Sonntag, 25. Juni 2017

Nur ein feuchter Traum?


















Deine Tochter ist schon weg, schon auf dem Weg zur Schule, da kommt sie aus ihrem Zimmer. Gestern hast du sie nicht gesehen, weil du schon am Schlafen warst. Weil sie erst um ein Uhr nach Hause gekommen sind. Sie hat also hier übernachtet… Wie lange hast du sie nicht mehr gesehen? Seit drei, vier Jahren, glaub ich…wenn nicht sogar noch mehr. Wie alt ist sie jetzt…? Bestimmt schon um die 19, 20 (die war damals ein bisschen älter als deine Tochter, und die ist ja auch schon 18½).
Im ersten Moment bist du so überrascht, dass du erst mal so tust, als würdest du schlafen. Als wärst du noch nicht wach… Erst als sie an dir vorbeigegangen ist, an deinem Bett, öffnest du kurz deine Augen und spinxt ihr hinterher. Sie trägt diese kurzen, lockeren, rosafarbenen Hotpants, keine Ahnung, ob die zum Schlafen oder zum Rausgehen sind oder für beides. Auf jeden Fall sind sie geil, ihre weißen Schenkel darunter, einfach nur geil. Die ist aber auch weiß, selbst jetzt im Sommer. Das war die schon immer… Du stellst dir vor…

…wie es wäre…

Sie öffnet den Kühlschrank, guckt kurz rein, macht ihn dann wieder zu, ohne etwas rauszunehmen. So viel ist da auch nicht drin, jetzt am Donnerstag. Am Wochenende lebe ich eben nur von Luft und Liebe, haha. Nach einem Augenblick kommt sie wieder zurück, geht wieder zurück in Marías Zimmer, lässt die Tür aber offen…

Schnell schließe ich die Augen, damit sie nicht sieht, dass ich schon wach bin. Wie soll ich auch schlafen, bei dem Besuch, dem hohen Besuch…?! Kurz darauf kommt sie wieder raus, geht wieder an dir, an deinem schlafenden Körper vorbei, hat etwas in der Hand. Manövriert ihren jungen, wendigen Körper an dem Chaos aus Stühlen, Schuhen, Kartons und dem Mülleimer vorbei und geht rechts ins Bad. Schiebt die Schiebetür auf und dann wieder hinter sich zu.

Krass!

Du hörst, wie sie sich wahrscheinlich auf das Klo setzt. Denn die Schiebetür aus Glas schließt das Bad nicht komplett ab, da ist ein kleiner Spalt zwischen Wand und Tür. Und oben ein Loch, direkt über dem Klo. Einen Moment lang denkst du sogar darüber nach, aufzustehen und zu gucken, was von ihr zu sehen ist. Dann entscheidest du dich aber doch dagegen. Zu riskant. Zu offensichtlich. Bleibst liegen und hörst nach einer Weile die Spülung und dann, einen Augenblick später, die Dusche. Erst wie sich die Kunstglas-Falttür der Duschkabine gegenüber vom Klo schließt und dann wie das Wasser zu fließen beginnt. Zu spritzen. Zu sprühen. Schon krass… Das geht so eine Minute so, bis das Wasser auf einmal abgedreht wird, die Duschtür sich wieder öffnet und…

„LAAARSON…“

Zuerst ignoriere ich es noch, obwohl es laut genug ist. Aber dann beim zweiten

„LAAARSON…“

Antworte ich, extra ein bisschen verschlafen (obwohl ich schon lang nicht mehr am Schlafen bin) ganz unschuldig mit…

„Ja?“

Und dann noch ein bisschen lauter:

„JAA??“

„Hier sind keine Handtücher…“

Ich weiß

„Echt nicht? Da waren doch noch…gestern…“

Nein, hier sind keine…“

„Ok. Ich guck mal nach, ob hier noch eins ist…“

„Ok…“

Du gehst in das Zimmer deiner Tochter, denn ihr habt jetzt nur noch einen Schrank. Der alte „Familienschrank“ aus besseren Zeiten ist erstens viel zu groß für eine Person und zweitens von vielfältigen Erinnerungen so belastet, dass er wehtut. Du siehst ihre Tasche neben dem ungemachten Bett. Positive Erinnerungen kommen in dir hoch. Steigen in dir auf. Das ist dieselbe Sporttasche, die sie auch früher schon hatte… Das Zimmer riecht irgendwie anders als sonst, das ist bestimmt ihr Geruch… du nimmst erst ein, dann zwei Handtücher aus dem Schrank und gehst zum Bad. Das heißt, du stellst dich vor die Glasschiebtür, die das Bad von dem Wohnraum trennt.

„Ich hab Handtücher…“

„Gut…“, antwortet sie von unter der Dusche. Das Wasser läuft jetzt wieder. Will sie etwa…

Will sie etwa...

…dass ich da reinkomme und sie ihr in die Hand drücke, oder was?!

„Und wie machen wir das jetzt?“

Dann wird es schwammig. Durch die Milchglastür kann ich vage ihre nackten Umrisse unter der Dusche erkennen. Ich kriege einen Steifen. Scheiße…

„Ich weiß auch nicht…“

Soll ich jetzt etwa die Handtücher vor die Badezimmertür legen, mich vor die Wohnungstür in den Flur stellen oder in Marías Zimmer verstecken und die Türe schließen, bis sie sich die Handtücher geholt hat? Oder mich einfach umdrehen, so wie die das in den Filmen machen?

Aus Spaß sage ich nach kurzem, ratlosem Schweigen: „Ich kannst dir die ja reinbringen. Du kannst ja die Augen zumachen, dann siehst du mich nicht…“ Lache dabei, damit sie nicht sauer wird. Oder aus dem Bad heraus die Polizei anruft.

Was für ein Quatsch…

Aber nach einer kurzen Stille, in der ich gespannt auf eine Antwort warte, darauf von drinnen angeschrien, beleidigt zu werden, als Perversling bezeichnet zu werden…sagt sie von drinnen: „Ok…“

Hab ich das jetzt wirklich gehört? Oder bilde ich mir das nur ein? Ist das alles vielleicht nur Einbildung? Diese ganze Geschichte? Nur ein feuchter Traum? Der feuchte Traum eines mittelaltrigen Mannes… Oder noch schlimmer: nur ein *****fantasie…?



Fortsetzung folgt - diekt nachdem ich eine kalte Dusche genommen habe...