Und wenn du lange in einen Abgrund blickst,
blickt der Abgrund auch in dich hinein
Friedrich Nietzsche
Ich gucke Adler-Olsen im
Zweiten. Habe ich letzte Woche auch schon gemacht. War auch letzte Woche schon
geil. Keine Ahnung, welche Folge besser war. Die heutige hieß Erlösung. War
wieder krass. Und ich frage mich: Wie kriegen die das hin? Wie kriegen die das
nur hin, die Skandinavier. Immer so nah an den menschlichen Abgrund zu gehen…
Ich twittere die Frage und
kommentiere dann: Wenn das ein Deutscher machen würde, dann wäre er wirklich BÖSE?? BÖSE in Großbuchstaben. BÖSE wie schon lange nicht mehr. Und genau
aus diesem Grunde, sage ich auch nicht „ein Deutscher“ sondern „einer von hier“.
Wir brauchen die Skandinavier. Für das Dunkle in unserer Seele, das wir nicht
mehr haben…
…das wir verloren haben…
…scheinbar…
Wenn wir sowas schreiben
oder drehen würden…
…müsste man UNS in eine
Schublade packen. Mit Gewalt mit dem Kopf voraus in eine Schublade drücken, bis
wir nicht mehr reden, schreiben, drehen oder was auch immer…bis wir wieder an
den Tatort glauben…an das Badische, Schwäbische oder Rheinische im Tatort…an
Otto-Normal-Verbrecher ohne Abgründe…oder mit ganz seichten…an die Rosenheim-Cops,
die mit Leichtigkeit sagen: Es goab a Leich…
Heute habe ich schon mal
daran gedacht. Wieder mal an der Bahn. Daran, ein schwarzes Buch zu schreiben.
Vom Herz-Schmerz-Liebeskummer wegzukommen und in den Abgrund zu gucken. Das
kann nämlich auch empowering sein. Liberating. Befreiend. Wenn man nicht zu
lang hineinschaut… Und selbst dann: Heute Morgen habe ich ein Stück aus No country for old man gehört. Im Auto,
als Hörbuch. Selbst dann… Wir Deutschen lernen was von Chigurh, diesem Mann,
dieser Präsenz, dieser Urgewalt…aus dem Nichts.
Und daher schreibe ich jetzt
mein schwarzes Buch: Jeden Tag einen neuen Satz. Wenn es angeklickt wird
natürlich nur. Jeden Tag einen Satz tiefer in den Abgrund, einen Klick tiefer
in den gemeinsamen, deutschen Abgrund…
…von dem wir dachten, wir
wären ihn losgeworden…
…weit gefehlt…
…weit gefehlt, Freunde…
Schwarzes
Buch, Satz 1 nach der Katastrophe: Er konnte ihn nicht so in
den Wald schleppen. Nicht hier, in seiner neuen Zwangsheimat. In Ippendorf wäre
das vielleicht möglich gewesen, aber selbst da wahrscheinlich nicht… Ohne Auto…unmöglich…
Wahrscheinlich würde er vorher unter dem Gewicht zusammenbrechen. Warum sind
Tote eigentlich so verdammt schwer?? Etwa, weil der Tod ihnen Gewicht verleiht?
Schwere? Die sie zu Lebzeiten nicht hatten…
Also hieß es ab unter
die Dusche… Am Montag würde seine Tochter kommen, also hatte er nicht viel Zeit. Er musste jetzt einen klaren Kopf bewahren. Denk nach, Mann! Denk nach, du Arschloch! Es kam ihm vor wie ein Traum, ein böser Alptraum. Sein Leben in den letzten nunmehr fast drei Jahren war nicht einfach gewesen...und jetzt das hier. Wie bewahrt man einen klaren Kopf, wenn man das noch nie konnte. Sich schon immer Sorgen gemacht hatte. Um alles. Um alles und jeden. Seit frühester Kindheit. Aber Sorgen waren auch gut. Das hatte der von der Telefonseelsorge schließlich auch gesagt. Sorgen bewahrten einen vor größerem Schaden. Vor noch größerem Schaden. Noh größer als das hier, als diese ganze Scheiße hier?
Wie war es dazu gekommen? Wie war er überhaupt in diese Lage gekommen...
Wie war es dazu gekommen? Wie war er überhaupt in diese Lage gekommen...
Ok, das waren jetzt schon
ein paar mehr als einer…aber ich muss den paar Lesern meines Blogs ja was
bieten… Also, nächster Klick, nächster Satz, obwohl ich manchmal glaube, dass
das Zählsystem bei Blogger nicht (richtig) funktioniert… Aber jetzt ist’s gut:
Ich muss ins Bett, von meinem Schwarzen
Buch träumen…