Das
war bestimmt die Sonne, die mir damals zu Kopf gestiegen ist. Bestimmt. Ein
blauer Himmel bis zu den Sternen. Keine Wolke. Nur Wind. Viel Wind. Aber ohne
jegliche Wolken. Fast magisch. Ein blauer Himmel, der einen bis zu den Sternen
hätte hinauf schauen lassen, hätte ich auch nur einen Moment meinen Blick von ihrem
Dekolleté lösen können. Auch María regte sich schon auf. War eifersüchtig. Aber
ich war einfach nur…glücklich (warum merkt man das eigentlich immer erst
hinterher? Warum ist das Leben so kompliziert, so beschissen kompliziert,
kostet so viel Arbeit, wenn es auch einfach ginge…[vielleicht, weil wir
sterben, weil wir sterben müssen – eine andere Erklärung fällt mir auch nicht
ein, aber ich habe ja eh keine Ahnung]). Und fotografierte ahnungslos weiter.
Auf dem Weg zum Hafen, zu den Booten, zu der Fähre, die ich so geliebt hatte, vor Jahren, beim letzten Mal in Cádiz. Wo ich mit María ganz vorne gesessen hatte, am Bug vor der leicht erhöhten Kabine des Kapitäns. Der sogar ziemlich schnell fuhr – so schnell, dass ich richtig Angst hatte, ins Wasser zu fallen, hier draußen in der Bucht. Die hatte ich schon immer, diese Angst. Diese Angst ins Wasser zu fallen, einfach loszulassen, sich fallen zu lassen, in die Tiefe, in die unendliche Tiefe des Ozeans. Denn immerhin war das hier nicht das Mittelmeer, sondern der Atlantik. Die endlose Weite des Atlantiks. Wie habe ich das immer zu Nadine gesagt, damals: „Wenn du hier immer weiter schwimmst, dann kommst du irgendwann in Südamerika raus. In Brasilien oder Venezuela…natürlich nur, wenn du vorher nicht ertrinkst…“ Um María hatte ich natürlich Angst, vielleicht sogar noch mehr als um mich selbst. Ganz sicher sogar. Aber gleichzeitig war das auch richtig geil. Hier in der Bucht von Cádiz, der Stadt meiner Träume. Die nicht gereicht hat, um meine Frau bei mir zu halten. Die nicht genug war, ihr nicht gereicht hat, um bei mir zu bleiben. Sie wollte mehr, etwas anderes, Portugal, Griechenland und ich konnte nur Cádiz dagegen halten.
Auf dem Weg zum Hafen, zu den Booten, zu der Fähre, die ich so geliebt hatte, vor Jahren, beim letzten Mal in Cádiz. Wo ich mit María ganz vorne gesessen hatte, am Bug vor der leicht erhöhten Kabine des Kapitäns. Der sogar ziemlich schnell fuhr – so schnell, dass ich richtig Angst hatte, ins Wasser zu fallen, hier draußen in der Bucht. Die hatte ich schon immer, diese Angst. Diese Angst ins Wasser zu fallen, einfach loszulassen, sich fallen zu lassen, in die Tiefe, in die unendliche Tiefe des Ozeans. Denn immerhin war das hier nicht das Mittelmeer, sondern der Atlantik. Die endlose Weite des Atlantiks. Wie habe ich das immer zu Nadine gesagt, damals: „Wenn du hier immer weiter schwimmst, dann kommst du irgendwann in Südamerika raus. In Brasilien oder Venezuela…natürlich nur, wenn du vorher nicht ertrinkst…“ Um María hatte ich natürlich Angst, vielleicht sogar noch mehr als um mich selbst. Ganz sicher sogar. Aber gleichzeitig war das auch richtig geil. Hier in der Bucht von Cádiz, der Stadt meiner Träume. Die nicht gereicht hat, um meine Frau bei mir zu halten. Die nicht genug war, ihr nicht gereicht hat, um bei mir zu bleiben. Sie wollte mehr, etwas anderes, Portugal, Griechenland und ich konnte nur Cádiz dagegen halten.
