geht aufwärts. Ich laufe wieder. Läuft! Check! Bald wiege ich dann auch wieder unter 120 Kilo. Ich schwöre! Bei Gott! Du dann noch der ganze Knoblauch. Nicht, dass ich am Ende noch zu niedrigen Blutdruck bekomme. Obwohl, am Ende bekommen wir wahrscheinlich alle niedrigen Blutdruck. Blutdruck, der wie die Lebenslinie in Fight Club gegen null tendiert. Aber wo waren wir? Bei den Nudeln von gestern. Fast 500g Teigwaren! Mit Pfeffer, Paprika und Pilzen. Scharf. Und heute das Gegengewicht. Nudeln mit Buttergemüse, Ei und Spinat. Lasch. Und wenn es Morgen wieder Nudeln geben sollte, drehe ich noch durch. Aber was soll man auch sonst essen?! Kartoffeln? Viel zu kompliziert! Reis? Viel zu langweilig und angeblich Arsen-belastet. Couscous? Wo krieg ich dat denn her? Und jeden Tag Kroketten, Fritten und Kartoffelecken geht ja wohl auch nicht, oder?! Morgen gibt es erst mal wieder Bratwürstchen oder Frikadellen. Die haben wenigstens keine Kohlenhydrate. Boah, jetzt rede ich schon wie meine Tochter... Ich lache noch mal. Herzhaft. Richtig herzhaft. Wie die Nudeln,die ich gestern und heute hatte...
der Wahnsinn
ist nah, denke ich, dann sage ich es sogar laut, zu mir selbst: "Der Wahnsinn ist nah..."
Aber egal: Bis Morgen
schaffe ich es auch noch. Und Morgen kommt meine Tochter wieder. Die erdet
mich. Mehr als diese ganzen, schweren Nudeln. Mit ihrer Abgeklärtheit. Ihren
sorgfältig gewählten Worten, ihrer Coolheit.
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