Freitag, 12. Februar 2016

Der Bachelor



12.02.16





Heute gucken meine Tochter und ich…oder ich und meine Tochter…egal, auf jeden Fall gucken wir den Bachelor. Geil, ne?! Obwohl auf dem Ersten die Bayern spielen und auf dem Zweiten XY läuft. Scheiße. Wozu brauch man RTL überhaupt noch?! Die Bayern spielen im Pokal gegen Bochum, aber wir gucken den Bachelor! Diesen Spacken-Bachelor. Diesen Spasti-Bachelor.

Aber wenn sie schon mal hier ist (momentan stolze 4x die Woche!), da verzichte ich auch gerne auf Fußball. Der erinnert mich eh nur wieder an Nadine, die meine Bayern-Leidenschaft teilt (tut sie das wirklich oder tut sie nur so?). Auf jeden Fall erinnert mich Fußball nur wieder an meine halbwegs guten Zeiten mit ihr. Wo sie mich aus dem Fiddlers schleifen musste, nachdem ich mich beim Champions-League-Finale Bayern-Dortmund mit vier Polen angelegt hatte, nur weil ich zu viel getrunken und fast die gesamte erste Halbzeit zu viel mit ihr gestritten hatte. Schon damals wollte sie gehen. Sie wollte schon immer gehen. Aber Reisende Arschlöcher darf man eben auch nicht aufhalten.

Hat der eigentlich schon mal eine gebumst? Eins von diesen Hühnern. Diesen Grill-Hähnchen.

„Die ist voll hübsch“, sagt meine Tochter anerkennend zu einer Brünetten, die für mich nicht besser und nicht schlechter aussieht als die anderen. Vielleicht ein bisschen brauner als die anderen, bei denen eher krebsrot vorherrscht.

„Echt?“ antworte ich skeptisch. „Die findest du hübsch?“

„Ja.“

„Die sieht aus wie vom Mars mit ihren gezupften Augenbrauen…genau das passiert, wenn man sich die Augenbrauen auszupft. Siehst du?!“

Soviel zu meinem erzieherischen Beitrag für heute. Das muss reichen! Vielleicht nimmt meine Tochter ja nächstes Jahr den Päda-LK. Dann kann sie mich ja erziehen.

„Die hat ein Hundehalsband um.“

Wer ist das überhaupt

„Das ist die, die halbe Inderin und halber Türkin ist und die in England lebt!“

„Echt. Die? Ach so…jetzt sehe ich es auch…Scheiße…am Anfang fand ich die eigentlich ganz gut.“

Eigentlich. Aber jetzt…

Wie konnte ich mich nur so täuschen?

Bei meiner Frau genau das Gleiche.

Aber zurück zum Bachelor: Heute geht der Bachelor mit den „Ladies“ (fucking hell) schwimmen. Wie aufregend! Im Meer! Und natürlich tut er das nicht mit T-Shirt (so wie du letztes Jahr in Spanien), sondern präsentiert den RTL-Zuschauern seinen zugegenermaßen recht knackigen, recht durchtrainierten, nackten Oberkörper.
„Boah, hat der Muskeln!“

Wer hat, der hat! Nur kein Neid! Das fällt auch meiner Tochter auf, die in diesem typischen, immer ein bisschen verächtlichen Tonfall, sagt: „Der zeigt immer seinen nackten Oberkörper.“

Findest du gut, ne?! Hat dein Vater auch! Tief unter dem Bauchspeck, hinter den sieben Bergen, bei den sieben wütenden Zwergen, da liegt mein Waschbrettbauch verborgen. Damit der Bachelor nicht neidisch wird.

Also Bauchmuskeln hat der schon. Aber das muss ich meiner Tochter doch nicht auch noch extra auf die Nase binden, oder?! Und überhaupt: „Was macht der in der Show, wenn der ein Kind hat?! Eine einjährige Tochter.“


„…das würde ich gern mal wissen“, schiebe ich süffisant hinterher.

Geil. Heute rollt sie noch nicht mal mit den Augen, schüttelt noch nicht mal ihren Kopf und macht auch keine bösen oder, noch schlimmer, leicht verächtlichen Grummellaute – wie sonst immer, wenn ich es wage, irgendein kritisches Thema anzusprechen.

