Einen
Tag, nachdem seine Frau mit seiner Tochter das Haus verlassen hatte, nur um nie
wiederzukommen, erhielt er eine SMS von seiner Tochter.
Mach dir keine Sorgen, ich komme morgen
Im
Nachhinein klingt das fast wie aus einem Poesiealbum. Dem Dale-Carnegie-Poesie-Album.
Wie sich das reimt, „Sorgen“ und „morgen“, fast schon poetisch. Philosophisch. Existentialistisch.
Am
Abend des betreffenden Tages kam er nach der Arbeit die Treppe zu seinem
Wohnblock hoch, guckte durch das Küchenfenster und sah eine kleine Person.
Zuerst dachte er, das sei seine Frau, die es sich anders überlegt hatte und
zurückgekommen war. In die gemeinsame Wohnung.
Aber
dann, als er die Tür aufschloss und in die Küche ging, war da nur seine
Tochter. Stand am Herd und kochte. So als wär nichts passiert. Nach einem
Moment sagte er entgeistert: „Ich dachte, die Mama wär wieder da. Das sah so
aus, von draußen…“
Sie
sagte nichts.
Oder
sagte er: „Und, wo ist die Mama?“
Keine
Ahnung. Mittlerweile ist das alles schon so lange her, als wäre es gestern
gewesen.
Auf
jeden Fall informierte ihn seine Tochter später am Abend, als sie zusammen aßen,
dass „die Mama kommt nicht mehr zurück.“ Und Punkt. Kein Wort mehr und keins
weniger. Die Mama kommt nicht mehr zurück. War das ihre Aufgabe, ihm das zu
sagen? Wie fühlte sie sich dabei? Er weiß es nicht. Er kann keine Gedanken
lesen.
Er
auf jeden Fall wird diesen Satz nie mehr vergessen, solange er lebt.
Am
Morgen hatte ihm sein Anwalt, den er hastig aufgesucht hatte – er hatte noch
nie vorher im Leben einen Anwalt gebraucht – mitgeteilt, dass das ein gutes
Zeichen sei, dass seine Tochter noch Kontakt zu ihm hätte. Dass sie noch mit
ihm reden würde.
„Das
ist doch schon mal gut.“
Und
Punkt.