Ob
es nun wirklich an der Sonne lag weiß ich nicht, aber auf jeden Fall machte ich
an diesem Morgen ein Foto nach dem anderen von ihrem Ausschnitt. Ja, ich weiß,
das ist wahrscheinlich mehr Lust als Liebe, ich weiß, werden Sie jetzt
sicherlich sagen. Aber ist nicht auch Lust eine Form der Liebe, eine
animalische Form der Liebe und dadurch vielleicht sogar viel ehrlicher, viel
aufrichtiger, viel natürlicher, werde ich dagegenhalten. Und wir werden uns nicht
einig werden. So wie ich und meine Frau, meine Ex-Frau sich nicht einig wurden,
trotz des Urlaubs in Cádiz. Trotz meiner Besessenheit von ihrem Körper, ihrem
kleinen dünnen und zumindest an diesem Tag so unendlich schönen Körper. Ihrem
Ausschnitt. Was zählen schon innere Werte, was zählt schon der Intellekt, wenn
es im Leben doch eigentlich nur um simple, animalische Fortpflanzung geht, um
den Fortbestand der Rasse, den Fortbestand der Menschenrasse zu sichern. Da
sind doch diese Fotos vom Ausschnitt vielleicht sogar ehrlicher
nicht
ehrlich genug
Aber
an diesem Morgen hatte es mich aber auch erwischt. Ich war nicht mehr
aufzuhalten. Konnte und wollte mich nicht mehr bremsen. War magisch angezogen
von der roten Peperoni, die von ihrer Kette zwischen ihren braunen Brüsten
baumelte.
„Heute
Abend ficke ich dich…“ hauchte ich ihr zwischen den Fotos ins Ohr, wenn María
gerade anderweitig beschäftigt war. Was gar nicht so einfach war, denn sie
buhlte genauso wie ihre Mutter um die Aufmerksamkeit ihres Papis. Vielleicht
sogar insgeheim noch mehr. Wollte auch fotografiert werden. Und obwohl María
sogar noch fotogener war als ihre Mutter, hatte ich an diesem warmen, aber
gleichzeitig erfrischend windigen andalusischen Vormittags nur Augen für sie.
Für ihre Brüste, ihren Busen. Für sie, sage ich doch. Schoss ein Foto nach dem
anderen, als wir durch die Stadt irrten, auf der Suche nach dem Hafen, nach der
Anlegestelle der Fähre (ich wollte unbedingt Fähre fahren), vorbei an der
Tourismus-Information, an den riesigen Kreuzfahrtschiffen, an der Prachtstraße
mit ihren Palmen, an dem blauen Himmel über den man ungebremst zu den Sternen
hätte aufsteigen können. Wenn man gewollt hätte. Wenn man nicht so sehr an
ihrem Dekolleté gehangen hätte, wenn die irdischen Triebe nicht umso stärker
gewesen wären. Ob sie wohl damals das Gleiche gefühlt hat? Ich weiß es nicht,
beim besten Willen nicht. Heute könntest du sie fragen und sie würde es dir
vielleicht sogar ehrlich sagen. Jetzt, wo sie nicht mehr mit dir verheiratet
ist, nicht mehr mit dir zusammen ist. Aber sie redet ja nicht mehr mit dir. Hat
seit keiner Ahnung wie langer Zeit kein Wort mehr mit dir gewechselt.
Aber
damals warst du glücklich. Das weißt du heute. Konntest gar nicht mehr von ihr
lassen, von ihrem weißen Top, wo oben die schwarzen Spitzenränder ihres BHs
rausguckten. Die machten dich so geil. So geil, dass du Fotos aus allen Lagen,
aus allen Perspektiven machtest: von vorne, von der Seite, von weit weg und dann
wieder von ganz nah. Und obwohl sie versuchte, dich davon abzubringen, immer
weiter, immer wieder Fotos von ihrem Dekolleté zu machen und María auch langsam
anfing sauer zu werden, wurden es am Ende so um die 40-50 Fotos, bis du endlich
das perfekte Foto ihres Dekolletés im Kasten hattest. Von hinten über ihre Schulter. So, dass man
nicht nur die schwarze Spitze perfekt erkennen kann, sondern auch ganz tief
zwischen ihre Brüste blicken kann (Fleisch, wir wollen Fleisch, Männer) und
auch das rote Peperoni-Ding perfekt in der Mitte baumelte.