Ok, wenn ihr egal ist, was ich sage…

…dann mache ich eben weiter. Wenn sie nichts sagt. Dann sag ich eben was.
Nämlich: „Warum ist der nicht bei seinem Kind, wenn er es so liebt?! Und überhaupt: Wer hat denn da wen verlassen? Er sie oder sie ihn?“


Wenn sie ihn verlassen hat, dann könnte ich das ja wenigstens noch verstehen: Dass er aus Enttäuschung. Zum Bachelor geht. Guck mal, du blöde Kuh: Ich kann jede RTL-Schnalle haben, die ich will. Und du? Mit deinem Neuen! Ich hab gleich 20. Un trenne mich jede Woche von gleich ein paar Frauen. Nicht wie du, nur von mir!

Aber lassen wir das. Verbreiten wir lieber ein bisschen mehr Anti-Trennungs- bzw. Anti-Scheidungs-Propaganda gegen meine Frau (und ihre Mutter): „Außerdem ist das Kind erst eins!  Da stimmt doch irgendwas nicht, wenn die sich dann schon verlassen…“


Da bewege ich mich mit meiner Fast-Trennung und Ganz-Affäre als María 1 war natürlich auf ganz dünnem Eis. Bist du nicht auch alleine nach Schottland gegangen als María eins war?!

Ja, ich weiß.

Reden wir von was anderem. Heute springt sie eh nicht auf meine Provokationen an. Da kann man nichts machen.

„Der muss aber auch immer seinen Oberkörper zeigen.“


Mittlerweile befindet sich der Bachelor im Wasser und zeigt noch immer ganz schamlos seine Muskeln. Seinen Sixpack. Während es sich eins der Mädchen, äh, Ladies, auf seinem Rücken gemütlich macht.

„Das wär jetzt geil. Wenn da jetzt ein Hai kommen würde und die fressen würde! Eine von denen. Egal welche, die sehen eh alle gleich aus. Eine  von diesen gebratenen Plastikfrauen. Hey, verbrennt Plastik nicht in der Sonne.

„Ein weißer Hai. Ein Killerhai. So ein großer. Und der Bachelor versucht, die zu retten und dann frisst er den auch. Das wär geil!“

Er frisst ihn und verdirbt sich dabei den Magen. Kotzt ihn auf dem Meeresboden wieder aus. Tschuldigung: Ich meinte natürlich er übergibt sich. Haie kotzen doch nicht.

Plötzlich sagt María: „Das schwimmt, das Auto.“

„Häh, was hast du denn genommen? Das ist ein Schiff. Ne, du hast Recht. Das ist das Auto von eben. Scheiße! Das ist ein Amphibienfahrzeug. Scheiße!“ Die scheuen aber auch keine Mühen beim Bachelor. Das sah eben auch schon komisch aus, als der Bachelor die abgeholt hat, mit diesem komischen Bus. Da stand er da, vor dem Haus, und hat geklingelt. Aber zuerst hat ihm keiner aufgemacht. Die hatten wahrscheinlich gerade keinen Bock. Oder ham sich unter sich vergnügt. So unter Frauen. Ein bisschen Bi schadet beim Bachelor nie. Wie sagen das die Engländer nochmal? Die kauen ein bisschen am Teppich rum. So ungefähr. Dann, am Ende, bemerken sie ihn doch und flippen pflichtbewusst aus. Hi, der Bachelor, es hat geklingelt. Uuuhh. Ahhhh. Iiiihhh. Und so weiter. Strömen nach draußen, um zu sehen, was er jetzt schon wieder im Schilde führt. Ein weiteres Abenteuer. Leck mich am Arsch! Mit dem Bachelor! Und nur fünf können mit. Der Rest brutzelt weiter in der Sonne. Verbrennt sich den Arsch, die Titten und weitere sensible Körperteile. Schiebt Frust und vielleicht die eine oder andere Lesbennummer mit einer anderen Zurückgelassenen.

