Dienstag, 23. Mai 2017

...so ein schönes Kind...















Beim Aufräumen finde ich dieses Foto. Dieses alte Passfoto von mir. Das überrascht selbst mich. Ich mit keine Ahnung wie vielen Jahren, Anfang 20 oder doch schon Mitte 20? Ich war so jung


Abends zeige ich es María, sage: „Guck mal hier, das habe ich gefunden, so sah dein Vater früher aus (als er noch glücklich war, als ich noch glücklich war…oder zumindest halbwegs glücklich, als ich noch keine Ängste hatte…oder zumindest nicht solche wie jetzt)

„…so jung und schön war ich damals…“

Sie guckt sich das Foto an und sagt ganz trocken (wie immer), ganz überraschend (sie weiß, wie man wenige Worte mit viel Bedeutung versieht): „Du sahst aus wie ich…du siehst aus wie ich…“

Krass. Echt?

„Echt?“ Ich gucke mir das Foto an: die großen, starren, tiefgründigen, tiefblickenden, dunklen Augen, die Augenbrauen, sogar die Haare

wie María auf ihren Fotos vom Kindergarten. Große Augen, die für ihr Alter zu viel sehen, zu viel gesehen haben, die fast seherische Qualitäten zu haben scheinen

Stimmt, sage ich nicht. Extra nicht. Aber denke es, auch als sie schon längst im Bett ist und ich…nach diesem Rache-Film mit Michael Douglas, diesem sadistischen Film mit Michael Douglas, wo der diesen Typen aus Versehen erschießt und dann den einzigen Zeugen, seinen jungen Guide, durch die Wüste jagt, um ihn zu töten…abermals einen Blick auf das kleine Foto werfe

wie María

so jung…so gut aussehend…und so abgefuckt

„...so jung, so gut aussehend und so unglücklich

„…der fragt sich bestimmt gerade, wie so eine hübsche Tochter zu so einem abgefuckten Vater kommt…

„Warum bist du eigentlich noch hier, ich tu dir doch nicht gut

„…diese Frage stelle ich mir schon seit zwei Wochen…Monaten

„Du siehst aus wie ich

wie ich


ja, es stimmt, wie du