Donnerstag, 11. Mai 2017

Ein Finne in der Wüste










Ich möchte für in einer halben Stunde den Tisch reservieren.“

Er guckt auf die Uhr.

„Solange du um halb eins raus bist.“

„Ja, auf jeden Fall.“

 „Ok…und, geht’s dir wieder besser?“

„Ich stecke in der schwersten existentiellen Krise meines Lebens. Das ist ein Abenteuer…

…und ich liebe es.“


Scheiße, was ist denn mit dem passiert?

„Ok.“

„Doch. Ich hatte heute Bumerang mit den Kindern. Die sind alle gekommen. Haben wir Bumerangs aus Pizzakarton gemacht und die sind geflogen…geil.“

„…war ja auch schönes Wetter heute…“

„ja, aber windig. Ganz schön viel Wind…ich habe da 32 Kinder, und die sind alle gekommen. Fünf hatten etwas anderes, aber sonst sind alle gekommen. Jedes Mal.“

Er sieht gut aus, in seiner braunen Lederjacke. Seiner braunen Imitations-Lederjacke. Seine Haare sind gewaschen und nicht mehr zerzaust.

Das ist die Einstellung, denkt er. Es als Abenteuer sehen.

Das Leben als Abenteuer sehen.

„Ist aber wieder alles klar?“, fragt er noch mal.

„Ja, ich muss kämpfen. Es…“

„Es gibt ja nichts anderes…“

Außer den Tod. Außer sterben.

Er haut ihm mit der Faust aus Spaß gegen die Schulter und der Finne lacht.

„In einer halben Stunde…“

„Ja. Ich halt dir den Tisch frei.“

Die Finnen sind eben nicht unterzukriegen. Still Finnen sind tief. Es ist gut zu sehen, wie er so voller Enthusiasmus ist.

Ein Finne in der Wüste. In der Wüste Deutschlands...

Mehr vom Finnen hier: Das arme Deutschland