Wenn die nicht im Fernsehen wären und man die anonym fragen würde, wem der Bachelor wirklich gefällt, dann würde bestimmt noch nicht mal ein Drittel ja sagen. Aber so stehen die natürlich alle wie bekloppt auf den.

 „Die hat richtig rote Augen. Bestimmt hat die Drogen genommen“, sagt María plötzlich wie aus heiterem Himmel.

„Das kann aber auch andere Gründe haben. Ich hab auch oft rote Augen. Und ich nehme auch keine Drogen.“ 

„Bei mir in der Klasse sind echt welche, die nehmen Drogen. Haschisch. Die kommen dann…in den Unterricht.“

„High?“

„Ja.“

Will ich das jetzt wissen? Das sind Dinge von denen ich gar nichts wissen will…es mir aber nicht anmerken lassen darf. Also sage ich: „Echt?! Was für eine Kinderdroge! Drogen fangen bei mir erst bei Koks an…“

Ich könnte ihr ja jetzt erzählen, dass ich auch schon einmal einen Joint geraucht habe. Mit Dino, meinem Kollegen. Aber das lass ich dann doch lieber. Das ist dann doch zu viel des Guten.

Währenddessen steht es in Bochum 1-0 für die Bayern. Scheiße! Lewandowski. Schon wieder. Und ich sehe das Tor nur auf meinem kleinen Computerbildschirm, weil der Bachelor mit ein paar noch nicht mal so gut aussehenden „Ladies“ (woher wissen die eigentlich, dass das alles „Ladies“ sind, echte „Ladies“??) auf einem Amphibienfahrzeug rumturnt. Scheiße labert bis zum geht nicht mehr. Aber trotzdem macht das Spaß, das mit meiner Tochter zu gucken. Das ist schon irgendwie lustig.

„Da ist die, die hasse ich.“

„Echt?“

Auf dem Bildschirm ist ein blondes Mädchen zu sehen, das irgendeinen Scheiß über eine andere Kandidatin – wer hört da schon hin? Die sieht eigentlich gar nicht mal schlecht aus, mit ihren zerzausten Haaren und ihrer roten Triefnase. Ich glaube, die ist ein bisschen erkältet. Und das in Florida! Auf jeden Fall hört sie sich an wie eine Österreicherin. Ok, der Akzent ist hässlich, aber das Gesicht gar nicht so schlecht.  Für eine Deutsche…

„So schlecht sieht die doch gar nicht aus.“

„Ich hasse die aber…“

„Die hat einen komischen Akzent.“

Aber sonst sieht sie aus, als könnte man mit ihr Spaß haben. Vielleicht hat sie zu viel Teppich…und sich dabei erkältet. Obwohl: Heute stimmt das mit dem Teppich ja gar nicht mehr. Die sind ja heute alle rasiert. Depiliert. Gewaxt.

„Lass die in Ruhe, die ist krank. Die Arme! In Florida! Boah, krass! In Florida wird die krank!“

„Die ist soooo zickig!“

„Nicht, dass die noch den Bachelor ansteckt.“

Und der das ganze restliche Haus. Dann liegen die alle krank im Bett. War eigentlich schon mal ein Bachelor krank?

Dann erlöst mich die Werbung.

„Hey, Werbung!“ sage ich erleichtert. „Kann ich kurz mal umschalten? Aufs Zweite? „Mal sehen, ob XY noch läuft...“

Fußball schlag ich ihr erst gar nicht vor. In der Werbepause des Bachelors wird eine alte Frau in ihrem Haus überfallen und mit Tape gefesselt.

„Geil! Die kleben der das Tape über Mund und Augen! Krass! Guck dir das mal an.“

Ach ne, das ist die zweite Pause. In der ersten Werbepause klaut ein selbst nicht mehr allzu junger Mann einer alten Oma unter einem Vorwand ihre Ersparnisse aus dem Portemonnaie. Noch geiler!

Der Moderator nennt das Verbrechen „widerwärtig“. Geil!

Und schon geht es weiter. Schon labert schon wieder eins der Mädels schlecht über eine Mitkandidatin. Geil.

