Ich
wusste gar nicht, was ich hier suchte, hier draußen in der lauen römischen
Nacht. Ein Hemd an. Auf alle Eventualitäten vorbereitet. Oder doch nicht? Ich
weiß es nicht mehr. Vielleicht hatte ich auch einfach nur meine Shorts an –
vielleicht sogar meine Strandshorts. Die mit den roten Blümchen. Keine Ahnung,
ob ich die damals schon hatte. Oder die weiße mit den roten Streifen. Die war
zumindest aus Stoff. Nicht wie die Blümchenshorts, die mehr eine Badehose als
eine richtige kurze Hose war. Ja, vielleicht hatte ich die ja damals noch,
diese weiße Shorts mit den verschiedenen vertikalen Streifen. Die mich immer
ein bisschen an ein Geschirrhandtuch aus der Küche erinnert hatte. Oder hatte
ich mir gar vor meinem nächtlichen Gefängnisausbruch eine lange Hose angezogen?
Wie hätte ich das vor Nadine rechtfertigen sollen. Wenn sie mich beim
Wiederkommen erwischt hätte. Morgens um vier, am Ende meines Freigangs. Als es
in Rom schon fast wieder hell wurde. Obwohl: Das lange Hemd hätte ich ihr
genauso wenig erklären können. Denn das war eins der eleganteren Sorte. Die ich
in Deutschland nicht zur Arbeit anzog. Aber in den Urlaub mitnahm. Keine Ahnung
warum. Um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wie in den 50ern und 60ern, wo
die Leute noch elegant, in Anzug und Krawatte geflogen sind. Und nicht wie
heute in Stranduniform und Sandalen mit Tennissocken. Keine Ahnung warum. Mein
Urlaub war etwas Besonderes. Der Urlaub mit meiner Familie. Diese fast schon
magisch anmutenden zwei Wochen im Jahr. Wenn es überhaupt zwei Wochen waren,
die ich, die wir uns leisteten. Keine Ahnung. Das war das Hemd mit den
verschlungenen Rosen auf schwarzem Stoff, das war richtig elegant. Das, wo man
immer aufpassen musste, dass nicht auf einmal der Knopf in der Mitte, in der
Mitte des Bauches aufging. Und man auf
einmal unfreiwillig bauchfrei spazieren ging. Mit Guckloch. Aus dem bei
genauerem Hinsehen schwarzbraune Brust und Bauchhaare quollen. Aber in Italien
waren die vielleicht gar nicht so ungewöhnlich… Die platzenden Knöpfe wahrscheinlich
aber schon, denn hier im Süden waren die Leute deutlich schlanker als in
Mittel- oder Nordeuropa. Nicht so viel Frustessen, mehr Strandtage und eine
mediterrane Diät trugen bestimmt zu dieser sprichwörtlichen bella figura der italienischen Männer
und Frauen bei. So viel Schwabbel-Wabbel wie bei mir und bei meinen Landsleuten
sah man hier auf jeden Fall nicht.
Ich
könnte Sie jetzt belügen, lieber Leser. Ich könnte jetzt sagen, dass, kaum war
ich aus der Tür getreten, mir eine leicht oder gar mittelschwer angeschwipste
Italienerin (eine ragazza bella) in
Feierlaune und mit nymphomanischen Neigungen in die Arme lief und sagte: „Wohin
des Weges, dicker, aber durchaus gutaussehender Deutscher, ein tedesco bello, also. Und ich ganz
verdutzt ihr entgegenstammelte:
"No sé.
Dunno."
Sie mich mit ihren dünnen, aber energiegeladenen Armen ins
Schlepptau nahm und in eine Bar im Zentrum (intra
muris) entführte, wo sie mich dann einmal auf der Toilette und später noch
zweimal bei sich zu Hause vergewaltigte. Wobei sie zu Hause so viel
italienisches temperamento zeigte, dass ihre beiden nicht minder geilen
Freundinnen aufwachten und einfach mitmachten. Mich in Ketten legten und von
vorne und von hinten, von unten und von oben und sogar von der Seite
traktierten, bis sie Hunger bekamen und sich ein gefülltes Croissant und einen
Espresso to go an der Ecke holten,
nur um dann gestärkt mich aufs Neue zu
missbrauchen, während meine Frau schon auf der Wache die verschmitzt
schmunzelnden carabinieri auf mich
hetzte. Und ich dann nach fünf Tagen glücklich freigelassen werde. Mich gegen
meine Freilassung mit Händen und Füßen wehre, mir die Handschellen selbst
wieder anlege. Aber die mir überdrüssigen Italienerinnen setzten mich einfach
so vor die Tür. In die Sonne. Ließen mich nicht mehr rein, egal wie sehr ich von
außen gegen die Tür hämmerte. Beendeten jäh meine Fantasie...