(versuchtest ein Foto zu
finden, auf dem keine Falten zu sehen waren, keine Krähenfüßchen, keine Makel,
auf dem ihre Haut glatt und braun war, auf dem sie perfekt aussah, fandest es )
(als ob du jemals perfekt
gewesen bist)
Auf unserer Suche nach
Perfektion, nach Makellosigkeit vergessen wir das
das, was wirklich wichtig
ist
den Moment, in dem wir
glücklich sind, in dem wir Spaß haben, hatten
An
diesem Tag hattest du deinen Spaß, soviel ist sicher. Sie glaub ich auch, zumindest
nach den Fotos zu urteilen, die du bis heute auf deinem Laptop hast.
Bis
heute weißt du nicht genau, warum sie dich keine zwei
Jahre später verlassen hat
Oder doch: Es gab Streit.
Immer wieder. Immer wieder das gleiche Thema. Ihre Schwester war mit ihrem
komischen Mann wieder nach Deutschland, nach Bonn zurückgekommen. Und du warst
gar nicht damit einverstanden, als du eines Nachts durch Zufall die deutsche
Telefonnummer und den Namen ihrer Schwester auf ihrem Handy entdecktest. Weil
du dir einen zweiten Wecker stellen wolltest. Weil du am nächsten Morgen ganz
früh raus musstest und du nicht zu spät kommen wolltest, auf die Arbeit. Zur
Sicherheit. Von da an ging es bergab. Aber du bist ja auch selbst schuld. Du
hattest auch keinen Bock auf eine Wiederholung der gleichen Scheiße von damals.
Wo der Schwager, dieser Hurensohn, sie ungefähr zehnmal am Tag fragte, ob sie
nicht (doch) mit ihm Fahrradfahren wollte. In deiner Anwesenheit. Und dir das
am Ende – nachdem du dir das Spiel lange genug angeguckt hattest – zu viel
wurde. Du hättest diesen Wichser damals ungespitzt in den Boden rammen sollen,
diesen Wichser mit seinem schmierigen Lächeln, das hättest du machen sollen.
Aber darauf hattest du keinen Bock, dazu hattest du keinen Mut. Stattdessen
hast du es ihr gesagt, immer und immer wieder. Bis diese Arschlöcher Jahre
später wieder in Deutschland aufgetaucht sind und du wirklich keinen Bock mehr
hattest, ein zweites Mal diese Scheiße durchzumachen. Dass der mit seinem
schmierigen Lächeln dauernd um sie herum scharwenzelt, was für ein Wichser.
„Entweder der oder ich!“
„Entweder die oder ich!“
„Deine Familie oder ich!“
„Das mach ich nicht noch mal
mit, mit dem und der komischen Mandy! Keine Chance.“
„Du hast es so gewollt…
selber schuld
Als du dir die Fotos auf dem
Computer so betrachtest, stellst du mit Erstaunen fest, dass sie heute gar
nicht mehr so weh tun. Nicht mehr so wie früher, kurz nach der Trennung.
Ich weiß nicht, ob das jetzt
gut oder schlecht ist
Und
auch an dem Abend hat er sie nicht gefickt, denn er hat sich nach dem Strand
einen bösen Wolf gelaufen und María hat auch im gleichen Zimmer geschlafen und
überhaupt war es sowieso viel zu heiß. Stattdessen hat er Bowie gehört, in der
heißen, lauten andalusischen Nacht
Sie hat dich verlassen und
auch du musst jetzt endlich mal loslassen. You have got to let go – again. You.have.got.to.let.go.
Stop.trying.to.control.everything.
I obsess on everything