Heute lassen die sich alle über die eine aus, diese Blonde, die dem Bachelor im Wasser einfach nicht vom Rücken weichen wollte. Die „Klette“. So nennen die sie und ich denke nur: Ob der ihre warme Muschi gespürt hat, als sie ihm auf dem Rücken klebte. Oder ihre Titten. Ihre Haut. Ihre feuchte Muschi. Scheiße, ich brauche eine Frau. Entweder ich suche mir eine Frau oder ich werde schwul.

„Die ist voll hübsch!“ sagt María zur Abwechslung. Zur Abwechslung mal was Positives. Ich finde die eigentlich gar nicht so hübsch, aber ich halte die Klappe. Das ist so eine Braunhaarige mit einem ganz dünnen Gesicht und leichtem Kraushaar. Die sieht leicht ausländisch. Wie so eine Marokkanerin oder so. Aber die hat komische Augenbrauen. Die sind so komisch gebogen, zerzaust. Boah, ich bin aber auch ein Augenbrauenfetischist.

Sie redet – wie sollte es anders sein – über die Klette. So unbeliebt wie die sich gerade macht, wünsch ich der fast schon wieder, dass sie gewinnt. Dass sie mit dem Bachelor zusammenkommt und mit ihm ein Kind macht, das er nie verlässt.

„Die ist voll hübsch.“

Scheiße.

„Findest du die echt hübsch? Die sieht aus wie ein Rhesusaffe…wie sehen eigentlich Rhesusaffen aus. Egal. Auf jeden Fall sieht die aus wie ein Äffchen. Ein kleines, nicht allzu süßes Äffchen.“

Ich gebe Rhesusaffe auf Google ein, gucke mir die Bilder an. Das sind so weißlich-braun-graue Äffchen. Passt nicht ganz, aber egal.

Und dann kommt die Beste, die von meiner Tochter – genau wie von allen anderen Bewohnern des Hauses – nur abfällig die „Klette“ genannt wird. Die Klette ist so eine Blondine, die, anders als die anderen, leicht dicklich (zumindest im Gesicht) rüberkommt und mich irgendwie an meine Schwester erinnert. Meine Schwester in jungen Jahren. Blond, nicht ganz so hübsch, nicht ganz so perfekt, nicht ganz so gut gebaut. Eine Durchschnittsfrau eben (Tschuldigung, Schwester, du natürlich nicht. Du bist leicht über dem Durchschnitt. Du warst leicht über dem Durchschnitt. Damals. Damals waren wir alle leicht über dem Durchschnitt. Das waren noch Zeiten!)

Aber irgendwie stört mich das, dass die die alle „Klette“ nennen. Das ist nicht nett. Und dabei wollen die doch alle so zivilisiert rüberkommen. Über Liebe reden und sie nicht machen. Über Sex reden und nicht ficken. Über Exen reden und sie verstehen. Kinderfreundlich sein, aber Kinder nicht mögen. Sie wissen schon, was ich meine. Das stört mich mit der Klette. Was ist denn bitte an Kletten so schlimm?!

„Was ist denn an Kletten so schlimm?!“

Bei denen weiß man wenigstens, dass sie einen lieben. Dass sie Gefühle für einen haben. Was an sich schon selten genug ist in Deutschland. Bei deutschen Menschen. Ich bin auch eine „Klette“ gewesen.

„Die ist so eine Klette“, legt meine Tochter nach.

Sie sagt ja nicht viel, aber das, was sie sagt, das sitzt. Garantiert. Garantiert unter der Gürtellinie. Das passt sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge.

„Boah, die ist so eine Klette!“

Schon wieder. Sie hört ja gar nicht mehr auf. Das scheint sie echt zu stören. Ob das wegen mir ist? Bin ich auch eine Klette? Etwa auch mit ihr? Und nicht nur mit ihrer Mutter? Sagt sie das deswegen so oft und mit so einer diebischen Freude.

„Ich find die geil“, kontere ich.

Wir Kletten müssen schließlich zusammenhalten!


