Ich will jetzt die Wahrheit
wissen, denkt er, als er das Buch von Nicholas Sparks liest. At First Sight. Ich muss sie einfach
wissen, um weiterzumachen. Damit mein Leben weitergeht. Nicht das hier. Dieser Schwebe-Zustand. Ich
muss endlich abschließen können. Mit allem. Mit all dem Scheiß. Mit Nadine, mit
Bonn, mit Deutschland. Die ganze Scheiße hinter mich bringen.
Ich komme nach Hause, aber
bleibe nicht lange. Das ist eh nicht mehr mein Zuhause. Nicht mehr so richtig.
Zumindest fühlt es sich nicht mehr so an. Ich ziehe mir die Tarnjacke an,
stecke die schwarze Wollmütze in die rechte Seitentasche. Wie gut, dass es
Winter ist. Da fällt das nicht so auf, das mit der Mütze. Im Sommer ist das,
was ich vorhabe wesentlich schwerer.
Es ist schon dunkel, als ich
aus der Tür nach draußen trete. Leise das Tor hinter mir schließe. Draußen ist
es am Pissen. Wie passend, denkt er, als er sich auf den Weg zur Bushaltestelle
macht, die Mütze in der Jackentasche…
Er will jetzt endlich
wissen, was los ist. Warum sie ihn wirklich
verlassen hat. Nicht diesen Scheiß von wegen „wenn unsere Liebe einmal zerbrochen ist, wie ein Zweig, dann kann man die nicht mehr kitten“ hören. Fast mit einem Lächeln auf der Lippe. Genervt.
Gleichgültig. Immer gleichgültig. Das ist niemals die ganze Geschichte. Aber es
gibt nur einen Weg herauszufinden, was wirklich los ist. Los war.
Warum hat María auch ihren
Schlüssel hier vergessen? Diesen Schlüssel, den er gefunden hat. Auf dem
Glastisch. Auf ihrem alten Glastisch. Sie hat auch nicht mehr danach gefragt.
Komisch... Von ihm war der Schlüssel auf jeden Fall nicht. Also muss er ja von ihr gewesen
sein. Und warum will sie ihn dann nicht zurückhaben? Von wem denn sonst? Vielleicht passt er ja, der Schlüssel den er jetzt in
der Hosentasche hat. Schon seit mehr als einer Woche mit sich rumträgt.
Befingert, während er in der Dunkelheit auf den Bus wartet. Den Bus in die
Stadt. Er will ja nur Klarheit, will endlich Klarheit.
Nicht diesen Scheiß von
wegen „Kann dir doch egal sein“ (ob die einen Neuen hat). „Was macht das für
einen Unterschied, jetzt noch?“
Für mich einen großen, denkt
er, auf sein Handy schauend. An diesem kalten, dunklen Sonntagabend.
Ya
no hay guapos, denkt er, kurz bevor der Bus endlich um die
Ecke kommt. Ya no hay guapos…