Mittwoch, 11. Januar 2017

8 Tage vor der Scheidung











Die letzten Tage vor der Scheidung – es sind derer noch genau 8 – fühlen sich irgendwie irreal an. So als müsste noch irgendwas passieren, was den Termin vor Gericht doch noch verhindert

Was denn? Ein Atomkrieg?

Was hätte Fukushima noch verhindern können? Nichts

Keine Ahnung. Irgendwas

Sie kommt vorbei, sagt, das sei alles nur ein Spaß gewesen, ein übler Scherz, sagt, sie wollte nur meine Liebe für sie, meine Liebesfähigkeit testen

meine Leidensfähigkeit

Sagt, wir blasen das alles ab. Das ist doch alles Quatsch. Eine Überreaktion. Und wir blasen es nicht nur ab, sondern ich blase dir auch noch einen, heute Abend. Du ziehst wieder zu mir, ich schmeiße den unbekannten WG-Bewohner/-in raus und wir sind wieder eine Familie, ein Ehepaar

was hast du denn genommen     das solltest du lassen        bevor du noch weitere solcher Horror-Trips hast


Die letzten nunmehr fast zwei Jahre waren ein einziger, langer Horrortrip.

Das fühlt sich alles so an, als wäre es nicht wahr, als gäb es da, irgendwo da, noch einen Ausweg, ein Schlupfloch, eine Falltür, was auch immer

…wie in diesen Comics wo der plattgewalzte, tot geglaubte, von der Klippe gesprungene Held oder Böse einfach wieder aufsteht und alles wieder von vorne losgeht…

…könnten wir überhaupt noch mal von vorne anfangen? Realistisch gesehen: wahrscheinlich nicht.

Das fühlt sich echt ein bisschen so an wie das Ende der Welt. Obwohl deine Welt schon lange auseinander gebrochen ist, schon lange nicht mehr dieselbe ist. Durch eine böse ersetzt wurde…mit bösen, deutschen Menschen. Wölfen, die den Menschen Wölfen sind…das Ende einer Ära, von fast zwei Jahrzehnten gemeinsamer Einsamkeit…

Und jeden Tag hoffst du auf eine überraschende Wendung, bist aber jeden Abend wieder von neuem enttäuscht, bevor du endlich, todmüde in einen holprigen, unruhigen Schlaf hinabstürzt


Du willst sie nicht sehen, in fast einer Woche, selbst vor Gericht nicht. Und gleichzeitig willst du nichts mehr als sie sehen, ein letztes Mal, bevor jeder von euch sein eigenes, trauriges Leben weitergeht

fühlst dich wie in diesem Video von Love of Lesbian. Wo der am Ende aus dem Fenster springt und das ganze Lied über mit so roten oder rot umrandeten Augen singt, dass das dir nicht mehr wie ein Zufall vorkommt. Hat er geheult

Das Lied mit dem Titel Los días no vividos, die nicht gelebten Tage…

…die nicht geliebten Tage…

Wo der singt: …dunkle Materie, die aus Leere gemacht ist…und ich erhebe das Glas, das leerer ist als ich…es führt in die Hölle…ich erinnere mich an keine bessere Nicht-Geschichte…ich werde zu den nicht gelebten Tage… Und die Welt am Ende wirklich untergeht. Das ist aus diesem spanischen Film. Wo er am Anfang sich streitet, weil er das Ende der Welt nicht mit seiner Frau/Partnerin verbringen will


Eres un hijo de puta y no me da la gana de perdonarte…joder…


Und es klingelt an der Tür, klingelt nicht, klingelt, klingelt nicht