„Die hat wenigstens Feuer im Arsch!“

„Ja, klar…“

„Ja, echt. Guck mal, wie die guckt. Wie die in die Kamera guckt. Geil! Guck dir die Augen an.“

Und tatsächlich: Die Klette guckt in die Kamera, als hätte sie gerade einen Geist gesehen. Als ginge es beim Bachelor um Leben und Tod… Als hätte sie ein Messer hinter dem Rücken und Angst, dass jemand es entdeckt…

„Guck dir mal die Augen an!“

„Die hat Glupschaugen.“

„Du auch!“

„Nicht so wie du. Du hast richtige Glupschaugen!“

„Die hast du von mir, von wem sonst?!“

Deine Mutter hat ganz klein Schweinsäuglein.

Außerdem kann ich da nichts dafür, weißt du?! Wahrscheinlich hat sie sogar Recht. Wahrscheinlich starre ich die Leute genauso an, wie die in die Kamera starrt. Oder noch schlimmer. Aber was kann ich schon dafür. Es gab schon Frauen, die mochten das. Wie Conchita, zum Beispiel. Ich weiß noch, wie sie damals in Schottland zu mir gesagt hat: „Das einzig Gute an dir sind deine Augen.“ Was für ein Kompliment! Ich wusste auch nicht, ob ich weinen oder lachen sollte.

„Die Psychotante,“ sagt sie.

„Die hat so geile Augen!“ kontere ich.


„Die sieht aus, als würde die Geister sehen. Wie die in die Kamera guckt.“


„Die guckt in die Kamera als wären da Geister. Geil!“

Ich freue mich auch.

María lacht. Wenigstens hat sie bei mir was zu lachen. Nicht wie bei ihrer Mutter in der WG.

Ich weiß nicht, ob das genügt, um darauf ein Leben aufzubauen, aber immerhin…

Das ist doch schon mal etwas. Ein schöner Abend mit meiner Tochter. Tochter und Frau wäre zwar besser, aber immerhin…

Ein bisschen lachen, in diesem Tal der Tränen, aus dem ich immer noch nicht raus bin. Das Gefühl der Zuneigung, der Zugehörigkeit. Bei wem? Bei dir oder bei deiner Tochter?

„Boah, ich würde da durchdrehen…

…bei den ganzen Zicken.“

„Ist da schon mal jemand durchgedreht? So richtig ausgeflippt?“ So wie ich, vor noch nicht so allzu langer Zeit. „Vor laufender Kamera. Oder labern die immer nur diese gequirlte Kacke?“

Das ist kein Mann, das ist der Bachelor, denkst du. Wenn der noch nicht mal ausflippt. So wie du immer. Immer cool bleibt. Wie dein Vater.

Hat da schon mal ein Bachelor mit denen geschlafen? willst du fragen, sagst aber nichts. Eine nach der anderen durchgenudelt. Bis er die Richtige gef….

…gefunden hatte? Oder zumindest alle ausprobiert hatte.

Das würde ich gerne mal wissen.

Fast frage ich es sogar. Aber das geht dann doch zu weit.

Die Richtige? Die, die alle Löcher benutzt. Alle 18 Löcher ihres Golfplatzes. Wie, meinst du etwa auch die anderen?

„…oder ist da etwa schon mal einer abgehauen…? Hat die Frauen verlassen…“

Nicht wie Nadine mich.

„…hatte einfach keinen Bock mehr…“

„…mit den ganzen Weibern da rumzuhängen…“

Sie sagt nichts. Dafür ich umso mehr:

„Da würd ich schwul werden…“

„…so viele Frauen und du kannst nur labern…“

„…und vielleicht das eine oder andere neckische Spielchen einbauen…“

Boah, müssen die abends einen Druck haben. Da karrt RTL bestimmt Männer heran, damit da keine Revolution ausbricht. Bei der Hitze… Auf dem Bildschirm ist die Skyline einer Großstadt zu sehen. Das ist doch…Miami, glaub ich.

„Hey, die sind in Florida!“

„Nein, Südafrika.“

„Das ist Florida. Bei meiner Schwester. In Miami. Da gibt’s Haie…“

„…und meine Schwester ist einer davon…“

Wieder erscheint die „Klette“ auf dem Bildschirm. Mit ihren Kuhaugen starrt sie wie gebannt in die Kamera. Wie der Hase vor der Schlange. Oder wie auch immer das heißt. Und wie auf Kommando regt sich María schon wieder über sie auf. Über sonst nichts, aber über die schon…

„Boah“, sagt sie abfällig.

