Am Maritim steigt eine Frau
in die Bahn ein, die von hinten voll aussieht wie Nadine. Wie Nadine früher
aussah, als sie noch Locken und einen Pferdeschwanz hatte, vor Jahren…
Hey, nicht dass das Nadine
ist!, denkt er.
Scheiße…
Du guckst in ihre Richtung,
stellst dir vor, wie sie dich sieht in deinen blauen, verwaschenen Jeans, deine
hellbraune Lederjacke (die du damals auch schon hattest, die kennt sie also)
und darunter dein rot-blau gestreiftes Bayern-Trikot (heute geht’s zum zweiten
Mal diese Woche gegen Leipzig). Das zugegebenermaßen in Bauchhöhe eine bisschen
mehr spannt als damals (aber nicht wie die alten Hemden, die mir gar nicht mehr
passen – oder nur, wenn ich mich als Presswurst verkleiden will).
Du stellst dir vor, was sie
sagen würde, wenn du so plötzlich vor ihr stehen würdest.
„Du bist dick geworden!“
Wie das letzte Mal, als du
sie gesehen hast. Als du mit ihr geredet hast. Und sie diese abfällige Geste in
Richtung deines Bauches gemacht hat. Und süffisant gesagt hat: „Du hast zugenommen…“
Oder es nur angedeutet hat. Was aufs Gleiche rauskommt…
Du stellst dir vor wie sie
es sagt: „Du bist dick geworden…“
Und du antwortest, ganz
trocken, mit einem ebenso süffisanten Lächeln: „Ja, ich ficke nicht mehr. Da
nimmt man zu…ich habe schon lange nicht mehr gefickt…“
Dann, als du aussteigst,
zufälligerweise an der gleichen Haltestelle wie sie, siehst du, dass sie von
vorne nicht aussieht wie Nadine. Dass du dir das alles nur eingebildet hast.
Und dass du sie auch nicht ficken würdest…
Und dann denkst du: Würdest
du doch, bestimmt… Du würdest sogar…