Montag, 16. Januar 2017

Traumdeutung: Der Tunnel








“En todo caso había un solo túnel, oscuro y solitario: el mío, el túnel en el que había transcurrido mi infancia, mi juventud, toda mi vida.”
Ernesto Sabato, El túnel

  




Wir kriechen durch einen engen Tunnel. Ich und Nadine. Nadine und ich. Der Tunnel befindet sich in einem alten Haus, keine Ahnung, wo. Aber auf jeden Fall in einem Haus. Keine Ahnung, ob ober- oder unterirdisch. Ich habe einen Plan des Tunnels und krieche voran.

Auf einmal kommen wir in ein großes Zimmer. Da sitzen überall alte Leute. Fast alles Männer. Glaube ich zumindest. Die sitzen da einfach so rum, in ihren Sesseln und auf ihren alten Stühlen und wundern sich noch nicht mal großartig, dass wir kommen. Ich frage sie, ob der Tunnel nicht noch weitergeht. Laut Plan tut er das nämlich. Aber sie sagen, der geht nicht mehr weiter.

„Aber der muss doch weitergehen…“

„Der muss einfach…“

„Hier steht das doch…“

Das ist fast so wie bei einer Schatzsuche, wie in diesem Buch, dass ich als Kind so gern gelesen habe, wo diese Jugendlichen in Berlin einen Schatz suchen. Auch unter den Häusern.

Aber die alten Leutchen, die sich immer noch nicht über unsere Anwesenheit bei ihnen wundern, sagen alle:

„Nein. Da ist nichts mehr.“

Aber ich will noch nicht aufgeben und gucke mir den Plan noch einmal an. Bleibe bei ihnen, während sie Nadine anbieten, dass sie doch ihre Sauna nutzen kann. Sie hätten eine Sauna hier. Doch obwohl der Plan ganz klar etwas anderes sagt, finde ich keine Fortsetzung des Tunnels. Vielleicht wurde die ja zugemauert. Oder es gibt noch eine Verbindung, aber die wollen mir nichts von ihr sagen. Ich weiß auch nicht, was ich dort suche. Einen Schatz vielleicht. Auf jeden Fall kommt mir das alles reichlich mysteriös vor. So als würden die mich belügen. Das kann doch nicht sein

Ich weiß, dass da was sein muss

Am Ende gebe ich auf und gehe zu Nadine. Sie befindet sich in einem Raum, der mit hohen, ich glaube sogar dreistöckigen Etagenbetten ausgestattet ist. Dort liegen, unter Decken, alles nur Frauen. Nackte Frauen. Aber ich gehe direkt zu Nadine. Sie liegt in der Mitte eines der Etagenbetten. Woher ich das weiß, weiß ich auch nicht. Ich weiß es einfach. Sie schläft, genau wie all die anderen Frauen in dem Raum. Als ich unter die Decke packe, wacht sie auf, schreckt kurz hoch, bis sie mich sieht. Ich sehe ihren nackten Oberkörper, ihre kleinen, aber schönen Brüste mit dieser eigentümlichen Form, die sie immer hatten.


Ich wache auf und vermisse sie. Es ist Montag. Diese Woche ist die Scheidung. Es sind noch drei Tage bis zur Scheidung und ich krieche immer tiefer hinein in den dunklen Tunnel meines Lebens, immer auf der Suche

Nach was?

Nach etwas, dass nicht existiert? Das zugemauert wurde. Hinter dem sich vielleicht ein Schatz verbirgt, vielleicht aber auch nichts


Vorheriger Traum: Streit und komische Bilder