Boah, reg dich nicht auf! Dein Vater ist auch eine Klette. Sei lieber froh darüber. Sonst wär er schon lange weg. Wie der Bachelor. In Florida.

„Was ist eigentlich mit dem Kind von dem? Mit dem seiner Tochter?“ frage ich wieder.

„Das hat mal eine gefragt, mit dem Kind.“

„Und die hat er dann direkt rausgeschmissen, oder was?!“

„Nein, de hat gesagt „Du hast Kinder!“
„Ich auch. Die war wenigstens ehrlich.“ Ich bin wenigstens ehrlich, Arschloch!

María sagt nichts.

„Ist doch auch egal, ob der ein Kind hat oder nicht. Oder nicht?“

„Kann den Frauen doch egal sein.“

Oder nicht?!

„Ich hab auch nen Kind…und wenn ich ne Frau hätte, ne Neue, dann könnte das der doch egal sein…“


„…ist doch schön, eine Tochter zu haben.“

Sonst wär ich jetzt ganz allein. Ganz allein in Cádiz oder in Miami!

Hey, ich könnte da auch mitmachen. Eigentlich. Wenn ich ein bisschen abnehme… Das wär doch mal was: Der Normalo-Bachelor mit den Normalo-Muskeln, dem Hamsterpenis und den Haaren auf der Brust. Und dem Rücken (kein Wunder, dass Nadine mich verlassen hat). Das wär doch mal was. Mit Normalo-Frauen. Die wären auch besser als diese gebrutzelten Plastikfrauen, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben als sich in der Sonne zu rekeln, bis der Bachelor sie vom Grill holt.

Das wär allemal besser.

Und ich bin jetzt auch Single! Geil! Ich hab auch ne Tochter. Und bin stolz drauf. Wie schön sie ist. Wie intelligent.

…dass sie mich immer wieder mit ihrem Schweigen in die Tasche steckt. Wie ihren Taschenvater.

Man müsste denen natürlich noch erklären, warum ich so jung (aussehend) schon eine 17-jährge Tochter habe, aber die sind ja alle erwachsen. Die wissen das schon, wie das geht. Wie das so geht, im Leben. Wie schnell. Besonders, wenn das Normalo-Frauen wären.

„Boah, das kann ich mir gar nicht angucken, wie die da liegen. Wie Tiere. Den ganzen Tag, Wie Insekten. Schrecklich!“ sage ich.


Ich entwickle langsam echt eine Bachelor-Allergie. Ich weiß gar nicht, wer schlimmer ist: der oder die Alten?

„Da fehlt echt die Farbe, da fehlen echt die Ausländer.“

„Echt jetzt!“ sagt sie zustimmend.

„So ne Chinesin…oder eine Afrikanerin…“

Eine Latina. Nein, bitte nicht!

„Da fehlt was! Die sind alle zu deutsch!“

„Echt!“

Willst du nicht mitmachen? Nein, du bist zu jung. Du würdest die ganz locker flockig mal eben so ein bisschen emotional erpressen und den Bachelor um den kleinen Finger wickeln. Ohne – wie dein Vater – eine Klette zu sein, zu einer Klette zu werden.

„Ich find die gut, die Klette. Die soll gewinnen.“

„Nein, bitte nicht!“

„Doch. Sonst läuft die noch Amok und bringt die alle um. Mit einem Küchenmesser! So, wie die guckt…“

Sie lacht.

Wenigstens lacht sie. Wenn ich schon nichts zu lachen habe. Wenigstens lacht sie über mich. Ihre Mutter nicht. Doch. Über mich! Höhnisch. Das gilt nicht! Vielleicht auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge…

Du glaubst auch noch an den Weihnachtsmann.

…während der Neue sie in den Arsch fickt…lacht und weint sie vor Schmerzen. Während ich hier ihre Tochter bespaße.

the tears of a clown