Beim Aufräumen finde ich
dieses Foto. Dieses alte Passfoto von mir. Das überrascht selbst mich. Ich mit
keine Ahnung wie vielen Jahren, Anfang 20 oder doch schon Mitte 20? Ich war so
jung
Abends zeige ich es María,
sage: „Guck mal hier, das habe ich gefunden, so sah dein Vater früher aus (als
er noch glücklich war, als ich noch glücklich war…oder zumindest halbwegs
glücklich, als ich noch keine Ängste hatte…oder zumindest nicht solche wie
jetzt)
„…so jung und schön war ich
damals…“
Sie guckt sich das Foto an
und sagt ganz trocken (wie immer), ganz überraschend (sie weiß, wie man wenige
Worte mit viel Bedeutung versieht): „Du sahst aus wie ich…du siehst aus wie ich…“
Krass. Echt?
„Echt?“ Ich gucke mir das
Foto an: die großen, starren, tiefgründigen, tiefblickenden, dunklen Augen, die
Augenbrauen, sogar die Haare
wie María auf ihren Fotos
vom Kindergarten. Große Augen, die für ihr Alter zu viel sehen, zu viel gesehen
haben, die fast seherische Qualitäten zu haben scheinen
Stimmt, sage ich nicht.
Extra nicht. Aber denke es, auch als sie schon längst im Bett ist und ich…nach
diesem Rache-Film mit Michael Douglas, diesem sadistischen Film mit Michael
Douglas, wo der diesen Typen aus Versehen erschießt und dann den einzigen
Zeugen, seinen jungen Guide, durch die Wüste jagt, um ihn zu töten…abermals
einen Blick auf das kleine Foto werfe
wie María
so jung…so gut aussehend…und
so abgefuckt
„...so jung, so gut
aussehend und so unglücklich
„…der fragt sich bestimmt
gerade, wie so eine hübsche Tochter zu so einem abgefuckten Vater kommt…
„Warum bist du eigentlich
noch hier, ich tu dir doch nicht gut
„…diese Frage stelle ich mir
schon seit zwei Wochen…Monaten
„Du siehst aus wie ich
wie ich
ja, es stimmt, wie du